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Alt 06.05.2010, 13:03
rosch rosch ist offline
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Beiträge: 3
Standard Wie geht es nur weiter mit uns ???

Ich suche Hilfe für meinen Sohn, der vom Tod der Mutter aus der geordneten Bahn geworfen wurde.
Ich (62) bin Vater eines 12 jährigen Sohnes. Meine Frau starb im März des vergangenen Jahres im Alter von 53 Jahren nach einem 12jährigen Krebsleiden. Johann-Philipp war unser einziges gemeinsames Kind. Unser ehemals sensibler, verspielter und fröhlicher Junge kann diesen Schmerz nicht verkraften und hat sich seitdem verschlossen. Er lässt seit dem niemanden an sein Inneres, möchte nicht über die Krankheit der Mutter und den Verlust sprechen. Nur einige Monate nach dem Tod der Mutter starb auch das geliebte Baby meiner Tochter und ein Jungvogel, den er fand und pflegen wollte überlebte ebenfalls nur eine kurze Zeit…-Ich habe immer noch seinen Aufschrei im Ohr … „alle, die mit mir zu tun haben sterben... ich will auch nicht mehr leben!“ – und das mit 12 Jahren!
Mein Sohn besucht die 6. Klasse eines Musikgymnasiums. Bereits ab 2008, aber vor allem nach dem Tod der Mutter, verschlechterten sich die bislang guten schulischen Leistungen meines Sohnes und sein Verhalten deutlich. Er wurde z.B. streitbar, jähzornig und rechthaberisch gegenüber Klassenkameraden und störte mit seinem aufsässigen Verhalten den Unterricht. Er fertigte seine Unterrichtsmaterialien nicht mehr in der gewohnten Sorgfalt, konzentrierte sich nicht mehr im erforderlichen Maße auf ein Thema oder eine Aufgabe, stritt mit den Lehrern und wollte einfach nicht mehr lernen…. Die Lehrer, von mir rechtzeitig auf zu erwartende Verhaltensänderungen aufmerksam gemacht, waren mit der Situation überfordert. In dem halben Jahr nach dem Tod der Mutter verschlechterten sich seine schulischen Leistungen bis zur jetzigen Versetzungsgefährdung. Seinen schlechten Zensuren und den Aussprachen zur mangelnden Leistungsbereitschaft begegnete er mit Trotzreaktionen.
Einziger Ausweg schien für die Lehrer ein Besuch beim Schulpsychologen zu sein. Das Testergebnis bestätigte viele Erkenntnisse eines „Hochbegabtentests“ der Uni Rostock in der 3. Klasse. (IQ 125, rasche Auffassungsgabe, schnelles Verstehen von Zusammenhängen, ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit, Konzentrationsfähigkeit auf interessierende Themen und Aufgaben … Der Schulpsychologe empfahl eine heilpädagogische Einrichtung zur Vermittlung eines systematischen Lernens…. Da die Kosten vom Jugendamt getragen werden, stellte ich umgehend einen diesbezüglichen Antrag. Nur wenige Tage danach hatten wir einen bereits im Herbst vereinbarten Termin beim Kinderpsychologen. Der riet von der heilpädagogischen Maßnahme ab und veranlasste die umgehende Einweisung in eine Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie ab Februar 2010 (nach unserem im Februar geplanten Urlaub. Das Jugendamt informierte mich zwischenzeitlich, dass deren Gremium ebenfalls zu der Auffassung gelangte, dass mein Junge z.B. vom Druck der Schule befreit werden müsse, indem er keine Zensuren mehr erhält …. Das Amt bewilligte für 12 Monate einen Familienberater vom Verein „Kellerkinder eV“, der uns seitdem einmal in der Woche besucht.
Eine Hilfe zur Trauerbewältigung, wenige Tage nach dem Tod der Mutter beginnend, wurde nach 3 Monaten wegen Erfolglosigkeit abgebrochen, weil diese Zeit voller Veränderungen war. Wir verkauften unser Haus, bezogen eine Wohnung in einem ihm völlig fremden Wohnumfeld … Das Kind meiner Tochter verstarb, der anfangs erwähnte Vogel überlebte nur zwei Tage ….
In der vergangenen Woche wurde auch die Therapie in der Tagesklinik abgebrochen. Der Grund: Die Verweigerungshaltung meines Sohnes in Gesprächen und in der hauseigenen Schule … Die Leitung der Tagesklinik empfahl seine stationäre Aufnahme und Behandlung. Ein erstes Gespräch fand in der Kinderpsychiatrischen Klinik Röbel statt. Das Ergebnis: Mein Sohn weigerte sich, dort hin zu gehen. Und die Stationsärztin meinte, er sei vom Verlust traumatisiert / depressiv und müsse zunächst erst einmal wieder „festen Boden unter die Füße“ bekommen, seine Verlustängste sollten abgebaut und „neue Strategien zum Umgang mit den Problemen“ entwickelt werden. Eine Therapie zur Trauerbewältigung könne später erfolgen…. Im Ergebnis seiner Ablehnung einer stationären Aufnahme wurde mein Sohn nun aus der Tagesklinik entlassen und uns eine „Vater-Kind-Kur“ empfohlen….
Übereinstimmend rieten mir die aufgesuchten Psychologen, meinen Jungen auf dem gymnasialen Weg zu belassen, da ich durch eine künftige „Unterforderung“ ähnliche Probleme wie die Jetzigen erwarten könne. Jedoch empfehlen das Gymnasium und die Tagesklinik-Schule den sofortigen Wechsel in eine Schule für verhaltensauffällige Kinder, um die 6. Klasse erneut zu durchlaufen…. Diese Empfehlung habe ich nach reiflicher Überlegung und Information abgelehnt. Einen für mich akzeptablen Kompromiss sehe ich in der Wiederholung der 6. Klasse in einer sogenannten „Projektklasse“ dieser Schule, die in einer „normalen“ Schule angesiedelt ist, die meinem Sohn die Möglichkeit bietet, den Weg bis zur 12. Klasse an dieser Schule zu gehen. An der Lösung dieser Problematik arbeite ich.
Gestern informierte mich seine ehemalige Klassenleiterin über die erwogene Möglichkeit, eventuell mit begrenzter Stundenanzahl die 6. Klasse am Gymnasium zu beenden … Auch diese Lösung erscheint mir besser als der Besuch einer speziellen Schule für Verhaltensauffällige …
Seit vergangenen Montag ist mein Sohn krankgeschrieben. (Schulpflicht / ungeklärte o.g. Situation bis ich eine Lösung gefunden habe)
Meine Anfrage bei der „Kur + Reha GmbH des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes des BW“, von der ich im Auftrage der Tagesklinik Antragsunterlagen erhielt, wurde mir eröffnet, dass es für diesen speziellen Fall (Kind muss behandelt werden – Vater Begleitperson) keine Angebote gibt. Daraufhin habe ich mit der Krankenkasse meines Sohnes Verbindung aufgenommen, um eine solche Möglichkeit zu klären und erwarte deren Rückinformation …
Mein Sohn erlebte die Krankheit der Mutter bis zum letzten Tag mit (ich pflegte sie zu hause in den letzten Monaten), war jedoch durch uns nicht darüber informiert, dass sie sterben würde. Das wussten nur die 27, 30, und 33 Jahre alten Geschwister – und auch sie erfuhren es erst im Dezember… Ich mache mir große Sorgen um die weitere Entwicklung meines Jungen. Sein gegenwärtiges Verhalten würde ich wie folgt beschreiben: keine Leistungs- bzw. Anstrengungsbereitschaft, depressiv, ängstlich, mutlos, in sich gekehrt, ohne Interessen, benötigt viel Hinwendung und meine körperliche Nähe. Stark schwankende Emotionen von äußerst sensibel bis zum aggressiven Verhalten, leicht erregbar, zur Selbststeuerung unfähig.
Mir liegt auch eine homeopatische Empfehlung vor: Ignatia D12 Glob in Ergänzung mit Natrium muriaticum C200 Glob. Hat jemand damit Erfahrungen?
Welche weiteren Schritte kann / sollte / muss ich gehen, um ihm zu helfen ?
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