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  #16  
Alt 05.11.2008, 09:35
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elli1962 elli1962 ist offline
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Standard AW: Wiedersehen Mama

Nach 2 1/2 Wochen war dein Geburtstag, 30 April. Heute wollten wir dich wieder ins Wohnzimmer verfrachten. Wir haben die dort ein Bett aus dem Sofa gebaut. Du hast dich so gefreut. Ab heute habe wir dich wieder jeden Tag mit dem Rollator ins Wohnzimmer gefahren. Du hast wieder mehr Interesse am Leben gezeigt, wieder mal Fernseh geschaut und dich zum Essen aufgesetzt. Aber deine Schmerzen im Bauch wurden mehr,obwohl ich zu diesem Zeitpunkt noch immer glaubte, es sei von dem Narbengewebe im Bauch. Also immer öfter Schmerzmittel, dein Appetit kam nicht wieder, im Gegenteil, du mußtest immer wieder erbrechen. Alle Versuche dich zum Essen zu bewegen scheiterten. Das einzigste was du gegessen hast, war Haferschleim, du bist so stark abgemagert, dass der HA dich ins KH einweisen wollte.Ich werde nie vergessen, als du sagtest: Was soll ich denn noch hier, ich bin alt und habe Krebs,lieber Gott erlöse mich. Auch zu diesem Zeitpunkt war mir das Ausmaß dieser Krankheit nich bewußt. Ich war immer noch voller Hoffnung, wir bräuchten dich nur zu stärken für die Palliativ-Chemo und wir können noch ein paar Jahre zusammen erleben.
Ich habe dir Blumen mitgebracht, deine Reaktion: die sind aber schön,hättest du sie aber für mein Grab kaufen sollen
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Meine Mama

+15.06.2008

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  #17  
Alt 02.12.2008, 09:57
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elli1962 elli1962 ist offline
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Standard AW: Wiedersehen Mama

Am 03.06. wurdest du ins KKH gebracht, ich sehe heute noch deine Augen, die vor Freude strahlten, als du mich gesehen hast.
Im Aufnahmebereich war Frau Dr.H. Sie ist so erschrocken, als sie deinen schlechten Zustand sah.Lt.Plan wärst du heute nur zur ambulanten Sprechstunde angemeldet.Sie gab dir gleich eine Infusionslösung und dann ab zu den ganzen Untersuchungen. Blutentnahme, Röntgen und Ultraschall. Beim Ultraschall durfte ich mitgehen. Es herschte dort unglaubliche Stille.Keiner der Ärzte sagte während der Untersuchung ein Wort, und ich traute mich nicht zu fragen.
Danach ab auf die onkologische Abteilung, obwohl ich "geistig" gewappnet war, war es ein Schock für mich. In diesem Zimmer lagen 2 Frauen voller Schläuche und Infusionen, ohne Haare und zum Teil sehr gelb am ganzen Körper.Da war mir klar, dass du keine Chemo machen wirst.Leider habe ich an diesem Nachmittag keinen Arzt mehr gesehen.
Am Mittwoch erwischte ich einen ganz jungen Arzt, und fragte ihn nach den Befunden. Er stammelte irgendwas von "nichts neues" Hä? Sind nun Metas in der Leber oder Lunge? Keine Antwort, und weg war er. Super, genauso schlau wie vorher.Es war nur geplant, dir künstliche Zusatz-ernährung zu geben.
Am Donnerstag mittag kam ich ins Zimmer und war geschockt. Du bist im Bett gesessen, mit dem Tablett und hast versucht zu essen. Du warst total nass geschwitzt. Auf meine Frage was denn los ist, hast du gesagt, du hättest so starke Schmerzen im Bein. Die Ärzte hätten gesagt, irgendetwas in der Leiste ist verstopft. Ich schlug die Decke zurück, und sah, dass dein linkes Bein ganz blau war.Ich rief die Schwester, die meinte, es wäre bekannt, und es ist z.Zeit kein Arzt auf der Station, alle beim Essen. Na gut, die müssen ja auch mal essen, aber kann man einen Patienten mit dieser Diagnose (Verstopfung und Schmerzen) einfach im Bett liegen lassen?
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+15.06.2008

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  #18  
Alt 08.12.2008, 10:53
tochtermama tochtermama ist offline
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Standard AW: Wiedersehen Mama

Es ist so furchtbar. Warum ist die Krankenversorgung nur so unendlich unzureichend? Das Gesundheitssystem bewirkt, dass sich die Patienten quälen müssen, nur weil keiner genug Zeit hat. Ich fühle mit dir. Danke für deine Zeilen, es hilft mir, mich zu erinnern, was ich alles in die unterste Schublade gepackt habe.
Alles Liebe
tochtermama
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  #19  
Alt 16.12.2008, 11:23
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Standard AW: Wiedersehen Mama

Ich ließ nicht locker und nervte die Schwester, dass ich so bald wie möglich einen Arzt sprechen will.Nach etwa einer Stunde!!!! wurde ich ins Arztzimmer geholt. Eine junge Ärztin erklärte mir, dass der behandende Arzt meiner Mama heute nicht da sei, und sie auch nichts genaues wüßte.Hallooooo, sie hat eine Verstopfung in der Leiste und starke Schmerzen. Darauf hat sie mir gesagt, dass Mama evtl. am Bein operiert werden muß. Da ich aber genau wußte, dass Mama nie mehr in den OP wollte, brach bei mir der Damm. Tränen überströmt sagte ich ihr das. Sie darauf ganz cool: Ja, dann wird sie daran versterben. Das kann doch nicht wahr sein, ich glaubte bis dato, wir hätten mit Palliativ-Chemo noch ein paar Jährchen. Darauf die Onkologin," wir sprechen hier nicht von ein paar Jährchen, sondern evtl. Wochen". Sie erkannte, dass ich hoffnungslos überfordert war, und wollte noch mal mit Mama reden.

Sie kam zurück und sagte mit einem Ton(so etwa, was ich mich eigendlich so aufrege) Mama hätte eingewilligt, und eine Gefäßschirurgin sei unterwegs zu ihr.

Sie hätte nun noch zu arbeiten, und ich solle draußen warten, oder zu Mama gehen.
So wie ich im Moment drauf war??? Total verweint und verzweifelt????
Ich weiß, Onkologen sind oft knallhart, aber ein wenig Zuspruch hätte ich doch erwartet.
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Meine Mama

+15.06.2008

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  #20  
Alt 12.01.2009, 09:38
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Standard AW: Wiedersehen Mama

Die Gefäßchirurgin veranlaßte sofort ein duplexsono und angiographische Untersuchung.
Ca 1 Stunde später warst du im OP. Es wurde eine transfem.Thrombektomie der Beingefäße durchgeführt.Zuerst warst du beschwerdefrei, doch am nächsten Morgen hattest du wieder diese Schmerzen im Bein. Als ich dich besuchen wollte, warst du schon wieder im OP.Hört das nie auf?? Diesmal wurde ein transpopliteale Thrombektomie der Unterschenkel gemacht.
Und wieder waren wir auf der Wachstation,angeschlossen an alle möglichen Geräten. Der Alptraum begann von vorne.

Am Samstag,07.06.08 als ich dich besuchte,war gerade Essenszeit, und ich sah mit Freude, wie du gegessen hast. Dennoch war dein rechtes Bein blau und kalt.Du warst sehr erschöpft und ich ging mit dem Versprechen, später nochmal zu kommen.

Spätnachmittags war Papa auch bei dir, und du hattest Appetit auf ein Bier!!!! Ich glaubte es nicht, ich brachte dir noch ein paar Chips zum Bier.
Leider warst du schon sehr schwach, dass dir das Glas mit dem Bier aus der Hand geruscht ist. Einen winzig kleinen Rausch hattes du auch, und warst somit auch sehr müde, dass Papa und ich nachhause fuhren.

Der nächste Tag. Sonntag 08.06.08.

Schock, dein Zustand war miserabel, wieder hattest du diese Magensonde in der Nase. Die Schwester sagte, du hast das Bier und alles andere wieder erbrochen. Du warst kaum ansprechbar, und bekamst die erste Dosis Morphin.
Der Krankengymnast T. wollte dich etwas bewegen, weil auch die Atmung sehr verschleimt war. 2x haben die Ärzte dich schon absaugen müssen.
Als T. dich berührt hat, hast du geschrien vor Schmerzen.Es war so schlimm für mich, dich mit diesen Schmerzen zu sehen.Ich saß nur da und hielt deine Hand.
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+15.06.2008

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  #21  
Alt 15.03.2009, 20:27
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Standard AW: Wiedersehen Mama

Meine geliebte Mami,

heute bist du schon 9 Monate nicht mehr bei mir. Wo ist die Zeit geblieben?

Das Wissen um diese Endgültigkeit raubt mir den Verstand.
Erst heute weiß ich, was für ein sorgenloses Leben ich bisher hatte. Was waren meine Probleme damals, die für mich unüberwindbar zu scheinen, klein und unbedeutend.

Ich vermisse dich so sehr, oft sehe ich dich in meinen Träumen, aber niemand sagt mir, dass es dir wirklich gut geht.
100 % Sicherheit wird es nie geben, aber ich vertraue auf meinen Glauben und meine Seele.

Elisabeth
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+15.06.2008

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  #22  
Alt 15.06.2009, 13:56
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Standard AW: Wiedersehen Mama

Meine liebe Mami,


heute ist dein erster Todestag, unglaublich wie schnell die Zeit vergeht.
Die Erde dreht sich weiter, Sommer,Herbst,Winter und Frühling ohne Dich liegen hinter mir.


Wie habe ich es geschafft? Ich weiß es nicht.......


Kein Tag verging, ohne dass ich dich vermisst habe.Oft denke ich, ich bin noch in einem bösen Alptraum, wann wache ich endlich auf?

Mama, wo bist du?

Traurige Grüße
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+15.06.2008

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