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  #121  
Alt 24.11.2005, 21:35
Anne! Anne! ist offline
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Standard AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken

Hallo!

Auf der einen Seite betrifft es mich sehr dass es euch so schlecht geht und auf der anderen kann ich es wohl auch nachvollziehen.

Es ist richtig mal alles rauszulassen und sich echt mal "auszukotzen", aber wir alle müssen versuchen irgendwie mit unserer Situation umzugehen.
Ich weiß wie schwierig es ist und es hört sich so banal an. Als meine ma vor ca. 10 monaten operiert worden ist und ich mit dem Gedanken auseinandersetzen musste, dass die Möglichkeit besteht, dass sie diese OP nicht überleben wird, brach auch für mich eine Welt zusammen!
Ich wusste auch nicht, wie ich damit umgehen sollte und wie und ob es überhaupt weiter geht. Wir (mein Bruder) und ich musste zu den Banken um Vollmachten für die Bankkonten meiner Ma zu machen. Ich dachte, dass ist nicht wahr und du wachst jeden Moment auf und alles war nur ein Traum.

Das ganz ist jetzt ne zeit lang her und es stand in dieser zeit nicht immer gut mit meiner Ma, aber irgendwie lernt man damit umzugehen und wenn man einfach wie "eine Maschine" funktioniert!!!

Ich rege mich heut noch über Menschen auf, die sich wegen Banalitäten den Kopf zerbrechen und meinen eine Welt geht unter...
Aber mittlerweile weiß ich auch dass man die Menschen nicht ändern kann und dass ich wirklich niemanden so eine beschissene Situation wünsche, wie wir sie durchmachen müssen!
Wirklich schlimm und sehr traurig hingegen machen mich meine Freunde! Keine Frage wie es meiner Mam geht- wirklich nix...

Aber irgendwann wenn ich die Kraft habe mich mit ihnen auseinanderzusetzen werden sie sich auf was gefasst machen...
Wahre Freunde würden sich anders verhalten. Leider

Also, ganz lieb drückt euch anne

P.s:wenigstens können wir uns gegenseitig verstehen
  #122  
Alt 25.11.2005, 17:05
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Ylva Ylva ist offline
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Standard AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken

Hallo ihr Lieben,

wahre Freunde gibt es nicht - zumindest nicht in meinem Leben!Das habe ich mal gedacht & gehofft,aber ich habe mich schwer getäuscht...

Warum kommt immer noch was dazu wenns einem eh nicht gut geht?
Morgen wollte ich eine bekannte in Bad tölz besuchen,hatte mich schon riesig gefreut - geht nicht.
Heute abend ist eine Party in der Krankenpflegeschule..ich wollte wirklich hin,ich hatte es mir fest vorgenommen,kann und will mich auch nicht immer ausgrenzen..aber nein ich gehe nicht.
warum?weil ich ein schlechtes gewissen habe?! Weil ich keine lust auf fröhliche,feiernde menschen habe?
Ich weiss es nicht.

Immerhin gabs ein bisschen Schnee und ich hab einen langen Schneeritt hinter mir. Bin jetzt zwar eine Frostbeule,aber es tat gut.

Winterliche Grüße
Ylva
  #123  
Alt 26.11.2005, 22:03
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DaskleineÄnnchen DaskleineÄnnchen ist offline
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Standard AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken

Hi,
hier eine E-Mail die ich gerade meinem Bruder geschickt habe, der is nämlich seit heut im Urlaub (Clubschiff Aida)....ja ich stell sie hier rein, dann muss ich nicht nochmal alles aufschreiben:

Hallo Brudi,

gerade haben wir Papa wieder ins Max-Plank gebracht.....

Du willst sicher wissen, wie der Tag heute gelaufen ist, nachdem du weg warst!!!

Wir haben (nachdem Papa schon um neun angerufen hat, wann wir denn kommen) Papa gegen zehn abgeholt. Er ist vorne neben der Mama gesessen - was ihn sehr gefreut hat - und ich hab mich hintenreingesetzt.

Dann sind wir nach Hause gefahren und da ist der Papa erstmal rumgelaufen und hat geschaut was alles neu ist (er war sehr begeistert von deinem Kühlschrankeinbau) und dann ist er sich duschen und rasieren gegangen. Wir haben sein Bein mit einer Tüte abgedeckt, damit kein Wasser ans Knie kommt. Und dann hat er sich geduscht....er war sooooo froh und hat ewig lange im Bad gebraucht....

Dann hat Papa zusammen mit Mama Essen gemacht und auch ziemlich viel gegessen (Tabletten haben wir von einem Pfleger mitbekommen, die hat er ohne Mucken geschluckt).

Dann haben Mama und Papa ein Nickerchen gemacht - Papa ist ganz ruhig liegengeblieben und hat ein bißchen geschlafen....und dann: Papa ist früher aufgestanden und hat noch ein paar Sachen wg der Steuer gemacht....als ich ins Wohnzimmer rüberbin, stand Papa ganz gschaftlig rum und hat Unterlagen sortiert....ist das nicht unglaublich?

Dann gabs Kaffee und Kuchen (dein Kuchen wohlgemerkt...also der italienische), Papa hat gut reingehaun.

Dann sind wir dagesessen und haben uns unterhalten....Papa wollte nicht fernschauen...er wollte jede Sekunde zuhause mit Mama und mir nutzen.....

Dann gabs Abendessen und wir haben doch noch ferngesehen. In der letzten Pause von Wer wird Millionär sind wir dann gefahren und waren um halb zehn im Max-Plank!!!

Und jetzt das tollste: Papa war zu 80 % der Alte!!! Er hat viel geredet (nicht so komisches, wirres Zeug wie sonst) und sich für alles (außer Oma) interessiert. Aber am Ende war er wieder sehr hibbelig, wollte nicht so gerne zurück.....da war er etwas stressig....und er will unbedingt dass wir morgen ganz früh kommen.

Aber wie du dir vorstellen kannst, sind Mama und ich so geschafft, dass wir gerne mal eine Verschnaufpause hätten.

Achja, Oma war am Telefon wieder schlimm, sie wollte unbedingt mit Papa telefonieren....dieser hat mir vorher aber klipp und klar gesagt, dass er nicht mit ihr reden will. Aber aufgrund des Telefonats mit Oma, hat er sie danach dann doch nochmal angerufen.....es hat ihn aber verdammt viel überwindung gekostet.....

Ja, der Tag war irgendwie gut....wenn er auch sehr anstrengend war....morgen wollen wir mit Papa Essen gehen und auf den Christkindlmarkt....Oma müssen wir vorher noch besuchen.....

Gut, also das war nun mein Bericht...ich hoffe es geht dir gut und du geniéßt deinen verdienten Urlaub!!!!!

Viele Grüße auch an Sandra!

ich werde dir öfters schreiben, wie es hier so läuft.....kannst mir ja mal auch zurückschreiben....

Halt die Ohren steif, mein großer Brudi!!!

Es grüßt dich, dein Schwesterchen und deine alte Mutter!!!!
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  #124  
Alt 26.11.2005, 22:11
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DaskleineÄnnchen DaskleineÄnnchen ist offline
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Standard AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken

Hi Mona (Ylva),
ich denke irgendwie schon, dass es wahre Freunde gibt....auch wenn es bei mir momentan in Sachen Freunde auch etwas düster aussieht....aber ich glaube, dass es wirklich nur hilflosigkeit ist....die Angst unserer Freunde, etwas falsches zu sagen....wenn sie überhaupt wissen was sie sagen sollen...verstehst du...
Meine beste Freundin, war früher eigentlich immer für mich da, ich konnte sie zu jeder Tages und Nachtzeit anrufen....
Ich vermisse seit der Nachricht, dass mein Vater Krebs hat, seit wir wissen, dass er Depressionen hat, vieles was ich mir von ihr wünschen würde....
Aber was soll man da schon machen...im Grunde weiß ich, dass sie meine beste Freundin ist und immer bleiben wird....
Anna
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  #125  
Alt 27.11.2005, 01:08
Laura5555 Laura5555 ist offline
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Standard AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken

Anna, ich freu mich sehr, daß es Deinem Papa heute so gut ging. Darf er denn jetzt schön öfter zwischendurch nach Hause? Vielleicht muß man sich solche "guten" Tage immer wieder in Erinnerung rufen, wenn wieder ein schlechter Tag kommt, damit man eher daran glauben kann, daß es auch wieder besser werden kann. Ich kann das ja selbst so gut wie nie und es fällt mir so schwer, mit diesem ständigen Wechselbad umzugehen.

Ich wollte euch auch noch etwas zu den "normalen Famlien" und den Freunden schreiben. Ich finde es auch immer ganz schlimm, in der Stadt oder im Fernsehen "normale" Familien zu sehen, das macht mich immer ganz traurig. Warum können wir noch auch eine ganz normale Familie sein? Wenn mit dem Bus fahre, beobachte ich immer die Leute. Dann denke ich oft, daß ich auch so normal erscheine, wie alle anderen um mich herum, aber bei mir ist alles nur Fassade und keiner weiß, wie es wirklich ist. Wenn ich mal abends weggehe, ist es genauso wie bei Euch. Ich habe schon vorher keine Lust auf die fröhlichen Gesichter und die ausgelassene Stimmung der anderen und muß mich zwingen, überhaupt mitzukommen. Damit ich den anderen nicht die Laune verderbe, trinke ich viel Alkohol, damit ich es überstehe und lache und tanze und dabei zerreißt es mich innerlich, mich so zu verstellen, und ich könnte schreien. Und nach so einem Abend werde ich dann gefragt: "Dir geht es heute aber mal richtig gut, oder? Siehst Du, war doch gut, daß Du mitgekommen bist." Und dann gehe ich nach Hause und kann nur noch weinen und denke mir, warum tu ich mir das an, das nächste Mal bleibe ich gleich zu Hause. Ich denke so oft, daß ich nicht mehr in die Welt meiner Freundinnen gehöre, weil wir eigentlich nichts mehr gemeinsam haben. Sie sagen dann immer, daß das Quatsch ist, aber ich weiß trotzdem, daß es so ist. Mein Leben ist so ganz anders als das meiner Freunde. Ich sollte längst meine eigene Wohnung haben, meinen Tagesablauf danach planen, was ICH will, ausgehen, Männer kennenlernen, einfach Spaß haben und das Leben genießen, schließlich sind das doch "die besten Jahre meines Lebens"... haha!!! Und stattdessen sitze ich jeden Abend zu Hause und grüble und finde keine Antwort. Kennt ihr das auch, daß es euch manchmal richtig unangenehm ist, aufzufallen? Ich hole ganz oft für meine Mama Medikamente in der Apotheke und während alle um mich herum Aspirin, Nasenspray und Hustensaft kaufen, bestelle ich Mistel, Thymus, Wobenzym und Selen und Aufbaupräparate und die Apothekerin fragt dann, ob das zur Tumorzellenbekämpfung ist und erklärt mir in aller Ausführlichkeit (auch für alle anderen) die Dosierungen und dabei würde ich auch so gerne einfach nur Hustensaft kaufen. Es gibt so viele Beispiele, in denen ich mich immer so anders fühle, als alle um mich herum. Mit meiner besten Freundin ist es auch sehr ähnlich. Ich weiß schon, daß sie immer noch meine beste Freundin ist und hoffenlich auch bleiben wird, aber trotzdem ist irgendwie seit dem Tag, an dem meine Mama wieder ins Krankenhaus mußte, alles ganz anders geworden. Davor haben wir auch jeden Tag stundenlang telefoniert und über alles mögliche gequatscht. Ich denke schon, daß es bei ihr auch viel Unsicherheit ist und daß sie nicht weiß, wie sie mit mir umgehen soll. Auf der anderen Seite habe ich selbst auch nur noch sehr wenig Lust, überhaupt zu telefonieren, weil ich kaum Zeit habe und nur noch meine Ruhe haben möchte und auch keine lustigen Geschichten über meinen Alltag mehr erzählen kann. Dadurch habe ich einfach das Gefühl, daß wir nicht mehr viel gemeinsam haben, weil ich seit Wochen nicht mehr am normalen Leben teilnehme. Ach, es ist alles so kompliziert. Sicher weiß ich, daß ich mich daran gewöhnen muß, daß mein Leben eben so ist, wie es ist, aber es fällt mir einfach so verdammt schwer und ich würde mir so sehr einfach nur ein bißchen Normalität wünschen.

Wünsche euch eine gute Nacht!

seid gedrückt von Laura.
  #126  
Alt 27.11.2005, 09:38
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DaskleineÄnnchen DaskleineÄnnchen ist offline
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Standard AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken

Ach Laura...
du drückst das aus, was ich mir jeden Tag denke.....
Ich weiß nicht wie ich in Zukunft mein Leben auf die Reihe kriegen soll.....mein Studium, mein Job, meine Freunde, mein Leben.....Ich hab keinen Freund und kann mir auch gar nicht vorstellen einen zu haben....wie soll ich denn Zeit für einen Freund haben, wenn ich nichtmal Zeit für mich habe?
Aber ich hab so Angst, dass ich nie eine eigene Familie haben werde....Wie soll ich jemanden kennenlernen, wenn ich nie rausgehe, wenn ich innerlich nur am heulen bin?
Mich ruft keiner meiner Freunde mehr an...früher bin ich nur am Telefon gehangen...aber das ist seit drei Monaten verstummt.....
Muss jetzt auch wieder aufhören muss mein Kostüm "Anna geht es gut und Anna ist ein starker Mensch" anziehen, weil ich jetzt zu meiner Oma muss und wir dann meinen Vater abholen!!!
Hurra, wenn ich ins Bett gehe darf ich das Kostüm "Anna gehts beschissen, Anna weiß nicht mehr weiter!" anziehen und ICH sein!!!!
Bin froh dass es euch gibt!!!!
Achja, woher kommt ihr eigentlich alle? Ich bin aus München!
Anna
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  #127  
Alt 27.11.2005, 09:48
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DaskleineÄnnchen DaskleineÄnnchen ist offline
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Standard AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken

Achja...muss noch was sagen.....
Das was du geschrieben hast, Laura...das was die Freunde sagen so von wegen: "Ach dir gehts doch gut...is doch gut dass du mitgekommen bist!"...dass kenne ich auch und ich reagiere genauso wie du...
Am liebsten würde ich mir ein Schild um den Hals hängen wo drauf steht:
"Achtung!!!Ich sehe zwar fröhlich aus, bin es aber ÜBERHAUPT NICHT!!!!Und, nein es geht mir nicht gut! Und, ja, mein Vater ist immer noch krank!!!"
Ich würde meinen Freunden so gerne sagen, wie schlecht es mir geht, aber dann würde ich ja bloß stören und die anderen würden sich vielleicht denken "MEnsch kann die denn nicht einmal positiv sein!"!!!
Es ist schlimm.....
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  #128  
Alt 27.11.2005, 10:04
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Ylva Ylva ist offline
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Standard AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken

Hallo ihr ;

Liebe Anna,
das freut mich sehr das der Tag mit deinem Vater zuhause so schön verlief.
ich glaube deinem Vater und auch euch tut diese Normalität sehr gut!
Ich drück die Daumen das es weiterhin so gut klappt !!
Ich denke viel an dich & hoffe wir sehen uns mal wieder im icq (gestern warn das alles ein bisschen chaotisch weil mein pc neu gemacht wurde)
Bin gespannt wie es auf dem Christkindlmarkt war und was du noch gemacht hast.

Heile Familie,heile Welt,alle sind glücklich.
So ist das schon lange nicht mehr bei uns,natürlich frage ich mich warum es ausgerechnet uns getroffen hat - auch wenn das total dumm von mir ist.
ich frage mich auch wie das weitergehen soll,was noch kommt..und dann steht schon die vorweihnachtszeit,weihnachten und silvester an.
sonst immer wirklich schön,fröhlich,locker,ausgelassen.
mittlerweile traurig,die frage im raum stehend wie oft wir noch zusammen feiern werden.einfach das ganze drum herum ist nicht mehr das was es mal war. mir tut es einfach nur noch weh. diese bemühte zwanghafte fröhlich und feierlichkeit,weil sich niemand eingestehen will,dass alles nur show ist.
dann noch die freundin meines bruders,die jetzt bei uns eingezogen ist mit der ich absolut nicht klar komme,die ich als störfaktor ansehe - ja klingt fies aber jetzt wo schon so ein chaos in unserer familie herrscht finde ich es absolut überflüssig das sie hier wohnt - zumal wir eine kleine wohnung haben,wenig platz. weihnachten mit ihr feiern. nie mehr ungestört mit mama,papa und bruder. ich komm damit einfach nicht klar. sie behandelt mich als sei ich NICHTS und mit meiner mutter redet sie als sei es ihre eigene und manchmal noch schlimmer,denn dann ist sie unglaublich biestig zu ihr. Und meine Mutter nimmt sie in Schutz...sie nimmt sie wirklich in Schutz,wäre ich aber so zu meiner Mutter wäre der ärger wieder groß!
ich hab das gefühl das alles nicht mehr auszuhalten,hab das gefühl das mein kopf platzt,dass mein leben an mir vorbeizieht,wie ein film und ich nichts machen kann.nichts.
ich will so nicht leben - aber wie kann ich es ändern?
Ich bin unzufrieden und depressiv,verletze mich wieder selbst und habe kaum einen antrieb meinen verpflichtungen nachzugehen.einzig und allein mein pferd gibt mir halt.
gut jetzt versinke ich wieder im selbstmitleid,bin nur am jammern und dafür hasse ich mich auch schon wieder.anstatt das zu tun,sollte ich mal lieber mein leben in die hand nehmen und grundlegend ändern. das problem ist nur - das es nicht geht! Dazu ist es zu verfahren,dazu sind ein paar dinge da die man nicht ändern kann (bsp. die ausbildung,der wohnort) Am liebsten möcht ich fliehen,ganz weit weg,an einen anderen ort. Neu anfangen.
Eine beste Freundin habe ich nicht.Eine beste Freundin ist für mich eine Person der man wirklich alles anvertrauen kann,mit der man wirklich alles bequatschen kann,bei der man,man selbst sein kann,bei der man sich fallen lassen kann.Nein sowas habe ich nicht,hatte ich mal. Früher. Mittlerweile habe ich gute Bekannte,vielleicht auch eins,zwei Freunde aber keine beste Freundin.
Es tut weh,es tut weh keine reale person zu haben mit der man drüber reden kann.manchmal finde ich es arm das ich ins internet gehe und mir dort virtuelle "freunde" suche um mit ihnen zu reden,um endlich mal reden zu können.aber andwers schaffe ich es nicht.Die suizidgedanken häufen sich wieder wobei ich weiss das ich es niemal durchführen würde - aber die flucht in diese gedanken helfen mir manchmal ein wenig.
Ich fühle mich so unglaublich zerissen.
Bin ich im Wohnheim habe ich sehnsucht nach Hause stelle mir vor wie schoen es zuhause ist,bin ich zuhause weine ich nur und streite mich mit jedem.Warum? Liegt es wirklich nur an mir? Was mache ich falsch? Warum versteht mich keiner?
Scheiße,langsam ufert das alles aus...

Ylva
  #129  
Alt 27.11.2005, 13:25
sanne2 sanne2 ist offline
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Standard AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken

Hallo Anne, Anna, Ylva und alle Anderen,
ich weiß das dies ein Thread für junge Angehörige von Krebskranken ist und ich bin schon 43Jahre alt! Trotzdem möchte ich Euch Mut zusprechen!
Meine Tochter ist 19 Jahre alt, mein Sohn 17 Jahre und nun weiß ich was in meinen Kindern vor zwei Jahren vor sich ging. Ich habe alle Eure Berichte verfolgt und es tut mir sehr leid, was Ihr alles durchmachen müsst! Eure Traurigkeit, Resignation, und das in Eurem jungen Alter. Mein Mann, also der Vater meiner Kinder, erkrankte auch vor zwei Jahren an Krebs (Weichteilsarkom), ebenso die Oma meiner Kinder. Meine Beiden fühlten sich in dieser Zeit auch total überfordert, wie Ihr, meine Tochter zog mit 18 Jahren von zu Hause aus, weil sie diese niedergedrückte Stimmung nicht mehr ertragen konnte. Meinen Beiden erging es Gefühlsmäßig wie Euch.
Aber, bitte lasst Euch davon überzeugen! Irgendwann kehrt auch bei Euch wieder Normalität ein, ganz bestimmt!
Meine Tochter hat trotz ihrer Traurigkeit einen lieben Freund gefunden, mein Sohn kann sich inzwischen auch wieder über banale Sachen freuen.
Glaubt mir, auch bei Euch kommt diese Zeit wieder, auch wenn Ihr es noch nicht glauben könnt. Bei uns ist wieder der normale Alltag eingekehrt, es braucht nur seine Zeit. Gebt Euch diese Zeit!
Ich wollte mich ganz bestimmt nicht in Eure Gespräche einmischen, aber es tut mir richtig weh, wenn ich Eure Zeilen lese. Ihr habt ein großes Päckchen zu tragen, aber daran wächst man! Meine 19jährige Tochter führt wieder ein fröhliches Leben, hat viele Freunde, geht wieder aus, kann wieder Lachen.
Vor zwei Jahren dachte sie ähnlich wie Ihr.
Ich wünsche Euch viel Kraft! Einen Tipp kann ich Euch leider nicht geben, wie Ihr mit Eurer Situation klarkommen könnt! Aber ganz bestimmt!! Es wird auch wieder besser!
Liebe Grüße!
Sanne
  #130  
Alt 27.11.2005, 13:47
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Ylva Ylva ist offline
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Liebe Sanne,

vielen Dank für deinen Beitrag. Er macht verdammt viel Mut und es ist schön auch mal eine andere Perspektive zu lesen.
Du hier herzlich Willkommen und ich (und auch die anderen,denke ich) würden sich freuen dich hier öfter zu lesen.

Es ist eine schwere Situation und ich fühle mich überfordert aber ich will,koste es was es wolle, da sein fürn meine Mutter.
Ich darf eben jetzt erstmal nicht an mich denken und das will und kann ich auch gar nicht. Aber leider kann ich meiner Mutter auch nicht die Gefühle zeigen,die ich habe. Ich habe das noch nie gekontn Gefühle zeigen und ich denke geracde jetzt braucht sie es...
Klar habe auch ich ein Leben ausserhalb und zwar mein Pferd. Sie gibt mir unendlich viel Kraft und Freude. Sie gibt mir das,was Menschen niemals schaffen würden zu geben.
Freunde habe ich wie schon erwähnt nicht viele deshalb ist mein Leben ausserhalb gleich null. Das war früher ganz,ganz anders. Vielleicht kommt irgendwann mal der Wendepunkt ,vielleicht.

Ich jedenfalls danke dir für deine Worte und würde mich freuen wenn du uns noch mehr deiner Erfahrungen und Erlebnisse schildern magst!

Wie geht es denn deinem Mann und deiner (Schwieger?)Mutter inzwischen?

Ich wünsche dir alles Liebe
Ylva
  #131  
Alt 27.11.2005, 14:16
sanne2 sanne2 ist offline
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Hallo Ylva,
sitze immernoch am PC, deshalb kann ich sofort antworten!
Bin immernoch am überlegen, ob ich Euch einen Rat geben kann. Eigentlich kann man es nicht pauschalieren, denn jeder Betroffene geht anders mit seiner Erkrankung um. Trotzdem macht Ihr es alle sehr gut und steht Euren Eltern mit viel (zuviel?) Kraft bei.
Meine Tochter (heißt Nadine) sagte mir irgendwann mal: "Ich halte es hier einfach nicht mehr aus! Ich ziehe aus, fühle mich mit dieser traurigen Situation total überfordert!" Da war sie 17 Jahre alt und ich war erst einmal ziemlich sauer über soviel Egoismus .Ich dachte, sie müsse uns doch erstmal zur Seite stehen. Aber dann fing ich doch zu grübeln an und musste ihr recht geben. Es war für uns schon zuviel, aber für eine Jugendliche einfach nicht zu ertragen. Ganz abschalten konnte ich diese Traurigkeit in unserer Familie zwar nicht, aber doch etwas erträglicher machen, indem man auch mal wieder über andere Themen sprach. Vielleicht solltet Ihr auch mal mit Euren Eltern über Eure Gefühle reden. Einfach auch mal sagen, Ihr könnt nicht mehr, es muss sich etwas ändern. Es kann sich etwas ändern, wenn alle daren arbeiten. Bei uns ging es auch! Ihr seid einfach noch zu jung, um Euch schon so "alt" zu fühlen. Ihr könnt nicht die ganze Verantwortung alleine tragen,obwohl Ihr es wirklich sehr sehr gut macht!! Aber das kann es so nicht sein!
Meinem Mann geht es übrigens wieder gut nach Chemotherapie, zwei großen Op`s und Bestrahlungen. Ihr seht, auch meine Beiden mussten alles mitmachen. Trotzdem kehrte wieder Normalität( echte, keine gespielte Normalität) ein. Meine Mutter, die Oma meiner Beiden, starb letztes Jahr an Lungenkrebs. Auch da seht Ihr, trotzdem geht das Leben weiter und irgendwann wieder normal weiter.
Ich möchte Euch nur etwas Mut zusprechen! Schön wäre es, wenn meine Tochter sich hier mal melden würde, sie würde vom Alter her besser zu Euch passen. Sie kommt heute Abend zu Besuch. Ich werde sie mal fragen, ob sie Lust hat, hier mal zu schreiben. Aber eigentlich hat sie mit dem Thema Krebs abgeschlossen und das freut mich sehr für sie.
Sprecht mal mit Euren Eltern! Bei uns hat es gewirkt!
Wirklich ganz ganz liebe Grüße!
Sanne
  #132  
Alt 27.11.2005, 14:35
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Ylva Ylva ist offline
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Hallo Sanne,
danke für deine Antwort.
Ich glaube auch das man es nicht pauschalisieren kann. Jeder hat eine andere Situation zu meistern trotz der selben Diagnose. Jeder Betroffene und Angehörige geht anders damit um.
Ausziehen.Ich wohne wegen meiner Ausbildung im Wohnheim,fahre aber sehr,sehr oft heim (schon alleine wegen meinem Pferd) und ich bin nicht glücklich darüber. Ich habe das Gefühl meine Mutter im Stich zu lassen,alleine zu lassen. Im Wohnheim kann ich nicht abschalten,denke das sie mich braucht. Zuhause gibts dann meistens nur Stress. Das ist alles so kompliziert.Und alles ufert so aus.
Das mit deinem Mann freut mich sehr...
Mit deiner Mutter das tut mir leid,dann hast du schon sehr viel mitgemacht und viel Leid ertragen müssen. Bewundere dich das du so stark bist! Und wünsche dir diese Kraft und Stärke auch weiterhin. Ich weiß das ,dass Leben weitergeht - aber momentan irgendwie ohne mich!

Liebe Grüße
und einen schönen Restsonntag,
Ylva
  #133  
Alt 27.11.2005, 22:11
Laura5555 Laura5555 ist offline
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Hi Anna,
ich denke ganz genauso wie Du, daß ich auch nie eine eigene Familie haben werde. Wie denn auch???? Ich gehe so selten weg. Wenn ich in der Uni bin, bin ich geistig abwesend und habe keine Lust, nach den Vorlesungen belanglose Gespräche zu führen. Wenn ich mal alle paar Wochen einmal weggehe, bin ich depressiv und kann nicht ich selbst sein, wobei ich mich frage, ob ich überhaupt noch weiß, wer ich selbst bin. Wenn ich jemanden kennenlernen sollte, würde er spätenstens nach ein paar Treffen merken, daß mit mir was nicht stimmt und sich schleunigst aus dem Staub machen. Wer will schon ne Freundin, die permanent heult, depressiv ist und bei der sich alles nur um ihre Familie und die Krankheit dreht??? Jedenfalls weiß ich üherhaupt nicht mehr, wie eigentlich wirklich mein Charakter ist. Früher war ich mal sehr offen und habe viel gelacht, war optimistisch und spontan. Und was ist davon jetzt noch übrig? Alles weg. Jetzt bin ich weinerlich, ängstlich, ruhig, zurückhaltend, auf der anderen Seite aggressiv und voller Haß gegen mich selbst und den Rest der Welt, und ich kann mir nicht vorstellen, daß mein altes Ich nochmal wiederkommt. Ich glaube, ich habe mich sehr, sehr verändert. Ich kann mir nicht vorstellen, daß ich jemals nochmal so unbeschwert und fröhlich sein kann wie früher. Früher habe ich schnell Leute kennengelernt und hatte keine Probleme, auf jemanden zuzugehen. Heute frage ich mich ständig, worüber ich reden soll, habe Angst, daß ich was Falsches sage, daß ich uninteressant bin, weil ich nichts erlebe und nichts zu erzählen habe und vor allem in einer für Außenstehende so fremden und seltsamen Welt lebe, daß ich denke, daß ich mich schon so sehr von der normalen Welt entfernt habe, daß es für mich keinen Weg mehr dorthin zurück gibt. Ich habe schon so viel verpaßt, das läßt sich alles gar nicht mehr nachholen. Wenn jemand über seine Beziehung spricht, dann ist das für mich eine andere Welt. Wenn ich mit jemanden spreche, verstelle ich mich, damit ich ihm gefalle und so normal wie möglich erscheine. Lernt er mich dann besser kennen, wird er ganz schnell merken, daß alles nur eine Fassade ist. Genau wie das Kostüm, das Du Dir anziehst, "ich bin gut gelaunt und stark." Aber was sich darunter verbirgt, kommt erst später zum Vorschein und damit kann kein neuer Freund umgehen. Selbst jemand, mit dem man schon länger zusammen wäre, hätte sicher große Probleme, damit umzugehen. Also werde ich alleine bleiben.

Hi Ylva,
ich kann Dich gut verstehen. ich würde auch am liebsten alles hinschmeißen und einfach abhauen, aber es geht nicht und ich will ja auch für meine Mama dasein. Ich könnte mir nicht vorstellen, jetzt auszuziehen. Ich hab schon ein schlechtes Gewissen, wenn ich in der Uni bin und sie für ein paar Stunden alleine lasse. Warum wohnt die Freundin Deines Bruders denn bei Euch? Die beiden könnten sich doch gemeinsam eine Wohnung nehmen, dann würde sich die ganze Situation doch bestimmt ein bißchen entspannen. Ich finds auch ganz schrecklich, wenn in so einer Situation noch fremde Leute in der Wohnung sind, wenn sowieso alles schon so angespannt ist. Was sagen denn Deine Eltern dazu? Finden die es gut, daß sie bei Euch wohnt?

Heute war wieder so ein schlimmer Tag und ich mußte so viel weinen. Meiner Mama fallen jetzt die Haare wieder aus und sie ist deshalb wieder sehr niedergeschlagen. Ich weiß nicht mehr, wie ich ihr helfen soll und ich drehe langsam durch. Habe heute 3000 mg Baldrian geschluckt, geholfen hat es nicht wirklich. Bei mir ist es auch so. Ich denke, daß ich mich in einem Strudel befinde, der mir alle Kraft nimmt und mich jeden Tag ein bißchen wahnsinniger macht und langsam ausufert und ich die kontrolle über alles verliere.

Hallo Sanne,
ich finde es auch gut, daß Du die Sichtweise Deiner Kinder hier beschrieben hast. Es tut mir sehr leid, daß Deine Mutter verstorben ist. Es ist bewundernswert, daß trotz allem, was ihr durchgemacht habt, wieder Normalität bei Euch eingekehrt ist und ich freue mich, daß es Deinem Mann wieder gutgeht.
Bei mir kann ich es mir momentan einfach nicht vorstellen, daß es mir irgendwann nochmal besser gehen wird. Es läuft in meinem Leben, was man nicht mehr als ein solches bezeichnen kann, einfach so vieles schief, daß ich mir nicht vorstellen kann, aus diesem Leben jemals wieder in eine Normalität zurückzufinden.

Ich erleide jeden Tag ein neues Trauma und ich merke, daß diese Dinge mich prägen werden für mein weitreres Leben. Mein Charakter verändert sich stetig, ich werde von Tag zu Tag depressiver und angespannter und ich sehe keinen Ausweg. Ich rufe meine Freunde nicht mehr an, ich habe keine Lust auf gar nichts mehr, der Haushalt nimmt mir jede freie Minute, meine Mutter braucht meine Hilfe von morgens bis abends, ich muß lernen für meinen Abschluß an der Uni und komme nicht mal zu Schlafen, mein Leben steht Kopf, ich drehe durch, ich werde verrückt, ich kann mit niemandem mehr darüber sprechen, keiner versteht mich, ich bin einsam, und ich entferne mich jeden Tag mehr von der Realität. Es wäre sehr schön, wenn ich in zwei Jahren ähnlich denken könnte wie Deine Kinder, aber ich kann es mir momentan einfach nicht vorstellen. Dafür passiert viel zu viel.

Seid alle gedrückt,
Eure Laura.
  #134  
Alt 27.11.2005, 22:14
sanne2 sanne2 ist offline
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Standard AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken

Hallo ihr!
Habe durch meine Mutti, Sanne2, hier mal reingeschaut. Bin 19J alt und habe dasselbe durch gemacht wie ihr. Vor zwei Jahren im Sommer fing es mit meiner Oma, habe sie immer Ominka Moninka und sie mich Nadinka genannt, an. Sie hatte Lungenkrebs. Im Herbst desselben Jahres stellte man auch noch bei meinem Vater Krebs fest. Er hatte anfangs zwei OP´s und dann Bestrahlung. Später Chemo. Meine Mutter wusste teilweise überhaupt nicht, um wen sie sich zuerst kümmern sollte. Ihre Mutter oder ihr Mann. Dadurch kamen mein Bruder und ich manchmal ein bisschen zu kurz. Anfang letzten Jahres hatte mein Vater dann Chemo und musste sich natürlich ständig übergeben. Niemand durfte mehr mit nur einer einfachen Erkältung in die Wohnung. Meine Mutti hatte Nervenzusammenbrüche und flippte total aus. Alles drehte sich nur noch um Krankheiten und den Tod. Jedesmal wenn es zu Hause Stress gab, bin ich zu meinem damaligen Freund geflüchtet. Er meinte irgendwann zu mir, dass ich ihm nicht so viel von zu Hause und den Problemen erzählen sollte, weil es ihn selbst runterziehen würde... Andere Freunde laberten mich mit irgendwelchen Problemen, welche in meinen Augen nicht wirkliche Probleme waren, voll, wenn ich ihnen von meinem Vater und meiner Ominka erzählte. Ich hatte manchmal das Gefühl, dass es niemanden interessierte, wie ich mich fühlte...

Mit 17J hatte ich meiner Mutter das erste Mal gesagt, dass ich ausziehen möchte. Ich hatte zwar extra einen Tag gewählt, an dem keine allzu niedergedrückte Stimmung war, aber trotzdem hatte meine Mutter es mir sehr übel genommen, dass ich einfach weg wollte, obwohl es der ganzen Familie schlecht ging... Es tat mir zwar sehr leid, dass ich meine Mutter und meinen Vater damit noch mehr verletzte, weil ich sie sozusagen alleine lassen wollte, aber trotzdem ging es nicht anders. Ich ging wirklich regelrecht kaputt. In meiner Ausbildung hatte ich teilweise schlechte Beurteilungen, meine Berufschulnoten sackten ab, ich war häufig übermüdet und total deprimiert. (Mein Fehler war allerdings, dass ich in der AUsbildung niemanden auf meine Probleme von zu Hause aufmerksam gemacht hatte). Ich dachte, dass ein AUszug von zu Hause die einzige Lösung wäre. Mit 18J bin ich dann auch ausgezogen und heute versteht mich meine Mutter auch. Vor allem seit dem Zeitpunkt, seit sie hier in dem Chat ist und auch von anderen Jugendlichen Beiträge gelesen hat...

Als meine Ominka dann im März letzten Jahres, 1 Tag nach ihrem 61. Geburtstag, starb, war es wirklich schlimm. Ich konnte es kaum glauben, weil ich sie immer als fröhliche, liebe und wirklich hübsche Oma in Erinnerung hatte, die mit mir sogar noch in Achterbahnen und zusammen im Urlaub war. Auf ihrer Beerdigung hatte mein Vater immer noch Chemo und es ging ihm nicht gut. Auf der Beerdigung der eigenen Mutter, musste meine Mutti sich also noch um meinen Vater kümmern.
Aber danach ging es langsam aufwärts. Im Sommer letzten Jahres, ging es meinem Vater sogar schon so gut, dass er, meine Mutter und mein Bruder nach Mallorca fliegen konnten!!

Nun ist das alles bereits über ein Jahr her und das Leben geht weiter. Ich habe auch lange gebraucht bis ich über alles hinweg war. Es war eine völlig neue, und auch schlimme, Erfahrung für mich. Ich dachte manchmal, dass ich nie mehr glücklich werden könnte. Aber heute geht es. Im September diesen Jahres ist mein Freund bei mir in die Wohnung eingezogen und mein Mitbewohner ausgezogen. Mit meinem Freund war ich vor drei Jahren zusammen und zwischendurch, wegen mir, ein Jahr auseinander. Ich muss sagen, dass er trotz der Trennung, der Einzige war, der immer zu mir gehalten hat und immer für mich da war! Wir sind wieder zusammen gekommen und wohnen nun glücklich zusammen.

Es hat sich also alles wieder zum Positiven gewendet und das wünsche ich euch auch!

Liebe Grüße
Nadine
  #135  
Alt 27.11.2005, 22:16
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DaskleineÄnnchen DaskleineÄnnchen ist offline
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Standard AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken

Seufz.
Ein langes, anstrengendes, positives Wochenende neigt sich nun dem Ende....
Heute war mein Vater wieder bei uns. Er hat uns zum Essen eingeladen, dann waren wir eine Stunde spazieren, dann haben meine Eltern ein Nickerchen gemacht und dann haben wir (naja, ich hab mich da eher rausgehalten) zwei Stunden Plätzchen gebacken....Papa hat alle ausgestochen!!!
Dann haben wir es uns vor dem Fernseher gemütlich gemacht und sind dann gegen viertel nach Neun wieder in die Psychiatrie gefahren....
Und jetzt....
Naja, aufatmen wäre vielleicht zuviel gesagt, aber es ist schon ein bißchen weniger Stress. Papa kann sich nicht alleine beschäftigen, daher muss man immer schaun, dass er was zum tun hat....
An diesem Wochenende ging es mir total oft so, dass ich ihn angeschaut hab und dann ganz viel Liebe in mir hochkam...also er stand z.b einfach nur da und dann hab ich ihn so betrachtet und ich war so voller Liebe für ihn...man kann das gar nicht beschreiben. Und dass hat irgendwie auch wehgetan, weil er mir so Leid tut, dass er soviel durchmachen muss.....seit kurzem tut ihm auch sein Bein von der Bestrahlung weh....
Hm. Mein Bruder liegt jetzt wahrscheinlich gerade in der Sonne....Muss später noch Email checken ob er geschrieben hat.....Morgen ist er in Mexiko!!!!!
Wie gehts euch?
Anna
__________________
Dies ist ein
Akt der Verzweiflung
Ein stummer Schrei
Eines Menschen voller Leid und
seiner Wunde die nicht heilt
Es ist ein
letzter Kampf gegen das woran es liegt
Wie ein Vogel mit nur einem Flügel der bestimmt nicht fliegt
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