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  #106  
Alt 02.12.2006, 14:29
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Blauerschmetterling Blauerschmetterling ist offline
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Standard AW: Traurigkeit ohne Ende

Hallo Ihr Lieben,
ich wünsche Euch allen einen schönen 1. Advent. Hoffentlich könnt Ihr einen ruhigen, erholsamen Tag verbringen.

Liebe Grüße
Blauerschmetterling
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  #107  
Alt 02.12.2006, 15:56
Magdalena Baumeister
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Standard AW: Traurigkeit ohne Ende

Hallo Annelie und alle anderen hier,

ich wünsche Euch allen ebenfalls einen wunderschönen 1. Advent,
auch, wenn er so gar nicht vorweihnachtlich daher kommt bei diesen
fast frühlingshaften Temperaturen.

Alles Liebe und Gute für Euch alle und wie immer
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  #108  
Alt 08.12.2006, 14:39
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Blauerschmetterling Blauerschmetterling ist offline
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Standard AW: Traurigkeit ohne Ende

Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Plötzlich fühle ich mich krank und kraftlos, obwohl die letzten Wochen wirklich zufriedenstellend waren. Mir ist, als ob sämtliche Energie aus meinem Körper fließt. Langsam purzeln die Pfunde weiter, obwohl mir das Essen schmeckt. Sind das Schübe, die immer wieder auftreten oder könnte mehr dahinter stecken? Werde nächste Woche mein Blut untersuchen lassen. Dann muss mein HA auch endlich mal eine Ultraschalluntersuchung der Leber machen. Vor zwei Jahren wurde ich operiert, aber diese Untersuchung wurde nie gemacht. Bis jetzt hat meine Stimmung nicht gelitten, doch manchmal gibt es leichte Durchhänger, die ich aber schnell überwunden habe. Dahingehend haben mir die Depris wirklich sehr geholfen.

Alles Liebe für Euch
Anneli
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  #109  
Alt 08.12.2006, 18:23
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Flips Flips ist offline
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Standard AW: Traurigkeit ohne Ende

Hallo, liebe Anneli

schade, dass die doch glückliche Zeit wieder durcheinander gerüttelt wird.
Das mit dem Arztbesuch ist eine gute Idee, einfach um zu sehen und hören, da ist alles in Ordnung. Eine Sorge weniger.
Ich könnte mir vorstellen, dass Deine Medikamente zu niedrig dosiert sind. Es gibt da sicher auch einen Gewöhnungseffekt.
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass diese Medis nur gedämpft haben, die Andockstellen im Gehirn sind geschlossen, aber das eigentliche Problem besteht weiter. Psychologische Betreuung wäre sicher angebracht.
Kann Dir nur aus meiner eigenen Erfahrung berichten:
Bei mir wechseln sich sämtliche Befindlichkeiten wie Angst, Traurigkeit, Leere, ausgepowert sein, Hilflosigkeit, Gleichgültigkeit aber auch hin und wieder ein "Lichtblick" teils stdl. oder tgl. ab. Die "Angstphasen" bleiben länger.
Antidepressiva vertrage ich körperlich überhaupt nicht, und somit fällt dieser "Rettungsanker" flach.
Bin auf der Suche nach einem guten Psychoonkologen, was sich als sehr schwierig herausstellt.
Aber durch einige, sehr liebe Menschen hier aus dem KK, bin ich noch jedesmal aus dem schwarzen Loch herausgekrabbelt.
Es gilt einfach noch soooooo viel aufzuarbeiten, der Krebs soll nicht unser Leben beherrschen, sondern wir sollen mit ihm leben lernen.

Dir erstmal alles erdenklich Liebe
Moni
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Jeder von uns ist ein Engel mit nur einem Flügel.
Und wir können nur fliegen,
wenn wir uns umarmen.
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  #110  
Alt 08.12.2006, 22:38
mouse mouse ist offline
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Standard AW: Traurigkeit ohne Ende

Ich bin heute nur am heulen. Total verzweifelt! Wisst ihr, wenn man nur noch palliative Behandlung bekommt, weil man ein Adeno Ca in der Lunge hat, das nur noch mit Chemo vielleicht noch ein bißchen zu bessern ist, aber garantiert nicht mehr heilbar, dann hat man solche Tage. Ich habe mein Leben lang niemanden etwas Böses angetan, das ist einfach nicht gerecht. Irgendwie muss ich das mal loswerden. Dienstag geht meine Chemo los. Ich hoffe so sehr, dass das ein bißchen was bringt. Ich habe mir einen Port setzen lassen, weils es dann besser gehen soll mit der Chemo. Ich versuche sehr alles richtig zu machen. Aber wenn man ohne Zukunft lebt, ist das nur traurig.
Wenn man dann auch noch Blut hustet, dann nimmt einem das jede Kraft. Meine arme Seele ist so krank, manchmal glaube ich sie ist kranker als mein Körper. Meint ihr das Psychopharmaka helfen können? Ich habe gleich gesagt, dass mich die Überlebenszahlen von meinem LK nicht interessieren. Die sind viel zu kurz. Ich will ja kämpfen, ich will ja alles machen, aber ich brauche wenigstens ein kleines bißchen Hoffnung. Ich weiß es gibt eine hier, die von mir sehr geschätzte Erika, die hat es geschafft. Aber die meisten sind dann doch gestorben. Zur Zeit ist alles schwarz, alles hoffnungslos. Ich möchte so sehr stark sein, so stark wie ich es mein ganzes Leben lang war. Im Moment kann ich es aber nicht. Ich bin einfach nur abgrundtief traurig und verzweifelt.
Sorry, dass ich Euch damit belästige, aber ich musste mir das einfach mal von der Seele schreiben.
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  #111  
Alt 08.12.2006, 23:05
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Katrin A. Katrin A. ist offline
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Unglücklich AW: Traurigkeit ohne Ende

Liebe/Lieber mouse,
das tut mir so leid .
ich glaube das du kämpfen willst,aber man kann es nicht immer,du hast ja eine Grund.Grund traurig zu sein.Wie du schon sagst,"erika" hat es geschafft.
Du kannst es auch schaffen...oder zumindestens alles stark stark verlangsamen,daran glaube ich.
Drück dir die Daumen,das die Chemo dem Krebs tierisch schadet.
Man kann nicht immer Kraft haben,aber sie wird wieder kommen.
Und ungerecht ist es nun wirklich,das denke ich auch.
Nur was können wir tun??
Ein port ist bestimmt gut,dann fällt das Quälen an den Venen schonmal flach.
Denk an dich und wünsche alles erdenklich Gute,Katrin
__________________
]
Mach kaputt-was dich kaputt macht
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  #112  
Alt 09.12.2006, 09:53
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Blauerschmetterling Blauerschmetterling ist offline
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Standard AW: Traurigkeit ohne Ende

Hallo mouse,
Deine Worte sind mir sehr nahe gegangen und ich leide immer mit, wenn ich lese, wie verzweifelt Andere sind. Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du es schaffst, das Beste aus Deiner Situation zu machen. Du sollst doch noch Freude haben am Leben mit all seiner Schönheit. Ein Antidepressivum könnte Dir helfen, die Traurigkeit zu überwinden. Ich nehme seit 2 Monaten täglich eine halbe Tablette Citalopram-ratiopharm und es geht mir gefühlsmässig sehr gut. Das Weinen hat aufgehört ebenso die Traurigkeit. Ich kann sogar wieder lachen, die Seele atmet auf. Versuche alles, Deine Stimmung aufzuhellen. Das gibt Dir Kraft für Deinen schweren Kampf.
Lass Dich von mir in den Arm nehmen und Dir von meiner Kraft etwas abgeben.
Liebe Grüße
Blauerschmetterling
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  #113  
Alt 10.12.2006, 12:26
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Blauerschmetterling Blauerschmetterling ist offline
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Standard AW: Traurigkeit ohne Ende

Ich habe wieder meine Heulphase. Ich nehme doch meine Tabletten und mir ging es so gut. Eines weiß ich sicher, es hat nichts mit meiner Erkrankung zu tun. Es sind Dinge die mein Leben schwer belastet haben, sowie u.a. Verluste, Enttäuschungen. Warum kann ich nicht damit abschließen? Es ist alles Jahre her und ich sollte in die Zukunft blicken. Wie kann ich nur einen Schlußstrich ziehen? Ich kann doch nichts aus meinem Gedächtnis radieren und einfach sagen, schade, aber nichts zu ändern, kann ich auch nicht. Meine Emotionen gehen immer wieder mit mir durch. Bin schon froh, dass mich mein Mann dann auffängt.

Wünsche Euch einen schönen 2. Advent
Anneli
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  #114  
Alt 11.12.2006, 21:46
mouse mouse ist offline
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Standard AW: Traurigkeit ohne Ende

Liebe Anneli,
leider bin ich z. Zt. die Letzte die Dir helfen kann. Aber wenigstens kann ich Dich verstehen und Dich umarmen. Ich weiß auch nicht, wie ich die Angst und die Verzweiflung bekämpfen kann. Es gibt Tage, da geht es ganz gut und andere Tage, da bin ich nur am heulen. Du kennst das sicher alles, diesen Betonklotz, der im Bauch wächst und alles blockiert und der Angst heisst. Und diesen kalten, dunklen, einsamen Keller, der Verzweiflung heisst. Anneli,
ich glaube, diese Krankheit macht die Seele kaputt. Zum Glück habe ich hier ganz liebe Menschen getroffen und selbst wenn es nur für Momente hilft, es hilft! Ich versuche immer daran zu denken, dass es ja auch Tage gibt, an denen es gut geht. Es ist schwer an diese Tage zu glauben, aber sie existieren! Lass uns gemeinsam auf diese Tage hoffen. Sie kommen ganz gewiss! Morgen bekomme ich die erste Chemo. Ich hoffe sehr, dass sie mir noch etwas Zeit schenkt.
Anneli, ich wünsche Dir alles Gute
Christel
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  #115  
Alt 20.12.2006, 19:57
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Blauerschmetterling Blauerschmetterling ist offline
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Standard AW: Traurigkeit ohne Ende

Heute rief die Klinik an. Ich war überrascht und auch erschreckt. Aber es handelte sich um eine Umfrage, und wollen wissen, wie es den Krebspatienten nach der OP ergangen ist. Natürlich auch, ob man mit der Behandlung und Betreuung zufrieden war. Aber überwiegend kamen Fragen nach dem gesundheitlichen Befinden, ob es Einschränkungen gibt im Bewegungsablauf, ob ich noch Schmerzen hätte und vieles mehr. Erschöpfung und Traurigkeit wurden abgefragt. Diese Studie soll ihnen zeigen, wie sehr die Patientin nach der OP unter Depressionen leidet. Einen Fragebogen bekomme ich auch noch zugeschickt. Ich muss sagen, ich finde das toll. Das gibt mir immer noch das Gefühl, betreut zu werden.
Zur Zeit geht es mir gut, bin allerdings manchmal im alten Trott und mute mir zuviel zu. Ganz klar, dass ich dann erschöpft bin. Und dann geht nichts mehr. Automatisch werden Ruhepausen eingelegt. So habe ich mir vorgenommen, die Feiertage ruhig anzugehen.

Ich wünsche Euch frohe Weihnachten und für dunkle Stunden wünsche ich Euch die Eigenschaften der Sonnenblume, die ihr Gesicht
dem Licht zuwendet, damit die Schatten hinter sie fallen.

Liebe Grüße
Anneli
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  #116  
Alt 21.12.2006, 18:44
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Blauerschmetterling Blauerschmetterling ist offline
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Standard AW: Traurigkeit ohne Ende

Liebe bon,
ich verstehe Deine Ängste und trüben Gedanken. Man kann sie einfach nicht in den Griff bekommen. Und doch müssen wir damit leben und versuchen, uns ein wenig Ablenkung zu verschaffen. Damit Du auch von vielen Leuten Zuschriften bekommst, wäre es wohl besser, Du machst eine eigene Seite auf. Entweder unter "Krebs und Krankheitsbewältigung" oder "Andere Krebsarten". So finden Dich auch Menschen, die unter der gleichen Krankheit, wie die Deines Mannes, leiden.
Es ist nicht einfach, immer stark sein zu müssen, so nimm Dir auch Zeit für Dich, soweit es geht, um wieder Kräfte aufzutanken.

Ich wünsche Dir eine ruhige und besinnliche Weihnachtszeit im Kreise Deiner Familie.
Liebe Grüße
Blauerschmetterling
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  #117  
Alt 22.12.2006, 02:13
Leonie Marie Leonie Marie ist offline
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Standard AW: Traurigkeit ohne Ende

Hallo Ihr!
Auch ich bin oft noch sehr traurig.
Letztes Jahr ist erst mein Vater an LK gestorben und dann bekam ich 5 Tage später meine eigene Krebsdiagnose. Und dann ist auch noch meine Beziehung zerbrochen und ich bin umgezogen und habe noch während der Therapie einen neuen Job angefangen.

Aber ich dachte, nachdem ich soviel von Traurigkeit gelesen habe, schreibe ich etwas, das (auch) positiv ist und Euch vielleicht Mut macht auch wenn es erstmal dunkel anfängt:

Ich war letztes Jahr wirklich ganz unten: einsam, verzweifelt. Die Traurigkeit kam gar nicht zu mir durch vor lauter Krisensituation und Schmerzhaften Punkten.

Ich habe oft an Selbstmord gedacht, weil alles so quälend war und ich wollte, daß das aufhört. Ich hatte keine Kraft, keine Energie und konnte nicht lachen.

Heute geht es mit immer noch nicht super aber viel besser - und ich merke, ich bin auf dem richtigen Weg.

Blauer Schmetterling, ich kann so gut nachvollziehen, was Du erzählst! Auch ich habe mich permanent überfordert (während der gesamten Therapie gearbeitet, umgezogen in eine neue Stadt, die Krankheit für mich behalten...) und mich dann noch schlecht gefühlt, daß trotzdem nur die Hälfte oder weniger als früher ging. Und auch ich hoffe immer noch auf den Tag, an dem es "klick" macht und ich bin energiemäßig wieder die Alte.
Erst nach der Therapie schwappte die Traurigkeit so richtig über mich, erst wegen meines Vaters - ich weiß gar nicht, ob die Krankheit schon eine Rolle spielte.

Was mir unglaublich geholfen hat sind drei Dinge:
1) die Termine bei meiner Psychologin. Sie sagt mir immer wieder, daß es ganz normal ist, daß ich müde und kraftlos bin. Daß ich viel zu gnadenlos mit mir bin und sie hilft mir auf dem Weg mich und meine Bedürfnisse besser wahr und ernstzunehmen. Bei Ihr darf ich ICH sein. Mit meiner Angst, meiner Trauer, meiner Müdigkeit und meinen überzogenen Ansprüchen. Inzwischen habe ich schon etwas gelernt meine eigenen Ansprüche runterzuschrauben. Hilfe anzunehmen (das fällt mir sehr schwer) und manchmal sogar darum zu bitten (noch schwieriger). Erstaunlicherweise stelle ich fesst: ich falle darum nicht unbedingt zur Last. Viele meiner Freunde freuen sich, wenn sie etwas für mich tun können. Bei Kind und Mann ist das wahrscheinlich anders, die muß man aktiver in die Pflicht nehmen. Aber das ist Dein absolutes Recht! Aber dann nimm auch hin, daß nicht immer alles so ist, wie Du es machen würdest. Und laß auch mal was liegen. Ich habe seit Monaten keine Ablage gemacht und mein WG-Zimmer sieht aus als hätte eine Bombe eingeschlagen - na und? Da stehen jetzt halt andere Dinge an als Ordnung, nämlich Ruhe, Entspannung, Sudoku im Bett ...

Im Übrigen macht sie mir bewußt, wie wichtig das trauern ist. Ich kann inzwischen wieder lachen und muß bspweise auch nicht jedesmal weinen, wenn ich von meinem Vater spreche. Meist bin ich sehr gefaßt. Und doch suche ich manchmal bewußt die "Angehörigen-Threads" auf, lese die traurigen Geschichten und trauere - mit denen die posten, aber auch um meinen Vater, meine Beziehung, all das, was ich letztes Jahr hinter mir lassen mußte, ohne schon loslassen zu können. Ich habe in der Reha eine Frau gesehen, die auch mit Anfang 50 noch unglaublich weinen mußte, als sie in der Bewegungstherapie von ihrem Vater erzählte, de seit 20 Jahren tot war. Ich habe Horror davor, daß mir das auch so gehen könnte. Und die Psychologin sagt: diese Frau hatte nicht ausreichend getrauert. Es wird immer weh tun, daß der Vater nicht mehr lebt, aber wer genug trauert, der trägt das nicht auch Jahre später noch so schwer mit sich herum - egal ob Verlust eines Angehörigen, Krebserkrankung oder anderer Verlust.

2) Freunde, Familie die mich unterstützen und der Umzug in eine WG, in der ich mich nun endlich wohl fühle. Allerdings bin ich auch da ein gutes Jahr lang wie ein Pendel von einem Extrem ins andere geschwungen: war ich alleine, war ich verzweifelt und stopfte mich mit Süßkram voll. Traf ich Freunde, konnte ich mich auch nicht mehr wahrnehmen. Ich habe die Gesellschaft in mich aufgesogen wie ein Schwamm - und habe mich gleichzeitig immer wieder total überfordert, weil nach 2h eigentlich wieder Ruhe für mich auf dem Programm hätte stehen müssen. Auch da lerne ich, mein eigenes Maß zu finden, zu erkennen, und dann danach zu leben.

3) Bach Blüten. Die kriege ich von meiner Psychologin und sie helfen wirklich toll. ich habe sie mir selber zusammengestellt (bei geschlossenen Augen mit der linken Hand in das Sammelsurium der Fläschchen gegriffen und 6 herausgezogen. Das erste waren die Notfalltropfen - wirken gegen das Gefühl, man stünde am Abgrund, das Leben hinge am seidenen Faden - zu dem Zeitpunkt schwebte das Damoklesschwert eines Rezidivs über meinem Kopf und ich war wieder total fertig.


Bei der Arbeit bin ich jetzt viel offener, aufgeschlossener. Ich denke nicht mehr an Selbstmord. Ich kann lachen und mich mit meinen Mitbewohnern freuen.

Und ich bin mir sicher: auch bei Dir wird es besser gehen Blauer Schmetterlin g und all die anderen Traurigen. Wenn die Trauer und die Zeit Ihre Arbeit mehr und mehr vervollständigen werdet Ihr auch wieder Hoffnung schöpfen und sehen, daß es langsam, manchmal auch in auf und ab Kurven aber letztendlich doch immer aufwärts geht.

Ich schicke Euch viele Umarmungen und Tröstpakete.
Verliert die Hoffnung nicht. Es dauert, aber es wird. Es wird alles wieder gut. Zwar nichts wie es war, aber gut kann es trotzdem werden. Gebt Euch, dem Leben und der Hoffnung eine Chance!

Geändert von Leonie Marie (22.12.2006 um 02:16 Uhr)
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  #118  
Alt 22.12.2006, 09:55
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Blauerschmetterling Blauerschmetterling ist offline
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Standard AW: Traurigkeit ohne Ende

Liebe Leonie Marie,
Du hast sehr viel Kummer und Leid ertragen müssen. Es freut mich, dass es Dir jetzt besser geht, mehr an Dich denkst und Deine Wünsche in den Vordergrund stellst. In vielem gleichen sich unsere "Symptome". Auch ich bin erst erst später in dieses Loch gefallen und so sehr ich mich bemühte, es war zu tief und ich kam nicht mehr heraus. Heute geht es mir körperlich und seelisch sehr gut. Sicher bin ich schneller erschöpft und ohne Energie. Ich habe lernen müssen, mit meinen Kräften zu haushalten und mehr Ruhepausen einzulegen. Sollte mal eine Traurigkeit aufkommen, so ist sie nicht mehr langfristig. Dabei helfen mir Antidepressiva, die tatsächlich die Stimmung aufhellen. Nochmehr hat mir allerdings mein Hund geholfen, den ich im August bekommen habe. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, fühlte mich oft überfordert mit einem Welpen, möchte ich meinen Luka nicht mehr missen. Er hat mich verändert mit seinem lieben, anhänglichen Wesen. Der Hund, ein Retriever, hat mir mein Lachen zurückgebracht und ich bin stolz, wenn ich mit meinem Riesenbaby, 7 Mon. alt, Gassi gehe oder Besorgungen mit ihm erledige. Und es stört mich nicht mehr, dass er meinen Tagesablauf durcheinander bringt. Diese Spaziergänge sind für mich Entspannung und ich fühle mich wohl. Das war für mich die beste Therapie.
In einem Punkt stimme ich Dir nicht zu, bzw. Deiner Psychologin. Es ging darum, dass jemand nicht genug getrauert hat und noch nach zwanzig Jahren weint. Ich habe nach dem Tod meiner Mutter lange und intensiv getrauert und brauchte ärztliche Hilfe. Mit der Zeit trauert man tatsächlich nicht mehr so schwer, die Seele kommt langsam zur Ruhe. Doch gibt es immer wieder Momente , in denen ich meine Gefühle nicht mehr beherrschen kann und ich schäme mich meiner Tränen nicht. Sie fehlt mir eben so, auch wenn man versucht vernünftig zu sein. Muss dieser Mensch nicht sehr viel an Liebe und Wärme zurückgelassen haben, wenn man nach Jahren immer noch einige Tränen weint? Diese Entgültigkeit ist es, die schmerzt aber auch zu unserem Leben gehört.
Liebe Leonie, ich wünsche Dir, weiterhin so stark zu bleiben aber auch Gefühle zuzulassen. Pass gut auf Dich auf.

Eine frohe und besinnliche Weihnacht wünscht Dir
Anneli
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  #119  
Alt 30.12.2006, 17:59
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Standard AW: Traurigkeit ohne Ende

Endlich komme ich mal zur Ruhe und nehme mir die Zeit, um auszuruhen und zu entspannen. Ich frage mich immer wieder, warum ich es nicht schaffe, weniger zu tun. Oft gehe ich bis an die Grenzen des Möglichen und kann dann vor Erschöpfung und Müdigkeit kaum die Augen aufhalten. Schon am ersten Feiertag zitterten meine Hände, von Schmerzen im Arm und in der Brust ganz zu schweigen. Erschreckend wird mir bewusst, wie wenig belastbar ich doch bin. Komischer Weise wird mir bei Überanstrengung auch immer übel. Ich möchte noch etwas leisten können, sehne mich aber andererseits nach Ruhe und Erholung. Ich dachte immer, ich könnte mich ändern, mehr an mich denken. Aber vielleicht war es auch nur das Weihnachtsfest, das mich so angetrieben hat.

Ich wünsche Euch einen entspannten Rutsch ins neue Jahr und dass Ihr mit dem kommenden Jahr zufrieden sein werdet.

Liebe Grüße
Anneli
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  #120  
Alt 04.01.2007, 18:50
Bellinda
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Standard AW: Traurigkeit ohne Ende

Liebe Anneli,

Deine Tabletten haben Dir Wohlgefühl beschert, so wie Aspirintabletten die Kopfschmerzen betäuben können. Die Symptome, die Traurigkeit und die Angst werden gedämpft oder gar betäubt, ersetzen die Neurotransmitter, die Dein Körper nicht selbst bildet, Du spürtest Deine Traurigkeit nicht mehr und glaubtest, alles sei gut ...

Mit der Zeit aber gewöhnt sich der Körper vermutlich an die Medikamente, die benötigte Dosis erhöht sich, und in dem Moment, wo Du die Medikamente absetzt, stellst Du überrascht fest, dass alles so ist wie vorher, denn die Ursache ist ja immer noch vorhanden, nichts hat sich geändert und so taucht wieder auf, was da ist ...

Wirkliche Besserung wirst Du meines Erachtens nur erzielen, wenn Du Dir pychotherapeutische Hilfe suchst, mit deren Hilfe Du lernst, besser für Dich zu sorgen, adequat mit den auftauchenden Belastungen und Stresssituationen (auch Krankheit, Verlust, Tod sind im medizinischen Sinne Stress) umzugehen und Vergangenes zu verarbeiten.

Die Medikamente können Dir vorübergehend eine Stütze sein, doch für sinnvoll halte ich sie nur, wenn damit auch ein adäquates Umlernen einhergeht.

Alles Liebe und Gesundheit für 2007
Bellinda
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