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  #106  
Alt 12.01.2006, 17:04
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GEP GEP ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Hallo Ihr Lieben,

ich möchte mich herzlich dafür bedanken, dass ihr Euch solche Sorgen macht. Das habe ich aber nicht gewollt.

Ich habe seit dem Weggang meiner Frau ca. 13 Kg abgenommen, aber das kann wohl nicht so schlimm sein, da ich 183 cm groß und 104 Kg gweogen habe. Also bin ich immer noch 8 Kg über meinem Idealgewicht.
Es ist auch nicht so, dass ich gar nichts gegessen habe. Wenn ich bei meiner Schägerin war, esse ich eine Kleinigkeit mit. Aber das ist dreimal bis jetzt gewesen. Ich mache mir zu Hause nichts zu essen. Frühstück gibt's nicht mehr. Die Tiefkühltruhe ist bis oben gefüllt. Aber ich kann nicht's essbares runterkriegen.
Ich trinke dafür aber 2 - 3 Flaschen Mineralwasser am Tag.

Ich bin ja auch ständig bei meiner Ärztin, sie hat sich nur erschrocken, wegen meiner 104 Kg und jetz 91 Kg und die starken Augenringe.
Gestern habe ich von 03:00 Uhr bis 06:00 Uhr geschlafen. Ist ja nicht so, dass ich gar nicht schlafe, das kommt zwar zwischendurch auch vor, find ich aber nicht so schlimm, solange ich mich noch aufrecht halten kann.
Die Ärztin hat mir ja auch Tropfen verordnet, aber ich möchte ohne Medikamente auskommen. Wenn's gar nicht mehr gehen sollte, werde ich diese nehmen.

Es stimmt, dass ich ganz alleine hier sitze. Ich möchte das aber, ich will niemanden mit meiner Trauer belästigen. Ich möchte weinen, wann ich will und wenn mir danach ist. Das kann ich nicht wenn jemand da wäre, außer meiner Tochter.
Meine Tochter habe ich heute zu mir geholt, deshalb konnte ich mich auch jetzt erst auf Eure Antworten melden.
Nur geht's ihr auch nicht besser. Wir haben heute viel erzählt, zusammen geweint, die gemeinsamen Lieder gehört und sind in den Garten meiner Frau gegangen.

Ich danke allen, die mir ihre Hilfe und Ratschläge anbieten.

Bitte macht Euch keine Sorgen um mich, ich werde diesen Weg nicht wählen, um meiner Frau zu folgen.

Liebe Grüße
Gerhard
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  #107  
Alt 13.01.2006, 02:13
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Guten Morgen mein geliebter Schatz und Engel,

oh je, ich habe hier bei einigen netten und lieben Menschen für Aufregung gesorgt, mit meinen Schlaf- und Nahrungsproblemen. Ich werde demnächst vorsichtiger in der Wahl meiner Wörter sein.
Es ist aber erstaunlich, wieviele nette und liebe fremde Menschen sich Sorgen um mich machen. Vielleicht bin ich ja doch nicht so alleine, als Du von mir gegangen bist.

Gestern Morgen habe ich ja unsere Tochter geholt, wir haben uns lange darüber unterhalten, wie wir uns kennen gelernt haben. Wir haben geweint und uns getröstet. Ich wusste ja gar nicht, dass Du ihr alles einmal erzählt hattest, wie Du mich damals zu Deinem Geburtstag eingeladen hast, als ich Deinen Eltern das Radio repariert hatte. Da hat es bei uns beiden gefunkt.




Das hat dann 28 Jahre gehalten. Das ist heute fast unvorstellbar.

Deine Mutter, der Drachen , wollte ja immer einen "beseren" Mann für Dich, vor allen Dingen einen, der nicht nur "Facharbeiter" ist. Das wußte unsere Tochter aber nicht. Aber das Du immer mit mir zufrieden warst, das hast Du ihr aber erzählt. Das hat sie mir eben in Deinem Garten erzählt. Das hat wieder sehr weh getan.

Deine Mutter ist ja nicht einmal zu Deiner Beisetzung erschienen. Ich habe ihr eine Danksagungskarte geschickt, warum eigentlich?

Unsere Tochter hat Angst, die Bindung zu Dir zu verlieren, da sie noch keine Verbindung zu Dir herstellen konnte.
Im Garten bei Dir ist ja gestern was seltsames passiert, exakt Dein Name auf dem Holzkreuz wurde von der Sonne angestrahlt, aber wirklich nur der Name. Wenn ich das nur alleine gesehen hätte, mir ist das jetzt aber schon zum drittenmal passiert, ich hätte das für mich behalten, aber da unsere Tochter dabei war, konnte ich sicher sein, dass das nichts mit meinem Schlafentzug zu tun hatte.
Ich habe ihr gesagt, siehst Du, da ist deine Bindung. Irgendwie kam sie mir, als ich sie nach Hause brachte, etwas zufriedener vor.

Könnte das denn sein, das Du uns ein Zeichen gegeben hast? Ich würde das nur zu gern glauben. Aber die Sonne war ja nun mal da und schien eben genau auf das Kreuz. Aber das schon viermal hintereinander und dann auch immer zu unterschiedlichen Zeiten. Na ja, schauen wir mal.

Morgen kommen meine Schwester mit ihrem Chaoten und meine Mutter. Die bringen mir bestimmt wieder einen Eintopf mit, da kann ich dann 4 Wochen von essen.
Vielleicht probiere ich ja diesmal etwas davon, ich werde mich aber bestimmt dazu zwingen müssen. Ich kann ja nicht immer alles wegschmeißen, die geben sich solche Mühe.

Uschi, ich glaube, es hat etwas genutzt, das heute Morgen mir einige liebe Menschen hier ins Gewissen geredet haben.

So meine geliebte Uschi, ich wälze mich gleich mal im Bett hin und her, vielleicht kann ich ja mal länger als 3 Stunden schlafen.

Ich liebe Dich unendlich, bis nachher in Deinem Garten
Dein Gerhard
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  #108  
Alt 13.01.2006, 11:42
Wolke Wolke ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Lieber Gerhard,

die Mädels hier haben mir aus der Seele geschrieben.

Ich finde in deiner Antwort spielst du das Ganze ehrlich gesagt etwas runter. Was heißt wenn es nicht mehr geht, dann nimmst du die Tropfen? Ich finde es geht schon jetzt nicht mehr so weiter mit dir. Du sollst auch nicht künftig deine Wortwahl ändern. Es sind ja nur die Fakten, die uns Sorgen gemacht haben oder noch immer machen.

Ich hoffe du fühlst dich von mir jetzt nicht angegriffen, aber wir wollen doch nur versuchen dir ein kleines Stücken zu helfen.

Ich denke das Treffen und reden mit deiner Tochter war schon ein guter Schritt und wie du schreibst kriegst du auch Besuch von deiner Mutter und deiner Schwester. Ich hoffe du kannst es etwas genießen. Ich denke der Tag ist lang genug um auch noch in Ruhe und ganz für sich um deine Frau zu trauern. Aber deshalb solltest du nicht 24 Stunden alleine sein und nur trauern.

Bitte sei mir nicht böse für meine schonungslosen Worte.

Liebe Grüße Wolke
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  #109  
Alt 13.01.2006, 21:40
Karleen Karleen ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Lieber Gerhard,

mich zerreist es innerlich richtig, wenn ich Deine Beiträge lese. Ich hab Dir schon mal geschrieben, das ging aber in der Fülle der Beiträge unter. Macht nix. Mein Beitrag war ein Appell an Dich, das ganze mal von der anderen Seite zu sehen. Ich möchte Deine Trauer nicht runterspielen, im Gegenteil, ich kann sie bestens nachvollziehen, habe dieses Jahr meinen innigst geliebten Dad verloren. Da ich Einzelkind bin und unsere kleine Familie intakt war und das Verhältnis zu meinen Eltern sehr gut war, ist mehr für mich kaputt gegangen, als den Vater zu verlieren. Zwar wohnte ich nicht mehr daheim, aber mein Elternhaus war immer mein "Nest". Das Elternhaus steht noch, aber es ist mir kein Nest mehr. Leider.

Zurückgeblieben sind meine Mum und ich. Und meine Mum schmerzt ihre Trauer ähnlich wie Dich. Ich als Tochter stehe hilflos daneben und mir zerreist es das Herz, wenn ich merke, dass ich so gar nichts tun kann, kein bisschen aufmuntern wollen, was Gutes tun wollen, die himmelbesten Wörter fruchten nicht. Ich denke, Deine Tochter wird sich da ähnlich hilflos fühlen. Ich bin andauernd in Sorge um meine Mum, sie weint viel, meistens aber nicht vor mir, raucht wie ein Schlot, spricht davon, dass es sich zu zweit sowieso am besten stirbt und macht mir damit Angst. Wir sprechen auch über meinen Dad, es endet meistens in Tränen.

Lieber Gerhard, vielleicht empfindest Du meine Zeilen als unangebracht, weil ich hier von mir erzähle und wie ich das als Tochter empfinde. Denk auch mal an sie, es tut ihr sicherlich auch sehr weh, wenn sie merkt, wie es Dir geht. Damit meine ich nicht, dass Du es vor ihr verheimlichen sollst. Aber mach nicht zu, lass andere Menschen an Dich ran, vor allem Deine Tochter. Du gerätst dabei sicher auch mal an Menschen, die Deine Situation nicht verstehen. Aber es werden sicherlich auch andere dabei sein, die Dir doch sowas wie Trost geben können.

Dass Du einen riesengroßen Verlust erlebt hast und nun betrauerst, verstehe ich, wirklich. Aber das Leben geht nun mal weiter, so grausam sich das auch anhört. Du kannst nicht dagegen an, tust Dir damit nur noch mehr weh. Sie es mal so: Du hattest 28 schöne Jahre mit der Frau, die Du innigst geliebt hast und sie Dich und ihr habt eine Tochter zusammen. Dafür kann man auch dankbar sein, bei aller Wut auf "Gott", an den ich nebenbei bemerkt, nicht glaube, zumindest nicht in dieser personifizierten Form und in dem Zusammenhang das Wort barmherzig zu gebrauchen, macht mir große Mühe. Dennoch, Deine Frau war und ist Teil Deines Lebens und lebt in Dir und Deiner Tochter weiter. Sie hat Dir ihre Liebe gegeben und davon kannst Du zehren. Kannst zurückblicken auf 28 schöne Jahre. Verzeih, wenn mein Beitrag vielleicht ein bisschen unbeholfen klingt, die Worte vielleicht etwas holperig rüberkommen, ohne Zusammenhang.

Für die Traueranzeige meines Vater's haben meine Mum und ich den Spruch gewählt "Leuchtende Tage, weine nicht, weil sie vorüber, lächle, dass sie gewesen!" In diesem Sinne ist mein Beitrag gemeint, ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Du diese schwere Zeit gut meisterst und bald hinter Dir lässt und dann gestärkt Dein Leben meisterst. Für Dich und für Euer Mädel.

Herzlichst, mit den allerbesten Wünschen Für Dich, Karleen
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  #110  
Alt 15.01.2006, 00:44
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GEP GEP ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Meine geliebte Uschi, mein Schatz und Engel,

jetzt kennen Dich mittlerweile so viele hier, jetzt werde ich Dich immer mit Deinem Namen anreden.

Heute haben wir unseren 26.ten Hochzeitstag.

Ich denke heute noch mit Stolz an den Tag, an dem ich Dir den Heiratsantrag machte. Was hab ich für einen Klos im Hals gehabt, der Druck in der Magengegend war enorm. Ich hätte dann, als ich es geschafft habe, mit meinem Gestammel und Gemurmel, Dich zu fragen ob Du mich heiraten willst, die ganze Welt küssen können, als Du ja gesagt hast.



Wir haben den Termin der Hochzeit auf den Tag gelegt, an dem meine Eltern Silberhochzeit hatten.
Meinen Eltern hatten wir diese schöne Nachricht sofort überbracht.
Oh je, wie sagen wir das Deinen Eltern, besonders Deiner Mutter. Dein Vater hat sich sehr gefreut, dass konnte man merken. Der einzige Kommentar Deiner Mutter war, ob es nicht zu früh wäre, wir würden uns ja erst zwei Jahre kennen.

Dann kam der Tag der Hochzeit, mein Gott, als ich Dich in der Kirche sah, wie warst Du schön.

Ich habe gedacht, wieso habe ich das Glück, so eine liebe und schöne Frau kennen gelernt zu haben.

Die anschließende Feier mit meinen Eltern und unseren Verwandten und Bekannten war auch wunderschön.
Ich habe mir eben unsere Hochzeitsbilder angesehen. Das tut wieder unendlich weh. Mir schnürt sich der Hals zusammen. Du bist die schönste, liebste und anständigste Frau der Welt.

Wenn ich mal überlege, wie viele von den damals anwesenden Verwandten nicht mehr leben. Hast Du sie eigentlich alle, da wo Du jetzt bist, schon wieder gesehen? Ich will hoffen, dass sie Dich alle herzlich empfangen haben.

Anderthalb Jahre später ist dann unsere Tochter geboren worden, sie war ein wirkliches Wunschkind. Ich erinnere mich daran, dass ich immer die Schwangerschafstests habe ablesen müssen und als es dann soweit war, habe ich Dich in Deiner Firma angerufen, Du hast Dir direkt frei genommen und wir sind zusammen zu Deinem Frauenarzt gegangen. Der Jubel war riesig groß, als feststand, dass wir ein Kind bekommen.

Im vergangenen Jahr haben wir unsere Silberhochzeit „gefeiert“. Du lagst ja schon im Pflegebett, aber für uns war das trotzdem eine Feier.

Dann geht’s leider hier weiter

http://www.krebs-kompass.org/Forum/s...5&postcount=17

Wir haben all die Jahre immer harmonisch miteinander gelebt, haben uns gegenseitig geachtet und respektiert. Wir haben fast nie Streit gehabt, ich kann mir nur an ganz kleine Sachen erinnern, das waren aber mehr Meinungsverschiedenheiten. Wir sind nie laut zueinander gewesen. Wir haben die gleichen Interessen auch in Bezug auf unsere Urlaube gehabt (oder haben sie mit der Zeit entwickelt). Es passte einfach alles zusammen.

Warum wurde diese wunderbare Liebe auf solch brutale und unmenschliche Art beendet?
In dieser Welt, wo es nur vor Neid und Missgunst, Ellebogengesellschaft und Egoismus nur so strotzt, war kein Platz für diese große Liebe.

Und das soll keine Strafe sein, dass ich hier in dieser Sch…Welt zurück bleiben soll?

Es waren unbeschreiblich schöne 28 Jahre mit Dir. Die schönen Augenblicke und das wunderbare Leben mit Dir, können die übergroßen Schmerzen nicht aufwiegen.
Ich danke Dir für Deine übergroße Liebe und die wunderbaren 28 Jahre.

Ich werde keinen Augenblick unseres gemeinsamen Lebens vergessen.



Ich liebe Dich unendlich, meine Liebe nahmst Du mit, Deine trage ich im Herzen
Gerhard
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  #111  
Alt 15.01.2006, 01:32
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Jutta F. Jutta F. ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Lieber Gerhard,

Ich denke an Dich und möchte Dir nur Folgendes schreiben:

Und wenn die Sonne des Lebens untergeht,
leuchten die Sterne der Erinnerung !!!
Die Erinnerung ist das Fenster durch das wir Dich sehen können,
wann immer wir wollen...

Fühl Dich mal ganz lieb in den Arm genommen und gedrückt !!!
Viele liebe Grüße
Jutta
__________________
Ein Tropfen Liebe ist mehr als ein Ozean Verstand

Blaise Pascal
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  #112  
Alt 15.01.2006, 23:29
Chantalle7210 Chantalle7210 ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Hallo Gerhard!
Bin grad durch Zufall hier gelandet, aber es freut mich hier zu sein. Und es tut mir unsagbar leid, das Du diesen Schmerz fühlen mußt.
Du hast wundervolle Jahre mit Deiner Frau gehabt, das können nicht mehr viele Menschen heut zu Tage von sich behaupten. Darum glaube ich auch ganz fest da dran, das sie noch bei Dir ist. Ein Mensch verläßt einen erst dann, wenn man nicht mehr an ihn denkt u. das wird bei Dir mit gewißheit nicht passieren.
Aber bedenke auch, das Deine Frau bestimmt ich gewollt hätte, das Du Dich nur verkriechst, nicht mehr ißt u. nicht mehr schläfst. Sie würde bestimmt nur das beste für Dich wollen.
Es gut, das Deine Tochter bei Dir ist. Und es ist noch besser, das ihr über alles redet. Das kann ich leider mit meinem Vater nicht.
Und bitte überlege Dir nicht zu viel was Du hier rein schreibst. Sei einfach Du selbst, schreibe wie es Dir geht u. was Du fühlst, wenn Dir da nach ist. Du wirst sehen, Du bist niemals allein!!!!!
Ich drücke Dich u. schicke Dir ein dickes Kraftpacket.
Möge die Sonne morgen wieder für Dich scheinen!
Lieben Gruß Chantalle
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  #113  
Alt 16.01.2006, 00:21
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GEP GEP ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Hallo meine geliebte Uschi, mein übergroßer Schatz und Engel,

ich habe Dir die Zeilen von Andrea, die über meinen Brief an Dich gestern geschrieben hatte, vorgelesen. Ich musste wieder ganz schlimm weinen. Diese Zeilen sind mir so nah gegangen.
Fremde Menschen lesen etwas über den Hochzeitsantrag, den ich Dir damals gemacht habe und finden dies wunderbar. Was ist mit unseren Verwandten? Meine beiden Brüder melden sich seit Deiner Beisetzung überhaupt nicht mehr. Deine Schwester hat auch schon seit anderthalb Wochen ihre Nachfragen eingestellt. Denen würde ich überhaupt nicht zumuten wollen, auch nur ansatzweise etwas über uns zu erzählen. Wir waren sowieso Außenseiter, mit unserer eintönigen Ehe, wo einfach alles ohne Komplikationen ablief.
Die einzige, die mir dann geblieben, ist unsere Tochter, aber die hat mit sich selber genug zu tun. Du fehlst ihr auch sehr. Aber die hat ja ihren Freund, mit dem sie reden kann.
Andrea hat auch geschrieben, sie meinte, dass meine Worte nicht mehr so verzweifelt klingen würden, sondern glücklich. Das habe ich so noch nicht gesehen, aber bei all der Verzweiflung, glaube ich, sie hat vollkommen Recht.

Liebe Andrea, meine Uschi und ich möchten Dir noch nachträglich zum Geburtstag gratulieren, Petra habe ich auch nicht vergessen. Wir sind ja eine Menge Steinböcke hier.


Liebe Uschi, Du weißt ja, wie ich früher immer, wenn ich mich abreagieren wollte, morgens früh um 07:00 Uhr auf die Autobahn gefahren bin. Wie schnell unser Auto ist, brauche ich Dir ja nicht zu sagen, die Geschwindigkeit jenseits der 240 km mochtest Du nie.
Am letzten Sonntag bin mit wieder mit Höchstgeschwindigkeit über die Bahn gejagt. Ich habe zwei Brückenpfeiler rechts gesehen, die nicht sonderlich gesichert waren und habe kurz darüber nachgedacht, wie es wäre, wenn man mit dieser Geschwindigkeit auf diesen Pfeiler zufährt. Ich bin die nächste Abfahrt runter und wieder in die gleiche Richtung aufgefahren.

Beim ersten Anlauf, waren um diese Zeit drei Wohnwagengespanne unterwegs, sonst ist hier niemand unterwegs gewesen. Ich bin dann runter von der Bahn und einmal im Kreis wieder rauf. Ich habe wieder auf den Pfeiler zugehalten und im letzten Augenblick war mir als ob ich unbewusst das Lenkrad nach links drücken würde, also weg von dem Pfeiler.

Ich möchte gerne glauben, dass Du Dich vielleicht da eingeschaltet hast und mir ein Zeichen geben wolltest. Oder war es doch nur diese sch.. Angst, dass dies nicht so abläuft wie man sich das wünscht? Und wenn es doch so ist, das wir uns direkt in die Arme nehmen könnten, dann hab ich hier meine Zeit unnötig verbracht und solange ausgehalten, bis ich auf dem „normalen“ Weg zu Dir kommen kann.

Heute Morgen bin ich diese Strecke wieder gefahren, ich bin nur so um die 170 km gefahren, aber es war niemand vor und niemand hinter mir. Ich habe die Pfeiler gesehen, ich bin ganz ruhig und gelassen daran vorbeigefahren, bin 30 km geradeaus und dann wieder gemütlich nach Hause gefahren. Ich glaube, diese Gedanken schiebe ich erstmal beiseite.

Vielleicht muss ich ja doch noch eine Aufgabe in diesem Leben erfüllen. Ich dachte immer, ich habe hier schon alles erledigt. Was kommt denn noch, mir reicht’s eigentlich.



Ich habe heute, nachdem ich bei Dir im Garten war, den Tag alleine verbracht. Wie sonst auch. Aber der heutige Tag ist ja für uns etwas Besonderes. Dein Bild auf dem kleinen Tischchen wird die ganze Zeit von der Sonne angestrahlt und es strahlt eine solche Ruhe aus, ich kann mich gar nicht satt genug daran sehen.

Stell Dir mal vor, um 15:30 Uhr hatte unser Kaplan bei mir angerufen und sich mit mir unterhalten. Was ist denn auf einmal in den gefahren. Hat das noch nachgewirkt, was ich vor einiger Zeit für einen Wirbel veranstaltet habe? Oder hast Du da auch wieder mitgewirkt?

Ich werde heute mal mit unserer Ärztin sprechen, ob es nicht noch andere Möglichkeiten gibt. Ich habe etwas von Kurkliniken gelesen, die akute Belastungsstörungen und depressive Reaktionen behandeln. Nur die wöchentliche Therapie bringt mich nicht weiter, morgen muss ich auch wieder hin.

Ich werde Dir heute Abend darüber berichten was die Ärztin sich ausgedacht hat.

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Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer ist die Trennung.
Aber die Dankbarkeit verwandelt die Qual der Erinnerung in stille Freude. Man trägt das vergangene Schöne nicht wie einen Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk in sich.
Dietrich Bonhoeffer

Meine Liebe zu Dir ist unendlich
Gerhard
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Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren. B.Brecht
Wir haben gekämpft und trotzdem verloren.

Die Zeit heilt nicht alle Wunden. Sie lehrt uns nur, mit dem Unbegreiflichen zu leben.
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  #114  
Alt 16.01.2006, 08:42
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Lieber Gerhard,

als ich deine Zeilen gelesen habe dachte ich: Das kann er doch unmöglich wirklich in Erwägung ziehen.

Lieber Gerhard, wir alle sind verzweifelt, wir alle sehnen uns zurück in unser altes Leben. Aber über eines solltest du wirklich einmal nachdenken: Überleg einmal, was du anderen Menschen mit solch einer Pfeileraktion antun würdest. Von deiner Tochter einmal abgesehen, die du mit dem Gefühl, versagt zu haben, zurücklassen würdest. Diese Gewissensbisse, die sie haben würde, wünsche ich keinem Menschen und du eurer Tochter doch ganz gewiss nicht.

Aber es wäre nicht nur deine Tochter. Mir sind spontan die Menschen eingefallen, die den Unfall bemerken, die erste Hilfe leisten und Bergungsarbeiten leisten müssten. Ich kann mir lebhaft vorstellen, welche psychische Belastung dies für die Helfer bedeutet. Vielleicht wärst du sogar verantwortlich, dass ein anderer Mensch deinetwegen Ess - und Schlafprobleme hätte, die dich zur Zeit quälen. Im schlimmsten Fall könntest du Schuld daran sein, andere in diesen "Unfall" zu verwickeln, einer Frau den Mann zu nehmen, Kindern ihren Vater, Müttern ihren Sohn u.s.w, weil er das Pech hätte, dir zu begegnen, egal wie scheinbar unbefahren die Straße auch sein mag.

Du fragst nach deiner Aufgabe? Nun, das frage ich mich auch häufig, vor allem, wenn die Sehnsucht nach meinem geliebten Mann wieder einmal so schmerzhaft ist, dass ich nicht weiß, wie ich es aushalten kann. Gut, ich bin im Vorteil, meine Kinder brauchen mich, das ist eine greifbare Aufgabe, nicht abzustreiten und macht manche Überlegungen ganz einfach hinfällig.

Nun habe ich deine Uschi in deinen Briefen jedoch als liebevollen Menschen kennengelernt. Als eine bescheidene Seele, die sich niemals in den Vordergrund drängen wollte, noch nicht einmal für den kurzen Augenblick des Fotografierens. Deine Uschi - so wie ich sie einschätze - hätte keinem Menschen Schmerz zugefügt, hätte alles getan, um Kummer von anderen fernzuhalten.

Weißt du Gerhard, ich bin sicher, dass sie dich sieht, dass sie sich weiterhin um dich sorgt. Mit diesen Gedanken sagst du ihr: Du hast mir so weh getan, du bist Schuld an meinem Schmerz, deinetwegen möchte auch ich nicht mehr leben. Versuch es einmal von dieser Warte zu sehen. Es ist wie ein Vorwurf an deine liebe Uschi. Das hat sie nicht verdient. Sie hat es verdient, dass du um sie trauerst. Sie hat es verdient, dass du dich nach ihr sehnst. Aber sie hat es nicht verdient, Schuld an deinem Tod zu sein.

Deine Aufgabe? Den Schmerz umzuwandeln, irgendwann. Aktiv zu werden, irgendwann. Dich zu erinnern, wie weh es tut und anderen deine Hilfe anzubieten. Du wirst gebraucht, lieber Gerhard. Auch ich brauche dich. Ich brauche dich, um teilhaben zu können am Leben meiner Leidengenossen, um die Möglichkeit zu haben, mich auszutauschen, zuzuhören und zu erzählen. Du hilfst mir, gesund zu werden. Das ist ein erster Schritt zu einer neuen Aufgabe. Vielleicht wäre Hospizarbeit in Zukunft eine weitere. Zunächst eventuell als Betroffener in einem Gesprächskreis. Dort, wo sich Trauernde gegenseitig helfen durch Gespräche, durch gemeinsame Aktionen.

Lieber Gerhard, bitte leg diese Gedanken zur Seite. Gönn Uschi ihren Frieden im Regenbogenland und vertrau darauf, dass Zeit relativ ist und sie dich bald erwartet dort, wo sie jetzt ist, bald! Und bis dahin, hilf uns, unser Päckchen zu tragen, versuch gemeinsam mit uns wieder lachen zu lernen und schau in die Zukunft. Je sinnvoller du deine verbleibende Zeit nutzen wirst, desto schneller wirst du Uschi wieder in den Armen halten, dessen bin ich mir sicher.

Wir brauchen dich!

LG
Andrea
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Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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  #115  
Alt 16.01.2006, 11:00
anny anny ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Lieber Gerhard,

gestern haben wir per PN gesprochen ich habe dir versucht zu erklären das ein Suizid gewisser Maßen nach hinten losgehen kann.
Es gibt sehr viele Menschen die haben diesen überlebt und siechen nun wirklich ihr weiteres Leben dahin.
Sie liegen auf Wachkomastationen und können keinen Einfluß mehr auf ihr Leben nehmen....im irdischen Sinne gemeint.

Bei mir war es anders,Gott sei Dank sag ich in diesem Moment,nur bei mir war es ein Ausweglosigkeit und wirklich schwere Depressionen.
Liebe die uns mit den *Verstorbenen* verbindet ist allgegenwärtig,versuch dies zuzulassen und versuch wirklich auf deine innere Stimme zu hören.
Es lohnt sich zu leben,es lohnt sich Erfahrungen zu sammeln........Gerhard,irgendwann wenn es denn sein soll,dann wirst auch du nach Hause gehen und Uschi wieder in deine Arme nehmen.

Auch deinen Schmerz den du momentan verspürst,deine Hilflosigkeit,deine Schuldzuweisungen alles kann ich nachvollziehen.
Ja,weißt ich bin auch ein Mensch sogar ein sehr sensibler und sensitiver,mehr als mir lieb ist fühle ich.....ich fühle es wie es dir geht.
Mit meinen Erlebnissen versuch ich nur die Angst zu nehmen,ich versuche nicht Leute zu bekehren.....das liegt mir fern.

Nur ich drücke mich anders aus,anders als viele Menschen hier in diesem Forum....ich kann es nicht anders.

Liebe Grüße
anny

Geändert von anny (16.01.2006 um 11:11 Uhr)
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  #116  
Alt 16.01.2006, 21:50
Blue Blue ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Lieber Gerhard,

Andrea hat es richtig und schön gesagt, bleib ein bißchen bei uns und hilf somit auch uns. Es läßt sich vieles leichter ertragen, wenn man es in Worte fasst. Und hier geht das Papier nie aus.

Und sicher hatten wir alle schon mal diese Gedanken. Aber wir sind noch immer hier.

Ich komme mir manchmal vor wie eine Märchentante, trotzdem möchte ich es Dir erzählen. Ich denke, meiner Freundin macht es nichts aus, hat auch sie mit 35 Jahren ihren Lebenspartner durch einen Unfall verloren. Sie erzählte mir, daß sie immer den Gedanken hatte, zu ihm zu gehen, sie wollte einfach nicht auf dieser Welt bleiben. Dann eines Tages, es sind wohl 8 - 9 Monate vergangen, platze ihr ein Reifen auf der Autobahn und sie dachte: Nein, ich will nicht sterben. Mittlerweile sind schon 2 Jahre vergangen, natürlich fehlt er ihr immer noch. Aber auch sie sagt, der Schmerz verändert sich, wird erträglicher. Vergessen wird sie ihn jedoch nie.

Ich mag es nicht, wenn jemand sagt, das heilt die Zeit. Vielmehr denke ich wir müssen vom Wind ein bißchen abgeschliffen werden und können dann auch wieder Freude an diesem Leben finden. Und es sind doch ganz besondere Glücksmomente, wenn Du ein Zeichen von Deiner Uschi bekommst. Und glaub mir, immer wenn es wirklich nötig ist, gibt sie Dir einen Wink. Und immer möchte sie Dir sagen, bleib noch ein bißchen...

Lieber Gerhard, schreib Dir alles von der Seele, es ist immer Jemand da und das Papier geht nie aus....

Blue
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  #117  
Alt 16.01.2006, 22:36
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GEP GEP ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Meine geliebte Uschi, mein Schatz und Engel,

ich habe den Arzttermin auf morgen verschoben, wie so häufig in den letzten Wochen, ich schiebe immer alles vor mich her.

Mit der Therapeutin habe ich jetzt mindestens 2 Termine pro Woche ausgemacht. Die Abstände waren mir zu groß. Ich habe ihr die Bilder gezeigt, die ich mühsam aus den Videofilmen heraus gearbeitet habe. Sie hat mir, wie alle anderen auch, bestätigt, wie hübsch Du bist. Das hat wieder für eine Lage Taschentücher gereicht.

Auf meinen letzten Brief an Dich, habe ich wieder gehörig die Leviten gelesen bekommen.

Wie hat mir jemand geschrieben, „von der aktiven Frauenpower, die soviel Mitgefühl und Hilfestellung anbietet, verschlägt es einem schier den Atem“.

Dem stimme ich voll und ganz zu, alle Frauen hier verdienen Hochachtung, Respekt und Anerkennung.

Sag mir meine geliebte Uschi, wohin soll ich denn gehen?

Jeder Schritt schmerzt und die Stachel der Trostlosigkeit und Verzweiflung reißen die Wunden immer tiefer auf.

Das Gefühl der Unwirklichkeit lässt in mir in manchen Momenten den Eindruck entstehen, das sei alles nicht wirklich war und Du kommst jeden Augenblick zur Tür herein.
Der Gedanke erweist sich natürlich als Trugbild und löst sich in nichts auf.

Ich erlebe alles wie in einer trostlosen Wüste, mich hat die Wirklichkeit des Alleinseins erreicht. In mir tobt das furchtbare Gefühl von Leere und Einsamkeit.

Ich bin in der Seelenlandschaft des finsteren Tales angelangt und stehe in der Dunkelheit.
Vor mir liegt ein Weg, der ins Ungewisse führt.

Das Herz ist mir schwer, wie soll ich alleine weiterleben?

Wie kann ich den Schmerz der Einsamkeit ausschalten?

Ich bin traurig darüber, dass ich Dich verloren habe und ich bin dankbar dafür, dass ich Dich bekommen habe.

Ich bin traurig, weil ich nicht mehr die vertraute Nähe von Dir spüre, aber viel mehr bin ich darüber traurig, dass Du nicht mehr in dieser Welt bist.

Ich habe Mitleid mit mir selbst.


Ich habe vorhin einen Sahnejoghurt gegessen, der macht die Rolle vor- und rückwärts in meinem Magen. Wie kann so ein kleines Teil so wehtun?

Mal sehen, ob ich wegen Deiner Rente morgen ins Amt fahre, aber ich befürchte, ich verschiebe das schon wieder.

Ach was soll’s, es gibt wichtigeres, Deine Bilder ansehen, unsere Musik hören und zu Dir in Deinen Garten kommen.

Ich liebe Dich unendlich und immer
Gerhard
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Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren. B.Brecht
Wir haben gekämpft und trotzdem verloren.

Die Zeit heilt nicht alle Wunden. Sie lehrt uns nur, mit dem Unbegreiflichen zu leben.
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  #118  
Alt 17.01.2006, 07:14
Wolke Wolke ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Guten Morgen Gerhard,

ich hoffe du bist heute Nacht für ein paar Stunden am Stück eingeschlafen.

Eben beim lesen deines Beitrages fiel mein Blick auf den Spruch in deiner Signatur. Vielleicht solltest du dir diesen nochmal zu Herzen nehmen.

Der Kampf geht nämlich weiter. Nur anders. Jetzt musst du um dich selber und um deinerwillen kämpfen.

Ist es nicht auf der einen Seite unendlich schön, dass du so eine tolle Frau für dich gefunden hast, die dazu noch das selbe empfindet für dich? Nicht jeder hat dieses Glück und wenn hält es nicht immer so lange an. Das was du jetzt empfindest ist in meinen Augen sozusagen der Preis für diese schöne Zeit. Wie ich aus deinen Zeilen immer wieder entnehmen kann lohnt sich dieser Preis, weil es einfach wundervoll war. Also erfreue dich an dem, was du erleben durftest und das kannst du nur, solange du noch einigermaßen bei Kraft bist. Verschieb nicht alles und pass auf dich auf!

Wolke
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  #119  
Alt 17.01.2006, 08:41
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Guten Morgen lieber Gerhard (ich hoffe, dass dieser Morgen vielleicht ein winzig kleines Stück besser ist als der gestrige )

Ich weiß nicht, ob du nachliest, in anderen Unterhaltungen die Gespräche verfogst. Es sind ja Unmengen, kaum zu bewältigen.

Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle mal wieder wiederholen, ganz einfach, weil ich diesen Spruch so unglaublich passend finde:

"Trauer ist der Preis, den wir für unsere Liebe bezahlen müssen"

So ist es! Wir, die wir hier miteinander um unsere Partner trauern hatten ein unglaubliches Glück. Wir sind unseren Männern/Frauen begegnet und durften glücklich miteinander leben. Wir hatten Menschen an unserer Seite, die uns ergänzt und vollendet haben.

Und nun schau dich um. Wieviele in deinem Bekannten-Freundes-Verwandtenkreis können das von sich behaupten? Ich unterstelle einmal: NIcht viele. Das sind die Menschen, die ihr Leben lang auf der Suche sind nach dem, was wir haben durften. Sie sind nie wirklich glücklich, weil etwas wichtiges fehlt. Sie tun sich vielleicht mit einem Partner zusammen, finden aber nicht dieses Glück, diese Zufriedenheit. Eigentlich sind sie bereits zu Lebzeiten voneinander getrennt, weil sie sich nie wirklich nah waren. Wenn der Tod dann die Bande durchtrennt, verhält sich auch der Schmerz gnädig.

Aber möchtest du das? Möchtest du jetzt weniger Schmerz haben, wenn dies bedeuten würde, dass deine Uschi und du euch bereits zuvor auseinandergelebt habt? Es ist der Preis, den wir zahlen. Aber das was wir haben durften, ist es wert. Niemals möchte ich tauschen, niemals ein Nebeneinanderherleben zu meinem Partner in Kauf nehmen, damit ich heute wenig Schmerz hätte...

Ich weiß nicht, wie du es handhabst. Ich habe die Briefe, die ich Claus seit seinem Tod geschrieben habe, mit Datum versehen ausgedruckt und in einen Ordner geheftet. Und manchmal lese ich nach. In diesen Momenten erkenne ich, was ich so offensichtlich eigentlich noch nicht spüre, ich erkenne Veränderung. Ich kann mich an die Gefühle erinnern, erschrecke über manche Gedanken, weiß, dass es so war aber lese stellenweise mit einem gesunden Abstand, was ich damals meinem Claus zu sagen hatte.

Alles ist irgendwie Trauerarbeit. Und das Wort Arbeit hat wirklich seine Berechtigung. Alles, womit wir uns beschäftigen, hilft uns, zu verarbeiten, was geschehen ist und bringt uns - wenn auch nur in winzig, eigentlich unmerklich kleinen Schritten weiter auf unserem Weg durch die Trauer.

Ob du die Filme bearbeitest, die Bilder rausschneidest, zur Therapeutin gehst, dich hier mit uns austauscht, deiner Uschi Briefe schreibst, all das ist harte Arbeit, die dir eine gewisse Nähe verschafft, die du so dringend brauchst. Wenn du es archivierst, wirst du bald selbst merken, was du schon alles geschafft hast, langsam und sicher, ganz behutsam. Es braucht Zeit, unendlich viel Zeit, die du dir nehmen musst. Aber irgendwann wirst du bestimmt auch für dich erkennen: Ja, so, genauso habe ich gefühlt und es war schrecklich, das waren meine Gedanken, sie waren in diesem Augenblick richtig, aber heute sehen meine Briefe anders aus, heute sieht mein Tagesablauf ein wenig sonniger aus, so langsam beginne ich die Erinnerung in Dankbarkeit zu verwandeln.

Lass dich mal wieder

LG
Andrea
__________________
Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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  #120  
Alt 17.01.2006, 11:16
bietie bietie ist offline
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Beiträge: 88
Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Lieber Gerhard,
ich kann mich Andrea in allen Worten nur anschließen und Dir mal ein walisisches Sprichwort hier hinein schreiben, dass ich heute morgen zufällig in einem Trauer-Memorandum entdeckt habe:

Es ist besser, etwas gehabt und wieder verloren zu haben, als es nie gehabt zu haben.

In diesem Sinne weiterhin viel Kraft wünscht

Beate.
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