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AW: Leben - nach dem Abschiednehmen?
Tja, nun schreibe ich dir unverhofft schon wieder hier, weiß gar nicht genau, warum. Vielleicht, weil ich hier einfach ehrlich schreiben kann, ohne dass jemand meint, reagieren zu müssen.
Drei Tage war ich nun an dem Ort, an dem ich vor zwei Jahren war, als du gerade über den Regenbogen gegangen warst... und an dem ich zusammen mit dir war, nur wenige Jahre zuvor, liebe Musch. Allerdings hatte ich nicht erwartet, dass es dieses Mal schmerzlicher sein würde, als noch vor zwei Jahren...du warst überall dabei. In "unserem" Restaurant, auf "unserem" Schiff... du liefst mit mir die gleichen Wege über die Insel, die wir jetzt wieder besuchten. Du standest mit mir vor dem Wolle-Laden, vor dem ich dich fotografiert hatte; du saßt mit mir auf der gleichen Bank, den Blick aufs offene Meer. Mehr als einmal hatte ich einen dicken Kloß im Hals, wollten sich die Tränen endlich Bahn brechen. Damit hatte ich nicht gerechnet! Auch wenn ich weiß, ich bin ein "Spätzünder"...nein, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Nicht jetzt. Nicht "so spät". Es tat manches Mal sehr weh in den letzten paar Tagen... dennoch bin ich fast "dankbar", dass es "endlich weh tat", so weh, dich zu vermissen... Dankbar, dass ich deinen Verlust spüren durfte. Dankbar, dass mein Mann sich nicht wunderte, oder viel fragte. Er hörte zu, wenn es aus mir heraussprudelte: "Hier sind wir damals entlang gelaufen..." und "hier haben wir damals gesessen...". Er hörte zu, er drückte meine Hand - wissend, mitfühlend. Keine Fragen, keine überflüssigen Worte. Dankbar auch dafür. Ich schrieb abends in mein Tagebuch: "Du fehlst, du fehlst, du fehlst...!" - und konnte zwar nicht besser schlafen, obwohl ich endlich diese Worte gefunden hatte - aber ich habe sie schreiben können! - das war schon ein "Gewinn". Alles braucht seine Zeit. So auch jetzt - ich habe alles schreiben können. Danke, dass du bei mir warst, in diesen Tagen! Ich bin müde, und ich muss noch auspacken. Ich hab dich so lieb. Deine Blume
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In uns allen findet sich die Quelle höchster Weisheit - die Quelle der Liebe. (Thich Nhat Hanh) Geändert von Blume68 (05.08.2010 um 23:37 Uhr) Grund: (Tippfehler) |
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AW: Leben - nach dem Abschiednehmen?
Liebes Blümchen,
ohne viele Worte... ich nehme Dich in die Arme und halte Dich ein wenig... kann Dich so gut verstehen... Bis ganz bald Deine Lissi
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Wege entstehen dadurch,dass man sie geht. Franz Kafka Meine Beiträge stellen lediglich meine Meinung dar. Niemand muss sie akzeptieren, jeder darf es. Meine im KK-Forum veröffentlichten Bilder und Texte sind (auch in PN's) mein geistiges Eigentum. Ansonsten berufe ich mich auf die Nutzungsbedingungen des KK. |
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AW: Leben - nach dem Abschiednehmen?
Liebes Blümchen,
liebe Lissi , ach Blümchen, wie gut kann ich Dir nachfühlen. Mein Sohn kam von der Trauerbegleitung heim, vergangene Tage, und brachte einige Dinge mit, die die Kinder geschenkt bekommen hatten. Poster, Aufkleber, Flyer, und u. a. einen bedruckten kleinen Zettel. Mit dem hat es Folgendes auf sich. Ein kleines Mädchen, das seine Mama verloren hat, hatte einst eine kleine Melodie komponiert. Für jeden, ihr nahestehenden, geliebten Menschen, hat sie eine Note in ihr Lied geschrieben. Eine kleine Melodie entstand, aus einigen Noten, stellvertretend für Mama, Papa, Oma, Opa, die Geschwister, Tante und Onkel. Das Lied hat sich verändert, denn ihre Mama und ein weiterer Verwandter sind nun nicht mehr da. Anstelle ihrer Noten, schrieb das kleine Mädchen ein Pausenzeichen. Jetzt klingt die Melodie anders, denn ein paar Noten sind nicht mehr dort, nur noch ihre Platzhalter. Dennoch erklingt nach wie vor eine Melodie, wenngleich für immer anders. Annika |
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AW: Leben - nach dem Abschiednehmen?
Liebe Lissi,
deine Umarmung ist "angekommen"...ach, ich danke dir von Herzen! Dass es dich gibt, tut einfach gut. Liebe Annika, für deine Geschichte danke ich dir sehr. Ich habe sie gelesen, und sie hat mich berührt. Auf unserer Wanderung heute dachte ich darüber nach, und stellte fest: für die, die aus meiner Familie fehlen, gäbe es nun schon so einige Pausenzeichen... im Grunde genommen gibt es, was die quasi "alte Familie" betrifft, nur noch zwei klingende Noten...aber weißt du was? Zwei Noten, das ist schon was, das ist immer noch besser, als nur eine Note, mit ganz vielen Pausenzeichen drumherum! Wie hübsch können selbst nur zwei Noten nebeneinander klingen. Und wenn ich dann noch bedenke, dass auch enge Freunde eine Art Familie sind, in der wir uns aufgehoben und verstanden fühlen können...ja, dann kann ich auch mit diesen vielen Pausenzeichen leben! Ich las einmal irgendwo: "Ein Freund ist jemand, der die Melodie des Herzens hört und sie dir vorsingt, wenn du sie längst vergessen hast." Was könnte es schöneres geben? Danke dir, Annika. Blume
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