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  #61  
Alt 22.09.2010, 14:37
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Inesfelix Inesfelix ist offline
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Standard AW: Mein Vater hat es auch...

Hallo Karolinchen ,

gehe Dich UNBEDINGT beschweren. Am bestern bei derGeschäftsleitung. Ich bin selbst Krankenschwester und so ein Verhalten geht gar nicht. Das ist ein Kündigungsgrund!!! Was sind denn das für Zustände. Auf einer ITS darf das Pflegepersonal NIEMALS sowas entscheiden , wer und wann extubiert wird. Außerdem muss auf einer ITS immer ein Arzt da sein.

LG Ines
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Meine Mama 24.11.1945-31.10.2009

Man sagt es gibt ein Land der Toten und ein Land der Lebenden. Man sagt auch die einzigste Verbindung zwischen ihnen ist die Brücke der Liebe und Erinnerung!!
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  #62  
Alt 22.09.2010, 14:44
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Standard AW: Mein Vater hat es auch...

Danke Silverlady. Ich muss gestehen dass ich vor dem Pfleger selber auch Angst habe - er ist so groß und breit und halt unfreundlich und grob.

Ich war bis eben bei Papa, er war gut drauf, er meinte er erinnert sich gar nicht dass er soo lange geschlafen hat, das haben die ihm erzählt und er weiss ja gar nichts davon und das beschäftigte ihn lange. Und dass ich jeden Tag 1-2 Mal da war, konnte er gar nicht glauben und meinte das wäre ja schön dass ich da bin. Er dachte schon wir hätten ihn verraten (er halluziniert ab und an) und er hat geträumt Oma und ich saßen an seinem Bett und haben erzählt dass Mama in Flensburg ist - das war ja kein Traum, das haben wir wirklich

Er wollte dass Mama und meine Schwester so schnell es geht kommen und schaute immer auf die Uhr und meinte "die kommen ja gar nicht" oder "kommen die wirklich noch?"
Dann kam eine Physio die mit ihm geübt hat die Beine zu bewegen, weil er immernoch nach Hause wollte und mich schon beschimpft hat ich soll die Gitter vom Bett abmachen und ich soll ihm keinen Quatsch erzählen von wegen er kann noch nicht aufstehen. Die Schwestern meinten ich soll ihm dann sagen wenn er weitermacht damit dann gehe ich.

Zum Glück konnte ich ihn damit beruhigen dass die Ärzte noch kommen und uns dann sagen ob er entlassen werden kann, und dass er ja auch erstmal von allen Geräten ab muss, das darf ich ja nicht selber. Er meinte immer wenn ein Arzt kam dann "eigentlich kann ich ja jetzt auch schon los nach Hause" - dabei kann er nichtmal die Beine anziehen - es ist schon ein wenig drollig wie er sich überschätzt und wie eilig er es hat. Er hat die Atemübungen und die Bewegungen von der Physio sofort selber weitergeübt wie sie gesagt hat, weil er nach hause gehen will und sie meinte das wäre eine Gehübung - er ist echt niedlich! Dann hat er seinen Spuckbehälter auf den Kopf gesetzt als Hut, keine Ahnung warum. Fand er wohl gerade passend. Als ich kam hat er Fernsehen geschaut und freute sich dass ich da bin. Er wusste nicht dass ich sonst auch immer da war, er erinnert sich fast an nichts, auch vom selben Tag kaum.

Dann hat er gesagt "ich werd hier ganz unruhig, das geht ja alles gar nicht vorwärts hier, da muss doch was passieren". Ich sagte, dass schon so viel passiert war wo er geschlafen hat und dass er schon überschnell ist, und sich mehr Zeit geben soll, aber er hat einfach weiter üben wollen mit den Beinen.

Dann kam der Rückschlag, weil er natürlich gestern viel zu früh extubiert wurde. Auf einmal Pfiff seine Atmung immer mehr und er bekam keine Luft mehr und löste mehrmals den Pulsalarm aus - Puls bei 160-190!!!
Er bekam eine Atemmaske auf die die Bronchien weiten sollte, das half aber nicht wirklich und dann bekam er Cortison gespritzt und der Arzt meinte auch dass das Extubieren zu früh war aber dass es im Ermessen der Nachtschicht lag das zu entscheiden. Dabei hat das die Nachmittagsschicht entschieden.

Dann ging der Puls duch Medikamente wieder runter auf 130 (sonst hat er immer um die 100) und die Beatmungsmaschine wurde schon vorbereitet, dass er beatmet werden kann wieder, aber nur mit Maske. Mama war inzwischen mit meiner Schwester da, und ich bin jetzt zu Hause um zu schlafen weil ich todmüde bin, er ist halt auch wie ein Kleinkind momentan und will alles wissen und hatte sich Sorgen um uns gemacht. Und ich bin ja immer schon früh morgens da gewesen und kam Abends spät ins Bett weil ich nicht einschlafen kann. ALso lege ich mich jetzt hin, habe aber versprochen nochmal wiederzukommen am ABend, leider hat heute wieder der rabiate Pfleger Nachtschicht von 20h bis 04 - ich hoffe Papa schläft dann einfach...

Bin wirklich besorgt... Es fing heute Morgen so gut an und nun der hohe Puls und die schlechte Atmung - Papa hat auch erstmal Sprechverbot bekommen. Aber sonst ist er ganz fidel gewesen, auch total positiv und er sagte mir auch, dass er die OP will und nur wartet wan das endlich losgeht! Das was der Pfleger mir gesagt hatte stimmte überhaupt gar nicht! Papa sagte mir mehrmals er freut sich auf die OP und das soll natürlich gemacht werden, weil wozu liegt er sonst da.
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  #63  
Alt 24.09.2010, 09:30
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Karolinchen Karolinchen ist offline
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Standard AW: Mein Vater hat es auch...

Gestern war ich wie vorgestern, 2 Mal bei Papa. Vorgestern wollte er ja noch dass wir alle bei ihm auf dem Fußboden schlafen und Mama mit im Bett
Er hat die ganze Nacht trotz schwerer Medikamente nicht geschlafen, scheinbar hat er Angst vor Albträumen und kämpft gegen den Schlaf an. Die Schwester meinte er lag mit ganz großen Augen da

Gestern war es sehr lustig - erst war ich alleine da, da musste ich Papa natürlich immer wieder erklären dass er noch nicht nach Hause darf und sich noch gedulden soll. Aber das wollte er nicht verstehen. Er meinte immer "Mach die Luke auf, wir gehen!". Dann hat er eine Stunde lang Teleshopping geschaut, schon als ich kam war der Fernseher an. Papa redete die ganze Zeit von Salat und Salatchef - bis ich das kapiert hatte, da lief eine Dauerwerbesendung über den Salatchef, und Papa meinte dann ich soll ihm mal das Bett aufmachen, er will da mal hin und denen zeigen wie man Salat macht, ich soll ihm mal den Salatchef geben - und er zeigte auf eine Tupperdose für die Mundpflege, die auf seinem Tisch steht.

Dann kamen irgendwann meine Mutter und Schwester und ich konnte nach Hause - ich kam dann später um 18h wieder um Mama nach Hause zu bringen vom KH. Dachte schon wir müssen wieder bis 22h da sitzen und mit ihm fernsehen, aber auf einmal wollte er die BILD haben und lesen. Dann meinte er nur "Bonne Nuit" und wir wollten gerade gehen und Licht ausmachen, da meckerte er los "ich will doch lesen!!!". Mama sagte nur zu ihm dass doch die Zeitung verkehrt herum ist und er meinte "das weiss ich doch!" und tat so als wenn er liest und meinte "geht jetzt! ich will noch lesen bevor ich müde werde"

Wir sind bald geplatzt vor lachen, wie er da seine Zeitung auf dem Kopf hielt und gelesen hat! Heute habe ich dann mal ausgeschlafen und fahre später erst hin. Papa wußte Abends gar nicht mehr dass ich morgens da gewesen war. Und er dachte ich wäre im Krankenhaus, er rief mich immer.

Noch etwas zum Lachen, vor ein paar Tagen wollte er dass Mama die Kamera mitnimmt. Sie meinte wieso, und er sagte "na damit ich euch telefonieren kann!" Mama sagte das darf man doch im Krankenhaus nicht mit Handy, das weißt Du doch, und er pustete und verdrehte die Augen und war dann beleidigt...

Achja, und gestern Abend durfte er nochmal auf der Bettkante sitzen, und dann sogar aufstehen, aber alleine geht das natürlich nicht, mit 2 Schwestern die ihn hielten und uns dann riefen damit wir das sehen! Er hat aber trotzdem nicht bemerkt dass er alleine noch nicht gehen kann und wollte dann los weil eine Schwester ja meinte wen er auf der Bettkante sitzen kann dann gehts los
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  #64  
Alt 24.09.2010, 10:47
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Mein Vater hat es auch...

Hallo Karolinchen,

dein Vater steht total unter dem Einfluss von Medikamenten, darum kriegt er viele Dinge nicht richtig mit. Da gehört dann leider auch zu, dass er sich nicht erinnert, wenn du so viel bei ihm warst, aber es gehört -glücklicherweise - auch dazu, dass er viele schlechte, belastende Dinge seiner Krankheit usw. nicht richtig mitbekommt. Das hilft ihm, die Situation besser ertragen zu können.

Das mit der "Bettkante" hört sich doch schon mal gut an. Der Weg ist noch weit, aber du bist bei ihm, das ist gut.

Und der Pfleger braucht einen Tritt in den A.... Beschwer dich über ihn, habe ich im Krankenhaus bei meinem Vater damals auch gemacht über so einen ätzenden Assistenzarzt auf der ITS. Der bekam einen drüber und ich bekam vom leitenden Arzt eine Entschuldigung.

Kopf hoch weiterhin,
LG Monika
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  #65  
Alt 24.09.2010, 13:41
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Karolinchen Karolinchen ist offline
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Standard AW: Mein Vater hat es auch...

Das was er jetzt hat sind aber nicht die Medikamente, sondern das ist ja eine vorübergehende Psychose aufgrund seiner Erkrankung. Er hat Ängste und sieht Dinge die nicht da sind etc. - aber das geht auch wieder weg. Leider habe ich schon gehört dass er immernoch nach Hause will und meinte wenn wir ihn heute nicht holen brauchen wir gar nicht mehr kommen
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  #66  
Alt 30.09.2010, 19:46
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Karolinchen Karolinchen ist offline
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Standard AW: Mein Vater hat es auch...

Leider habe ich heute nach all den Positiven Nachrichten eine niederschmetternde bekommen

Papa ist von der Intensiv runter auf eine normale Station in ein Einzelzimmer. Er ist mit Morphin eingestellt worden und schläft eigentlich nur noch oder macht Grimassen wenn er wach ist ,er bekommt kaum etwas mit. Der Prof. meinte dass die Chemo seine Leber so stark geschädigt hat dass er nichts mehr für ihn tun kann, man kann so nicht operieren. Es hat sich eine Bauchwassersucht entwickelt durch den Leberschaden, und eine Transplantation kommt wegen der Grunderkrankung KRebs nicht in Frage

Der Prof. meint wir sollen ihm aber nicht so sagen dass er sterben wird, sondern ein Fünkchen Hoffnung aufrechterhalten, damit er nicht panisch wird und nur noch Angst hat. Ich kann es immernoch nicht fassen, dass er jetzt auf einmal einen Leberschaden haben soll, und dann auch noch von der Chemo, die ihm doch helfen sollte!!!!!! Nun kommen die Fragen auf, warum hat man nicht erst operiert und danach bestrahlt, oder warum hat man überhaupt Chemo gegeben wenn die Leber schon einen Vorschaden hatte (beginnende Leberzirrhose...)??? Ich wollte den Prof. noch fragen, aber leider war er da nicht mehr im Hause, ich muss das für mich aber abklären.

Ich kann es immernoch nicht fassen... Papa war so voller Hoffnung. Er ist doch erst 60!!! Der Prof. meinte dass Papa auch das Bett nicht mehr verlassen wird und in einem Hospiz am Besten aufgehoben wäre... Das wird Papa aber nicht wollen, auch wenn er dort nur hinsoll um wieder fit zu werden. Denn das Endziel ist tatsächlich dass er nach Hause kommen soll...

Ich weiss gar nicht was ich denken soll. Die letzte ZEit lebe ich wie ein Roboter, fahre mit dem Auto die 60 km pro Strecke täglich hin und her und weiss danach gar nicht mehr wie ich gefahren bin. Manchmal bin ich auch unaufmerksam und werde vom Verkehr überrascht, überhaupt ist mein Kopf in letzter Zeit nicht mehr zu gebrauchen, ich vergesse alles, ich habe Aussetzer in der Sprache, kann mich teilweise nicht ausdrücken. Das macht mir auch irgendwie selber schon Angst. Ich will etwas sagen und mir fehlen die Worte, mir fallen manchmal die leichtesten Dinge nicht ein und ich stammele mir dann was zurecht - und ich vergesse überhaupt alles, was ich mir merken wollte
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  #67  
Alt 30.09.2010, 20:39
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Mein Vater hat es auch...

Hallo Karolinchen,

weiss nicht, was ich sagen soll - es tut mir sehr leid...,
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  #68  
Alt 30.09.2010, 20:44
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Inesfelix Inesfelix ist offline
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Standard AW: Mein Vater hat es auch...

...ich wünsche Euch ganz viel Kraft für die nächste Zeit...

Es ist leider oft so , das die Ärzte Patienten und Angehörige nicht richtig aufklären...

LG Ines
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Man sagt es gibt ein Land der Toten und ein Land der Lebenden. Man sagt auch die einzigste Verbindung zwischen ihnen ist die Brücke der Liebe und Erinnerung!!
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  #69  
Alt 01.10.2010, 16:25
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Siko9 Siko9 ist offline
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Standard AW: Mein Vater hat es auch...

Liebe Karolinchen,

es tut mir so leid, dass es Deinem Vater so schlecht geht.

Diesen Krankenpfleger würde ich melden, das geht gar nicht,
hier wird die Würde Deines Vaters angegriffen.

Lass Dich mal drücken und Dir ganz viel Kraft wünschen.

LG Anna
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  #70  
Alt 01.10.2010, 22:49
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Karolinchen Karolinchen ist offline
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Standard AW: Mein Vater hat es auch...

Ich weiss gar nicht mehr was ich sagen soll, ich bin so verzweifelt. Ich habe noch so viele Fragen und habe sie dem Professor gemailt und warte auf Antwort bzw. einen Termin in dem er sie mir beantworten kann. ich hoffe er hat Verständnis dass ich Antworten suche.

Mein Papa bekommt Morphin und Novalgin - und sonst nichts, ausser ein wenig Sondennahrung
Theoretisch bräuchte er noch Transfusionen und er hat Bauchwassersucht, aber man will ihm nichts mehr geben was sein Leben und damit auch sein Leiden verlängern könnte. Es tut mir so in der Seele weh meinen armen Papa so zu sehen. Heute war er wieder wach und ansprechbar, redet aber kaum. Sein Mund ist von innen ganz verschleimt und die Haut pellt ab, er ist verwirrt und hat Sprachstörungen und sieht scheinbar Personen oder Dinge, die nicht da sind, will aber nicht darüber reden. Er ist gar nicht wirklich voll da, manchmal kurz, dann weint er, zB weil heute seine Schwester kam, die sonst nie da war während seiner Krankheit, und dann musste sie weinen und er dann auch - das tat mir so leid, er soll uns doch nicht weinen sehen, aber irgendwie bin ich die einzige die es schafft bei ihm nie zu weinen. Ich weiss nicht warum. Ich will ihm nur nicht weh tun und ihm keine Angst machen. WAhrscheinlich kann ich das weil ich genausoviel Angst vor dem Sterben habe wie mein Papa und mich darum sehr gut in ihn hineinversetzen kann.
ALs die Pflegerinnen ihn heute umlagerten hat er auch geweint, weil er merkte dass er das selbst alles nicht mehr kann. Sein rechter Arm und Bein sind ganz voll Wasser, es ist so schrecklich. Der linke Arm ist total abgemagert bis auf die Knochen. Dennoch hat er wundersamer Weise heute auf der Bettkante sitzen wollen und es fast allein geschafft sich hochzustemmen, und dann saß er mit mir 10 Minuten auf der Bettkante, ich dachte ich müsste ihn halten aber das konnte er alleine. Damit hat ja keiner gerechnet - aber das macht es umso schwerer zu verstehen dass es wirklich jetzt bergab geht, wo er heute schon alleine sitzen konnte. Morgen wollen wir versuchen ob er in so einem speziellen Rollstuhl sitzen kann, der wie ein Sessel ist in dem man sich anlehnen kann.

Wir haben ihn gefragt ob er morgen ein Spiel spielen will (Siedler von Catan spielen wir sonst jeden SOnntag) und er meinte ja, ich hoffe er schafft das auch noch, sonst wäre es frustrierend für ihn. Heute schläft Mama bei ihm im Krankenhaus, sie hat dafür ein Bett in seinem Zimmer bekommen. ICh glaube das heißt nichts Gutes
Und er will so gerne nach Hause... Hat er mir heute gesagt. Er will nie alleine sein und er ruft immer nach uns. Als ich unterwegs war fragte er Mama wo ich bleibe und wann ich endlich da bin. Ich soll schnell kommen. Er wollte mir was sagen. Leider hatte er es vergessen als ich da war und ich weiss nicht was er mir sagen wollte - ich hätte es so gerne gewußt.

Es wäre alles leichter zu ertragen wenn er wenigstens geistig auf der Höhe wäre... Aber er ist manchmal verzweifelt, manchmal kindlich und macht Grimassen, und manchmal hat er so ein verzerrtes Gesicht wie der Schrei von Munch. Manchmal möchte ich weinen, aber ich unterdrücke es, weil ich Angst habe dass ich dann nichts anderes mehr machen kann. Ich versuche einfach stark zu bleiben, ich will auch über Papas Krankheit mit niemandem mehr reden momentan. Schreiben reicht schon, reden ginge nicht, dann müsste ich weinen und darauf habe ich keine Lust.

DAnke dass ihr mental für mich da seid, auch wenn einen in der Situation nichts mehr trösten kann
Manchmal frage ich mich, warum man soviel Leid ertragen muss, und warum man überhaupt lebt und sich Mühe gibt etwas zu werden oder etwas zu schaffen, wenn man sowieso jederzeit sterben kann und man am Ende eh stirbt, es ist ja nur eine Frage der Zeit. Ich weiss, so soll man nicht denken. Aber in letzter Zeit habe ich viele Schicksalsschläge zu verkraften gehabt, die mir sehr nahe gegangen sind. Ein gestorbenes Pferd, elend in der Klinik dahingesiecht bis man es erlöst hat, dann eine Trennung, dann Papas Krankheit und immer wieder Geldsorgen weil ich ja nur studiere.

Aber dann denke ich auch immer wieder, solche Gedanken und Selbstmitleid sind purer Egoismus, und nun geht es um Papa. Er soll sich wohl fühlen soweit es geht und der Rest steht sowieso momentan hintenan. Wir alle haben eigentlich kein Leben mehr, alles dreht sich nur noch ums Krankenhaus und die Fahrten hin und zurück. heute habe ich versuhct eine Vorlesung zu verfolgen, aber ich habe die ganze Zeit nur an Papa denken können und habe so schlimme Angst dass er sterben könnte und ich war nicht da. Ich versuche noch ein wenig fernzusehen, ich möchte jetzt nicht weinen. Ich hoffe nur, dass wenn Papas Zeit nun wirklich gekommen ist, und das ganz sicher ist, dass es dann nicht mehr so lange dauert. Er leidet, auch wenn er zugedröhnt ist, es reicht nicht um ihm komplett alle ängste zu nehmen. Er denkt, ich sehe es ihm an, er denkt nach. Aber er redet darüber nicht, er hat glaube ich Sorge um uns und auch Angst uns zu sagen dass er "Gespenster" sieht die wir nicht sehen.
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  #71  
Alt 02.10.2010, 08:42
Jessica2511 Jessica2511 ist offline
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Standard AW: Mein Vater hat es auch...

Hallo Karolinchen,
oh wenn ich das lese wird mir ganz anders. Es macht mich selbst auch so traurig. Ich weiß das es einem soooo weh tut wenn man seinen Papa so sehen muß. Ich wünsche Euch von ganzem wirklich von ganzem Herzen viel Kraft das ihr diese schlimme Situation durchhaltet.
Ich drücke dich ganz fest
Jessica
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  #72  
Alt 02.10.2010, 10:14
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Mein Vater hat es auch...

Liebes Karolinchen,

das ist wirklich schlimm, erinnert mich sehr an die Zeit, als mein Vater auf der ITS lag und ich ihn los lassen musste.
Sei so viel wie möglich bei deinem Vater, alles andere läuft jetzt sowieso nur nebenher. Gut, dass er nicht alles so wirklich mit bekommt, dann wäre es für ihn noch schwerer zu ertragen.
Warum wehrst du dich so dagegen zu weinen? (Ich weine schon, wenn ich nur deine Zeilen lese!). Das könnte dir doch auch bei der Bewältigung helfen!

Ich drück dich und wünsch dir von hier ganz viel Kraft

Monika
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  #73  
Alt 02.10.2010, 15:12
ulla46 ulla46 ist offline
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Standard AW: Mein Vater hat es auch...

Liebes Karolinchen,
verbringe alle dir zur Verfügung stehende Zeit mit deinem Papa und zeige ihm, was du empfindest, wenn ihr schon nicht miteinander reden könnt. Er weiß, was du alles für ihn getan hast und noch tust, und dass du ihm eine so große Hilfe bist. Auch wenn er nicht so ganz da ist, spürt er das. Und mit ihm gemeinsam weinen, kann alles viel einfacher machen, das ist meine Erfahrung.
Ulla
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SPK 2005, ED T4, Nx, Mx, G2. Chemo und anschl. Chemoradiatio bis Ende 2005. Seitdem ohne Befund.
www.mein-krebs.de
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  #74  
Alt 02.10.2010, 22:09
Ulrike170550 Ulrike170550 ist offline
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Standard AW: Mein Vater hat es auch...

Hallo Karolinchen,
du bist eine ganz tolle Tochter und machst alles richtig, hoffentlich könnt ihr dem Papa noch eine schöne Zeit bereiten, wir haben unseren kurz vorher aus dem Krankenhaus geholt, weil er auch so gerne nach Hause wollte. Er war glücklich und wir konnten uns verabschieden. Meine Daumen sind für euch gedrückt, alles Liebe

Ulrike
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  #75  
Alt 02.10.2010, 22:22
Benutzerbild von _Viola_
_Viola_ _Viola_ ist offline
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Standard AW: Mein Vater hat es auch...

Liebes Karolinchen,

ich verfolge Deinen Thread schon von Anfang an. Ich kann sehr gut nachempfinden wie es Dir geht. Was Du denkst ist kein Selbstmitleid. Es ist ganz normal in Deiner Situation. Unterdrücke nicht wenn Du weinen musst, sondern weine. Es wird Dir helfen. Weine auch mit Deinem Vater zusammen.

Vor 4 Jahren war ich in der gleichen Situation, wie Du jetzt. Auch ich habe immer nur abends geweint, wenn es keiner mehr sehen konnte. Ich weiß, dass das ein Fehler war. Diese "Gespenster" hat mein Vater auch gesehen. Er hat sie immer als Fratzen bezeichnet. Er hatte starke Halluzinationen, sah auch große Fliegen und Spinnen an der Wand. Er sagte immer zu mir, dass ich ihm das Salz von den Händen machen soll. Ich habe dann getan, als ob ich es wegwische. Es war ganz schrecklich.

Verbringe so viel Zeit wie es geht mit Deinem Vater. Das wird Dir später, wenn er nicht mehr bei Euch ist helfen, mit dem Verlust besser umzugehen. Mir hat es jedenfalls geholfen, weil ich wusste, dass wir bis zum Schluss bei ihm waren und seine Hände gehalten haben. Auch wenn er nicht mehr mit uns reden konnte, hat er gespürt, dass wir bei ihm waren. Er hat unsere Hände ganz fest gehalten.

Es ist ganz schlimm, wenn man nicht helfen kann und den geliebten Menschen so leiden sieht. Auch ich war immer stark, zumindest solange wir bei meinem Vater waren. Meine Mutter wusste auch nicht, wie schlimm es um meinen Vater stand. Ich habe es ihr erst 5 Tage bevor er gestorben ist gesagt.

Mein Zusammenbruch kam dann erst, als mein Vater verstorben war. Dann musste ich nicht mehr die Starke spielen. Tu Dir das nicht an, sondern lass Deine Gefühle raus. So schlimm es auch ist, aber Du musst auch etwas an Dich denken. Sei für Deinen Vater da, sag ihm, wie lieb Du ihn hast. Das wird ihm helfen seinen letzten Weg zu gehen.

Es tut mir sehr leid, dass Du das durchmachen musst. Nächste Woche Donnerstag ist mein Vater schon 4 Jahre nicht mehr bei uns. Aber ich weiß, dass es ihm jetzt gut geht.

Ich wünsche Dir und Deiner Familie ganz viel Kraft und Deinem Vater, dass er sich nicht so quälen muss. Nutzt die Zeit, die Euch bleibt.

Liebe Grüße
Viola
__________________
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