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AW: Lieber Paps, liebe Mama
Liebe Mama,
am 2.4.1990 verstarb deine Mutter. Das hat uns nicht so getroffen, war sie doch schon 90 Jahre alt und hatte Alzheimer. Aber dennoch hatte dies zwei Auswirkungen auf uns. 1.) als ein paar Jahre später dir auch Alzheimer diagnostiziert wurde, wusste ich genau, was da auf uns zu kommt... 2.) dein Bruder aus Brandenburg kam zur Beerdigung und kam mit Herzinfarkt in Hamburg an. Er lag dann drei Monate hier im Krankenhaus. Da das kurz nach der Wende war, hattest du die drei Monate nahezu durchgehend Besuch von seiner Frau und seinen drei Söhnen mit Familien. Ich konnte dir nur wenig helfen, war ich doch zunehmend schwanger. Moni |
#47
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AW: Lieber Paps, liebe Mama
7.4.06
Da war meine fünfte Chemo. Monika |
#48
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AW: Lieber Paps, liebe Mama
10.4.06
An dem Tag hatte ich meine erste Krankengymnastik, weil ich zunehmend Probleme hatte mit dem linken Arm. Da ging es mir nicht gut. Das erste Mal war mir schlecht und ich fühlte mich schwach. War wohl keine gute Idee, diese Krankengymnastik kurz nach der Chemo zu legen, aber davor hatte ich ja keine Probleme gehabt. Monika |
#49
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AW: Lieber Paps, liebe Mama
12.4.06
Das war der Tag an dem es mir am Schlechtesten ging während der Chemo. Ich war arbeiten und danach war ich völlig fertig. Stellte dann auch leichtes Fieber fest. Im Mund war alles entzündet, die Zunge blutig. Ich konnte außer Bananen nichts essen. Monika |
#50
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AW: Lieber Paps, liebe Mama
Am 15.4.06 war Ostersamstag und wir waren zum Osterfeuer. Das war das einzige Mal, dass ich mich mit Kopftuch in der Öffentlichkeit gezeigt habe, sonst war ich immer mit Perücke unterwegs, acht Monate lang.
Ansonsten ging es mir wieder gut. Monika |
#51
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AW: Lieber Paps, liebe Mama
Am 28.4.06 war meine sechste und letzte Chemotherapie. Danach hatte ich so ein Glücksgefühl, dass ich keinerlei Nebenwirkungen verspürte.
Am 30.4. war ich drei Stunden walken, und es ging mir gut. Monika |
#52
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AW: Lieber Paps, liebe Mama
Am 4.5.06 war ich zum Vorgespräch zur Strahlentherapie in einem Hamburger Krankenhaus. Es war sehr informativ, ich habe vieles erfahren, das ich vorher nicht wusste.
Monika |
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AW: Lieber Paps, liebe Mama
Vorgestern bin ich aus Griechenland zurückgekommen. Dort habe ich mit meiner "griechischen" Freundin ein schöne Zeit verlebt. Nur teilweise war es etwas zu heiß, ( bis 34°C ) für mein Lymphödem.
Monika |
#54
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AW: Lieber Paps, liebe Mama
22.5.06
Ich bekam die erste von 33 Bestrahlungen. Insgesamt hatte ich keine Probleme damit. Nur mit dem Taxi fahren, das klappte nicht gut. Ich wäre auch gerne mit der U-Bahn gefahren, aber die Krankenkasse drängte mich zum Taxi fahren, empfahl mir gleich ein Unternehmen. Häufig kaum das Taxi zu spät oder garnicht. Dauernd musste ich hinterher telefonieren. Das nervte mich mehr, als die ganzen Bestrahlungen. Monika |
#55
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AW: Lieber Paps, liebe Mama
28.5 1958
Heute ist euer Hochzeitstag. Vor 49 Jahren habt ihr geheiratet. Mama kam 1952 nach Hamburg, bald danach habt ihr euch kennengelernt. Auch nach der Hochzeit habt ihr noch getrennt gelebt. Mama zur Untermiete bei einer alten Dame, Papa im Schrebergarten mit seinen Eltern und diversen Geschwistern. Erst 1960 konntet ihr eine Mietwohnung beziehen. Eure Siberhochzeit 1983 haben wir schön gefeiert mir vielen Verwandten und Freunden. Hätten wir geahnt, dass Papa nur noch drei Jahre lebt, wäre es noch größer und schöner ausgefallen, so ward ihr sparsam wie immer. Monika |
#56
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AW: Lieber Paps, liebe Mama
29.5.06
Da habe ich begonnen Tamoxifen zu nehmen. Außer leichten Hitzewallungen habe ich keine Nebenwirkungen. Monika |
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AW: Lieber Paps, liebe Mama
30.5.1987
Da wurde euer erster Enkel geboren. Da sein anderer Großvater die gleichen Vornamen wie du hatte, Paps, gaben wir ihm euren Rufnamen als Zweitnamen mit. Äußerlich ähnelt er dir sehr. Dieses Kind holte Mama und mich aus der Trauer heraus. Er kam zum richtigen Zeitpunkt, ein halbes Jahr nach deinem Tod, Paps. Ach Mama, wie viele Male haben wir zusammen seinen Geburtstag gefeiert, du warst immer mit dabei. Und der Junge war immer gerne bei dir, hat oft bei dir übernachtet. Jetzt ist er schon 20 und erwachsen. Monika |
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AW: Lieber Paps, liebe Mama
9.6.06
Das war der Beginn der Fußball-WM in Deutschland. Rüchblickend sehe ich das zweiseitig. Einerseits brachte mich diese Tatsache schnell durch die Therapie. Aber andererseits habe ich bewusst fast nichts davon mitbekommen, ist so an mir vorbeigerauscht das finde ich schade, als eingefleischter Fußballfan. Da ist mir die WM 1974 in Deutschland viel besser in Erinnerung. Wir drei waren zusammen mit meinem Patenonkel zu einem Deutschlandspiel im Volksparkstadion. Ich war da 13 Jahre alt und erinnere mich gut daran. Monika |
#59
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AW: Lieber Paps, liebe Mama
18.6.06
Da hatte ich schon mehr als die Hälfte der Bestrahlungen hinter mir. Außer einer leichten Braun-Färbung bemerkte ich nichts. Die ersten Haare auf dem Kopf kamen langsam und nur an den Seiten und hinten. Dafür gingen mir Wimpern und Augenbrauen aus. Monika |
#60
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AW: Lieber Paps, liebe Mama
30.6.06
Unser Sohn hat sein Abitur bestanden, und sogar besser als er es selbst erwartet hatte. Papa, ich weiß noch, als ich mein Abitur machte, wie glücklich du da warst, das du deiner Tochter sowas ermöglichen konntest. Ich glaube, es war einer der stolzesten Tage in deinem Leben. Monika |
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