Herzlich Willkommen:Angehörige,Betroffene und Hinterbliebene

[metalkatze]

Liebe Gabi,

es tut mir einfach unglaublich leid.

Traurige Grüße

Metalkatze

[gabi lehmann]

Hallo ihr Lieben,
ich glaube ihr habt Recht.Im Prinzip sind einige Sachen ja auch so eingetreten ,wie ich es HIER schon lesen konnte,was mir in dem Moment auch etwas von meiner Angst genommen hat.
Wenn ich jetzt auch in der Ichform schreibe ,Jenny war immer an unserer Seite.

Am Vormittag ging es Jörg noch einigermaßen,ich konnte ihm sogar noch ein Lächeln abringen.Weil er dann aber müde wurde sind wir erst mal nach Hause.
Auf dem weg zu ihm ,ca 16.30 Uhr habe ich zu Jenny gesagt das ich ein ganz dolles ziehen im Bauch habe.Eben anderst als sonst.
Er wurde gerade wach als wir ins Zimmer kamen und er wurde ganz hektisch weil er auf die Toilette mußte.Er hat sich geweigert auf diesen Stuhl zu gehen,und schraubte schon am Perfusor rum.Zum Glück kam man ins Badezimmer von 2 Seiten rein, denn vorne im Zimmer hat er zugeschlossen.Nach einigen Minuten die mir wie eine Ewigkeit vorkamen (er hat aber auf Ansprache reagiert)bin ich von der anderen Seite rein.Die Schwester blieb draußen und wartete,auf meine Bitte.Er saß auf der Toilette und sah mich ängstlich an.Als ich fragte was ist denn los Süßer ,sah ich seine Hand,die war voller Blut.
Er sagte dann das er sich den Po abwischen wollte aber das nicht geht weil es immer aus dem Po tropft.Er zog dann seine Hosen hoch und quälte sich zum Waschbecken,ich hatte ihm den Duschstuhl davor gestellt.
Als ich das Wasser anmachte und ihm die Hände waschen wollte bekam er eine Panikattacke und ich konnte ihn nicht beruhigen ,da die Atmung verrückt spielte,fing ich an zu schreien ,Jenny und die Schwester waren sofort da.Wir stützten ihn,und wollten ihn ins Bett bringen,da war schon viel Blut auf dem Stuhl.Es hat ihn so beschämt ,er wollte doch nie jemandem Arbeit machen.Er wollte sich nicht mal ins Bett legen um nichts dreckig zu machen.Er bekam einen zweiten Perfusor mit Travor?,irgendein Beruhigungsmittel und eine Sedierung.Er war ab dem Zeitpunkt kaum noch ansprechbar aber sehr unruhig.In für mich relativ kurzen Abständen wurden die Medikamente immer wieder erhöht.Die Atmung wurde immer hefftiger.Der Puls raste.Um ca 20 Uhr bekam er nochmal so viel nachgedrückt das er etwas ruhiger wurde.Er fing vorher zwischendurch immer an zu schreien ,aber war nicht mehr ansprechbar.Da keiner sagen konnte ob es aus Schmerz oder Angst war wurde er eben sehr lahmgelegt,denn SChmerzen sollte er nicht haben.In der Zwischenzeit waren kaum noch Ruhepausen zwischen dem Ein-und Ausatmen.Der Anblick tat mir so weh.Dieses abgemagerte spitze dünne Gesicht, was hektisch nach Luft rang,und mir doch noch so vertraut war.
Um 21 Uhr sagte die Schwester das er sehr kämpt und vieleicht nicht gehen will weil er alleine sein will ,und uns das ersparen möchte.
Wir haben Jörg dann gefragt ob wir gehen sollen ,und............er schüttelte den Kopf.Nur ganz leicht.Als wir dann fragten ob wir bleiben sollen kam ein Nicken.Eine Träne löste sich dabei aus dem Augenwinkel.
Die Schwester sagte das ist jetzt wirklich sein ausdrücklicher Wunsch das wir bleiben.Sie kümmerte sich ganz rührend um uns,brachte uns Kaffee ,nahm uns in den Arm und sreichelte Jörg über die Wange oder auch mal am Arm.Ab 23 Uhr veränderte sich die Atmung,nicht mehr so laut und nicht mehr so tief.er atmete kurz ein aber immer sehr lange aus,aber immer noch ohne Unterbrechung.Immer wenn er unruhig wurde,haben wir ihn fest in den Arm genommen und beruhigt.Ab und zu haben wir gespürt das er unsere Hände drückte.Es war als wenn er uns sucht und sicher sein will das wir bei ihm sind,obwohl wir ja auch mit ihm geredet haben..
Da hab ich schon gedacht,es ist doch grausam,jeder andere Körper hätte schon schlapp gemacht.Was mir dann auch auffiel,er mußte schon seit Stunden nicht mehr schlucken.Irgendwann kamen knisternde Geräusche beim Ausatmen dazu.Um 0.40 mußte ich auf die Toilette und Jenny sagte ,beeil Dich Mama ,es dauert jetzt nicht mehr lange.Das waren noch mal schlimme Minuten.Nicht mehr dieses hektische Luftholen sondern einfach nur noch der Versuch Luft zu holen und sie nicht einatmen zu können.Er schnappte nach Luft aber es ging nicht.Nach 4 mal so atmen war mit einmal Stille und ich dachte ,es ist vorbei,ich wollte gerade klingeln,als er wieder anfing zu atmen.Den Versuch machte er noch 2-3 mal und dann stand das Herz still.Meine Hand lag die ganze Zeit darauf.
Obwohl wir ihm gesagt haben ,das wir ihn LIEBEN,er sich keine Sorgen machen braucht und nicht mehr dagegen ankämpfen soll konnte er nicht früher gehen.Er hat bis zum Schluß dagegen angekämpf.

Ich fürchte es ist jetzt sehr durcheinander und richtig beschreiben kann ich diese grausame Zeit nicht,aber diese Stunden kamen mir vor wie endlose Tage,nichts tun zu können außer daneben zu sitzen ,ihn zu streicheln und zu küssen,mit ihm zu reden,aber trotzdem abwarten zu müssen bis der Körper den Kampf verliert.Hat er nun noch mitbekommen was da los war?Das wir da waren ,bin ich mir sicher,das weiß er.

[Morgana]

Zitat von gabi lehmann

diese Stunden kamen mir vor wie endlose Tage,nichts tun zu können außer daneben zu sitzen ,ihn zu streicheln und zu küssen,mit ihm zu reden,aber trotzdem abwarten zu müssen bis der Körper den Kampf verliert.Hat er nun noch mitbekommen was da los war?Das wir da waren ,bin ich mir sicher,das weiß er.

Liebe Gabi ,
Ihr habt es sehr, sehr gut gemacht! Und Jörg hat selbst entschieden, dass ihr dabei sein durftet - das ist viel Wert und wird euch später helfen, die Gedanken: War es wirklich richtig, was wir gemacht haben? zu sortieren und zu erleben, dass es ein gutes Bauchgefühl ist diese einmalige furchtbare Zeit so erfüllend gestaltet zu haben. Ja, so wie ich Deine Schilderung lese glaube ich, dass Jörg das unvorstellbare Ende seines Lebens erkannt hat - und dass Ihr DA ward! Er hat seinen Kampf gekämpft bis zuletzt, dennoch konnte er in eurem Beisein loslassen, weil er eure Liebe spürte und sich geborgen fühlte...

Bravo, Gabi und Jenny!

Deine obigen Zeilen lassen mich traurig wissend lächeln...Ich habe sooo ähnlich gedacht "danach"!

Ganz liebe Grüsse und ein dickes Bussi von mir !

Morgana

[gabi lehmann]

Ich warte jetzt noch auf den Anruf vom Bestattungsunternehmen,die Beerdigung ist vorraussichtlich am 12 MaI.
Mein ganz kleiner Trost ist das mein Kämpfer nicht mehr leiden muß.
Er war immer zu tapfer und hat alles still ertragen.
Ich habe ihm ganz fest versprochen,das ich nicht aufgebe.

[gabi lehmann]

Ich sitze gerade am Läppi und suche Musik für die Trauerfeier.
Auf jeden Fall ist dabei:An Deiner Seite von Unheilig
http://www.unheilig.com/unheilig/vid...ite/v_id:32869
Es ist sehr traurig aber für uns passend.
Jenny und ein Freund von Jörg haben mich darum gebeten.
3 Lieder dürfen wir spielen.

[caitlin]

Liebe Gabi,
ich hoffe, Du konntest etwas schlafen... Für den heutigen Tag wünsche ich Dir die nötige Kraft.
Möchtest Du unterschiedliche Arten von Musik? Ansonsten denke ich da an "Geboren um zu leben" ebenfalls von Unheilig. Ist zwar auch sehr traurig, aber ich finde, es paßt sehr auf Euch.
Fühl Dich ganz lieb gedrückt!

[Asi]

Liebe Gabi,

ich lese das jetzt gerade von Dir.
Mir fehlen die Worte........so schnell.

Es tut mir so leid.

Traurige Grüsse

Asi

[Morgana]

Ja, Gabi: "An Deiner Seite" von Unheilig, dieses Stück ist sehr schön und trifft es genau. Vielleicht dazu noch ein schönes Instrumentalstück, damit es nicht ganz so "grausam" werden wird - irgend ein Song, der euch beiden gefiel eben ohne Worte...Du wirst sicher das Richtige finden!
Trauerfeier und Beisetzung sind ganz schwere Momente, die Ihr aushalten werdet und ich sende Euch alle Kraft der Welt dafür.


LG
Morgana

[gabi lehmann]

Liebe Morgana,
ich möchte mich für Deine Lieben Wünsche und Deinen Trost bedanken.Irgendwie findest Du immer die passenden Worte.Ich glaube ich kann auch erst etwas abschalten wenn Jörg Beerdigt ist.
Wir haben uns jetzt für 3 Lieder entschieden.
Unheilig An Deiner Seite als erstes
Eric Clapton Tears in Heaven als 2
Tracy Chapmam the Promise als letztes.

[gabi lehmann]

Ihr anderen Lieben ,bei Euch möchte ich mich selbstverständlich auch bedanken.Es tut gut.

Die schlimmsten Zeiten sind für mich morgens und abends,wenn ich alleine bin.Also werde ich mir jetzt den Hund schnappen und ihn zwingen eine große Runde mit mir zu drehen.

Ich wünsche Euch einen schönen Abend

[silverlady]

liebe Gabi

es tut mir sehr leid

silverlady

[Elisabethh.1900]

Liebe Gabi!

Ich möchte Dir und den Kindern noch einen lieben Gruss senden! Für den morgigen Tag wünsche ich Euch viel Kraft!

Tschüß!

Elisabethh.

[bluemonday]

liebe gabi,

ja, das sind harte tage ... man weiß es und man weiß es doch nicht. kopf und bauch sind noch nicht wieder wirklich beieinander. irgendwie sitzt man in einer seifenblase, die auch die sehnsucht nicht zum platzen bringt.

habe ich das richtig gelesen, die beerdigung ist am 12. mai? ich erinnere mich, alle haben gesagt, das sei der schlimmste tag nach dem tod des partners. also jetzt unabhängig davon, dass er eben tot ist.

ich habe trauerfeier und beerdigung nicht so empfunden. ich habe diese trauerfeier so gestaltet, dass ich wusste, sie hätte ihm gefallen und seine eigene beerdigung hätte ihn gerührt. nie wieder werden menschen seinetwegen in dieser form zusammenkommen. es gab bei der trauerfeier momente, da habe ich mich fast aufgelöst. und nicht nur deshalb, weil es 35 grad im schatten waren. aber es war trotzdem "gut".

den weg zum grab bin ich alleine hinter dem sarg gegangen - ganz stark in dem bewusstsein, dass dies nicht nur sein letzter, sondern auch unser letzter gemeinsamer weg ist. und in diesem gefühl hab ich es irgendwie auch noch geschafft, nachdem der sarg in der erde war, eine kleine rede aus dem bauch heraus zu halten. es war mir ein bedürfnis.

ich bin dann allein noch da geblieben. hab alle weg geschickt. ich wollte diese letzten momente ganz bewusst alleine mit ihm. er in der erde und ich auf der erde. die sonne hat geschienen, die vögel haben gesungen und ich hab geheult und irgendwann auch gelächelt. da ich nicht selbst schaufeln durfte, habe ich den friedhofsangestellten gesagt, ich sei jetzt fertig und sie könnten nun das grab zu machen. ich müsste allerdings bleiben, bis das grab mit erde bedeckt war. DAS war der moment für mich, an dem ich wusste, ich habe alles für den mann getan, was ich tun konnte. und dann bin ich ganz allein richtung ausgang gegangen.

schlimm wurde es dann am abend. aber das ist eine andere geschichte ...

was mir sehr geholfen hat: ich bin am tag vorher den weg zum grab gegangen. ich musste wissen, wo es ist und wie weit der weg. das war gut so. und ausserdem war ich eh immer für die unterkünfte zuständig .

warum ich hier so viel aus meiner privaten schatulle erzähle: mach dich nicht verrückt, es muss nicht zwingend der schlimmste aller tage werden - das heißt nicht, dass er der schönste ist ... aber es ist ein ganz besonderer tag und auch ein wichtiger - auch für den, der plötzlich als halbes ehepaar unterwegs sein muss.

ich drück dich mal.

ich wünsche allen eine möglichst gute nacht
bluemonday

[gabi lehmann]

Liebe Bluemonday,

an erster Stelle muß ich den anderen Recht geben,ich WEIß ,es wird der schlimmste Tag meines Lebens,denn das sind die Momente an denen ich die Liebe meines Lebens endgültig gehen lassen muß.Der Gedanke ist jetzt schon unerträglich .Aber jetzt kommen auch Deine Gefühle,Dein Erlebtes ins Spiel.
Ich empfinde diesen Tag als Tag an dem Jörg endgültig seine Ruhe finden kann.Einfach einen Platz gefunden hat,an dem sein Ziel erreicht hat ,eben an dem ,alles Schmerzvolle vorbei ist.Seinen Frieden gefunden hat.

Jörg wollte ÜBERHAUPT KEIN Klimbim für seine Beerdigung.Die Trauerfeier findet in der Kapelle statt(damit sich alle anderen noch von ihm verabschieden können) aber dann werde ich mit meinen Kindern auch alleine Nachhause gehen.

[Bulldogge]

Liebe Gabi,
die schlimmste Zeit wird leider auch der Abend bleiben, ist bei mir heute noch so Das Gedankenkarussel will einfach nicht aufhören sich zu drehen.
Mit dem Hund zu gehen hilft schon ein wenig aber auch hier ist man versucht dabei traurigen Gedanken nachzuhängen. Ich wollte dir nur noch sagen, dass ich euch sehr bewundere wie gut ihr Jörg bis zur Regenbogenbrücke begleitet habt, du hast wirklich Stärke bewiesen. Solche Momente bleiben einfach ein Leben lang in Erinnerung.
Willy wollte ja in aller Stille und nur im Familienkreis beigesetzt werden. Irgendwie war ich an diesem Tag völlig in Trance. Ich habe zwar den Ablauf realisiert aber meine Gefühle waren genauso tot wie er, ich konnte weder weinen noch einen klaren Gedanken fassen. Alles kam erst Wochen später in mir hoch und damit auch die Selbstvorwürfe ... das hätte ich so und so machen können.

Übrigens - mein Lieblingslied ist "Somewhere over the rainbow" in der Version von IZ. Ich kann es rauf und runter hören und dabei mit einem Lächel an meinen Willy denken.

Liebe Grüsse