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  #571  
Alt 18.08.2011, 20:14
gatita gatita ist offline
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Standard AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser

Liebe Chica, liebe alle,

so lange lese ich schon in diesem Forum, erst bei den Angehörigen, dann bei den Hinterbliebenen. Immer war ich stille Mitleserin und dachte, dass ich das wohl immer bleibe, bis ich deinen/euren Thread hier finde.

Auch mein Vater ist an Prostatakrebs gestorben, vor nicht mal 8 Wochen. Er wurde nur 61 Jahre alt. Ich habe gerade nicht die richtigen Worte, um hier richtig zu schreiben. Nur beim Lesen eurer vielen Beiträge habe ich eine so große Nähe und Identifikation gespürt. So viele Töchter, die hier über ihre Erlebnisse und diese große große Trauer schreiben. Da habe ich mich nun auch registriert, in der Hoffnung, hier einen Raum zu finden, wo ich vielleicht auch ein bisschen von meiner Traurigkeit, meinen offenen Fragen (ja, es gibt viele, sie und die letzten Bilder laufen als Endlosfilm in meinem Kopf) und meiner Haltlosigkeit lassen kann.

Der Kampf meines Vaters dauerte 2,5 Jahre, nachdem wir mit dem Extrem-PSA von über 2.00 in die erste Runde Ende 2008 gestartet sind. Bis zu letzt hat er - glaube ich - nicht gedacht, dass sein Ende da ist (nachdem die Chemo nicht lange wirkte und wir noch in das Abiraterone-Programm in Aachen eingestiegen sind). Das Ende ging schnell. Gott sei Dank. Umso unfassbarer ist für mich und meine Mutter der Verlust.

Es fühlt sich an, als wäre meine Kindheit vorbei, obwohl ich schon 33 bin Es fühlt sich an, als wird nix mehr so sein wie zuvor. Es fühlt sich unfair an, und ich trauer vor allem um das Leben, das er nicht mehr Leben darf.

Eure Beiträge verdeutlichen mir, dass der Verlust alles neu und anders wohl für immer macht. Vielleicht darf ich an euren Erfahrungen hier teil haben.

Viele sehr traurige Grüsse
gatita
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  #572  
Alt 27.08.2011, 23:43
*chica* *chica* ist offline
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Standard AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser

liebe gatita, , es tut mir so unendlich leid, und jeder von uns kann sich vorstellen wie du dich nun fühlst....
dafür gibt es keine Worte, man durchlebt es....es ist dieser Schmerz, der im Hals schmerzt...
Ich kann es so nachvollziehen, denn genau das ist es , als Papa ging, war meine Kindheit weg...Ich bin 32jahre alt, und auch wenn es der Lauf der Natur sein sollte, war es viel zu früh, sowie bei deinem Papa...
Und das schlimmste ist wirklich, es ist ein endlos Film, erst hatte ich die Bilder nicht so präsent, aber nun täglich, sie sind nicht anwidernt oder änstlich, nein, aber sie lassen die Trauer immer wieder hochsteigen...ich durfte dabei sein, als papa ging, die Tage vorher, es war schrecklich für ihn...
fühl dich bei uns herzlich willkommen. ich habe schon überlegt ob wir nicht mit unserem Threat umziehen, aber das kann ich nicht, im Moment zumindest nicht, denn hier habe ich auch schliesslich geschrieben, wo Papa noch bei uns war...ach liebe gatita, schreibe dir nur alles so von der Seele runter, es wird dir guttun...

Mein Papa wäre morgen 71Jahre alt geworden, Habe Angst vor morgen...bin sehr traurig...

ich melde mich wieder...



Ich trage Dein Herz !
Ich trage Dein Herz bei mir.
Ich trage es in meinem Herzen.
Nie bin ich ohne es.
Wohin ich auch gehe, gehst Du meine Teure.
Und was auch nur von mir allein gemacht wird, ist Dein Werk, mein Schatz.
Ich fürchte kein Schicksal, weil Du mein Schicksal bist, mein Liebling.
Ich will keine Welt, weil Du meine Schöne, meine Welt bist, meine Liebste.
Hier ist das tiefste Geheimnis, um das keiner weiß.
Hier ist die Wurzel der Wurzel.
Und die Knospe der Knospe.
Und der Himmel des Himmels, eines Baumes namens Leben.
Der höher wächst, als unsere Seele hoffe, unser Geist verstecken kann.
Das ist das Wunder, das den Himmel zusammen hält.
Ich trage Dein Herz.
Ich trage es in meinem Herzen.

E.E. Cummings



oh Papa DU fehlst so.....
__________________
en memoria a mi papa
*28.08.1940 - 20.10.2010

te quiero
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  #573  
Alt 29.08.2011, 08:41
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Standard AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser

Ihr Lieben.
Ich möchte mich auch mal wieder zu Wort melden.

Frohsinn
Danke für deine Sicht der Dinge und ich drücke sehr, sehr fest die Daumen für ein positiveres Ergebnis, als ihr es erwartet. Melde dich und berichte bitte, du Tapfere.


Schnuffine
He, wie gehts dir?? Hast dich rar gemacht...


Chica
Hallo, treue Seele – du Kopf dieses Threads.
Wenn es an deiner Zeit ist, mit diesem Thread umzuziehen, komme ich mit. Und ich denke, dass die anderen auch dabei sind.
Mach dir keine Gedanken um das WANN und DANN deswegen...

Deine Trauer ist noch immer sehr präsent – das merkt man ganz deutlich.
Ich denke immer, ICH bin ein emotionales Huhn, was überall seine Tränen verliert. Aber wenn ich deine Beiträge lese, muss ich mir immer denken, dass du noch viel emotionaler bist als ich und das kann ich manchmal gar nicht glauben *zwinker*.
Ich frage mich dann: Vergesse ich zu schnell? Oder verdränge ich alles?
OK, ich habe mich teilweise selbst überredet, nicht ständig daran zu denken, weil ich große Angst hatte, in ein tiefes, schwarzes Loch zu fallen.
Das Loch ist tief und schwarz in mir drin und wird immer da sein. Trotzdem ist mein Papa auch in mir und wird es immer bleiben.
Gestern hatte ich ein Gespräch mit meinem Schatz und ich habe ihm erzählt, wie wichtig es für Sterbende ist, das alles um sie herum geklärt ist und das sich manche so daran festhalten, dass sie nicht gehen können.
Ich habe ihm erzählt, dass ich es meinem Papa auch gesagt habe. Er bräuchte sich keine Gedanken wegen der Mama zu machen, weil ich da bin und weil ich mich kümmere und alles rundherum ist in Ordnung.
Dabei habe ich gemerkt, wie meine Stimme zitterig wurde und ich einen kleinen Kloß im Hals hatte... das ist mir schon eine Zeit lang nicht mehr passiert.
Ich habe gemerkt, dass es mich noch immer packt – die Trauer, die noch irgendwo in mir drin ist und nur mehr selten rauskommt.
Die Stimme wird beim ausgesprochenen Gedanken an Papas letzte Tage immer zittrig werden, egal wieviele Jahre noch vergehen und wieviel Schönes oder Schlimmes ich noch erleben werde...


Liebe Gatita.
Du bist immer herzlich willkommen bei uns. Ich schließe mich Chica an und möchte dir auch anbieten, dass du jederzeit schreiben kannst, was dir auf der Seele liegt.
Wenn du diesen Thread verfolgt hast, hast du sicher rausgelesen, dass aus vielen Beiträgen die unterschiedlichsten Verzweiflungen raussprechen... hier ist eine tapfere Frau, die um ihren Mann bangt, der gegen diesen Krebs kämpft, beide geben nicht auf und halten fest zusammen – und hier sind die Töchter ihrer verstorbenen Väter, die auf ihre unterschiedlichste Art trauern und dabei doch zusammen sind, weil sie so viele Gemeinsamkeiten auf dem Weg in die Sonne erkennen...
Auch wenn du dich ab und zu vielleicht nicht wiedererkennst, dann schreib trotzdem... manchmal schreibt man auch nur das, was man grade denkt und andere Dinge werden später gedacht, aber nicht geschrieben. Manchmal muss man auf einigen Dingen herumdenken und möchte sie nicht zu Papier bringen, weil man gar nicht weiß, wie man sie ausdrücken soll, damit andere sie verstehen können.

Jeder darf hier schreiben, was ihm im Kopf rumgeht und wenn einer was nicht versteht, dann darf auch gefragt werden. Du wirst ganz bestimmt nicht angegriffen, wenn du deine Meinung sachlich vertrittst und uns über Ängste, Sorgen, Erfahrungen, Zukunft etc. schreiben möchtest.

Fühl dich einfach aufgefordert, das zu tun und „lass uns reden“...
Mir hat es damals sehr geholfen.


Ich drücke euch – und für Frohsinn viele Extra-Daumen – und wünsche euch einen guten Start in diese Woche.
__________________
Alles Liebe.
**********************
Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
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  #574  
Alt 29.08.2011, 19:10
gatita gatita ist offline
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Standard AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser

Hallo Ihr "lieben Töchter", liebe Frohsinn,

ich danke Chica und Annika sehr für die "einladenden" und mitfühlsamen Worte. Annika, du schreibst immer so wortgenial und schön. Eure beiden Antworten haben mir gut getan. Dieser Zuspruch ist für mich keine Selbstverständlichkeit, denn nicht mit vielen rede ich so genau über meine Gedanken und Trauergefühle. Oft findet man bei Freunden oder Bekannten nicht die Erwiederung, die man sich sehnt. Wie auch, wenn der andere, die Erfahrungen nicht teilen kann. Und ja, - wie Annika sagt - manches Mal muss man auf den Erlebnissen, Eindrücken, Bildern, letzten gesprochenen Sequenzen usw für sich ersteinmal "Herumdenken" - bis sie ausgesprochen werden können. Und so oft reichen Worte eben nicht aus.

Die Trauer um meinen Vater macht mein Leben völlig neu. Der Bezugspunkt "Elternhaus" ist nur noch "halb" da, Geschwister habe ich leider keine. Und das Gefühl der Trauer, das mich wie ein Mantel umgibt, ist nun ein ständiger, oft unkalkulierbarer Partner auf dem Weg im Leben. Und dabei ist ja Trauer nicht gleich Trauer. Die meiste Zeit dominiert die Trauer und der Schmerz um und für meinen Vater, die Jahre, die er nicht mehr haben durfte. Eher danach kommt "meine" Trauer um alles, was ich an und mit meinem Vater nicht mehr erleben darf. Und da frage ich mich eben andauernd: dass die Ich-bezogene Trauer womöglich nachlässt, weil ich mich von dem Selbstmitleid etwas lösen kann, ja, das kann ich mir vorstellen. Aber die Trauer und dieser endlos-große Schmerz um, das was er für sich nicht mehr erleben darf, wie soll das kleiner werden? Welcher Trost kann das reduzieren?

Dies ist einer von vielen Punkten, auf dem ich "herumdenke". Heute zum Beispiel kam der Schmerz wie ein Bummerang zurück, nachdem ich zwei Ablenktage mit meinem Freund meiner Mutter in Hamburg hatte. Und dann sitzt man da im Büro und ich möchte am liebsten weinen, schreien Fenster einschmeissen und endlich jemanden anklagen für diese Ungerechtigkeit....

Wisst ihr, auch ich habe meinen Vater bis zuletzt begleitet - das überwältigendste Erlebnnis meines Lebens bislang. Ja, ich bin dankbar, dass ich da war, neben ihm. Auch schon all die Monate zuvor. Oft war ich während der Zeit seiner Krankheit und bis zuletzt Ärztin, Lebensberaterin, Sekretärin, Reisebegleiterin, Pflegerin - doch vor allem seine Tochter.

Mein Vater wäre in 2 Tagen 62 geworden. Ich habe immer gedacht, das schaffen wir noch.

Wie habt ihr den ersten Geburtstag überstanden?


Euch allen ein lieber Gruß und bis auf bald

Gatita
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  #575  
Alt 29.08.2011, 21:37
*chica* *chica* ist offline
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Standard AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser

der "erste Geburtstag" ohne Papa - gestern ist vorbei.
Ich habe den ganzen Tag wieder diesen immerwiederkehrenden Knoten im Hals, oft kamen wir ganz unerwartet die Tränen, die Trauer war wieder so Präsent....Das Herz bricht mir, wenn mein Sohne 4- der Schwester 1 sagt, sag mal hallo dem abuelo, einfach hallo, schick ihm ein Kuss, er sieht das Elena, er sieht das....wir standen am Grab und die Tränen nahmen bei mir wie still eh und je seinen Lauf....
Ich brauche das Grab meines Papas, einfach da ich denke die Überreste meines Papas haben dies verdiehnt, andere haben für Könige, Pharaonen große Vorbilder Tempel, Denkmäler und Statuen gebaut. Der Gedanke das mein Papa auf dieser irdischen weiten Welt ein Fleck gefunden hat, wo er wirklich dort liegt gefällt mir. Ich weiss auch dass ich Papa stets im Herzen habe und man eigentlich kein Grab benötigt, aber ich finde es schön, jetzt ist es auch fertig und ich finde diesen Ort so liebevoll, er spiegelt voll und ganz meinen Vater wieder und ich meine ich könnte seine Worte in meinem tiefsten Innern hören, wie es ihm gefällt....
wir haben das denkmal nach seinem Geburtsort in Spanien machen lassen alles ganz Natur belassen es ist so schön dort. Ich war vorher schon jeden Tag bei ihm aber nun gehe ich auch zweimal am Tag gerne hin (er liegt direkt 5geh min entfernt...) es ist ein Ort der Liebe, ich hätte nie gedacht, das ich ein Friedhof, der mich immer stets gegruselt hat, innerlich so beruhigt, zu wissen Papa ist dort....
Ich finde in jedem von euch ein Stückchen meiner Selbst wieder. Bei dir liebe Gatita, da haben wir auch bis zuletzt Ärztin, Lebensberaterin, Sekretärin, Reisebegleiterin, Pflegerin - doch vor allem seine Tochter, bzw, Töchter sein düfen.... die Jahre, Monate vorher waren sehr schwierig, aber bei ihm war es so, dass er 18Tage im sterben lag...ich dachte das könnte ich nicht, aber in diese Zeit ist man einfach "reingewachsen" manchmal gibt es Schlüsselmomente, wo ich diese "Zeit richen" kann, das macht mir dann Angst, aber ich verbinde die Zeit keinesfalls als gruselig, oder anwidernd...
Wir ICH vermiss ihn so sehr und am 20 Oktober wird sein erster Todestag sein, ich fürchte mich eher vor dieser Trauer, doch ich denke ich werde stark sein und mich allem stellen, wie ich es bisher auch gemacht habe. Alle meiner 3Geschwister, müssen Papas gehen auf Ihre Art verarbeiten, und meine Schwester konnte bis heute nicht an Grab...Ich kann es am Liebsten bin ich auch ehrlich alleine...ich weine am Liebsten auch alleine, was nicht heiss, dass ich auchnicht mit anderen Trauern kann...hoffe ihr versteht mich....
Ich merke von Tag zu Tag wo er nicht da ist, ich denke nachwievor, er ist kurz mit dem Hund raus, er kommt wieder- dass ich ihn von Tag zu Tag mehr liebe...ist das nicht verrückt, man merkt wirklich erst das wesentliche. wenn man es nicht mehr haben kann....Die große Trauer ist teils gar nicht meine, dass wir ohne ihn sind, sondern der Gedanke, das er bis zum letzen Atemzug NICHT GEHEN WOLLTE....

Ich möchte mich nochmal bedanken, das ich meine Gedanken , Worte, meine Trauer hier ihren Lauf lassen kann. Das ihr dar seid um mir zuzuhören...
Es hilft genauso, wenn ich eure Beiträge lesen, denn ich sehen mich in so vielen Sachen, ich erkenn MICH wieder...

ich wünsche Frohsinn, weiterhin viel Energie, Kraft für sich und ihren lieben Mann, kämpft, denn es lohnt!

Euch alle hoffe ich bis bald zu lesen und dir liebe Annika, auch bis ganz bald, und ich wollte dich fragen ob ich über eine PN deine Adresse haben dürfte, keine Angst, du weisst ich möchte mich mit keinem Treffen - ich liebe diese Anonymität- schreibt man dies so????, aber ich würde DIR gern etwas schicken- du mein Engel, der mich die ganze Zeit begleitet hast- , (oder gib die Adress einer Freundin an, falls du deine nicht sagen möchtest- kann ich auch verstehen...)
ich drück euch eure *chica*
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*28.08.1940 - 20.10.2010

te quiero
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  #576  
Alt 05.09.2011, 19:19
gatita gatita ist offline
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Standard AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser

Hallo Ihr Lieben,

wollte nach einigen Tagen auch mal wieder einen kurzen Gruß hier lassen. Habe chicas Beitrag gelesen und wie traurig sie ist nach dem "ersten" Geburtstag. Auch ich habe den ersten Geburtstag meines Vaters "ohne ihn" hinter mir. Er wäre am 31.8. 62 Jahre alt geworden. Was für ein bedrückender Tag. Nochmehr Traurigkeit als sonst mit dem BLick auf das Telefon, denn eigentlich hätte ich doch seine Nummer gewählt, um ihm zu gratulieren - wissend dass dort heute nur noch siene Mailbox angeht, mit seiner Stimme auf Band.....nur noch Erinnerung...Ich war sehr froh, als der Tag zu Ende ging. Gestern dann bin ich hin, zu seinem Grab, an dem ich ihn nicht vermute, oder "Verorte". Wir komisch, ich kriege das immer noch nicht hin. Mein Vater wurde eingeäschert und dieser gedankliche Sprung, ihn noch so lebendig vor Augen, und nun als Kapsel in der Erde...das bekommt mein Kopf nicht hin und wer weiß, vielleicht ist es besser so.

Ich denke in jedem Falle oft an dich, Chica, und auch an Annika, weil es so wichtig ist, zu wissen, dass es irgendwo, zur gleichen Zeit, an einem anderen Ort, Menschen in einem ähnlichen Alter gibt, die ähnliches erleben. Und von diesen Menschen hier hin und wieder ein "Echo" zu erhalten, tut gut.

Ach, was ist das nur für eine große Traurigkeit im Herzen und was für ein tiefes Vermissen. Du hast so recht, chica, es fühlt sich so an, als würde man den verlorenen Menschen von Tag zu Tag mehr lieben und das, ohne ihm davon einen Funken abgeben zu können....

Bis auf bald
Die gatita triste
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  #577  
Alt 08.09.2011, 11:26
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Standard AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser

Hallo, Ihr Lieben.
Chica, das ist ja super lieb von dir, aber ich bin kein Engel – nicht mehr und nicht weniger als du auch ;o)
Wir sind 2 Mädels, die in ihren Berichten aus einer wichtigen Phase ihres Lebens ihre Erfahrungen teilen, die sich irgendwie gleichen und doch anders verlaufen sind – aber ich weiß, wie du das meinst und sage DANKE.

Es sind keine alltäglichen Erfahrungen gewesen, die wir machen MUSSTEN, aber das Ungefragte, das plötzlich Geschehene, nicht zu zerstörende Übel hat andere Menschen aus uns gemacht (wenn nicht schon geschehen). Von meinen Freunden gibt es wenige, die mir nachfühlen können.

Anfangs fühlte ich mich zerrissen.
Ich hätte meinen Schmerz am Liebsten so laut rausgeschriehen, dass er allein durch die Lautstärke mindestens 1x um die Welt hätte kreisen müssen. Ich hätte am Liebsten alle versiegten Seen mit meinen Tränen aufgefüllt. Aber ich wollte auch stark sein. Ich musste es auch. Meine Mama war die, deren Lebensglück aufhörte.
Wiegt der Tod des geliebten Partners mehr als der des geliebten Vaters einer Tochter?
Ich habe mich gefragt, wer bedauernswerter ist – Mama oder ich.
Saublöde Frage, wirklich! Man kann es nicht aufwiegen.
Ich habe meinen Freund an meiner Seite – Mama hat ihren Geliebten unwiderbringlicvh verloren.
Ich bin ein junger Mensch, dessen Beziehung schon ein paar Jahre währt, aber erst sehr lang werden soll – Mama hat über 40 Jahre mit ihrem Geliebten leben dürfen.
Mein Mittelpunkt... ja, wo oder was oder wer ist er? Mein Freund.
Mamas Mittelpunkt war Papa. Sie steht jetzt alleine da mit dem großen Haus.
Ich bin daher der Ansicht, dass Ihr Verlust schwerer wiegt als meiner.
Deswegen muss ich stark sein.
Ich weiß nicht, ob ihr verstehen könnt, wie ich das meine...
Meine Mama ist von Anfang an tapferer gewesen als ich. Nach dem schweren Verlust für uns gestehe ich IHR zu, dass sie schwach sein darf, dass sie jammern darf – ich bin da und fange sie auf, wenn ich kann. Ich bin der junge Mensch - ich bin die, die noch nichts „Schlimmes“ durchmachen musste - ich bin diejenige, die noch einiges verkraften kann/muss – ich bin diejenige, die jetzt dran ist, Dinge aushalten zu können, zu müssen...

Sein erster Geburtstag ohne ihn war 7 Tage nach seinem Tod.
Bis dahin war er noch nicht bestattet, aber da wir das für zweitrangig halten, haben wir ganz fest an ihn gedacht. Wir haben geweint, das weiß ich. Aber ich weiß nicht mehr, wie und wo das geschehen ist.
Ich hatte zu dieser Zeit sehr viel um die Ohren, habe mich um den ganzen Schriftkram und die Organisation und meine Mama und mich gekümmert.
Freunde und Verwandte wollten Anteil nehmen, was verständlich ist, aber irgendwann kaum noch auszuhalten ist... immer wieder das Gleiche erzählen, immer wieder daran denken, so frisch nach dem Geschehenen...

Er wäre 77 Jahre alt geworden... gleich im neuen Jahr...
Aber das wollte er wohl nicht mehr. Und ich bin froh, dass er sich nicht gequält hat, nur um diesen Tag erleben zu dürfen/müssen.
Sein 76. Geburtstag war viel schöner – wie wäre es wohl geworden, wenn er zu seinem 77. noch da gewesen wäre... im Hospiz...
Ich überlege mir das gerade... diesen Geburtstag hätte ich sicher nie vergessen können! Was hätte man ihm wünschen sollen? Alles Gute? Gesundheit? Das kommt mir grade so sinnlos, so lächerlich vor... Furchtbar wäre das gewesen, glaube ich.

Wisst ihr, was ich schrecklich finde?
Sein Todestag jährt sich zum Jahresende das 4. Mal.
Ich denke so oft an ihn, an seine Worte, seine Stimme, sein Gesicht, sein Tun und Handeln, sein Lachen, sehe sein blaues Hemd, was ihm so gut stand, mochte sein liebes Gesicht mit den vielen, vielen Sommersprossen, die ihn ganz braun machten, mochte seine gepflegte Erscheinung, ALLES...

Aber oft habe ich Schwierigkeiten, mir die scharfen Bilder ins Gedächtnis zu holen... alles ist so verblasst, so undeutlich...
Dann schäme ich mich, weil ich mir vorkomme, als würde ich die Erinnerung von mir stoßen... ich weiß ja, dass ich das nicht tue, aber wo sind die Bilder hin???
Ich habe vor Kurzem mit meiner Mama darüber gesprochen – sie sagt, bei ihr ist es genauso. Die Bilder verblassen und die Schmerzen werden irgendwie verarbeitet.

Lass ich es nicht zu, dass ich ihn deutlich sehe, damit der Schmerz nicht wieder hochkommt? Wenn ich den Schmerz dann wieder spüre, wäre ich dann schwach?
Ich könnte mir die Fragen selbst beantworten, aber ich merke, wie ich dann im Widerspruch zu mir selber bin...
Ich muss stark sein – daher darf ich nicht schwach sein.
Schwach werde ich, wenn ich den Schmerz spüre.
Schmerzen zu spüren sind aber kein Zeichen der Schwäche. Sie auszuhalten sind ein Zeichen der Stärke.
Halte ich sie aus, indem ich sie nicht mehr zulasse?
Und warum fühle ich mich dann manchmal schwach und ohnmächtig, leer und ohne Freude?

Nichts kann diesen Schmerz trösten.
Niemand weiß genau, WAS da weh tut – die Erinnerung, das „Was wäre, wenn...“, die Ungerechtigkeit, das „Warum?“...
Ich glaube, erst wenn man den Schmerz beim Namen nennen kann, kann man ihn besser lösen. Aber der Tod eines geliebten Menschen ist ein so unsagbar unvergleichliches Erleben, was man mit Nichts gleichstellen kann.
Immer noch ist der Tod ein sensibles Thema – oft wird das Thema tabuisiert, verschwiegen, umgangen.
Man beschäftigt sich auch erst damit, wenn es eine Bezugsperson zu diesem Thema gibt – so wie wir mit unseren Vätern.
Vorher habe ich mir keine Gedanken darum gemacht. Erst, als es immer ernster um Papa wurde.

Ich habe mich seitdem sehr verändert.
Ich glaube, mit so einer Erfahrung, wie wir sie machen mussten, lebt man anders. Intensiver. Bewusster. Nachdenklicher.
Man hinterfragt zwar nicht alles, aber das, was man hinterfragt, gründet sich aus dem, was man erlebt hat.
Andere Dinge scheinen jetzt wichtiger zu sein und treten in den Vordergrund. Ganz andere wieder werden kopfschüttelnd nach hinten geschoben.
Die persönlichen Werte haben sich bei mir verändert.

Neulich sah ich mit meinem Freund Tatort, bei dem eine Frau ihren Mann beim Sterben begleitet hat. Ich fand das so rührend, so unglaublich liebevoll - einfach so, wie ich es kenne.
Der Mann starb und erst dann war die Frau bereit für den Rest ihres Lebens, für die kommende Verantwortung, für ihr Schicksal.
Ich sagte zu meinem Freund, dass ich hoffe, dass wir uns eines Tages ebenso beim Sterben begleiten können.
Ich wage mir gar nicht vorzustellen, wie das für mich wäre... Dann würde ICH den geliebten PARTNER verlieren.

Ihr Lieben, ich schreibe schon 3 Tage an diesem Text, weil mir die Zeit momentan fehlt und ich mich dann immer wieder neu reinlesen muss.
Jetzt setze ich den Beitrag erstmal frei und schreibe weiter, wenn ich noch was zu berichten habe.

Ich drück euch.
__________________
Alles Liebe.
**********************
Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007

Geändert von Annika0211 (08.09.2011 um 11:36 Uhr)
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  #578  
Alt 18.09.2011, 19:48
frohsinn frohsinn ist offline
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Standard AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser

....3 Tage an einem Text zu schreiben deutet auf wirklich viel Arbeit hin Annika...die kommende Woche soll ruhiger verlaufen
Wir sind gut erholt vom Kreta-Urlaub zurück....3 Wochen Sonne pur und ganz liebe Leute um uns rum...
Männes Werte halten sich zur Zeit einigermaßen stabil....im Oktober muß er nen Cholin- PET-CT machen lassen um zu sehen wie, wo sich Metas angesiedelt haben...aber zur Zeit gehts ihm körperlich gut die Medikation hält alles einigermaßen auf.....
Melde mich hier wieder ..machts gut ,die Frohsinn
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  #579  
Alt 04.10.2011, 15:57
*chica* *chica* ist offline
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Standard AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser

hallo,
hoffe euch allen geht es soweit.
bei mir geht es auch soweit, jetzt fängt die Zeit an, wo wir noch intensiver an Papa denken, denn an die vergangene Zeit denkt man eh, aber vor einem Jahr bekamen wir gesagt er liegt nun im Sterben und er würde das Wochenende nicht mehr überleben....es zog sich 18 Tage....
ich bin traurig....
__________________
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*28.08.1940 - 20.10.2010

te quiero
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  #580  
Alt 05.10.2011, 06:49
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Standard AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser

Liebe Chica.
Ich drück dich.
Sei traurig, lass die Tränen fließen, die fließen wollen.
Man denkt, dass die Zeit vom Todestag bis zum 1. Todestag irgendwie rumgeht und die Gedanken nehmen vielleicht ab, aber wenn sich der Todestag dann jährt, ists so, als wär es gestern gewesen.
Man hängt wieder drin, ist "live" dabei, spielt alles nochmal ab...

Bei uns war es ja am Silvestermorgen.
Ich hatte schon einige Jahre vor Papas Tod kein Interesse mehr an Silvesterpartys, aber nun erst recht nicht. Oder ich habe jetzt einen guten Grund. Verstehen können das viele nicht.
Meinem Freund zuliebe treffen wir uns mit Freunden, ganz ruhig, essen zusammen, trinken was und quatschen.
Aber am Liebsten würde ich irgendwo am Meer sitzen, eine Flasche Sekt köpfen und mit den Sternen anstoßen, weil irgendwo dort oben... hm... ja...
__________________
Alles Liebe.
**********************
Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
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  #581  
Alt 18.10.2011, 09:15
*chica* *chica* ist offline
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Standard AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser

....ich kann es so nachvollziehen....

vor einem Jahr ging es Papa so schlecht, er hat nicht geklagt....er hatte noch zwei Tage....

ich bin von tiefstem Herzen so traurig...
__________________
en memoria a mi papa
*28.08.1940 - 20.10.2010

te quiero
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  #582  
Alt 20.10.2011, 23:44
gatita gatita ist offline
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Standard AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser

Hallo Ihr Lieben,

Auch ich kann mich heute einfach nur dieser grossen, grossen Traurigkeit anschliessen...naechste Woche vier Monate...und die Endgueltigkeit schlaegt durch...vier Monate von wieviel? Ich rufe manchmal leise seinen Namen, wenn ich weine, suche nach Schatten oder Signalen...und doch habe ich ihn nur in meiner Erinnerung..ach papa...erst jetzt rufe ich dich unter diesem Namen...aber du bist fort...

An euch alle gruesse
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  #583  
Alt 20.10.2011, 23:48
gatita gatita ist offline
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Standard AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser

Und Chica: nur noch wenige Minuten und "der" Tag geht fuer dich zu ende. Es tut mir so leid. Meine Trauer begleitet dich...
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  #584  
Alt 22.10.2011, 23:40
*chica* *chica* ist offline
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Standard AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser

liebe gatita, liebe alle andern...
die endlose Traurigkeit, wie sie mir zumindest scheint, ist noch da. Ich dachte würde besser werden, doch im Herzen bin ich so traurig,
wir kommen heute von der Jahrgedenkmesse, seltsam oder- aber warum macht man ausgerechnet nach einem Jahr so einen Gedenktag, ja ja ich weiss wegen dem Datum, aber es sind nur Zahlen, und er ist nunmal weg...er ist schon länger weg, den der 20igste war seiner Selbst weg, aber mein lieber Papá ist schön länger fort....ich überlege was wir zuletzt unbekümmert taten, bevor das STERBEN begann, es war an seinem Bett, er ass Omlett, ärgerte sich mal wieder das er nicht so konnte wie er wollte und ass danach zwanghaft die WEintrauben, er sagte ja ich schmecke doch eh nichts aber etwas muss ich doch essen...
mein Bild von ihm, als er im Sterben lag und er Tag von Tag von uns ging und er in den bewussten Momenten nach WAsser gestikulierte, er wusste so genau was er tat, er wollte sich - das kranke Fleisch überliesten, doch dies gelang meinem starken - so tapferen Papá nicht mehr...
Ein Jahr lang ohne Ihn, es ist so traurig, ich erwische mich wenn ich bei meiner Mama bin, dass ich an seinem Parfum schnüffel....ich schliesse die Augen und sehe ihn, ihn gesund, stark voller Lebenskraft...
ach Papá, so oft denke ich du besuchst uns, durch irgendwelche Zeichen . Bilde ich es mir ein, oder hast du die Stärke wo immer du bist dich zu zeigen?

Wisst ihr wenn Baby´s geboren werden, wissen wir alle wie sie entstehen, wie sie geboren werden, aber woher kommt denn das einzigartige Wesen, die Seele dieses heranwachsenden Menschen? Ich bin der Meinung, von dort, wo dieses Wesen herkommt, dorthin gehen wir auch....ich habe keine Angst vor dem Tod, den ich weiss wir werden nach dem Tod die Liebe erfahren, wie immer wir uns diese vorstellen. Ich denke wir werden alle wiedersehen...auch dich unseren lieben Papa...

Ich weine immernoch, ich weiss nicht wann die Tränen aufhören werden, denn es ist doch schon ein Jahr her,...ich will nicht kühmen, oder mitleid haben, denn der alles druchlebt hat und dem es das Herz (das weiss ich) gebrochen hat war Papá, er war nicht bereit zu gehen kann ich nicht sagen, aber er wollte noch noch nicht gehen....


Er fehlt unendlich....
diese Worte haben so eine tiefe Bedeutung, daher liebe gatita, wir hier alle verstehen dich....


Meine liebste Annika, dir danke ich einfach von tiefsten Herzen....die bist, die den Sachen die richtigen Worte verleiht.....ichhabe dies so gern gemacht....danke nochmal für deine Adresse.......


ich melde mich
*chica*
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en memoria a mi papa
*28.08.1940 - 20.10.2010

te quiero
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  #585  
Alt 24.10.2011, 16:33
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Standard AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser

Liebe Chica, liebe Gatita, Ihr anderen Lieben...

Die trübe Zeit, die wieder über uns hereinbricht, verschärft unser aller Situation natürlich noch mehr – egal, ob wir mit jemandem kämpfen oder um jemanden trauern. Jemand sagte neulich zu mir: In dieser dunklen Zeit musst du dir selbst für Licht sorgen, damit du nicht schwermütig wirst.
Lass dir ein warmes, duftiges Bad ein, nimm ein Glas Wein mit und eine Kerze und lass die Seele überm Schaum schwimmen... sie liegt mal ganz ruhig und mal schlägt sie Wellen und wenn du aus dem Bad steigst, bleibt sie an dir haften, wie der Schaum auf deiner Haut...

Ich habe das ganze Jahr über Kerzen oder Lichtchen an und versüße mir in der dunklen Zeit die Abende mit meiner Kuscheldecke, die ich von Papa habe, mit einem guten Film oder Buch, leckerem Tee und einem Stück (oder mehr) Schokolade... für die Seele...

Ich möchte nicht klugscheißerisch klingen und auch nicht pauschal für alle reden.
Aber manchmal bereitet man sich auf so einen Abend vor und es klappt, man fühlt sich wohlig und gut. Aber manchmal klappts auch nicht und man lässt sich einfach nicht ablenken. Die Gedanken sind stärker als alles andere drumherum.

Das ist nicht schlimm. Das gehört dazu und diese Gedanken MÜSSEN doch auch gedacht werden. Sie müssen eines Tages zu Ende gedacht werden, dann tun sie nicht mehr so weh.

Wenn ich lese, dass du, liebe Chica, keine Angst mehr vor dem Tod hast, weil dich der Gedanke an ein Wiedersehen mit deinem lieben Papa davon abhält, dann hört sich das unglaublich schön an.
Denkst du auch: Was soll so schlimm am Tod sein, wenn ich dann meinen geliebten Papa wiedersehen kann? Dafür nehme ich jeden Schmerz auf mich!

Momentan habe ich auch keine Angst vor dem Tod.
Ich spreche oft mit Mama darüber und sie ist auch der Meinung, dass sie den Papa irgendwann wiedersieht. Sie sagt: Der Papa hält mir im Himmel einen Fensterplatz frei.
Da muss ich immer grinsen. Das stelle ich mir vor und ich finds so unglaublich schön, wie wir – meine Mama und ich – uns ausmalen, was Papa grade macht und wer um ihn ist. Das driftet meist so ab, dass wir lachen und dann sagen wir: Gut, dass wir uns das so ausmalen, das macht die ganze Sache leichter.

Wenn ich mich mal durch eine Erkältung mit kleinen Schmerzen ziehen muss, denke ich: Jammer nicht, es gibt Schlimmeres... denk an Papa und seine unbeschreiblichen, nie enden wollenden Schmerzen. DER hat nicht gejammert.
Und in puncto Tod passt dann dazu, dass er alles tapfer ertragen hat und sich irgendwann hat fallen lassen...
Und ich bin seine Tochter. Und ich will auch so stark sein wie er. Und wenn er das unter all diesen schlimmen Umständen ertragen hat, so will ich das auch – egal, was kommt.

Ich warte nicht auf ein Zeichen von ihm.
Ich sehe ihn einfach überall. Nicht sein Gesicht, aber alles, was voll Licht und Liebe, voller Freude und Schönheit ist – das ist mein Papa.
Ich schrieb es vor langer Zeit schonmal hier, dass wir innerhalb der ersten paar Monate nach seinem Tod unglaublich schöne Blumen im Garten hatten, die Sonne hat unglaublich schön und warm geschiehnen, hat unsere Seele gestreichelt.
Es war alles irgendwie außergewöhnlich für uns, denn es war irgendwie noch nicht an der Zeit für uns, diese Dinge so positiv zu spüren und zuzulassen.
Versteht ihr, wie ich das meine?
Wir waren voller Trauer und haben trotzdem genossen, wie herrlich die Sonnenstrahlen unsere Seelen streicheln und wie gut das tut.
Dabei will man gedanklich in Tränen versinken und in einer Höhle leben, um die Trauer auszuleben.
Irgendwie hat uns die Natur – für uns wars der Papa – dazwischengefunkt.
Wunderbar dazwischengefunkt.

Chica, Tränen kennen keine Zeit und haben keinen Rahmen, in dem sie sich bewegen. Sie fließen. Egal wie lange der Fluß ist, egal wie oft sie fließen. Sie fließen und sie müssen fließen – denke ich.
Auch bei dir wird irgendwann ein Tränchen weniger fließen. Lass dir Zeit und lass sie laufen, wenn sie rauswollen.

Denke immer daran, wie unglaublich stark und tapfer dein lieber Paps war. Er hat versucht und sich gezwungen, auch wenn es aussichtslos schien. Niemals aufgeben – so hört sich das für mich an, wenn du ihn beschreibst.
Gib auch du nicht auf daran zu glauben, dass der Schmerz irgendwann nachlässt. Aber die Liebe und die herrlich warmen Gedanken an diesen Menschen NIEMALS.

Chica, ich drück dich - und alle anderen auch.
__________________
Alles Liebe.
**********************
Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
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