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Kleidung nach Ablatio
Seit einigen Jahren trage ich nun den Prothesen-BH, ungern und hier gilt, man gewöhnt sich an manches nie. Wiederaufbau ist wegen massiver Strahlenschäden undenkbar.
Da ich immer wieder stationär in Kliniken bin, ist es mir peinlich, mit dem einseitigen Zustand mich zu präsentieren. Wie macht Ihr das? Mara |
#2
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AW: Kleidung nach Ablatio
Liebe Mara,
es tut mir leid, dass du dich nicht an den einseitigen "Zustand" gewöhnen kannst. Bei mir ging das relativ schnell, ich gehe auch immer ohne Prothese. Muss allerdings zugeben, dass ich mich z. B. beim Duschen im Schwimmbad auch eher zur Wand hin drehe, damit nicht gleich jeder auf meine Narbe schauen kann. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass medizinisches Personal, das weiß, dass mir da was fehlt, sehr feinfühlig damit umgeht. Eigentlich viel mehr, als ich das erwarte bzw. brauche. Die Physiotherapeutin deckte mich z. B. am Anfang immer zu. Ich finde, das sollte auch normal sein, dass die Leute nicht erwarten, dass frau sich oben ohne bewegt als wäre nichts anders als es normalerweise sein sollte. Kann es sein, dass bei dir (bedingt durch die Prothese) einfach zunächst nicht bekannt ist, dass du nur eine Brust hast? Auf jeden Fall würde ich dir empfehlen, immer darauf hinzuweisen und auch zu sagen, dass es dir unangenehm ist. Zu den meisten Untersuchungen kannst du dann vielleicht ein T- Shirt oder wenigstens den BH anlassen. Krankenschwestern und Ärzte sehen das öfters, die denken sich garnix dabei. Ich sage mir immer, andere haben vielleicht andere hässliche Narben, sind zu dick oder zu dünn, haben Hautkrankheiten oder sonstwas - keiner kann etwas dafür, wie er/sie ohne Kleider aussieht! Wenn ich in der Sauna die Speckrollen oder Bierbäuche von manchen Männern seh (*läster*) denke ich - auch nicht schön, und ich soll mich genieren??? Nein! Ich weiß, es nützt nichts zu wissen, dass es noch viel schlimmere Sachen gibt. Aber als mich nach meinem letzten Arztbesuch eine Frau ansprach, die nach einem Gehirntumor sehr entstellt war, wir uns unterhielten, und sie am Schluss meinte "das hat mir jetzt so gut getan, dass Sie mir einfach in die Augen geschaut haben" - da dachte ich mir "mein Gott, und da habe ich ein Problem mit nur einer Brust?????" Viele Grüße, und - wie gesagt - sag es, dass es dir unangenehm ist, vielleicht ist das den Menschen, die dauernd damit zu tun haben, nicht klar! Calypso |
#3
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AW: Kleidung nach Ablatio
Liebe Mara,
mir gehts genauso wie dir, ich kann meinen einbrüstigen Zustand einfach nicht aushalten, hatte auch schon einen Aufbau, der aber, vermutlich wegen Strahlenschäden, schief ging. Ich nehme meinen Prothesen-BH nur im Bett ab, putze mir die Zähne mit BH, damit ich das Elend nicht im Spiegel sehen muss, nur beim Duschen bin ich nackt, ansonsten habe ich immer was an. Nun plane ich den nächsten Aufbau, der hoffentlich funktioniert. Liebe Calypso, Hut ab! Ich beneide dich um dein Selbstbewusstsein, bei mir ist seit 5 Jahren Schluss mit Sauna, Gemeinschaftssport, Schwimmbad und Co (außer bei REHA), ich zieh mir jetzt am liebsten Rollkragenpullis und hochgeschlossene Sachen an, ich hab mein Selbstbewusstsein total verloren mit der Ablatio und früher war ich selbstbewusst! l.G. Kirsten Geändert von Nov06 (01.12.2011 um 11:58 Uhr) Grund: Fehler |
#4
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AW: Kleidung nach Ablatio
Hallo Kirsten und Mara,
das tut mir alles so schrecklich leid. Das schränkt ja Eure ganze Lebensfreude total ein. Als wenn es sonst nicht schon schlimm genug wäre! Ich glaube nicht, dass das so wirklich viel mit Selbstbewusstsein im allgemeinen zu tun hat. Ich bin nämlich nicht besonders selbstbewusst. Eher ein bisschen "wurschtig" wie man hier im Süden sagt. Wobei, grade habe ich mir zum ersten mal überlegt, was das Wort "selbstbewusst" eigentlich im Wortsinne sagt. Nämlich dass man sich selbst bewusst ist, wahrnimmt. Es ist so unnötig, das Ihr Euch so schlimm fühlt! Spruch meines Gyn: Ihr seid doch Frauen mit Brust und nicht Brüste mit Frauen hinten dran! Ich würde Euch so gerne helfen, weil ich gemerkt habe, wie viel leichter es ist, wenn man sich einfach so akzeptiert wie man ist. Ich wünsche mir auch ganz oft ein normales Leben, und ich bin auch ganz oft traurig. Aber das kommt dann von innen. Von außen hat mir doch keiner vorzuschreiben, was schön ist und was nicht. Wenns einer nicht schön findet, soll er wegschauen. Die Brust ist doch nicht meine wichtigste Eigenschaft!!! Was mir sehr geholfen hat, war die Reaktion meines Sohnes (18 Jahre, wollte nach der OP die Narbe sehen und meinte "und deswegen hast du so einen Aufstand gemacht?") und die Reaktion meines neuen Partners (er wusste es, aber ohne Kleider ist es natürlich noch mal was anderes. Er sagte :ich hab mich in eine Frau verliebt und nicht in eine Brust") Warum ziehst du denn nur Rollkragenpullis an? Geht die Narbe so weit rauf? Ich vermeide halt allzu enge T-Shirts, ein schönes Dekolleté hatte ich eh noch nie, weil meine Schlüsselbeine so vorstehen. Also vermisse ich die ausgeschnittenen Sachen nicht. Und es ist erstaunlich, wie wenigen Leuten die Einseitigkeit überhaupt auffällt. Anscheinend hauptsächlich Männern, die den Frauen als erstes auf den Busen gucken. Na, anscheinend sehen sie bei mir erst andere Dinge. Und es bleibt ja auch noch genug übrig, was auch schön anzusehen ist!!!!! Liebe Grüße Calypso |
#5
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AW: Kleidung nach Ablatio
Vielen Dank Calypso und Kirsten!!
Ich hatte nicht erwähnt, dass es hier nicht um das medizinische Personal geht, die sind allermeistens diskret und einfühlsam. Aber was mache ich bei Besuchern, bei mir und meiner Zimmermitpatientin? Da die noch vorhandene Brust merkbar ist fällt die "leere" Seite wirklich auf. T-Shirts und Nachthemd bzw. Schlafanzug sind da für mich nur eine Notwendigkeit und die Bettdecke stets bis unters Kinn hochziehen ist auch doof. Meine leichten Tops und Sommerkleider mussten alle in den Kleidersack, da das Grübchen in der Mitte weg ist, fällt es trotz BH auf und die Narbe ist wirklich sehr deutlich vom Brustbein bis unter die Achsel. Trotz allem wünsche ich eine schöne Adventszeit! Mara |
#6
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AW: Kleidung nach Ablatio
Hallo Mara,
ich kann Dich sehr gut verstehen. Ich selber war nur kurzzeitig einseitig und trotz dem ich auch noch andere "Hingucker" habe und auch genügend Selbstbewußtsein,war mir das sehr unangenehm.So sehr,dass ich niemals ohne Prothesen-BH herumgelaufen wäre. Das hat was mit Symmetrie und Harmonie zu tun,weniger mit Selbstbewußtsein. Es ist nunmal alles am Körper symmetrisch angelegt,da fällt das einfach auf! Komme direkt aus der Reha,da gab es etliche abladierte Frauen.Ich habe keine ohne Prothese oder Aufbau gesehen-von daher ist es m.M.n. völlig normal,dass einen selbst das stört. Ich würde einen bequemen Sport-Bh tragen,auch unter dem Nachthemd und die Prothese einlegen.Das fällt niemanden auf und Du fühlst Dich einfach wohler damit.So habe ich das gemacht und bei einem bequemen BH merkst Du das nicht mal. Meine Meinung dazu. LG,Jule |
#7
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AW: Kleidung nach Ablatio
Ich konnte mich nach meiner Ablatio nicht an diese "schöne Wäsche" gewöhnen und fing an zu basteln. Der bekannte Kaffeeröster hat öfters mal BHs im Angebot, die "doppelwandig" sind. Ich habe probeweise in eine Seite ein kleines Loch geschnitten und die Prothese eingesetzt und es hat funktioniert. (Körbchengröße C)
Meinen Badeanzug habe ich auch gebastelt. In einen Neckholder, bei dem der Brustbereich hinten zusätzlich geknotet wird, habe ich ein BH-Teil eingenäht, das die Ephitese hält. So kann nichts verrutschen, das Ding ist aber normal geschnitten und mittlerweile Nordsee und Whirlpool erprobt! Jetzt bin ich schon wieder einen Schritt weiter. Aus dem dicken Vlies, dass man nach der Ablatio als Verband bekam (ich habe eine neue Rolle mit nach Hause bekommen) - habe ich mir mehrlagig eine Vliesephitese gebastelt und in einen Baumwoll-BH des Kafferösters eingesetzt. Das ist bequem und natürlich. Übrigens, ich kann überhaupt nicht nähen. Ich mach das per Hand mit Schulmädchen-Stichen. |
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