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  #361  
Alt 11.03.2010, 19:31
Nofertari Nofertari ist offline
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Standard AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser

Hallo frohsinn!
Das sind ja nicht so gute Nachrichten , das tut mir leid!!
Vieleicht hat der Uro noch ne Idee, ich drück die Daumen.
Schreib was er gesagt hat, ja?
Mein SchwVater erholt sich langsam von der ZometaChemo und kann auch schon ein paar Schritte wieder laufen. Wir machen keine Chemo oä. mehr. Er soll sich nicht noch quälen. Vieleicht lebt er dann doch ein paar Monate.
LG Nofertari
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  #362  
Alt 11.03.2010, 23:57
schnuffine09 schnuffine09 ist offline
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Standard AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser

Hallo Frohsinn,
mensch wirklich keine guten Nachrichten. Aber gebt die Hoffnung bloss nicht auf, wenn ich eins durch diese Sch...krankheit gelernt hab, dass sie einfach nicht vorhersehbar ist.
Meinem Vater gings in den letzten Wochen teilweise so schlecht, dass ich dachte, es geht nicht mehr lange. Momentan erholt er sich wieder, hat jetzt 17 von 20 Kopfbestrahlungen wegen der Metas im Hirn hinter sich und freut sich drauf, mit uns nächstes WE nach Büsum zu fahren.
Ich drück euch gaaaaaaaaaaaaaaaaaanz dolle die Daumen und schicke euch gaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaanz viel Kraft!
Liebe Grüsse
Schnuffine

Chica, wie geht es bei euch?
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  #363  
Alt 12.03.2010, 15:01
frohsinn frohsinn ist offline
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Standard AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser

Hallo euch allen ....bei euren Angehörigen sieht es ja viel schlechter aus als bei meinem Mann..... Zum Gespräch heute ....Dok war genauso bedrückt wie wir...nun muß das MRT zeigen wo sich was im Bauchraum abspielt...im letzten Jahr wurde da ein befallener Lymphknoten mittels PET-CT diagnostiziert,aber inoperabel....Nun da sich sein PSA-Wert unter der Maximaldosis innerhalb 3 Monaten verdreifacht hat ,ist da irgendwas im "Busche" ...je nach Befund wird dann überlegt was gemacht wird,erstmal heißt es wieder abwarten,den Termin hat er nächste Woche Freitag.....blöde lange Wartezeit. Wenn man so liest wie es euren Vätern,Schwiegervätern so geht im fortgeschrittenem Stadium wird einem garnicht besser
Trotzdem alles Liebe für euch ....ich melde mich dann wieder wenn wir mehr wissen, bis dahin haltet auch ihr die Ohren steif und versucht nicht zu verzagen , die Marion
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  #364  
Alt 17.03.2010, 09:33
*chica* *chica* ist offline
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Standard AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser

Hallo, ...ich hoffe trotz Berichte, die ich verfolgt habe geht es den Umständen entsprechend...

ich konnte in letzter Zeit nicht schreiben, mir war alles zuviel - es in Worte zu packen...

Als erstes Papa ist wieder zu Hause, er war für ein paar Wochen auf die Palliativstation verlegt worden, aber richtig wohl fühlen, das tut er sich nun mal zu Hause....

Es war eine sehr emotionale Zeit dort, da man dort soviele Schicksäle miterlebt...

Papa ist schon schwach, kämpft sich aber jeden Tag durch.
Die ganzen Tabletten machen ihm zu schaffen, aber das Morphium Pflaster reicht nicht mehr aus, da hat man ihn mit Tabletten neu eingestellt.

Essen nach wie vor ein Thema bei ihm, geschweige denn von den Schweissausbrüchen etc, also die Nebenwirkungen der ganzen Tabletten...

Heute bekommen wir ein Rollstuhl, da freut er sich schon drauf, denn wenn die Sonne etwas länger rauskäme, dann könnten wir mit ihm mal raus!...

SEin Alltag ist momentan nicht so toll, ausser Medikamenten nehmen und dösen, bisschen Fernsehen ist nichts.
Wir sind alle ganz oft da, und reden einfach nur, allerdings bräuchte er mal einen "Besten Freund" den er aber hier nicht hat, um vielleicht auch mal über die verbleibene Zeit zu reden.
das wird er mit uns Kindern oder Mama nicht tun...

Es ist alles so schwierig, ich träume so oft von seiner Beerdigung, ich denke sooft ich bin jetzt schon so ausgelaugt....aber es MUSS ja weitergehen...

Meine Mama ist auch so tapfer...

Es sagt eh jeder, Freunde - Ärzte...es ist ein Wunder, wie Papa sich gibt und durchhält, dafür das er schon so schwer Krank ist....überhaupt, das er so lange schon durchhält...

Naja, momentan kommt wieder der Abulante Palliativdienst zweimal die Woche. Das ist auch gut so, denn Papa fühlt sich gut aufgehoben.

Ich wünsche euch allen viel Kraft, ich melde mich.
eure Chica
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  #365  
Alt 18.03.2010, 06:49
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Standard AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser

Liebe Chica,
endlich bist du wieder mal da. Ich habe jeden Tag an dich und deinen Paps gedacht.

Dein Paps ist ein Kämpfer - das ist es sicher, was die Ärzte und Freunde in seinem Krankheitszustand wundern lässt.
Und das ist gut so! Nicht aufgeben wollen, sich immer ein kleines Ziel setzen. Wie jetzt das mit der in-der-Sonne-sitzen. Und die kommt. Die Sonne.

Ihr habt schon einen ganz schönen Stiefel verdrückt, wenn ihr 2 Wochen lang immer auf der Palliativstation wart... ja, da sieht man viel Leid und Trauer, das glaube ich.

Du, wenn das mit den Pflastern nicht mehr ausreicht, frag doch mal nach dem Nasenspray.
Ich will nichts empfehlen, aber ich schrieb ja mal, dass mein Paps das bekam und immer wenn er Schmerzen hatte und die Pflaster nicht mehr ausreichten, sprühte er und das Spray wirkte direkt.
Eine höhere Dosis der Schmerzpflaster hat er nicht vertragen, musste manchmal welche auseinanderschnippeln und dann zusätzlich aufkleben.

Dieser Tablettenwahn ist wirklich der Horror... man bekommt als "Zuschauer" einen riesen Schreck, wenn da schon eine "Kiste" steht, in der alles drin ist, was einzunehmen ist.
Ich fragte mich immer, wie mein Papa die zeitliche Einnamefolge behalten konnte... aber er hats prima hinbekommen.

Kleiner Tipp dazu: Habt ihr einen Medikamentenplan, auf dem alle Tabletten/Tropfen etc. draufstehen, die er selbstständig nimmt?
Wenn ja = gut! Wenn nein = schreib dir die Namen auf oder frag den Arzt nach dem Plan, die drucken dir das in einer Minute aus.
Mein Papa hat sich diesbezüglich immer selbstständig organisiert. Nur, als er das letzte Mal im Krankenhaus war, konnte niemand von uns dem Doc sagen, was er wann und wieviel nimmt.
Das wusste nur er - und er war nicht ansprechbar.
Dann bin ich mit Papas Kiste zum Arzt gefahren und hab sie ihm gegeben. Papa war dann schon wieder fit und hat die Augen gerollt, als er mich mit der Kiste gesehen hat.
Wo willste denn damit hin? fragte er mich. Dann sortierte er aus... das nehm ich net mehr, das brauch ich net mehr, das behalt ich hier...
Danach hab ich mir einen Medikamentenplan vom Hausarzt ausstellen lassen.
Da war ich dann gewappnet für evtl. weitere Notfälle.

Chica, ich kann mir vorstellen, dass du dich schlapp fühlst, leer und ausgelaugt. Und dann die Träumerei von der Beerdigung... junge, junge, junge... wie will man da zur Ruhe kommen, wenn einem im Schlaf schon die Dinge, die einem tagsüber die Horror-Angst bereiten, befallen?!!!
Da kann ich dir leider nichts raten. Ich habs auch hinter mir und niemand und nichts hätte mir helfen können, die Gedanken und Ängste loszuwerden.

Schön, wenn ihr immer bei ihm seid, mit ihm sprecht, ihn bei seinem Ziel (die Sonne) unterstützt und Mut macht.

Wie gehts dir "nebenbei" so??? Alles soweit in Ordnung?
Ich drück dich ganz herzlich und wünsche deinem Papa, dass er ganz, ganz viel Spaß daran hat, wenn die Sonne scheint, dass er die bislang noch wenigen Sonnenstunden draußen genießen kann, dass er Kraft schöpfen und mal tieeeef durchatmen kann, dass ihm das Gezwitscher der Vögel ein kleines Lächeln auf die Lippen malt und er sich freut, wenn schon kleine Blümchen blühen und und und...
Vielleicht kann er dann auch kleine Tränen fließen lassen, kann seine Angst irgendwie rauslassen, weil ihn die Sonne und das wieder Draußen sein so überwältigt.

Meld dich zwischendurch mal, sofern du Zeit und Lust dazu hast.
Ich habe mir arge Gedanken um euch gemacht...
__________________
Alles Liebe.
**********************
Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007

Geändert von Annika0211 (18.03.2010 um 06:54 Uhr)
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  #366  
Alt 26.03.2010, 23:46
schnuffine09 schnuffine09 ist offline
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Standard AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser

Hallo ihr Lieben,
war länger nicht im Forum, weil ich Abstand brauchte. Aber heute ist ein Tag, an dem ich mich einfach mal irgendwo "auskotzen" muss.
Nachdem mein Vater die 20 Bestrahlungen wegen der Hirnmetastasen ganz gut überstanden hatte, sind wir letztes WE nach Büsum gefahren. Den einen Tag konnte er dort relativ gut am Rollator gehen. Am zweiten Tag ging gar nichts mehr, zudem haben sich meine Eltern total in die Haare bekommen. Das war schon hart, ich hatte mir einfach so sehr gewünscht, dass wir alle nochmal ein paar schöne Tage miteinander verbringen.
Naja, und seit wir am Montag zurück nach Hause gekommen sind, wird es jeden Tag schlechter. Erst konnten Mutti und ich ihn noch gemeinsam durch die Wohnung und zur Toilette bewegen. Mittlerweile klappt auch das nicht mehr. Er ist in den Beinen wie gelähmt. Ist zudem ein paarmal hingefallen, dann musste immer mein Freund, zum Glück wohnen wir nicht weit weg, kommen. Und heute wars ganz schlimm. Mutti und ich wären fast mit ihm zusammen hingefallen, zum Glück kam dann mein Freund, gemeinsam haben wirs geschafft.
Das ist einfach so unglaublich bitter, meinen Vater so verfallen zu sehen. Im Kopf ist er wieder total klar, aber der Körper macht nicht mit. Ich hab so fuchtbare Angst davor, wie das weitergeht. Vor ihm versuche ich immer, das alles möglichst unspektakulär abzuhandeln, aber innerlich gehts mir schlecht. Und meine Mutter ist komplett überfordert und am Ende. Wenigstens haben sie begriffen, dass es jetzt ohne Pflegedienst nicht mehr geht. Nur, vor Montag werde ich da wohl auch niemanden erreichen, dass heißt, dass wir das Wochenende noch irgendwie schaffen müssen.
Einen Rollstuhl hat er jetzt auch verordnet bekommen, ich bin darüber froh, er ist totunglücklich.
Ich hasse diese Erkrankung, und ich hasse es, mich so hilflos und ohnmächtig zu fühlen und ihm nicht helfen zu können. Und ich hab Angst davor, wie das weitergeht...
Ihr Lieben, ich danke euch für euer "Ohr" und wünsche euch gaaaanz viel Kraft und hoffentlich noch viele schöne Momente...
Bis bald,
Schnuffine
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  #367  
Alt 27.03.2010, 14:01
Nofertari Nofertari ist offline
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Standard AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser

Hallo Schnuffine!
Ich genau weiß wie Du dich fühlst und es tut mir leid das Du das durchmachen mußt. Ich Dich erstmal ganz dolle!
Bei meinem Schwiegervater ist es ganz genauso, seit Dez 09. Das schlimmste ist der körperliche Verfall, bei wachem Geist. Sie können es nicht akzeptieren. Wir wären vermutlich auch nicht anders. Wir haben seit Januar den Pflegedienst 2x am Tag bei uns, weil ich es allein und mit Baby auch nicht mehr geschafft habe. Manchmal hab ich, wenn der kleine geschlafen hat einfach alles rausgeheult. Das macht frei, versuchs mal. Es kostet sehr viel Kraft und Nerven sich immer nichts anmerken zu lassen und immer die Starke zu spielen, obwohl einem ganz anders zu Mute ist. Bitte lies mal diesen Artikel, mir ging es danach besser, weil ich ihn dadurch besser verstehen konnte.http://www.mdr.de/hauptsache-gesund/...d-6219805.html
Ich hoffe er hilft Dir, das Du und Deine Mom besser mit seinen Launen umgehen könnt.
Halt die Ohren steiff und ich Dich nochmal!!!
LG Nofertari
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  #368  
Alt 27.03.2010, 15:29
frohsinn frohsinn ist offline
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Standard AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser

Nofertari, Schnuffine vielleicht könnt ihr ein bischen ,ein paar Stunden abschalten und das Wochenende genießen...mit etwas Sonnenschein und euren Angehörigen....traurig wenn nix mehr zu machen ist ....Auch Annika möcht ich lieb grüßen
Auch mein Mann hat der Prostatakrebs weiter fest in Griff,das MRT bestätigte eine LK-Meta im Bauchraum an der Aorta liegend....in der nächsten Woche bekommen wir den Op-Termin genannt...2001 fing sein Matyrium an mit Radikalop. und Bestrahlung....und zug sich über die Jahre hin,letztes Jahr 4 Op's am Blasenhals nun die LK-Meta.....Schlimm,schlimm....Ich wünsche euch weiterhin viel Kraft und Liebe bei der Pflege , ganz lieb die Frohsinn
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  #369  
Alt 29.03.2010, 07:44
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Standard AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser

Hallo, Ihr Lieben.
Immer, wenn ich Zeit habe, schaue ich in Chicas Thread, ob sich einer von euch wieder gemeldet hat.
Ich denke so viel an euch und wünsche mir die ganze Zeit, dass – wenn ich nichts von euch lese – alles positiv verläuft bzw. ihr alle eine gute Zeit mit euren Lieben habt.
Das es manchmal grade andersrum gehen kann, möchte ich mir nach allem Erlebten nicht mehr eingestehen.
Ich fühle mich ganz oft mit euch „gelähmt“ vor Sorge. In meiner Stirn nistet sich die tiefe Kerbe ein, die ich bekomme, wenn ich versuche, meine Tränen zu unterdrücken... Aber nichts von alledem hilft – nicht euch und nicht mir.
Kennt ihr das, wenn man merkt, dass der Hals langsam schmerzt, weil man versucht, die Tränen aufzuhalten und nicht rauszulassen?

Liebe Schnuffine.
Seltsam, wenn man versuchen will, stark zu sein und die Situationen überspielen möchte, oder? Man kommt sich verlogen vor.
Das ist wie mit dem Halsweh...
Es ist bestimmt eine Art "Schutzreaktion", die uns niemand übel nimmt – und doch erkennen die engsten Vertrauten, wie es innerlich wirklich aussieht.
Wir denken, dass es dem Paps - der nur noch liegen kann und zu 100% alles mitbekommt - viel, viel schlimmer geht und er ganz arg Angst hat, sich Gedanken macht, nicht gehen möchte und grübelt und stark sein will.
Da will man nicht selbst wie ein Häufchen Elend daneben sitzen und ihn vollheulen. Man versucht, ihn zu stärken, indem man ihm vormacht, man wäre selbst stark.
Bei mir sind oft die Tränen durchgebrochen – und wer war dann stark? Mein Papa. Der hat mich getröstet, ich habe noch mehr geweint und wurde dann ruhiger, weil er immer eine ganz wundervoll beruhigende Art an sich hatte, die ich so oft vermisse. Dieser Mann in seinem elendsten Zustand, unheilbar krank und voller körperlicher und seelischer Schmerzen hat mich, seine gesunde Tochter, die direkt am Wasser gebaut hat, auch noch seelisch aufgerichtet.
Unerklärlich, diese Motivation, diese positiven Gedanken in Anbetracht seiner schlimmen Krankheit... Ohne Worte.

Frage dich nicht, wie es weitergeht. Du willst dazu keine Antwort hören.
Mein Papa sagte zu meiner Mama: „Es geht weiter, du wirst sehen.“ Und es stimmt. Es geht schmerzlich weiter. Es geht mit viel Traurigkeit, mit vielen Tränen und mit einem tiefen, dunklen Riss im Herzen weiter. Es geht auch mit Lachen weiter, weil du dich an die vielen schönen und lustigen Momente erinnerst und einfach lachen musst.

Ich möchte dir sagen, wie es bei mir war – und jeder, der mich oder auch nur meine Beiträge kennt, der weiß, wie sehr ich meinen Papa verehrt und geliebt habe und auch heute noch liebe, ihn vermisse wie die Hölle und stolz auf ihn bin:
Nach all seiner Leidenszeit, nach all den erlebten Schmerzen, nach den verstohlenen Griffen zum Morphium - ich war irgendwie erleichtert, als Papa seine Reise angetreten hat. Ich habe es ihm stellenweise gewünscht, dass er bald seine Ruhe haben darf.
Endlich war sein Schmerz vorbei, endlich war sein Leiden vorbei, endlich war es vorbei, dass dieser stolze, starke Mann dachte, er hätte seine Würde durch seine Kraftlosigkeit verloren. Endlich war Ruhe für ihn eingekehrt.
Die Schmerzen, die er hatte, konnten wir nur ahnen. Das Leiden, das er durchlitt, konnten wir nicht nachvollziehen. Den Stolz, den er hatte, ja, den kannten wir!
Im Nachhinein betrachtet war das auch ein egoistischer Wunsch für uns selbst: durch seine Reise hörte auch unser täglicher „Schmerz“, unsere höllische Angst, unsere Hilflosigkeit, die Ungewissheit, die Zukunftsangst auf... die so lange vor uns hergeschobene Zukunftsangst war vorbei – wir standen mittendrin in der Zukunft. Das Leben ohne unseren Papa, den geliebten Partner meiner Mama.

Schnuffine, es geht weiter. Es geht schon aus dem Grund weiter, weil dein Papa es euch wünscht, auch wenn er es nicht sagen kann. Er wünscht sich ganz bestimmt, dass ihr irgendwann wieder fröhlich sein könnt und dass ihr als Familie zusammenhaltet und immer an ihn denkt.
Du hast leider keine andere Möglichkeit, als die Situation auf dich zukommen zu lassen. Dann ist genug Zeit, um darüber nachzudenken wie es für euch weitergeht.

Ihr Lieben. Auch wenn ich mich meilenweit weg wünsche von all dem Übel um diese und ähnliche Krankheiten – ich stecke immer mittendrin. Niemals lässt es einen so ganz los.
Chica, Schnuffine, Babe, Frohsinn, Noferati: Umso mehr möchte ich euren Lieben und Liebsten ganz viel Kraft wünschen und dass ihr unglaublich schöne, intensive, auch kleine Momente haben könnt.

Auch wenn ihr euch oft schwach fühlt: Ihr seid stark!!!!! Weil ihr das so wollt!!!!

Einen lieben Drücker für jede von euch!!!
__________________
Alles Liebe.
**********************
Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
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  #370  
Alt 29.03.2010, 20:44
frohsinn frohsinn ist offline
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Standard AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser

Annika Danke für deine ,vom Herzen kommende Worte ....wie Recht du hast ,gerade in der letzten Zeit....kurz vorm Abschied nehmen des geliebten Menschen ,ist man so hilflos aber auch dankbar ,daß er diesen schmerzhaften Kampf nun endlich besiegt hat ,Ruhe in seinen Körper einkehrt,er,sie erlöst werden.....Bei mir wars die Großmutter und meine Mutter die ebenfalls am Krebs ihr Leben verlor....beide konnten bei uns zu Hause hinüberschlafen.....Daher kann ich auch deine Worte nachvollziehen und verstehen was du Schnuffine oder auch Chica und Noferati sagen möchtest....euch allen ,auch Babe ein ruhiges,nicht zu trauriges Osterfest....die Frohsinn
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  #371  
Alt 30.03.2010, 15:27
babe079 babe079 ist offline
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Standard AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser

Hallo Ihr lieben...

Ich wollte mich auch noch kurz vor Ostern zu Wort melden.... Ich verfolge immer eure Beiträge, auch wenn ich es mir oft verkneife was zu Schreiben....

Annika --> deine Worte haben mich soo stark berührt, dass es mir sämtliche Haare am Körper aufstellte und es mich fror...

Mir tut es leid, was ich gelesen habe... es ist einfach nicht fair...aber was soll man bloss dagegen tun ausser da zu sein... Diese elende Hilflosigkeit und Machtlosigkeit ist teils wirklich unerträglich...
Und deshalb verstehe ich deine Worte Annika, wenn man hofft oder sogar wünscht, dass der Betroffene endlich seine Ruhe finden darf, weil es tut wirklich sehr weh, wenn man den Verlauf der Krankheit miterleben muss...

Bei meinem Papi ist er mittlerweilen so, dass er wieder nur im Bett liegt... die Chemo ist ja seit Anfangs März zuende und der Arzt hat das Kortison zur Hälfte reduziert, ab diesem Zeitpunkt ging es wieder nur noch bergab... und auch wenn ich Papi besuchen gehe, ich sehe ihn praktisch nicht mehr, weil er dann schon im Bett liegt und schläft... Nun hoffe ich, dass es ihm morgen vielleicht besser geht und ihn sehe, wenn ich bei ihm bin...
Das schlimmste am ganzen ist, dass er nicht mehr mit uns spricht, er denkt und denkt den ganzen Tag nur noch an seine Krankheit und wenn man ihn ablenken will mit einem anderen Thema, dann blockt er ab und sagt, dass ihn das nicht interessiere und dann denkt er weiter über seine Krankheit nach... Auch der Arzt kommt nicht mehr an ihn ran, mein Papi versucht es nicht einmal irgendwelche Schritte draussen zu machen oder zumindest versuchen Treppen zu steigen...er schiebt alles von heute auf morgen und von morgen auf übermorgen und so geht es Woche für Woche.... Auch ich komme nicht mehr an ihn ran... Es kommt mir vor, als würde er auf seine "Reise" warten..kampflos...lustlos...als ob ihm alles egal ist...
Ich verstehe gar nichts mehr...und es kostet unglaublich viiel Energy und Kraft es verstehen zu wollen...

Kennt jemand von euch auch dieses Verhalten?? ..ist dies den normal und legt sich das ganze wieder??

Ich wünsche euch allen von Herzen wunderschöne Ostern...

In Gedanken bin ich bei euch...bei jedem einzelnen von euch...

Liebe Grüsse Babe....
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  #372  
Alt 30.03.2010, 22:51
*chica* *chica* ist offline
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Standard AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser

Annika 0211 - du mein Engel, du hast wie immer genau meine Gedanken in Worte fassen können....
es tut so gut dich zu lesen....danke dir mein engel.


papa geht es so.
er ist jeden tag ein bisschen weniger er...
wenn wir ihn mal mit dem rollstuhl spazieren fahren ist er total ausgelaugt.
müde - verbittert- verweitnt- traurig...

gestern war er zu besuch bei mir zu hause...es war so schön.
das letzte mal war ja im januar gewesen...

ich liebe ihn so sehr und es schmerzt in der tat so sehr ihn SO so zu sehen.

das Tumorgewebe, was ja im ganzen Körper nun voranden ist, stülpt sich nun langsam nach aussen...es wir also nun auch äußerlich sichtbar...



ich melde mich weiterhin..und wünsche euch allen auch ganz viel kraft und energie...

und meinem engel - dem danke ich so sehr...
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  #373  
Alt 31.03.2010, 07:01
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Standard AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser

Liebe Chica!
Ich bin froh, dass ich wieder was von dir lesen kann.
Auch wenn es schreckliche Tatsachen sind, die du schreibst.
Aber du schreibst. Das ist wichtig.

Deine Worte rühren mich zu Tränen - ich sitze am Schreibtisch und hab jetzt Halsweh

Wie gehts dir? Alles körperlich in Ordnung? Ich hoffe sehr...

Bleib tapfer. Deinem Papa tut das gut, aber er kann es nicht zeigen.
Ich schreibe später mehr.

Ich möchte dir eine ganz, ganz große Umarmung und einen riesengroßen, wärmenden Sonnenstrahl schicken. Gib beides an deinen Paps weiter.

Fühlt euch erstmal alle gedrückt von mir!
__________________
Alles Liebe.
**********************
Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
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  #374  
Alt 31.03.2010, 08:02
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Standard AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser

Liebe Babe.
Warum verkneifst du dir was??
Schreib einfach, auch wenn du denkst, dass deine Gedanken durcheinandergeraten, wirr sind...

Was ich schrieb – das ich meinem Papa oft die Erlösung gewünscht habe -, das hätte ich früher nie gesagt und ich hätte jeden verachtet, der so gedacht hätte.
Niemals würde ich meinem Paps sowas wünschen, dachte ich mir! Was sind das bloß für Menschen, die ihren Lieben den Tod wünschen!!!!
Erlebt man es und spürt den Schmerz, sieht die Traurigkeit in den Augen, die Verzweiflung, sieht die Resignation, die Hin- und Hergerissenheit zwischen Kämpfen und Hinnehmen und erfährt, was es heißt, einen geliebten Menschen gehen zu lassen – dann erst kann man verstehen, warum andere früher schon so dachten.
Die schlimme Krankenzeit meines Papas hat mich auch stark gemacht.
Leider wurde mir erst durch diese Zeit bewusst, wie schwer ein Menschenleben sein kann.
Wenn man einmal den Verlust eines geliebten Menschen erlitten hat - eines Vorbilds, dem Held eines kleinen und großen Mädchens, seinem Anwalt, besten Freund, Bankier, Handwerker und vieles mehr -, dann sieht man viele Dinge im Leben anders.

Liebe Babe, das Verhalten deines Papas kenne ich. Ich habe bei meinem Papa verschiedene Phasen erlebt.
Mein Papa hatte eine zornige Phase, in der er öfter Stress mit Mama hatte. Wenn er eine Frau gewesen wäre, würde ich sagen: er war zickig.
Mama versuchte ihm zu helfen, wo sie konnte – er fühlte sich bevormundet, überstimmt, nicht gefragt, nicht gehört. Das machte ihn zornig. Er konnte vor Kraftlosigkeit die Dinge, die er früher immer gemacht hat (Kleinigkeiten) nicht mehr so einfach erledigen. Er sah, dass ich oder mein Freund oder meine Brüder die Dinge taten, die er sonst immer gemacht hat.
Das machte ihn wieder zornig. Nicht auf uns. Auf die Tatsache, dass er sich nutzlos fühlte. Zu nichts mehr zu gebrauchen.
Und Mutti mit ihrem Helfersyndrom bekam das dann ab – sie nervte ihn auch oft, muss ich ehrlich dazu sagen. Aber das könnte für liebende Ehefrauen normal sein.
Papa hatte in dieser Phase auch seine Denkerzeit. Er starrte in den Garten auf die grüne Wiese und wenn ich da war und es mal wieder „krachte“, dann sah er mich an, rollte mit den Augen und sagte „Grün beruhigt!“. Er fand das nicht witzig, er meinte das sehr ernst.
Als Mama mir ihre Verzweiflung klagte, beschäftigte ich mich damit, warum ein Mensch in seinem Zustand so mit seinen Mitmenschen umgeht.
Babe, ich gebe dir die Phasen von Kübler-Ross an die Hand. Mehr möchte ich dazu nicht sagen, denn es handelt sich dabei um Möglichkeiten, die aber nicht auf alle Kranken zutreffen. Es soll eine kleine Hilfestellung sein, die auch dir vielleicht erklären kann, warum dein Paps so reagiert.
Mir hat es geholfen, meiner Mama zu erklären, warum Papa so ist.
Für sie war es natürlich auch schwer, denn ich bat sie, ihm nicht bei allem helfen zu wollen und ihm nicht das Gefühl zu geben, dass er sich wie ein Kleinkind fühlen muss.
Er sollte selbst merken, dass er für einige Dinge zu schwach geworden ist, dass ihm die Kraft fehlt. Er sollte auch merken, dass er Hilfe braucht. Er war aber nie der Mensch, der um Hilfe bat.
Ich weiß nicht, ob Mama sich zurückgeschraubt hat. Die zornige Phase von Papa ging dann aber auch vorbei und er hatte wieder das liebenswerte Wesen, was ihn ausmachte.

Es folgte dann die Zeit, in der er ganz ruhig war, nicht viel sprach, seine Ruhe brauchte, viel schlief und vor sich hin dachte. Er war nicht sonderlich interessiert an Gesprächen. Sie strengten ihn an. Reden strengte ihn an.
Ich sehe ihn auf seinem Sofa sitzen. Da saß er immer. Ich sehe, wie er mich anschaute, manchmal durch mich durch schaut. Ich sehe, dass er sich ein kleines Lächeln abzwingt. Ich sehe, wie er an die Wand im Esszimmer schaut – da hängt nichts, keine Uhr, deren Zeiger er verfolgen könnte, kein Bild, das er analysieren würde... nichts. Nur Tapete. Ich höre mich reden, erzählen von meinem Tag, ich sehe Mama an, die mir zuhört, die mit mir spricht. Ich bin der Entertainer. Aber das macht nichts...
Ich sehe mich aber auch neben ihm auf dem Sofa liegen, meinen Kopf auf seiner Schulter, seine große weiche Hand in meinen Händen. Ich spüre, wie seine Hand meine Wange streichelt und wir einfach nur nebeneinander sitzen und nichts sagen. Ich spüre sogar, wie ich einen Krampf im Halswirbel bekomme, weil ich so dermaßen schief da liege, hauptsache, ich belaste mit meinem Kopf nicht so sehr seine Schulter.
Wir schauen zusammen aus dem Fenster. Ganz wenig spricht er. Aber das macht nichts...

Diese Zeit gibt es einfach. Ich bin der Meinung, sie gehört zum Verlauf.
Wie lange sie geht? Keine Ahnung.
Ob sie aufhört und ob alles wieder wie vorher wird? Ich weiß es nicht.
Mein Papa hat seine ruhige Phase bis zum Schluss gehabt.
Er hat uns auch wieder mehr wahr genommen. Wir haben ihn nicht überfordert, haben eher erzählt als gefragt. Viel gesprochen hat er nicht mehr. Seine Stimme war kratzig, wie bei Halsschmerzen.
Vielleicht hat er die auch gehabt, weil er unterdrückt hat, dass er am liebsten laut schreien wollte?! Für mich absolut vorstellbar, aber es hätte nicht zu Papa gepasst.

Liebe Babe, ich wünsche dir von Herzen, dass du die Situationen gut ertragen und mittragen kannst, die mit deinem Papa geschehen. Es ist so schwer, wie du schon schriebst. Es tut so weh. Aber du wirst das schaffen, weil du deinen Papa so liebst und ihm alles geben willst, was du kannst.

Wir sind die starken Töchter und Frauen, die da durch kommen.
Wir haben einen großen Riss im Herzen, aber wir haben viele Erfahrungen und Erlebnisse gesammelt, die jeden Tag der Vergangenheit als „richtig gemacht!“ einsortieren.

Ich wünsche dir und deiner Familie ebenso ein schönes Osterfest, in der Hoffnung, dass die Sonne scheint – wenigstens ein paar Stunden – und das wir alle frische Luft schnappen können. Ich wünsche deinem Papa, dass er euch wieder mehr wahrnehmen kann und die Ablenkungen von euch zulässt. Es soll ihm wieder besser gehen, das wünsche ich ihm.
__________________
Alles Liebe.
**********************
Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007

Geändert von Annika0211 (01.04.2010 um 06:51 Uhr)
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  #375  
Alt 31.03.2010, 10:29
Annika0211 Annika0211 ist offline
Registrierter Benutzer
 
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Beiträge: 884
Standard AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser

Liebe Chica.
Ich habe eine Gänsehaut.
Dein Paps, der in die Sonne will, dein Paps, der das Tattoo haben möchte – dieser Paps verliert an Kraft und Mut, er verliert die Hoffnung und wird zum Denker mit Zorn? und voller Melancholie.
Diese krasse Wendung tut mir so unendlich leid. Das las sich noch vor wenigen Monaten so anders.

Die Bitterkeit und Traurigkeit merkt man ihm an, schreibst du. Müde ist er und schnell ausgelaugt.
Ihm wird sicher bewusst, dass seine Krankheit ihn immer mehr in den Griff bekommt – leider nicht umgekehrt.

Manchmal frage ich mich: wie reagieren Frauen in diesem Krankheitszustand?
Sie würden bestimmt eher ihren Unmut rausbrüllen, sie würden alles und jeden anklagen und für schuldig an der Situation erklären,
sie würden sich lautstark fragen, was sie in ihrem Leben verbrochen haben, dass ihnen sowas widerfahren muss?!
Ja, ich glaube, so würde doch eine verzweifelte Frau reagieren. Oder zumindest ICH!

Die stumme Klage durch traurige Blicke, die sich verklären, sich verschließen vor den liebsten Menschen um einen herum, Augen, die ihren gekannten Glanz verlieren, weil sich die Verzweiflung durchschlägt - die halten uns Töchtern/Frauen unsere Hilflosigkeit noch mehr vor Augen. Nicht die Klage an sich – sondern das Stumme.
Das „Innerlich-mit-sich-ausmachen“, das ist es, was uns schmerzt und ratlos dastehen lässt.

Wir Töchter/Frauen würden den Schmerz (obwohl wir uns der Ausmaße nicht bewusst sein können) sofort auf uns nehmen, damit wenigstens diese Last nicht mehr auf den Schultern der Papas/Männer liegt.
Wir möchten etwas tun dürfen, was ihnen wichtig ist. Wir möchten sie ablenken, ihnen Geschichten erzählen, wir möchten mit ihnen über die Situation sprechen,
wir möchten ihnen zeigen und sagen, dass wir für sie da sind.
Wir möchten am Liebsten einen Teil ihrer Last tragen – aber sie müssten uns schon sagen, welchen...
Doch wie oft schluckt man diese Gedanken, diese Wünsche runter, weil man denkt, dass sie dem Papa/Mann weh tun, weil da Gefühle transportiert werden, die ER nicht so gut rauslassen kann und will...?

Es ist falsch, einem kranken Menschen was vorzumachen von wegen: Das wird schon wieder.
Ich denke, das tut ihr auch nicht.
Alles andere, alles, was du für ihn tust, ist richtig. Aber für ihn momentan vielleicht nicht so wichtig - er muss grade andere Dinge mit sich ausmachen...

Ich habe das Gefühl, dass dein Papa noch immer kämpft. Er gibt nicht auf!
Er wird selbst hin- und hergerissen von seinem Befinden und das – wie du sagst – jetzt auch äußerlich ersichtlich ist, dass er sehr krank ist.
Er hat mit sich zu kämpfen. Er macht bestimmt grade mit sich aus, inwieweit sich sein Kampf lohnt und gegen was und wen er da grade so kämpft.
Daher sind jetzt bestimmt die Sachen, die ihm Ablenkung geben, eher im Hintergrund.
Umso schöner, wenn er die Zeit bei dir genossen hat und du das Gefühl hast, dass es gut so war.
Also lässt er einen gewissen Grad an Ablenkung und Zuwendung zu. Ich denke allerdings, dass es eher die Ausnahme ist. Momentan.
Lieber sitzt er alleine mit sich und seinen Gedanken an seinem Lieblingsplatz/-ort und denkt. Denken, denken, denken...

Es ist bestimmt sehr schlimm zu spüren, dass man so krank ist – viele Schmerzen sind auszuhalten, viele Gedanken sind zu denken.
Aber das sind Sachen, die keiner sieht! Schmerzen kann man manchmal verbergen.
Den Rest macht er mit sich aus.

Wenn er dazu auch noch erleben muss, wie der Tumor nach Außen kommt und ihm sein aufrechtes Ansehen wegnimmt bzw. beeinflusst, verfälscht, ihn nach Außen hin noch mehr schwächt, weil es nun sichtbar ist, dass er sehr krank ist und „nicht nur schwächelnd im Rollstuhl sitzen muss“, ihn zum Objekt des Bedauerns für andere machen könnte!! – das kann sicher sein Gemüt stark schwärzen.
Durch das nach Außen sichtbare kann er sich jetzt nicht mehr so gut „verstecken“ mit seinem Befinden. Fragen wie „Wie geht es dir?“ beantwortet er bestimmt mit viel Mühe als „Gut!“ oder "Es geht!".
Der Deckmantel der Verdrängung nach außen „fliegt“ immer mehr auf.

Ich projeziere die Situation deines Papas mal auf meinen.
Ich weiß nicht, wie er reagiert hätte, aber ich schätze ihn so ein:
Durch die Sichtbarkeit seiner Krankheit (das der Tumor „durchwächst“, sag ich jetzt mal) wäre sicher seine Schutzmauer durchbrochen.
Die Mauer, hinter der er alle seine Schmerzen, seine Angst und seine Gedanken verschanzen könnte.
Die Mauer, innerhalb der er noch Hoffnung und viel Mut zeigen könnte. Wo der Gedanke „Flucht aus der Krankheit“ noch anwesend wäre.
Und jetzt? Jetzt wäre es für viele sichtbar, dass seine Mauer nicht mehr schützt, nicht mehr standhält, das Böse nicht mehr im Zaum hält.
An die oben genannte Art von „Flucht“ würde er nicht mehr denken.
Er wäre gezwungen, sich dem „Durchbruch“ zu stellen, seinen Stolz ein Stück weit abzugeben, weil seine Fassade einen Riss hat.
Er würde sich vielleicht gezwungen fühlen, Schwäche zu zeigen, denn JEDER könnte ihm ansehen, was die Krankheit aus ihm gemacht hätte.
Er würde mit sich hadern, inwieweit er sich abschotten könnte, um sich weiter zu schützen und für uns sein Kämpfen-können zu demonstrieren.
Er würde schwer mit sich verhandeln, wie das alles anzustellen wäre – und ob der ganze Kampf, die ganze „Arbeit“ es wert wäre.

Liebe Chica - bitte verzeih, wenn ich mir anmaße, solche Parallelen zu ziehen und deinen und die anderen Papas zu analysieren.
Irgendwie reagieren unsere Väter – wohl in Anbetracht, dass sie Männer sind – so ähnlich.
In jeder Situation versuche ich mir zu erklären, was mit ihnen los ist, warum dieses und jenes geschieht.
Ich habe meine Ratlosigkeit, meine stummen Hilfeschreie noch im Kopf – Fragen und Probleme, zu denen mir nie jemand eine Antwort oder eine Lösung nennen konnte.
Ich habe leider auch keine Antworten oder Lösungen parat. Umso mehr möchte ich versuchen dir zu zeigen, dass du nie alleine bist mit deinen Sorgen.
Niemand kann in dieser Phase sinnvoll helfen, niemand nimmt dir deine Gedanken ab.
Aber ich finde es gut, wenn du sie mit uns teilst.
Jeder von uns kann jedem von uns ein Stückchen weiterhelfen.

Belegt sind meine Therorien nur für mich, weil ich sie nachträglich aus meiner Erfahrung ziehe und mir Dinge vielleicht auch so erkläre,
damit sie mich nicht kaputt machen.
Was würde das jetzt auch nutzen?!

All deine Liebe mit Behutsamkeit, Verständnis und auch Schweigen werden zwar nicht körperlich helfen können, aber seelisch kommt das alles bei deinem Papa an.
Es dringt nur nicht bis dahin durch, was ihn veranlasst, euch seine positive Seite zu zeigen. Die ist bestimmt im Moment ganz, ganz klein.
Diese schwere Krankheit kann er mit der Gewissheit tragen, dass er von dir all deine Liebe bekommt und sie deutlich spürt.

Chica, ich denke ganz viel an dich und deinen Paps. Ich wünsche euch beiden und eurer Familie, dass ihr schöne Ostertage zusammen verbringen könnt,
dass sich dein Papa vielleicht wieder mehr auf alles einlassen kann und das er keine Schmerzen hat.

Ich drücke dich ganz feste und möchte dich bitten, dass du dich wieder meldest.
__________________
Alles Liebe.
**********************
Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007

Geändert von Annika0211 (01.04.2010 um 07:00 Uhr)
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