Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 01.01.2009, 19:03
Benutzerbild von Poohbär
Poohbär Poohbär ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 01.01.2009
Beiträge: 28
Standard Der Krebs war stärker

Erstmal ein großes HALLO.
Bin durch Google in dieses Forum geschlittert und hab einige Zeit nur gelesen, aber bevor es mich gleich zerreißt, muss ich mal meine Geschichte loswerden.

Mein Papa, er ist Arzt, hat sich vor vielen Jahren im OP mit HepC infiziert.
Da es ein Arbeitsunfall war, genoß er viele Vorzüge, wie Kuren in einer speziellen Klinik und ganz besondere Medikamente.

Bei einem dieser Kuraufenthalte kam dann die niederschmetternde Diagnose: Leberkarzinom, eine Folge der HepC.
Man konnte nicht operieren, da das Karzinom sehr ungünstig lag.
Papas einzige Chance war eine Transplantation.
Es folgte eine Zeit zwischen Hoffen und Bangen. Vor zwei Jahren kam dann der erlösende Anruf, dass eine Leber zur Verfügung steht.
Papa hat die OP gut überstanden und auch supergut angenommen.

Es war alles so perfekt, zu perfekt.
Letzten Juni stellten sich dann Rückenschmerzen ein und wie das bei Ärzten so ist, die versuchen´s immer erstmal selber...
Das ging aber nicht lange und er kam um eine MRT nicht mehr drumrum, mit dem Ergebnis, dass die alte Leber noch Metastasen hinterlassen hat, an der LWS.
Er bekam Bestrahlungen, die ihm fast alles abverlangten, er baute wahnsinnig schnell ab.
Nach den Bestrahlungen sah es aber sehr gut aus, er erholte sich schnell, bekam wieder appetit und bei einer Untersuchung sah auch alles super gut aus.

Im Oktober bekam Papa wieder Rückenschmerzen und schon wieder wurden Metastasen gefunden, diesesmal BWS.
Wieder Bestrahlung, allerdings ohne Erfolg und weitere Einheiten konnte man nicht machen.

Er hatte wahnsinnige Schmerzen, konnte damit aber noch recht gut umgehen.

Am 25.12. bin ich zu ihm gefahren, sind doch 700 km und nicht mal eben so zu erreichen. Er empfing mich auf dem Sofa und ich war überrascht, wie gut er noch aussah.
Am 26.12. konnte er morgens nicht mehr aufstehen.
Am 27.12. wollte er nicht mehr aus dem Bett und wir besorgten ein Pflegebett, damit er im Wohnzimmer am allgemeinen Treiben teilnehmen kann.
Am 29.12. musste ich leider wieder nach Hause fahren und ich war mir absolut bewusst, dass der Abschied wahrscheinlich endgültig sein wird.

Gestern haben wir noch telefoniert und uns einen guten Rutsch gewünscht, noch gespaßt und uns viel erzählt.
Heute morgen rief meine Mama an, dass es Papa sehr, sehr schlecht geht und er sich dazu entschieden hat, die Tabletten für die transplantierte Leber nicht mehr zu nehmen.
Er möchte gehen!

Eben rief Mama nochmal an und sagte, dass sie schwer mit heute Nacht rechnet!

Ich werde wahnsinnig, bei dem Gedanken, dass Papa bald nicht mehr unter uns sein wird, auch wenn ich weiß, wie er nun leiden muss.
Ich kann seine Entscheidung verstehen und akzeptieren.
Mir ging es nun nur zu schnell, ich will es nicht glauben, dass der Krebs nach all diesen Jahren nun doch gewonnen hat!
ES TUT SOOOOOOOOOOOOO WEH!
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 01.01.2009, 19:10
Benutzerbild von rumpelinchen
rumpelinchen rumpelinchen ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 26.07.2008
Ort: Schwandorf-Bayern
Beiträge: 186
Standard AW: Der Krebs war stärker

Es tut mir soo leid, wieder mal dieser Sch... Krebs.
Ich wünsche dir und deiner Familie ganz viel Kraft für die nächste Zeit.

Lg Christina
__________________
UNVERGESSEN! 15.3.1956 - 2.7.2008
Du fehlst mir unendlich und wirst immer in meinem Herzen sein!!!
Du kannst darüber weinen, dass er gegangen ist,
oder Du kannst lächeln, dass er mit Dir gelebt hat.
Du kannst die Augen schließen und beten, dass er wiederkommt
oder Du kannst sie öffnen und sehen, was er zurück gelassen hat.
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 01.01.2009, 19:22
Ronnya Ronnya ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.04.2008
Beiträge: 985
Standard AW: Der Krebs war stärker

Lieber Poohbär.....

Habe gerade deinen Beitrag gelesen und ich kann nur zu gut nachempfinden,wie du dich fühlst....
Bei meinem Papa lief es ganz ähnlich...
Innerhalb einer Woche .....
Montags saß er noch auf der Couch,Dienstags konnte er nicht mehr aus dem Bett aufstehen...(Pflegebett war nachmittags da)
Mittwochs hat er nichts mehr gegessen,an aufstehen war schon nicht mehr zu denken...
Donnerstag kam mein Sohn und verabschiedete sich von Opa.....
Freitags fand mein Papa keine Worte mehr....
Samstags haben wir alle Tabletten abgesetzt(er konnte sie nicht mehr schlucken...)
Sonntags erkannte er mich nicht mehr....
Und Montags hat der Herr in zu sich gerufen......

Ich habe das nun in wenigen Worten beschrieben,was dahintersteht kannst du wohl erahnen......

Es ist ein absuluter Ausnahmezustand....
Es ist eine Zeit gewesen,die mich tief geprägt hat....
Mein Vater hat mir viel beigebracht ,hat mir viel von der Welt gezeigt,
und hat mir am Ende gezeigt,was es heißt, sich bereit zu machen für seinen letzten Weg.
Ich durfte ihn begleiten,er hat mir gezeigt was es heißt zu sterben.....

Ich weiß,was du durchmachst

Ich schicke dir ein großes Kraftpacket.....
Ich wünsche dir Kraft,das durchzustehen,was nun auf dich und deine Familie zukommt...
Bleib stark.....
Regina
__________________
______________________
Erinnerungen ,die nicht verblassen,
bilden ein festes Fundament in unserem Inneren
Mein geliebter Vater - 16.6.2008
Und immer sind da Spuren deines Lebens
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 01.01.2009, 19:36
Benutzerbild von Poohbär
Poohbär Poohbär ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 01.01.2009
Beiträge: 28
Standard AW: Der Krebs war stärker

Oh mann, bin ich nun froh, hier geschrieben zu haben.
Es tut gut auf Verständnis zu stoßen! *DANKE*

Mir ist mein Vater auch sehr wichtig, wie das eben so ist zwischen Vater und Tochter.
Wir haben sehr viel erlebt und ich konnte immer zu ihm gehen, wenn ich bei meiner Mutter auf Granit biss.
Er war immer für mich da!

Er hat am Montag so geweint, als ich ging, mich in den Arm genommen und mir ein Küsschen auf die Wange gegeben. Ich sagte zu ihm: "Wir sehen uns!" und er sagte: "Aber nicht mehr in diesem Leben!"

Einerseits weiß ich schon so lange, dass Papa krank ist und jeder Zeit was hätte sein können, trotzdem hab ich die Hoffnung nie aufgegeben und jetzt wo es soweit ist trifft es mich wie der Blitz.

Es war furchtbar, ihn im Pflegebett liegen zu sehen und ich gönne es ihm gehen zu dürfen, trotzdem würde ich ihn noch gerne bei mir haben!

Ich bin doch auch erst 30 und find das einfach noch zu früh einen Elternteil zu verlieren.
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 02.01.2009, 18:59
Ronnya Ronnya ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.04.2008
Beiträge: 985
Standard AW: Der Krebs war stärker

Hallo Poohbär.....

Wie sehr kann ich mit dir fühlen.....

Ich selber habe Papa mit 36 verloren...
Auf einmal kam ich mir vor wie ein kleines Kind.....
Wollte ihn anflehen:
Papa geh nicht !!!!!

Und musste ihn doch gehen lassen....
Loslassen kann ich bis heute nicht,
Es ist schmerzhaft seinen geliebeten Papa da so liegen zu sehen und so hilflos zu sein.
Ab einem gewissen Punkt kann mann einfach nichts mehr machen
Ich habe ihm kurz vor seinem Tod noch 4 (!!!) Bananen gekauft,habe sie kleingedrückt und mit Kondensmilch zu einem Brei gerührt....
Ich sagte zu meiner Mutter:
Er braucht doch Vitamine und Fette....

Ich nehme dich in den Arm....
Als du geschrieben hast,das er da in seinem Pflegebett liegt....
Ach,Poohbär...auch ich habe meinen Vater so da liegen sehen....

Ich wünsche dir heute den Mut ,deinen Papa gehen zu lassen,
Den Mut ,die Dinge so anzunehmen ,wie Gott sie uns auferlegt hat....
Und den Mut deinen Papa zu begleiten,bis hin zur Pforte,wie dahin,wo dein Weg dann beendet ist....

Einen lieben Gruß
Regina
__________________
______________________
Erinnerungen ,die nicht verblassen,
bilden ein festes Fundament in unserem Inneren
Mein geliebter Vater - 16.6.2008
Und immer sind da Spuren deines Lebens
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 02.01.2009, 20:22
Koni Koni ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.10.2008
Ort: NRW
Beiträge: 52
Standard AW: Der Krebs war stärker

Hallo Poobär,

ich kann dich verstehen und dein Leid ein wenig nachfühlen. Ich habe am 30.12. die zweite Frau meines Vaters verlassen mit dem Wissen sie nie wieder zu sehen.

Sie hat sich von mir und meinem Sohn verabschiedet und gesagt das sie sich auf Gott freut und jetzt in seiner Liebe geborgen ist.

Sie bekommt Morphium und möchte gehen. Es tut sehr weh zu sehen wie mein Vater leidet und ich kann nichts tun, wir wohnen auch am anderen Ende von Deutschland, ich war im Dezember 2x einige Tage da und muß nun bald zur Beerdigung, noch ist sie d aber sicher nicht mehr lange.

Sag deinem Vater noch alles was dir wichtig ist, und wünsch ihm eine gute Reise. Gib ihn frei-dann kann er besser gehen.

Kraft und Zuversicht für dich!
Konstanze
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 03.01.2009, 21:01
Benutzerbild von Poohbär
Poohbär Poohbär ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 01.01.2009
Beiträge: 28
Standard AW: Der Krebs war stärker

Danke ihr beiden, ihr gebt mir so viel! Vorallem Verständnis von Gleichgesinnten.

Papa wird nicht mehr lange bei uns sein, dadurch, dass er die Medikamente gegen die Abstoßung der Leber abgesetzt hat, nimmt nun alles bereits seinen Lauf.
Der Urin ist schon braun, der Stuhl weiß und er schläft wahnsinnig viel.

Ich habe eine tiefe Trauer in mir, aber inzwischen auch eine Art Frieden. Ich muss akzeptieren, dass auch mein Kapf verloren ist und ich kann ihn nun gehen lassen.
Es wird hart und es tut verdammt weh, aber ich kann es verstehen, dass er nun sterben will.

Ich habe auch schon die Tage überlegt, was noch gesagt werden muss... NICHTS.
Nein, eigentlich nichts.
Am ehesten noch, dass es mir leid tut, dass ich als Teenager so ein Besen war, aber das weiß er.

Ich bin stolz, so einen Vater gehabt zu haben und ich bin stolz, dass er auch seinen letzten Weg so tapfer meistert.

Wobei es das alles auch nicht einfacher macht. Ich würde alles dafür geben, wenn er gesund wäre und noch viele Jahre glücklich leben dürfte!

Koni, ich wünsche auch dir viel Kraft für die nächste Zeit, fühl dich mal gedrückt.

Ronnya, dir danke ich, für deine herzliche Anteilnahme, obwohl deine Wunden auch noch so frisch sind!
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 13:36 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55