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  #16  
Alt 12.11.2007, 13:50
Benutzerbild von Tato
Tato Tato ist offline
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Standard AW: Weihnachten als Hinterbliebene

Hallo Anke,

ich akzeptiere seine Trennung. Es war seine Entscheidung...
Was ich aber nicht akzeptieren kann ist sein Verhalten mir und meiner Mutter gegenüber. Er hat mir sogar am Todestag meiner Mutter und am Tag danach am Telefon Vorwürfe gemacht.
Ich würde vom Prinzip auch Weihnachten mit ihm und einer neuen Partnerin zusammen verbingen, wenn ich mich angenommen und verstanden fühlen würde...
Was mich verärgert: er plant Sein Weihnachtsfest, ohne mich zu fragen, wie ich es mir in diesem Jahr (nachdem ich im Juni meine Mutter verloren habe) vorstelle. Wenn ich nicht die Stärke hätte "nein" zu sagen, würde mir nichts anderes übrig bleiben, als mich Seinen Plänen hinzugeben.

Viele Grüße
Tanja
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  #17  
Alt 13.11.2007, 10:30
Benutzerbild von Anke LE
Anke LE Anke LE ist offline
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Standard AW: Weihnachten als Hinterbliebene

Liebe Tanja,

ich wußte nicht, dass Du nicht durch deinen Vati akzeptiert wirst. Ich selbst hab gemerkt, dass ich durch den Verlust meines Papas anders geworden bin: ich bin wesentlich empfindlicher geworden, was den Umgang mit Anderen betrifft. Ich kann jetzt - langsam, aber immerhin - auch zu Anderen auch mal ein Nein aussprechen, weil mir nicht danach ist z.B. mir von jemandem "ein Ohr abkauen zu lassen". Meine Umgebung reagiert mit Erstaunen, weil man das von mir nicht kennt. Ein "Nein" - oje, hat Anke am Krafttopf gerochen??
Nein, ich kann nur sagen, bei mir haben sich die Prioritäten verschoben. Ganz primitiv.
Was ich damit sagen will ist einerseits, dass unsere harte Schale Risse bekommen hat, wir empfindlicher als sonst auf unsere Umwelt reagieren und dadurch auch Mißverständnisse und Mißstimmungen auftreten. Verstärkter, als sie vorher schon da waren.
Woher ist Deine Empfindung der mangelnden Akzeptanz der "neuen" Familie Deines Vaters? Vielleicht liegt es am Alter, dass Du nicht mehr das kleine Mädchen bist, dass zu allem Ja und Amen sagt. Damit haben halt auch viele ihre Probleme.
Liebe Tanja, entscheide aus dem Bauch heraus, worauf DU Lust hast, nicht was von Dir erwartet wird. Weihnachten sollten Tage der Besinnung sein, Tage an denen es einem gut geht. Auch wenn wir in diesem Jahr Traurigkeit und Verlust kennen lernen mussten. Es sollten Tage sein, in denen uns wieder unsere Kind-sein ins Bewußtsein rücken sollte, glänzende Augen, friedliche Menschen. Dieser ganz besondere Duft nach Pfefferkuchen, Wald, Tanne, Harz und Kerzen. Diese innere Ruhe.
Und manchmal muss man sich auch von Dingen trennen, die einem nicht mehr gut tun, weil sie einen behindern. Einen anderen Weg eingeschlagen haben, ohne den Weg des Anderen zu respektieren.

Liebe Grüsse

Anke
__________________
Betroffener: mein Papa, geb. 21.11.1935
Diagnose erhalten am 5.5.07, Bauchspeicheldrüsenkrebs mit Metastasen in Leber und Bauchraum

eingeschlafen am 09.07.07. friedlich, still und leise

Geändert von Anke LE (13.11.2007 um 10:34 Uhr) Grund: Rechtschreibfehler
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  #18  
Alt 13.11.2007, 11:09
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PrinzessinAqua PrinzessinAqua ist offline
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Beitrag AW: Weihnachten als Hinterbliebene

Liebe Anke,
deine Zeilen haben mir nun sowas vom herzen gesprochen. Den auch ich habe mich verändert, früher habe ich immer zu allem Ja gesagt nur um vll einem Konflikt zu umgehen.

Mir wurde bewußt das es mich nicht glücklich macht, wenn ich immer jedem alles recht mache. So habe ich schon während der Krankheit meines Dad bewußt nein gesagt und dieses auch bei behalten.

Gestern haebn wir also meine Mama, mein schatz und ich nochmal über Weihnachten geredet und wir planen es so. Wir werden unser Plätzchen backen und auch ein Baum aufbauen und gemütllich am Heilig Aben zusammen essen. Geschenke wird es dieses Jahr nicht viele geben, weil keiner genau weiß was er brauchen könnte oder sich wünscht. dahe rmachen wir eine Bescherung aber eher mit kleinen Gesten. Man braucht auch nicht imme rdie super riesen Geschenke. Es reicht der Wille.
Den rest wollen wir dann auch ganz besinnen angehen.

Liebe Tanja,
deine Zeilen tun mir echt sehr leid. Weil von deinem Dad ist es nicht wircklich sehr nett, deine gefühle nicht zu akzeptieren. Auch wenn sich deine Eltern getrennt haben, sie haben was wunderbares gemeinsam geschaffen und zwar dich.
Überleg edir genau was du willst und wie du feiern möchtest.

Viele Grüße
Manu
__________________
Was man tief in seinem Herzen besitzt, kann man durch den Tod nicht verlieren. Für uns bleibst du unvergessen, in unseren Herzen lebst du weiter!!

Papa Geb: 20.08.1942 - Gest: 15.09.2007
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  #19  
Alt 13.11.2007, 13:12
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Tato Tato ist offline
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Standard AW: Weihnachten als Hinterbliebene

Hallo Anke,

nein, ich habe das Gefühl, dass er mich nicht akzeptiert. Er würde das natürlich abstreiten.
Er akzeptiert nicht, dass ich eine eigene Meinung habe und bereits erwachsen bin. Wenn ich größere Entscheidungen treffe, mischt er sich grundsätzlich ein. Das ist ja üblich für Eltern und wäre auch ok, wenn er dann versuchen würde, das Problem neutral anzugehen. Er will mich aber nur von seiner Meinung überzeugen - diese Absicht ist eindeutig. Als guter Redner und Verkäufer stehen seine Chancen dann auch recht gut...
Meinen Freund akzeptiert er auch nicht richtig. Es war schon mal besser, aber inzwischen ist es auch da nicht ganz eindeutig.
Das betrifft jetzt nur die Sachinformationen... Gefühle kann er weder erkennen, noch akzeptieren oder respektieren.
Zudem akzeptiert er inzwischen seine Vergangenheit nicht mehr. Ich gehöre ja irgendwie auch zur Vergangenheit und bin daher wohl für ihn nicht richtig einordbar.

Sicherlich, ich habe mich auch verändert. Nicht nur durch den Verlust, sondern schon viel früher. Zuvor ist mein Opa an einem Hirntumor verstorben. Leider hatte ich keinerlei Einfluss auf die Aktionen von meinem Vater und seinen Bruder (der nach seiner Pfeife tanzt). Die haben alles bestimmt. Ich - als junges Ding - habe zwar meine Meinung gesagt und wollte helfen, wurde aber missachtet.
Ich wollte es besser machen und habe es auch besser gemacht.
Ich habe gelernt noch mehr zu organisieren, Verantwortung zu tragen (nicht nur für mich, sondern auch für meine Mutter), bin reifer geworden (war ich ohnehin schon mehr als üblich) und nachdenklicher geworden. Nachdenklich über das Leben und die Gesellschaft insgesamt.
Ich konnte schon vorher gut nein sagen, was ich in dieser Zeit wieder oft verwenden musste. Manchmal muss man ein kleines Schwein sein, um anderen etwas gutes zu tun und um sein Recht zu bekommen.
Ich habe auch gelernt, dass man sich nicht auf andere verlassen kann - schon gar nicht auf Ärzte und Behörden.
Auch auf die Familie ist manchmal in schweren Zeiten nicht Verlass. Mein Vater hat mich am Tag nach dem Tod meiner Mutter zur Weißglut gebracht. Ich habe so stark um "mein Recht" (und das meiner Mutter) und meine Meinung gekämpft, dass mir der Schweiß aus der Hand mit dem Telefonhörer lief und den Arm heruntertröpfte. Alleine aus Wut und Verzweifelung auf der anderen Seite der Leitung einen enormen Dickschädel zu haben, der keinerlei Verständnis für meine Situation mitgebracht hat.

Viele Grüße
Tanja
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  #20  
Alt 13.11.2007, 13:38
Hildegard2006 Hildegard2006 ist offline
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Standard AW: Weihnachten als Hinterbliebene

Hallo,

mir kommt das irgendwie bekannt vor: meine Eltern haben sich vor 14 Jahren getrennt und so vor 6 Jahren taucht mein Vater nach 8 Jahren Schweigen aus der Versenkung auf und will, dass ich mit zum 90 Gebrutstag seines neuen Schwiegervaters gehe! Ich wusste gar nicht wie mir geschiet. Der hat sich null interessiert, wie es mir zwischendurch ging oder wie meiner Mutter. Des wollte komplett von vorne anfangen, ohne Altlasten. Ich habe mir dann überlegt, dass das bisschen, was ich von ihm an Gefühl bekommen könnte zu teuer für mich ist (also die Vergangenheit nicht aufarbeiten) und habe mich gegen den Kontakt entschieden.

Dein vater will ja was von Dir, also machst Du die Regeln. Wenn damit nicht umgehen kann, dann ist das ein Problem. Da braucht Du kein schlechtes Gewissen zu haben. Ansonsten finde ich die Idee mit einem neutralen Gebiet super. (Brunch, Weihnachtskaffee in einem schönen Kaffee)
Dann trefft ihr Euch quasi in der Mitte. Und ich würde ihn mal fragen, warum seine Wünsche wichtiger sind als Deine.

Bei mir ist es das zweite Weihnachten nach dem Tod meiner Mutter. Ich habe meinen Mann überzeugt, dass wir auch dieses Jahr auf Weihnachtsdeko und Baum verzichten können. Mit etwas Glück verzichten wir sogar auf Geschenke und Karten verschicke ich auch nicht. (Aber Weihnachten war noch nie mein Lieblingsfest.)

Ich hatte letztes Jahr ganz schlimm Angst vor Weihnachten und noch viel mehr vor Silvestern, denn kurz danach ist meiner Mutter 2006 gestorben. Am Ende war es dann nicht so schlimm, die Angst im Vorfeld war viel schlimmer.

Ich wünsche Dir, dass Du den für DICH idealen Weg findest.

Tanja
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  #21  
Alt 13.11.2007, 13:41
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Anke LE Anke LE ist offline
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Standard AW: Weihnachten als Hinterbliebene

Liebe Tanja,

das tut mir sehr, sehr leid für Dich.
So wie Du es beschreibst, ist es für Dich ein einziger Kampf, Dir Gehör zu verschaffen, zu sagen: hallo, ich bin auch noch da. Das ist ganz fürchterlich. Und legt die Überlegung nah, was Dir Dein Vati "Wert" ist, diese psychische Belastung zu ertragen.
Manchmal tut eine vorübergehende - und hier liegt wirklich die Betonung auf vorübergehend - Kontakt"sperre" gut. Zum einen um die Wogen zu glätten, zum anderen um wieder zur inneren Ruhe zu kommen. Um dann genau definieren zu können: das will ich und das will ich nicht; das bin ich bereit zu akzeptieren, das bin ich nicht bereit mit zu tragen. Eine andere Möglichkeit ist die Hilfe eines Mediators in Anspruch zu nehmen. Aber nach Deinen Zeilen nach zu urteilen, würde Dein Vati gar nicht wissen, warum und wieso.
Ist es die sogen. Alterssturheit Deines Vatis, blind und rücksichtslos durch die Welt zu laufen? Ich könnte ein solches Verhalten, auch bei einer grossen "Schmerzgrenze" nicht tolerieren. Familie bedeutet für mich füreinander da zu sein, Toleranz und Verständnis aufzubringen, in Kummer eine tröstende Schulter zu sein und in Liebe und mit einem Lächeln Kraft, Mut und Hoffnung weiter zu geben.
Frag Dich einfach in einer stillen Minute, was Dir Dein Vati bedeutet und finde daraus die Kraft, Deinen Weg zu gehen.
Zu diesem Thema von mir persönlich nur noch so viel: Die Familie meines Freundes akzeptiert mich auch nicht. Es verletzt mich und macht mich einfach nur traurig. Und die klare Ansage meines Freundes dazu: er bedauert dies sehr. Aber sollte er sich entscheiden müssen, zwischen seinen Eltern und mir würde seine Entscheidung klar sein: ich bin seine Zukunft, sein Leben, seine Liebe. Seine Eltern sind einfach nur alt und verbohrt. Das mag jetzt für Dich drastisch klingen; und vielleicht auch einfach. Sozusagen schwarz oder weiß. Aber im Grunde - auch wenn ich dies nicht gut heiße - eine klare Ansage!
Liebe Tanja, wenn Du mal reden magst - schick mir eine PIN. Ich geb Dir dann meine Nummer und wir schwatzen einfach mal. Neutral. Manchmal tut das gut.

Liebe Grüsse

Anke
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Betroffener: mein Papa, geb. 21.11.1935
Diagnose erhalten am 5.5.07, Bauchspeicheldrüsenkrebs mit Metastasen in Leber und Bauchraum

eingeschlafen am 09.07.07. friedlich, still und leise
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  #22  
Alt 13.11.2007, 23:59
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Tato Tato ist offline
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Standard AW: Weihnachten als Hinterbliebene

Hallo Tanja,

also ein Treffen werde ich nicht ablehnen. Ich will den Kontakt ja halten - nur eben auf Distanz. Dieses Treffen wird an irgendeinem Tag im Dezember und auf neutralem Boden (Café oder so) stattfinden. Dann ohne seiner Partnerin und mit meinem Freund (als Beschützer und um nachdem nicht alles erzählen zu müssen ).

Inzwischen bin ich der Meinung, dass es etwas Weihnachtsschmuck geben wird. Beim Tannenbaum bin ich mir noch nicht sicher. Ist eh recht wenig Platz dafür.

Ich habe eben deinen älteren Thread zum Thema "Aussortieren" überflogen.
Mein Vater und sein Bruder haben nach dem Tod ihres Vaters alle Dinge in der Wohnung gelassen und dem Nachmieter (nach Absprache) das Entrümpeln überlassen. Nur wichtige Dokumente und Fotos haben sie mitgenommen. Ich hatte etwa 2 bis 3 Stunden Zeit, alles was ins Auto passte einzupacken. Das Auto war nachdem voll bis unters Dach...
Ich fand diese Herangehensweise einfach schrecklich. Ich möchte nicht, dass fremde Nachmieter in der Wäsche meines verstorbenen Elternteils rumwühlen. Außerdem habe ich noch einige persönliche Dinge gefunden, die sie anscheinend übersehen haben.

Die Wohnung von meiner Mutter war auch gemietet. Mein Freund und ich haben alleine alle Sachen in stundenlanger Arbeit aussortiert, heruntergetragen und eingelagert. Alle Möbel haben wir alleine auseinandergebaut und ebenfalls eingelagert. Das war eine Menge Arbeit, aber ich habe zahlreiche Erinnerungen aufbewaren können.


Hallo Anke,

zunächst Danke für das Angebot. Im Moment versuche ich stark zu sein und so klarzukommen...

Die Phase mit der Überlegung einer vorübergehenden Kontaktsperre hatte ich schon. Ich habe mich soweit gesammelt, dass ich nun weiß, was ich will: kein Familientreffen, Abstand und hin und wieder ein Treffen auf neutralem Boden.
Jetzt bin ich dabei, diese Grenze auch durchzusetzen.

Eine Mediation wäre in der Tat nicht schlecht... Ich hatte mal einen Termin beim Psychologen organisiert - doch so bringt das nichts. Er stimmt der Idee zwar spontan zu, im Grunde will er aber nicht - findet keinen Termin, will nur eine Sitzung und sieht kein wirkliches Problem.
Aus seiner Sicht ist es gut, wenn ich "mir bei einem Psychologen Hilfe hole". Er würde mal mitkommen, damit ich "mein Problem klären kann". Das das Problem an der Kommunikation miteinander liegt, erkennt er nicht. Ich habe unser Kommunikationsverhalten bereits intensiv analysiert... Da ich alleine aber nichts ändern kann, sitzen wir im Teufelskreis fest.

Unter Alterssturheit verstehe ich etwas anderes - das tritt doch eher später auf. Er ist ja erst Mitte fünfzig.

Meine Schwiegereltern sind sehr nett. Waren eben wieder bei ihnen...
Leider ist mein Freund quasi in deiner Situation: er hat einen komischen Schwiegervater.
Als meine Eltern noch zusammen waren, war das Verhältnis wirklich gut. Damals hätte ich voller Überzeugung gesagt, dass sie ihn mögen. Heute kann ich das leider nicht mehr mit Überzeugung von meinem Vater behaupten.
Für meinen Freund ist das auch doof und ein Stück weit verletzend.
Er hat zu meiner Mutter ein sehr intensives Verhältnis aufgebaut und kann meine Gefühle sehr gut nachvollziehen.

Liebe Grüße
Tanja
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  #23  
Alt 19.11.2007, 00:42
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Standard AW: Weihnachten als Hinterbliebene

Hallo,

ich habe heute mit meinem Vater telefoniert.
Es war eine eigenartige Stimmung...

Mein Vater hat mich doch tatsächlich gefragt, warum ich dieses Jahr kein Weihnachten feiern möchte. Er dachte, es liegt an den Prüfungen, die mir in nächster Zeit bevorstehen. Ich wusste es. Ihm ist es überhaupt nicht klar, wie es einem geht, wenn man gerade seine Mutter verloren hat bzw. wie es mir geht. "Wenn du meinst, dass du das so machen musst..."

Einfühlsam wie ein Edelstahlschwamm...



Viele Grüße
Tanja
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  #24  
Alt 19.11.2007, 06:50
Loreena Loreena ist offline
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Standard AW: Weihnachten als Hinterbliebene



Nur weil er einen Menschen jetzt ablehnt, mit dem er Jahrzehnte verbracht hat, kann er doch nicht davon ausgehen, dass es dir auch so geht. Es ist doch schön, dass du zu deiner Mutter so ein gutes Verhältnis hattest. Bestimmt wirst du immer von dieser Liebe und den Erinnerungen zehren.

Ich glaube, du bist auf einem guten Weg. Du spürst in deiner Trauer genau, was dir schadet und was dir hilft, und handelst danach.

Wie gut, dass es in deinem Leben jetzt aber auch Menschen gibt, die dich verstehen.

Liebe Grüße
Loreena
__________________
Die höchste Kraft der Seele ist die Erinnerung.
(Renan Demirkan)
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  #25  
Alt 03.12.2007, 19:10
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Standard AW: Weihnachten als Hinterbliebene

Hallo zusammen,

letztens habe ich wieder mit meinem Vater telefoniert. Es war ein längeres Gespräch. Diverse Vorwürfe von seiner Seite und reine Unverständnis.

Ich war damals bei einer Psychologin. Bei ihr gab es auch ein Gespräch mit meinem Vater. Ich fand die weiteren Gespräche mit ihr irgendwie nicht hilfreich, konnte kein Vertrauen fassen - ich habe die Therapie abgebrochen.
Nun habe ich erfahren, dass mein Vater mit ihr nach dem Gespräch noch mehrmals und auch länger mit ihr telefoniert hat. Angeblich hat sie nichts gesagt, aber länger telefonieren und "nichts sagen" passt irgendwie nicht zusammen. Davon wusste ich nichts und ich hätte es auch nie gewollt. Mein Vater hat sich als "sorgenden Papa" ausgegeben. Er sie so verstanden, dass sie ebenfalls der Meinung ist, dass ICH ein Problem mit IHM habe und nicht wir beide miteinander. Das macht die Sache noch komplizierter...

Nun gut. Es wird kein gemeinsames Weihnachten geben. In diesem Jahr werde ich niemanden aus meiner Familie sehen.

Ich verbringe einen der Feiertage bei meinen Schwiegereltern vor dem Kamin und freue mich über die selbstgestrikten Socken meiner Schwiegermutter.

Je dichter die Weihnachtszeit heranrückt und je weiter sich der Juni entfernt, desto größer wird die Trauer. Leider lähmt sie mich oft im Alltag, so dass ich mich kaum konzentrieren kann - nicht immer gequält von Gedanken, sondern oft einfach nur "nicht hier".

Viele Grüße
Tanja
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  #26  
Alt 03.12.2007, 20:56
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Standard AW: Weihnachten als Hinterbliebene

Hallo Tanja,
ich habe gerade diesen Thread entdeckt und fühle mich direkt so als wenn
ich die Zeilen geschrieben hätte.
Meine Eltern sind schon 10 Jahre geschieden und seit 7 Jahren ist mein
Vater wieder verheiratet, aber ohne Kinder. ( Mit einer schrecklichen Frau)
Meine Mama ist am 05. November verstorben und mein Vater hatte auch kein
Verständnis dafür warum ich am 21. November nicht meinen Geburtstag gefeiert habe.
Mein Vater hat auch ein Feingefühl wie eine Dampfwalze, da habe ich mich schon dran gewöhnt, aber durch den Tod meiner Mama ist es mir erst aufgefallen wie egoistisch er doch ist.
Weihnachten werden wir auf jeden Fall feiern, denn ich habe 2 Kinder. Und
geschmückt habe ich auch schon, denn Mama hätte es so gewollt.
Es wird auf jeden Fall ein anderes Weihnachten, wir waren Heiligabend immer alle bei uns Mama, Schwiegereltern und meine Großeltern( mütterlicherseits).
Meine Großeltern sind beide sehr krank und Mama .....
ja - da bleibt nicht mehr so ganz viel über. Mal sehen ....

Ich würde mich an deiner Stelle aber nicht so verbiegen, wenn dein Vater
kein Mitgefühl für deine Situation hat, dann kann man es nicht ändern, es tut
weh, aber da würde ich einen Haken dran machen und abheften.
Es hört sich jetzt zwar sehr nüchtern an, aber dein Wohl muss dir am Herzen liegen. Du lebst nur einmal und das ist wichtig das du für dich im reinen bist.
Wenn dabei dein Vater auf der Strecke bleibt ist es zwar traurig aber nicht
zu ändern.

Ich habe nach der Beerdigung meiner Mama auch ein paar klare Worte zu meinem Papa gesagt. Und entweder kommt er damit klar oder nicht.
Mein Seelenfrieden ist mir wichtiger und die Harmonie in meiner Familie hat
Priorität.
Und glaube mir ein paar klare Worte wirken bei den Vätern Wunder, denn sie
wollen ihre Tochter nicht verlieren. Und sie merken auch mal das auch andere Menschen Gefühle haben, auf denen man nicht einfach herumtrampeln kann wie man will.

Ganz liebe Grüße
Simone
__________________


In Erinnerung an meine Mama
12.10.1946 - 05.11.2007

UND JETZT AUCH

In Erinnerung an meinen Papa
12.07.1946 - 02.08.2009
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  #27  
Alt 03.12.2007, 21:15
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Tato Tato ist offline
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Standard AW: Weihnachten als Hinterbliebene

Hallo Simone,

inzwischen habe ich auch ein klein wenig geschmückt. Ich denke, ich habe mich eher gegen diese Weihnachtstreffen mit meiner Familie gewehrt, als gegen die Deko. Trotz der Deko bleibt ja immer noch Platz für schöne und traurige Gedanken. Zudem möchte ich mit meinem Freund ein möglichst schönes Fest verbringen. Im Moment gehen mir zwar diese Dekostände in den Einkaufszentren auf die Nerven, aber ich glaube, so geht es mir jedes Jahr.

Meine Familie ist nicht sehr groß. Ich habe die wenigen Verwandten alle an dieser tückischen Krankheit verloren. Ich habe nur noch meinen Vater + Anhang und meinen Onkel + Anhang. Zum Glück habe ich nette Schwiegereltern. Ich bin eigentlich ein Familienmensch, daher geben mir meine Schwiegerelten doch recht viel Halt.

Mit meinem Vater habe ich schon öfters Klartext geredet und Briefe geschrieben, doch er versteht mich nicht. Als Dank bekomme ich dann Vorwürfe. Ich würde ausfallend mit ihm reden etc. Ihm liegt zwar viel an mir - so sagt er - aber die Situation ist festgefahren.
Im Moment übe ich mich gerade in "Grenzen setzen und beibehalten". Er will mich sehen und mit mir über das Problem reden. Schön. Ich sehe nur keine Chance (aus Erfahrung) und will nur noch ein Gespräch mit einem Mediator o.ä. Da ich aber a) auch hier kaum Chancen sehe und b) ich gerade mitten in den Prüfungen stecke, möchte ich keine Konfliktgespräche. Sie belasten mich nur. Daher wird es vorerst kein Gespräch geben...

Viele Grüße
Tanja
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