Er hat den Kampf verloren ...

[Roebi]

Hallo Stella!

Ja, bald weißt Du, wo Du hingehen kannst, wenn Du mal traurig bist. Obwohl ich sagen muss, dass mir das im Moment noch sehr schwer fällt.

Bin auch noch arbeiten, aber das mit dem Ablenken ist manchmal gar nicht so einfach!

Liebe Grüsse
Röbi

[Pflegefrau]

Liebe Stella,

auch ich möchte Dich ein wenig trösten. Nach der Erledigung der ganzen Formalitäten, nach der Beerdigung, dann kommt der Schmerz erst recht. Da ist mehr Zeit, an den lieben Verstorbenen zu denken und nun beginnt die Trauer sehr, sehr weh zu tun. Aber für mich ist das Grab meiner Tochter der Ort, wo ich ihr ganz, ganz nahe bin. Ich spreche mit ihr, fühle mich befreiter und verstanden, kann erleichterter nach Hause fahren und bin fürs erste ein wenig gelöster.
Jeder verarbeitet seine Trauer für sich, aber es tut so gut, nette Menschen um sich zu haben, die einem etwas Kraft geben. Ich habe sehr viele davon, und diese Menschen wünsche ich Dir auch so sehr.
Für mich ist das Wichtigste, dass meine Tochter nun keine Schmerzen mehr ertragen muß und ich sie gut aufgehoben weiß bei all den Sternenkindern. Durch all die trauernden Mütter fühle ich mich mitgetragen, denn auch sie haben das Gleiche erleben müssen, das Liebste herzugeben was eine Mutter besitzt -ihr Kind-!
Ich habe meine Mutter vor über 30 Jahren verloren, war damals 22 Jahre. Ich habe auch sehr, sehr lange getrauert, tue es auch heute noch, aber ganz anders. Meine Gedanken heute sind voller Liebe an meine Mutter, ich bin dankbar sie gehabt zu haben, und ich hätte ihr kein Leben im Rollstuhl gewünscht. Somit ist ihr ein qualvolles Leben erspart geblieben, und dafür bin ich Gott dankbar. Nur Gott weiß, warum es so sein sollte! Auf unsere Fragen -wieso und warum- werden wir nie eine Antwort bekommen, aber ich konnte sie mir schon oft nach vielen Überlegungen selber geben. Und dann ist es gut gewesen so wie es gekommen ist.
Liebe Stella, ich wünsche Dir in den dunklen Tagen, die nun vor Dir liegen, ganz viel Kraft, Geduld und Zufriedenheit.

Sei gedrückt von
Hedwig

[stella29]

Danke liebe Hedwig !

Das waren sehr liebe Zeilen.

Heute kann ich irgendwie gar nicht viel schreiben oder reden. Mir ist heute nach gar nix. Will nur still dasitzen und am liebsten an gar nichts denken.

Die Trauer ist ständig anders.. Mal will ich reden, dann wieder nicht. Dann kann ich Bilder ansehen, dann gar nicht. Dann wieder heule ich - dann kann ich nicht weil ich wie versteinert bin.

Es ist ein ständiges Auf und Ab.

Hoffe, es legt sich irgendwann mal.

Die Trauer um ein geliebtes Kind - ich will gar nicht daran denken.

Liebe Hedwig - ich wünsche dir weiterhin viel Kraft und Stärke. Von ganzen Herzen. Dagegen kommt mir meine Trauer gerade etwas "weniger" vor als Deine....

Alles Gute !


Liebe Röbi,

konnte mich heute in der Arbeit gut ablenken - es hilft doch immer ein bisschen.

LG - wie gehts dir heute ?

[Roebi]

Hallo Stella!

Schön, dass Du Dich ein wenig ablenken konntest!

War heute - mehr oder weniger - permanent unterwegs, so dass ich daran nicht viel gedacht habe. Heute mag ich darüber auch nicht reden, genauso wie Du. Schon komisch, manche Sachen ähneln sich.

Heute auf der Arbeit hat eine gute Kollegin von mir einen Anruf Ihrer Frauenärztin gekriegt. Der Abstrich war wohl nicht in Ordnung. Es gibt wohl mehrere Stufen, und sie hat wohl ein Ergebnis von 3,5. Jetzt muss sie bis Ende Mai warten, um einen "neuen" Abstrich machen zu können. Erst dann, kann man wohl näheres dazu sagen.
Das war für mich - obwohl ich nicht persönlich betroffen bin - wie ein Schlag ins Gesicht. Bäng, und plötzlich war Alles wieder da. Sie tut mir schrecklich leid. Jetzt geht diese Warterei wieder von vorne los. Wahrscheinlich mag ich deswegen heute nicht viel sagen oder schreiben. Hab schon ein schlechtes Gewissen, weil ich heute auch nichts in meinen Thread schreiben möchte. Werde da wohl morgen oder spätestens am Sonntag wieder was reinschreiben (wg. 6 Wochenamt).


An Hedwig:
Mit Schrecken habe ich hier lesen müssen, dass Du Dein Kind verloren hast. Leider bin ich noch nicht dazu gekommen, mir Deinen Thread durchzulesen. Jedenfalls möchte ich Dir mein tiefstes Mitgefühl ausdrücken und Dich einfach mal ganz feste drücken
Ich gebe Stelle - mal wieder - Recht, unsere Trauer und der Schmerz ist schon schlimm, aber wie schmerzvoll mag es für Dich wohl sein. Dagegen ist unsere ja echt gering.
Ich hoffe, dass ich auch eines Tages den Besuch an Mama´s Grab so empfinden kann, wie Du.

LG Euch beiden
Röbi

[stella29]

Hallo,

naja - Ablenkung für ein paar Stunden - zuhause dann wieder der totale Absturz.

Kann mich irgendwie an gar nichts freuen, mein Kleiner hat heuto von Ikea eine Spielhütte für den Garten geschenkt bekommen. Von meinem Freund - einfach so, weil sie da im Angebot war. Nicht mal darüber konnte ich mich wirklich freuen - obwohl die total klasse ist, aber Papa wollte immer so eine kaufen... nun sieht er sie nicht mehr... ich hasse das !!!!!!!!!!

[Roebi]

Liebe Stella!

Ja, davon werden noch so einige Situationen auf uns zukommen. Aber tu Deinem Sohn und Deinem Freund nicht Unrecht, sie können nichts dafür. Freu Dich für Deinen Kleinen, das wird ihm auch gut tun.

Wir werden demnächst auch wieder i.d. Garten fahren müssen. Dort ist jede Latte, jede Blume, jedes Grashalm die Handschrift meiner Mutter. Das wird sehr schwer für mich werden, aber mein Kleiner fühlt/fühlte sich da immer pudelwohl, also werde ich dadurch müssen.

Auch wenn ich jetzt hart klinge, aber da müssen wir durch, ob wir wollen, oder nicht. Wir müssen es für unsere Kinder!

Ich drück Dich!

LG Röbi

[stella29]

Es klingt hart, stimmt. Aber nur, weil ich es nicht verstehen kann, wie ein Leben einfach weitergehen kann, wenn eine wichtige Person fehlt !!!

Es fühlt sich so FALSCH an - als wenn man den anderen verrät, vergißt, nicht liebt/e.

Der Spruch : " Das Leben geht weiter... " stimmt, aber das WIE sollte man sich mal fragen.. WIE lebt man weiter....?!

Der Garten war Papa`s Hobby. Heute war ich dort, habe die Kinderhütte gebracht. Da lag noch Papa`s Gartenschuhe, SEINE Handschuhe, SEINE Liege, SEIN Werkzeug, SEINE Bäume... alles SEINS !
Es ist die HÖLLE !!!!
Er sieht seinen geliebten Garten nicht mehr, die Blumen die bald wieder blühen, seine Vögel die zwitschern uvm. ! Er liebte die Natur, ist manchmal schon um 7 Uhr in den Garten, weil da alles noch so ruhig und naturbelassen war. Es war sein Hobby !

Wer mäht nun den Rasen, schneidet die Hecke, erntet das Gemüse, die Äpfel?

Wir haben soviel Apfelbäume - er hat so gerne Apfelmus oder Apfelkuchen oder oder oder gemacht. Nun - wir haben sooo viel dann übrig - weil DU fehlst.

Ach, es tut so weh. Die Erinnerungen sind so nah und doch so fern. Ich würde so gerne die Uhr anhalten, auf 2007.

Wenn ich doch nur könnte..... ich würde doch so gerne...

[Pflegefrau]

Liebe Stella,

das Leben geht weiter, aber nichts ist wie früher! Es wird auch nie wieder wie früher sein weil sich unser Leben durch den Tod des Angehörigen total verändert hat! Jedoch sind überall Erinnerungen wie bei Dir z.B. der Garten. Es war Papas Hobby und dort wirst Du immer an ihn erinnert, er lebt bei Dir und Du wirst Dich sicherlich oft ertappen, wenn Du im Garten mit ihm sprichst!
Ich spreche so oft mit Karin, auch laut und bin mir sicher, sie ist ganz nah bei mir. Unsere Gedanken sind im Laufe eines Tages so oft bei unseren Verstorbenen, auch in guten Zeiten verweilen wir mit ihnen, Erinnerungen überall und trotzdem fehlt uns was! Er wird immer fehlen, weil wir ihn so lieben.
Ich bin mir auch sicher, dass die Zeit keine Wunden heilen wird, aber ich hoffe, die Schmerzen werden erträglicher. Auch Narben tuen weh, und die bleiben immer bis an unser Lebensende.
Ich wünsche Dir viele Menschen an Deiner Seite, die Dich stützen und trösten, damit Du Deine Trauer und Deinen Schmerz verarbeiten kannst.
Dazu schicke ich Dir zur Unterstützung mein Geschwader

Ich denke an Dich
Hedwig

[stella29]

Liebe Hedwig,

du hast so liebe Zeilen geschrieben. Lieben lieben Dank !

Erst jetzt kann ich es verstehen, wenn manche Menschen nicht über den Verlust hinweg kommen. Auch Jahre später nicht. Wenn man seine Trauer so weiterlebt wie kurz nach dem Verlust, überwindet es man nie. Weil sich auch nichts verändern kann, man läßt es ja auch nicht zu.

Ich möchte nicht zu jenen gehören, die einen Verlust niemals verkraften, ich möchte nur einen Weg finden, der mich nicht immer so zweifeln lässt. Werde es nie verstehen und NIE akzeptieren, daß mein Papa viel zu früh durch diese schreckliche Krankheit uns weggerissen wurde.. Aber ich will einfach nicht verzweifeln, ich will... Ich denke auch sagen zu können, ich schaffe das ... aber ich fühle mich so leer und so unbeschwert wie einst werde ich nie mehr sein.

Ich drück dich Hedwig - vielen lieben Dank !

[Anas65]

Liebe Stella,
mein Vater starb am 04.03., nur 3 Monate nach seiner Diagnose. Wir waren bis zum letzten Moment bei ihm, es hätten mich auch keine zehn Pferde von seinem Bett bekommen. Es war für mich meine erste Sterbebegleitung, ähnlich wie bei dir und dann auch der heißgeliebte Papa. Die Bilder verfolgten mich in den ersten Tagen bis in den Schlaf, aber jetzt ist es nicht mehr schlimm. Ich dürfte in diesem intimsten Moment bei ihm seinund ihm den Weg hinüber leicht machen. Ich sagte ihm dass er gehen kann, dass es Zeit ist für ihn sich auszuruhen nach all den Strapazen und Schmerzen und das wir schon klar kommen, auch ohne ihn.
Du mußt den Tod akzeptieren, denn wenn nicht, liegt er wie ein Schatten auf deiner Seele und das würde dein Vater nicht wollen. Die Verzweiflung wird weichen, wenn du ihr dazu eine Chance gibst, indem du den Tod deines Vaters akzeptierst. Das heißt ja nicht, dass du es gut findest, aber du kannst es ja nicht ändern!!!!
Ich wünsche dir alles erdenklich Gute und viel Kraft
Ana

[HelmutL]

Liebe Stella,

du weisst, ich verfolge deinen Thread. Es tut mir weh, wenn ich sehe, wie du dich in deinen Schmerz hineingräbst.

Du schreibst so oft: "Ich kann nicht verstehen". Du weisst selbst ganz genau, dass dir Niemand eine Antwort auf deine Fragen geben kann. Ich habe mir die gleichen Fragen gestellt, Hedwig erst recht und schon viele Andere ebenfalls. Und bisher haben Alle feststellen müssen: Keine Antwort!

Kannst du dir vorstellen, irgendwann (sei es Morgen, nächsten Monat, in einem halben Jahr...) zu dir zu sagen: "Diese Fragerei ohne Antwort hat keine Zukunft. Also Schluss damit. Aus. Basta. Ich brauche diese Kraft, die ich da vergeude, für Jan, für meinen Freund, für mich. Das wichtigste in meinem Leben ist Jan. Er braucht eine Zukunft, er braucht mich."

Ich muss das noch näher erläutern. Ich meine nicht die Kraft, die du zum Trauern brauchst. Du sollst trauern. Ich meine etwas ganz anderes. Ich meine die Kraft, die du verbrauchst um eine Aufgabe zu lösen, die du nicht lösen kannst, die kein Mensch lösen kann.

Ich gebe dir ein Beispiel:

Dein Chef auf der Arbeit gibt dir einen Auftrag. Bei der Bearbeitung stellst du fest: dir fehlen wichtige Informationen, oder es ist einfach nicht dein Fachgebiet. Trotzdem kniest du dich hinein und findest natürlich die Lösung nicht. Es vergehen Tage. Dein Chef wird ungeduldig, er fragt nach. Jetzt erst erzählst du ihm, was passiert ist, dass andere ebensowichtige Aufträge liegen geblieben sind. Kannst du dir vorstellen, was dann passiert? Du hast die anderen Aufträge veranchlässigt!

Du hast den Auftrag, der "Jan" heisst, vernachlässigt. Die Aufträge, die "dein Freund" und "dein Leben" heissen, vergessen.

Das kann nie und nimmer der Wunsch deines Vaters sein!

Eine Frage noch: wenn deine Aufträge "Jan","dein Freund", "dein Leben" heissen, wie heisst dann dein Chef?


Ein dickes Kraftpacket von mir und Gottes Segen für euch

Helmut

[ErikaS]

Ich muss dich auch erst einmal drücken.
Liebe Stella, vergiß nicht, dein Papa lebt durch dich weiter.

Liebe Grüße
Ilona

[stella29]

Liebe Ana,

danke für deine Nachricht !

Du hast vollkommen Recht . Das hätte Papa nie gewollt.
Auch du musstes den Verlust von Deinem Papa miterleben. Ich weiß wie schlimm dies alles ist. Auch mich läßt es nicht los. Aber es wird wirklich weniger, die Erinnerung verblasst an diese schreckliche Zeit. Die Geräusche werden leiser. Bin sehr froh darüber, denn es hat mich innerlich zerissen.
Deine Zeilen haben mir sehr gut getan, du hast so Recht ! Ich drücke Dich in dieser schweren Zeit. Wir sind nicht alleine, daß bestätigt mir hier dieses Form.
Ganz lieben Gruß !!!!

Lieber Helmut,

als ich soeben deine Zeilen lies, musste ich schmunzeln.
Wie recht du doch einfach hast. So einen Vergleich - ich finde, Du hast es einfach mal wieder GENAU auf den Punkt gebracht !

Vielen Lieben Dank dafür.

Werde diese Nachricht meiner Mama senden, für mich persönlich, eine sehr sehr gute Form um meine Trauer endlich zu akzeptieren ! Ich werde diese Zeilen immer lesen wenn es mir so schlecht geht.
Hoffe, ich werde jedesmal wieder schmunzeln
Ich brauche meine Kraft für Luca - meinen Sohn. Und ich brauche sie, für alle anderen die auch trauern. Und für mich ! Auch ich muss stark sein.

Auch Dir wünsche ich weiterhin die Kraft, deine positiven Gedanken, daß du weiterhin an all das Gute glaubst und nie den Mut verlierst. Du bist so eine starker Mensch - Deine Frau wusste das. Sie wäre stolz wenn sie wüsste wie du uns hier immer wieder aufbaust. Ziehe meinen Hut

Liebe Ilona,

ja, Papa lebt in uns allen weiter. Welch Geschenk !! Somit geht er nie "verloren" - wir sind ja da ! Wir sind nicht alleine, hier im Forum haben wir alle was gemeinsam : unsere Trauer. Jeder hat ein anderes Schicksal - aber eines ist immer gleich : der Verlust eines geliebten Menschen.

Wir schaffen das gemeinsam !

Ich danke Euch allen für die netten Zeilen des Trostes. Ich weiss das wirklich sehr zu schätzen. Ihr helft mir jeden Tag ein bisschen weiter... Schritt für Schritt... Ich möchte auch anderen so helfen, wie ihr mir helft. Vielen Lieben Dank nochmal !


Schicke Euch paar Sonnenstrahlen rüber !!!

[ErikaS]

Liebe Stella, danke für die Sonnenstrahlen, sind angekommen.

Ich drück dich

[HelmutL]

Liebe Stella,

deine Sonnenstrahlen sind angekommen, im warsten Sinne des Wortes: Draussen scheint die Sonne, heute ist ein wunderschöner Tag. Danke.

Für dich alles Liebe

Helmut