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  #241  
Alt 10.10.2003, 13:49
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo Katrin,

da bist Du ja bald ....fertig mit studieren. Ganz schön heftig oder? Ist aber sicher auch ziemlich interessant?! Wo machst du denn Dein Praktikum? Meine Kinder gehen in einen Montessorikindergarten und wir haben auch hin und wieder mal Praktikantinnen, die sind jedesmal ziemlich begeistert von dem tollen "Klima" und der Arbeit.
Zum Thema "meine Engel" also die beiden sind mitnichten immer Engel, aber das gehört ja auch dazu und es ist einfach was ganz was tolles so Kleine.

Danke für Deine buchliste Katrin, die Bücher hab ich zum Teil auch selbst gelesen, bis auf das letzte, das kenne ich nicht. Zur Zeit lese ich "Das tibetische Buch vom Leben und Sterben" von Sogyal Rinpoche Es ist sicherlich kein Roman, aber auch hochinteressant, find ich.

Ist gasnz schön anstrengend jeden Tag so auf die Arbeit zu müssen, und dann auch noch mit dem Rad, Hast du es weit?
(Bin ich froh, daß ich Hausfrau bin)

Das Wochenende steht vor der Tür und wir freuen uns alle schon auf so ein richtig gemütliches Familienwochenende.
Ich wünsch Dir auch ein schönes ruhiges und gemütliches Wochenende.

liebe Grüsse
Sylvia
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  #242  
Alt 10.10.2003, 14:05
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo Britt,

tut mir leid, daß Du bei uns bist!

es ist sicher ganz sehr frisch alles noch.Und es gibt auch glaube ich nicht viel, daß dich trösten könnte.

Eine kleine Geschichte vielleicht:

Meine Tochter hat ein paar Tage nach dem meine Mutti gestorben ist ein Bild gebastelt mit einem Engel und ganz vielen Sternen drauf. Auf meine Frage, was sie denn gebastelt hat, antowrtete sie: "Das ist die Omi als Engel und sie hängt uns alle als Sterne am Himmel auf, damit sie nicht so alleine ist und die Omi ist ab jetzt für all ihre Sterne der Schutzengel!"

Dieser Satz hat mir so manches Mal geholfen und mir Kraft gegeben. Vielleicht kann es Dir ja auch ein klein wenig helfen, daß Du weißt, dass Deine Mama Dein Schutzengel ist.

(Ein paar Einträge weiter oben, hab ich schon mal eine Begebenheit mit unserer "Omi-Schutzengel" geschrieben, und das ist wirklich passiert, als sie für meinen Sohn tatsächlich der Schutzengel war. Wenn Du lust hast lies es einfach, vielleicht hilft es ja.

Ich wünsch Dir jedenfalls viel Kraft

liebe Grüsse
Sylvia
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  #243  
Alt 11.10.2003, 13:44
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo Katrin, Hallo Sylvia,

es ist schön das ihr mir schreibt. Ich habe leider erst Heute Zeit gefunden um euch zu antworten.
Ich habe mir das Buch von R. Moody auch gekauft und bin mittendrin. Es gibt mir sehr viel Kraft, weil ich dadurch weiss, das meine Mama nicht ganz weg ist, sondern auf eine andere Art existiert. Ich würde meinem Pa und meinem Bruder auch gerne dieses Buch geben, aber ich weiss nicht wie sie darauf reagieren würden. Ob sie sich überhaupt damit befassen wollen. Für meinen Vater ist es sehr schwer, er hängt so sehr an meiner Ma. Vor Morgen grault es mir ganz besonders. Da ist ihr Tod einen Monat her. Das wird auf dem Friedhof wieder eine Katastrophe. Ich habe die letzte Zeit wenig geweint. Das hängt bestimmt mit dem Büchern zusammen. Schon weil sich mein ganzer "Glaube" verändert hat.
Wie geht es euch eigentlich mit der Angst, das ihr an dieser Krankheit auch erkranken könntet? Krebs kann ja vererbt werden, muss aber nicht. Ich höre auf der einen Seite das ich vorbelastet bin, auf der anderen wollen sie mir erzählen, das es passieren kann, aber nicht muss. Andere sagen, es hat damit nichts zu tun. Und dann soll man noch beruhigt sein? Das fällt mir oft schwer. Jedesmal wenn mir was wehtut oder es mich irgendwo kneift, denke ich sofort an Krebs. Eigentlich bescheuert, aber irgendwo ist immer diese Angst im Hinterkopf.
Die Regierung müsste sich mal was ausdenken, damit man viel besser vorsorgen kann. Z.B. einmal im halben Jahr zur Computertomographie. Da würde man viel mehr den Leuten helfen können, mehr Leben retten. Aber so hat man doch so gut wie gar keine Chance. Wie seht ihr das?
Für irgendwelche Kriegseinsätze und Steuerscheisse geben sie Millionen aus, aber ans eigene Volk zu denken ist einfach nicht drin. Es bringt ja noch was, den Sterbenden Geld abzuluchsen.
So, genug aufgeregt, sonst dreh ich noch durch.

Vielen Dank für die lieben, aufbauenden Worte.
Habt ein schönes Wochenende.

Viele liebe Grüsse.

Tina
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  #244  
Alt 11.10.2003, 21:53
sandrah sandrah ist offline
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Registriert seit: 15.07.2003
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo Ihr Lieben,
ich bins mal wieder.
4 Wochen war ich nicht mehr hier.
Hinter mir liegt (m)ein großes Tief :-(
Ich hatte geglaubt im Urlaub Energie zu tanken, um nach der Rückkehr wieder den Blick nach vorn richten zu können.
Mein Englandurlaub war so schön, aber als ich wieder hier war, der Alltag wieder begann .....
Ich fühlte mich erholt, aber ich war noch trauriger als vorher.
Ich hab so oft an meine Mutti gedacht, wie ich immer nach dem Urlaub von unserem Erlebten erzählt habe.
Nun war alles anders.
Nach meinem Urlaub, war auch der Termin, um den Grabstein für meine Mutti auszusuchen.
So war meine Verfassung schneller als ich dachte, wie vor dem Urlaub.
In den darauf folgenden Tagen hatte ich zu nichts Lust, dazu kam, das mein Compi sich nen Virus eingefangen hatte...
Nun hat mich die Neugier wieder hierher gebracht.
Wie geht es Euch, Katrin, Kiki, Alessa, Damaris, Mia, Felida und Euch anderen ? Ich kenne Euch, die in den letzten Wochen geschrieben haben leider noch nicht.
Ich werde die nächsten Tage erstmal lesen was Ihr geschrieben habt, was Euch gerade beschäftigt.
Ich melde mich wieder, bald !

Liebe Grüße,
Sandra

PS: Liebe Katrin, nachträglich nochmal von ganzem Herzen „ALLES, ALLES GUTE ZUM GEBURTSTAG ! !
Wie hast Du Deinen Geburtstag verbracht ?
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  #245  
Alt 12.10.2003, 16:37
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo ihr alle,

ich habe ein schönes Wochenende an der Nordsee hinter mir, deshalb schreibe ich jetzt erst wieder. Hab gar keine Lust mprgen wieder zu arbeiten, wäre lieber noch an der See geblieben. Aber naja.
Liebe Sylvia, ich mache mein Praktikum im Gesundheitshaus Münster. Das ist eine Einrichtung von Gesundheitsamt, in der alles mögliche unter einem dach ist: Krebsberatungsstelle, Bewegungstherapie für Kinder, Seniorenrat, Aidsberatung und noch viel mehr. Die Volkshochschule veranstaltet dort Kurse, und es werden viele Veranstaltungen und Aktionen vom Gesundheitshaus geplant und durchgeführt. Ich soll eben mit organisieren, betreuen und so weiter, und kann auch bei vielen Einrichtungen innerhalb des Hauses mal reinschauen. Jetzt bin ich ja seit knapp zwei Wochen da, und langsam lerne ich so das gröbste. Ich bin mal gespannt, was da noch so auf mich zukommt.
Bis zur Arbeit brauche ich knapp 20 Minuten mit dem Rad, aber das ist noch eine ganz vertretbare entfernung, finde ich. Ich bins ja nicht anders gewöhnt in Münster.

Wie war dein Wochenende, und wie geht es dir so?

Liebe Tina,

das Buch von Moody hat mir auch sehr geholfen. Wenn du dir unsicher bist, ob es deinem Vater helfen würde, dann gib es ihm lieber erst mal nicht. Mein Vater glaubt zum Beispiel gar nicht an ein Leen nach dem Tod, und auch sonst an nichts „übersinnliches“. Da hätte ihm so ein Buch nichts gebracht. Vielleicht kannst du deinen Vater ja einfach mal vorsichtig fragen, was er denn glaubt, was nach dem Tod passiert? Dann siehts du ja, wie er dazu steht und ob er sich damit schon befasst hat oder vielleicht befassen möchte.

Was die Angst vor der Krankheit angeht… ja, die habe ich im Moment auch. Aber das ist nichts rationales. Meine Mutter hatte Lungenkrebs, und somit habe ich ein 2-3fach erhöhtes Risiko, ebenfalls daran zu erkranken. Aber darüber denke ich so nicht nach.
Vielmehr schreckt mich momentan jedes Zwicken und Zwacken an meinem Körper auf und sofort vermute ich eine Krebserkrankung – welcher Art auch immer.
Diese Angst betrifft nicht nur mich – sobald mein Vater irgendetwas hat, habe ich Schiss um ihn. Denn was sollte ich denn machen, wenn ich ihn auch noch verliere?
Ich habe momentan einfach eine übersteigerte Angst, die wohl recht nachvollziehbar ist.
Du siehst, du bist damit nicht alleine.

Was Vorsorge angeht – nun, ich fürchte, wir müssen uns damit abfinden, dass es Grenzen gibt. Bestimmt gibt es Vorsorgeuntersuchungen, die man unbedingt wahrnehmen sollte, zum Beispiel die Selbstuntersuchung der Brust und der Check beim Gynäkologen. Aber man kann sich einfach nicht 100%ig gegen alles wappnen und Vorsorge treffen. Das einzige, was wirklich jeder für sich selber tun kann ist, für seine psychische und physische gesundheit so gut wie möglich zu sorgen und auf seinen Körper gut acht zu geben. Alles weitere liegt dann wohl nicht mehr in unseren Händen.
Wir müssen einfach versuchen, uns von der Angst nicht zu sehr beherrschen zu lassen – sonst macht die uns am Ende noch krank.





Liebe Sandra,

ich freu mich, dass du mal wieder von dir hören lässt. Danke für die Glückwünsche, ich hatte einen ganz schönen Geburtstag, mit den zu erwartenden Tränen zwischendurch.
Was du da vom urlaub erzählst, kommt mir bekannt vor. Meine Tante – Schwester meiner Mutter – war im Sommer in den Bergen, und sie sagte auch, dass sie nach ihrem Urlaub praktisch wieder da war, wo sie vor ihrem Urlaub aufgehört hatte (obwohl der Gedanke an Mama sie natürlich die ganze Zeit begleitet hat).
Ich denke auch oft daran, was ich jetzt normalerweise alles Mama erzählen würde – von meiner Praktikumsstelle, den Kollegen und so weiter.
Irgendwie begreif ich immer noch nicht, dass meine Mutter tot ist.

Ihr Liebe alle, viele Grüße an jeden von euch und bis bald. Ich muss jetzt erst mal sachen auspacken, bin sofort zum Computer geeilt! :-)
Alle Liebe,

Katrin
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  #246  
Alt 13.10.2003, 10:30
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo Tina

eigentlich finde ich Deine Gedanken mit der staatl. Vorsorge ganz gut, aber ich denke das würde auch nicht so sehr viel bringen, man wüsste es halt einfach nur früher, daß man Krebs hat. Ich denke, daß Hauptproblem dabei ist unsere Gesellschaft. Wir wollen doch alle immer mehr "High-Tech" Produkte, ob bei dem Essen, bei der Kosmetik, Kleidung und und und. Und wenn man dann mal unter Stiftung Ökotest schaut, was alles in diesen Sachen drin ist, was da nicht hinein gehört und wieviele Produkte krebserregende Inhaltsstoffe haben! Und da denke ich fängt das Problem an, unsere Apfelshampoo muß grün sein, das Erdbeerjoghurt muß rosa sein usw.
Teilweise wird einem da echt schlecht, was alles in diese produkte hinein gemischt wird.

Auf Deine Frage, ob ich angst habe an Krebs zu erkranken. Also ich hatte viel Angst, zumal ich, als bei meiner Mama Krebs entdeckt worden ist bei mir unter der Achsel einen Knubbel festgestellt habe, ich war dann gleich bei 2 verschiedenen Frauenärzten aber bei sind der Meinung, daß wäre nichts schlimmes. Ich hab dann später (nach Mamas Tod, vorher hatte ich einfach keine Zeit) Bachblüten zusammen gestellt und das hat ganz gut geholfen. Außerdem mach ich für die Seele auch noch Yoga. Und jetzt kommt ich ganz gut damit zurecht. Außerdem bin ich der Meinung, os schlimm wäre es für mich nicht zu gehen. (Ich bin aber nicht selbstmordgefährdet.) Denn da ich zwei schnuckelige Kinder und einen tollen Mann habe, und es mir hier doch ganz gut gefällt genieße ich das Leben hier und freue mich aber darauf irgendwann meine Mutti wieder zu sehen.
Liebe Grüße
schickt Dir Sylvia
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  #247  
Alt 13.10.2003, 13:43
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Katrin,

vielen Dank für Deine Frage, ja wir hatten ein schönes Familienwochenende. Nordsee klingt ja auch sehr gut, Erholung pur oder?

Deine Praktikumsarbeit klingt ja echt interessant. Du lernst bestimmt viele verschiedene und interessante Menschen kennen?

Du hast Tina geschrieben, wir dürfen uns nicht von unserer Angst beherrschen lassen, sonst macht sie uns am Ende noch krank. Ich glaube, Du hast recht, das ist genau der Punkt, unsere Gedanken, ob positiv oder negativ bestimmen maßgeblich unser Leben. Und da müssen wir einfach aufpassen.

Ich wünsch auch Dir ein schöne woche.

liebe Grüße
Sylvia
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  #248  
Alt 13.10.2003, 20:46
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo Sylvia,

ja, Nordsee war wirklich toll. Ich bin sowieso das totale Nordlicht. Es war so schön an der See, dass ich heute morgen richtig schlechte Laune hatte - statt Nordsee und Wellenbad Fahrrad fahren und Büro ...uff.
Aber die Arbeit ist schon interessant, und es wird sicher noch besser, wenn ich mich erstmal richtig auskenne.

Jetzt werde ich noch ein bißchen faul sein, aber nach getaner Arbeit ist das auch legitim, gell? :-)

Allen liebe Grüße!

Katrin
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  #249  
Alt 14.10.2003, 21:53
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo Katrin, hallo Tina,
bin auch ein paar Wochen nicht hier gewesen. Meine liebe Mami ist nun fast 4 Wochen nicht mehr da. Ich kann es immer noch nicht glauben. Jahrelang immer und immer wieder hatte ich Angst genau diese Zeit erleben zu müssen, nun ist sie da. Alles geht irgendwie weiter und ich denke immer nur: irgendwie ist das alles unwirklich... wo ist das Loch, der Nervenzusammenbruch??? Ich habe meine Mami immer sher geliebt, immer noch, es war für mich immer das schlimmste, mir vorzustellen wie es mal ohne sie ist! Ich fühle genau wie Tina, daß sie immer bei mir ist. Besonders in den ersten Tagen war das Gefühl ganz stark. Nun ist es schwächer, leider. Es tat so gut. Ich glaube auch, daß sie irgendwo anders weiterlebt und freue mich, wenn ich sie wiedersehen darf. Solange muß ich hier auf der Erde halt das beste draus machen. Habe auch von Kübler ein Buch gelesen und das von Moody angefangen. Habe einen 10 Moante alten Sohn, der mich ganz lieb ablenkt aber auch nicht zum lesen bringt... Merke, daß es mir gut tut. Liebe Tina, herzlichen Glückwunsch in diesem Zusammenhang! Du wirst merken, daß sich vieles verändern wird, zum positiven, wenn Dein Kleines erst da ist. Gerade in der Trauerphase sieht man dann vieles anders als vorher! Freu dich !!
So, meine mann ist ungeduldig, na ja! hab zu wenig Zeit für mich. Einerseits will ich mich ablenken, andererseits kann man auch nicht richtig zu sich finden wenn man immer so eingespannt ist.. Frage mich nur: bin ich wohl schon weiter in der Taruerbewältigung als ich denke, ich meine weil ich so gefaßt bin? Oder steh ich ganz am Anfang und will das alles nicht wahr haben? Verstehe mich nicht. Würde auch gern zu meiner mami Kontakt aufnehmen. Hast Du Dich da mal genauer informiert Tina?? Übrigens hat meinen Papa das Buch von Kübler traurig gemacht. War also gar nichts der Tip..
So. Hoffe bis bald. Freu mich übder dieses Forum, es hilft doch sehr sich in den Beiträgen slbst wieder zu finden!!
Alles Liebe
Meli
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  #250  
Alt 15.10.2003, 06:36
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Weiß man, wie oft ein Herz brechen kann?
Wieviel Sinne hat der Wahn?
Lohnen sich Gefühle?
Wieviel Tränen passen in einen Kanal?
Leben wir noch mal?
Warum wacht man auf?
Was heilt die Zeit?
(H. Grönemeyer)

Die Zeit heilt nichts. Schon gar keine Wunden - so viele Leute haben mir diesen blöden Spruch ins Gesicht geschleudert; wie gern würde ich jetzt das Gegenteil zurückschreien...

Hallo Sandrah,
hallo Katrin, Damaris, Alessa und all ihr anderen,

ich war auch einige Wochen nicht mehr hier. Es zieht mich momentan wenig in dieses Forum; ich habe das Gefühl, je öfter ich hier bin und die Beiträge lese, um so aufgewühlter werde ich. Der Verlust wird immer schmerzlicher, je länger er her ist. Die Zeit heilt keine Wunden, sie reißt sie nur noch mehr auf. Der erste Todestag meiner Mutter (19.12.) nähert sich mit großen Schritten und vor der kommenden Zeit habe ich einfach nur Angst. Nasskalte, neblige Tage und lange Nächte - und dann plötzlich Weihnachten, das Fest der Familie, das sie so geliebt hat, und das ich nun so hasse - wieder ohne sie, schon das zweite Mal. Ich denke ständig an ihre letzten leidvollen Wochen, die schwere Zeit im Krankenhaus, die sich jetzt bald jähren. Am liebsten verdränge ich all das nur noch, mag gar nicht mehr dran denken, und dann wieder erwischt es mich eiskalt von hinten und zieht mich einfach mit runter. Ich kann nichts dagegen tun. Geht es Euch auch so oder habt Ihr eher das Gefühl, je länger her je leichter wird es?

Liebe Sandrah,
der Alltag nach dem Urlaub ist schrecklich. Vielleicht liegt es daran, dass man versucht zu entkommen, wegzulaufen. Im Urlaub denkt man oft vieles ist so leicht, leichter zu schaffen, als es dann im Alltag ist. Die Wirklichkeit holt einen eben schnell wieder ein. Die Sache mit dem Grabstein war auch für mich schwer. Viele Gedanken, Erinnerungen und der schmerzliche Verlust, alles kommt wieder hoch, hatte man gerade doch noch genug Kraft gesammelt, um überhaupt die Sache in Angriff zu nehmen, da war sie auch schon wieder aufgebraucht. Wenn all die guten Wünsche ehrlich gemeint waren, müsste doch noch so viel Kraft da sein? Bei mir nicht, alles aufgebraucht. Und neue Reserven bilden sich so langsam, dabei braucht man doch so viel davon.

Liebe Tina,
Deine Angst, auch an Krebs zu erkranken, kann ich gut nachempfinden. Gerade letztens glaubte ich, einen Knoten zwischen Arm und Brust zu spüren, ich hab mich so verrückt gemacht, dass ich ständig daran rumgefühlt habe. Und so hat es dann bei jeder Bewegung weh getan. Ich habe mir Gedanken gemacht, was wäre, wenn es wahr wäre. Dann wieder alles verdrängt, kann nicht sein, war gerade erst eine Woche vorher beim Arzt zur Kontrolluntersuchung, und dann habe ich es einfach gelassen und mir verboten, noch einmal zu fühlen, zwei Tage lang, wenn es dann noch da wäre, noch einmal zum Arzt zu gehen. Und was war nach schon einem Tag? Nichts mehr. Ich glaube, man macht sich wirklich viel zu verrückt und das bringt nichts. Im Gegenteil, wie Katrin schon sagt, es macht einen krank. Ich versuche, nicht daran zu denken, dass man quasi jetzt zur Risikogruppe gehört. Wer sagt das überhaupt? Es sind nur Theorien, nichts bewiesen. Aber ich glaube fest daran, dass Stress eine große Rolle dabei spielt, anfällig für Krebs zu sein und daher versuche ich, auch wenn es mir nicht immer gelingt, so gelassen wie möglich zu leben, mich nicht mehr so über alles unwichtige aufzuregen und einfach das Leben zu genießen. Es ist doch so kurz. Und so wertvoll!

- Leben wir noch mal? -

Ich muss das, was ich am Anfang geschrieben habe, korrigieren. Ich fühle mich nicht schlechter, wenn ich hier bin, es geht mir besser, jetzt, wo ich meine Gedanken aufgeschrieben habe. Danke fürs Zuhören, auch wenns mal wieder länger war - Schön, dass es Euch gibt!

Kiki
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  #251  
Alt 15.10.2003, 10:58
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Katrin und all die anderen,

heute ist wieder mal so ein Tag, wo es mir besonders schlecht geht. Ich habe gerade Fotos in alben eingeklebt und viele Bilder von meiner Mutti waren dabei. Als sie noch gesund war, als sie mit den Kindern lacht und spielt und mit ihnen schmusst. Irgendwie ist für mich das schlimmste, daß meine Kinder jetzt keine Oma mehr haben. (Die Mutti meines Mannes ist vor der Geburt meiner Kinder an Krebs gestorben) Irgendwie bewegt es mich auch weniger, daß ich mal Krebs bekommen könnte, als viel mehr, daß auch meine Kinder "erblich" vorbelastet sind durch ihre beiden Omis.
Es ist irgendwie alles so schwer zu verstehen, auch noch ein Jahr danach. Meine Mama ist ein Jahr und einen Monat und 7 Tage tot. Und ich finde nicht, daß die Zeit die Wunden heilt, zumindest nicht nach so kurzer Zeit, vielleicht in 30 Jahren. Wobei ich mir nicht vorstellen kann, wie es sein soll 30 Jahre auf dieser Welt ohne meine Mutti zu sein.
Das ist es was ich nicht verstehen will, sonst glaub ich dreh ich durch.

Liebe Kiki, vor dem 1 Todestag hatte ich auch unheimlich Angst, ich hab schon Wochen vorher angefangen Nerventropfen zu nehmen. An diesem Tag war eine gute Freundin von mir da, weil meine Tochter am nächsten Tag Schuleinführung hatte. Ich hab es ganz tapfer den ganzen Tag verdrängt, bin auch nicht aufs Grab gegangen,(hab mich in Gedanken bei meiner Mutti dafür entschuldigt und ich denke sie hat es verstanden) Ich hatte viele Vorbereitungen für das Fest und hab viel Arbeit zusätzlich gemacht um nur ja keine Sekunde Zeit zum Denken zu haben. Meine Freundin ist mit meiner Tochter Blumen für Ihren Haarkranz kaufen gegangen und hat mich dann mit einem schönen Strauß für das Bild meiner Mutti überrascht und da konnt ich dann nicht mehr, ich hab gehuelt wie ein Schloßhund meine Freundin und meine Kinder mit und das hat gut getan, danach ging es dann wieder. Wir haben meinem Töchterchen einen schönen 1. Schultag gemacht, auch wenn wir alle traurig waren, dass die Omi nicht dabei war.
Ich denke aber man hat vorher mehr Angst vor diesem Tag als es eigentlich Bedeutung hat, irgendwie kann man ja doch nicht mehr leiden, als es eh schon der Fall ist.
Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig helfen.

allen liebe Grüße
Sylvia
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  #252  
Alt 15.10.2003, 11:27
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo Ihr alle,
ich war schon ewig nicht mehr hier, so kommt es mir zumindest vor. Da ich wenig Zeit habe, konnte ich Eure Beiträge gerade nur überfliegen. Seltsamerweise bin ich aber bei Deinem, sandrah, länger hängen geblieben, und ich kann Dir nur sagen, mir ging es nach dem ersten Urlaub, den mein Vater, mein Bruder und ich nach dem Tod von meiner Mama unternommen haben, auch richtig richtig schlecht. Ich hab tagelang nur geheult, obwohl ich eigentlich auch dachte, erholt zu sein. Aber es war dieser Augenblick, in dem ich erkannt habe, daß uns niemand bei unserer Heimkehr erwartet, daß meine Mama wirklich weg ist, der mich so fertig gemacht hat.
Ich hoffe, Dir geht es nun wieder etwas besser.

Ich bin zur Zeit wieder sehr traurig. Am 3. 10. 2003 war meine Mama genau 1 1/2 Jahre tot. Die Leute erwarten, daß ich wieder "normal" werde, daß ich nicht mehr so oft weine, aber eigentlich sind mir diese Leute egal... Auch wenn dazu leider mein eigener Freund gehört. Naja, das muß er eben leben, daß ich nicht so funktioniere, wie er sich das vorstellt.
Ich habe zur Zeit viel Schuldgefühle gegenüber meiner Mama. Wenn ich Eure Beiträge hier so lese, kommt es mir immer so vor, als ob bei Euch alles eitel Sonnenschein gewesen wäre, als Eure Mütter noch gelebt haben. Aber man erinnert sich ja auch nicht gerne an schlechte Zeiten. Ich hatte zeitweise sehr viel Streit mit meiner Mutter, weil wir völlig unterschiedlich waren. Diese Streitigkeiten konnten aber nie wirklich fair ausgetragen werden, weil ich schon immer Rücksicht auf ihre frühere Krebserkrankung genommen habe (zwischen ihrer Ersterkrankung und dem Rückfall lagen ja 12 Jahre, in denen sie "gesund" war). Ich dachte immer, ich kann sie nicht noch mehr aufregen oder ihr mal sagen, was ich wirklich denke, weil da ja auch immer diese Verlustangst war.
Irgendwann habe ich dann eine dicke Depression bekommen, ich denke, wegen all dieser Dinge, die ich aus Rücksicht auf sie nicht getan oder gesagt oder getan oder gesagt habe. Denn das war nicht ich, die bis dato gehandelt hat, sondern das 12jährige Mädchen in mir, das nicht wollte, daß seine Mama stirbt.
Ich wollte dann mal mit ihr "unter Erwachsenen" über all das sprechen. Doch da kam der Rückfall, für mich der GAU schlechthin, und ich hab wieder alles runtergeschluckt. So habe ich uns beide eigentlich um ein klärendes Gespräch gebracht. Naja, ein paar Sachen haben wir im Krankenhaus noch geklärt, aber das war zu wenig.
Mittlerweile habe ich auch kapiert, daß ich aus ihrer Sicht wahrscheinlich genauso schwierig war wie sie aus meiner. Also habe ich ihr eigentlich doch Kummer gemacht, und genau das wollte ich immer vermeiden. Und wir können nicht mehr drüber reden.

Vielleicht mag mir jemand von Euch was dazu schreiben. Vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen oder Gefühle.

Liebe Grüße, Mia
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  #253  
Alt 15.10.2003, 13:36
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Liebe Meli,
schön von dir zu hören. ich war und bin auch ziemlich gefasst seit dem Tod meienr Mutter. Und das konnte ich anfangs überhaupt nicht verstehen, weil ich mir während ihrer Krankheit imer wieer vorgestellt hatte, dass ich total zusammenbrechen würde, wenn sie sterben würde. Aber dem war nciht so, und ich glaube auch nicht, dass es noch kommt.
Ich weine manchmal, und öfter am Tag kommt einfach so eine Traurigkeit und der Wunsch, sie möge doch wieder da sein.
Aber ein Zusammenbruch oder der total zerstörerische Schmerz kam nicht - und wird auch nicht mehr kommen. Und das ist okay so. Jeder ist da anders, auch wenn man sich selbst manchmal nicht versteht. Es scheint dir da ein bißchen wie mir zu gehen. Lass einfach alles auf dich zukommen und nimm deine Gefühle an wie sie sind. Herrje, das klingt aber jetzt sehr pädagogisch! :-) Aber du verstehst bestimmt, was ich meine.
Es gibt hier ja einen Thread mit dem Titel "sie ist immer noch da", wo es um Kontakt - Aufnahme zu Verstorbenen geht. Irgendwo habe ich da mal gelesen, dass man nach dem Tod ein halbes Jahr warten soll. Warum weiß ich nicht, aber ich denke as anderen Gründen, dass es für dich verfrüht wäre.
ich glaube einfach nicht, dass es "gesund" ist, kurz nach dem Tod eines lieben Menschen schon Kontakt mit ihm aufnehmen zu wollen. Du solltest vielleicht erst mal den Tod deiner Mutter annehmen lernen, ihn begreifen und deine Mutter loslassen können. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es gut oder hilfreich ist, wenn man sich so an den Verstorbenen klammert und ihn nicht gehen lassen kann - für niemanden.
Ich hoffe, du bist mir nicht böse für diese Worte, ich mein es gar nicht bös und es ist ja nur meine Meinung. Was meinst du?

Alles Liebe,

Katrin
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  #254  
Alt 15.10.2003, 13:43
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Kiki,

du hast recht: die Zeit allein heilt die Wunden nicht. Ich glaube schon, dass sie die Trauer irgendwie verändert, aber sie lässt sie bestimmt nicht einfach verschwinden.
Das klingt jetzt wahrscheinlich woeder so pädagogisch - was hab ich denn heute bloß? :-) Aber ich sage es trotzdem mal so: ich glaube, dass die Zeit die Wunde heilt, wenn man sie zur verarbeitung und zur "Trauerarbeit" (ich finde dieses Wort gräßlich) nutzt.
Jemand, der seine Trauer und seine anderen Gefühle nur verdrängt und unterdrückt, der wird nach einem Jahr oder 2 Jahren oder was weiß ich auch nicht weiter sein. Vielleicht überfährt ihn seine Trauer dann eines Tages, obwohl der Tod der geliebten Person schon Jahre her ist.
Ich kann es nicht besser erklären, aber so könnte ich es mir vorstellen.
Umso froher bin ich, dass es Foren wie dieses gibt, weil man hier einfach genau das Schreiben kann /darf, was einem durch den Kopf geht.
Sei gedrückt!

Katrin
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  #255  
Alt 15.10.2003, 13:54
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Hallo Sylvia,

so wie wir uns nicht verrückt machen dürfen, weil wir fürchten, selber irgendwann Krebs zu bekommen, so wenig solltest du Angst wegen deiner Kinder haben. Es ist gar nicht gesagt, dass sie überhaupt gefährdeter sind.

Fotos machen wirklich besonders traurig. Ich habe mir einge von meiner Mutter rausgesucht und bewahre sie in einem extra - Kästchen. Es ist seltsam, sie anzuschauen, weil sie mir meine Mutter wieder so nah bringen, so lebendig scheinen lassen. Und das sind dann Momente, in denen mir wieder richtig klar wird, dass sie wirklich für immer weg ist.
Knuddel deine beiden Mäuse mal ganz dol von mir, ja? :-)
Viele liebe Grüße aus Münster - draußen ist das schönste Wetter und ich sitz im Büro... na klar!

Katrin
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