Brauche Hilfe!!!

[Kirsten67]

Liebe Heike,

was du schreibst, errinnert mich so an die letzten beiden Stunden meines Papas.
Das bewußte Wahrnehmen, was passiert, die Angst und auch er wollte nicht gehen.
Er hat sich auch immer wieder aufgesetzt, hat bis zum Schluß gekämpft,
auch er hat uns angesehen - fragend und hilfesuchend und unendlich traurig.


Diese Bilder sind jetzt für Dich übermächtig und es wird Zeit brauchen, sie zu verarbeiten und zu integrieren - denn vergessen wirst Du das sicher nie.
Aber ich wünsche Dir sehr, dass Du Dich irgendwann auch an die guten Dinge im Abschied erinnern kannst,
das Du da warst, ihn begleiten durftest, die letzten friedlichen Minuten erleben konntest und an den Anblick eines Schlafenden.

Ach Heike, ich sitze im Büro, habe die Tür geschlossen, wie sonst sollte ich die Tränen erklären?

Kirsten.

[heike_mike]

verblassen die bilder irgendwann von den hilfesuchenden Blicken?
Bitte, so wollt ich ihn nie nie nie in Erinnerung behalten.

Desi, danke für PN.
Ja wir wußten es, aber soooo schnell,nein das wußte keiner.

[Desi]

Ja, die Bilder verblassen mit der Zeit. Kann ich aus meiner Erfahrung sagen. Ganz vergessen wird man nie, aber irgendwann überwiegt die schöne Erinnerung.
Aber das braucht alles seine Zeit.

[Ronnya]

Liebe Heike......
ich schreibe ,ich lösche wieder,sitze vor dem pc und die worte kommen einfach nicht aus mir raus......
ich denke an Sahra,mein Gott.....wie ich diese Krankheit hasse........

Ich möchte mich aber auch Desis Worten anschließen,mach Dir um N. keine Sorgen.........
Schau Dir an,welch Eltern er hat...........
Du wirst einen wunderschönen kleinen Jungen bekommen.....

meine Liebe, ich schließe dich fest in meine Arme......
bin immernoch ganz fassunglos,wie alle hier........
und wir alle,stehen hinter Dir,wenn du den pc anmachst,sind wir da..........
Nein,es ist wohl kein Trost,aber ein klitzekleines Gefühl der Geborgenheit......,dass wir Dir dadurch vermitteln können.......

Heike,es tut mir soo leid.......
Regina

[lilysun]

Desi hat recht. Es verblasst, wird schwächer...es überwiegen die schönen Dinge an die Du Dich erinnerst und auch an die lustigen, vielleicht ärgerlichen..alltäglichen und besonderen Dinge.
Es braucht seine Zeit, auch das trauern. Wird nicht weg gehn, aber die Trauer verändert sich.
Und ein Teil von Mike ist immer bei Dir. Euer Baby....
und in ihm lebt er weiter.
Ich weiß, das ist kein Trost...und es ist verdammt scheiße ungerecht.
Unfair.
Aber ich weiß auch, daß mike nicht wirklich weg ist...auch wenn du ihn nun nicht mehr sehen kannst.
Er dich ganz sicher...und er ist noch da bei dir.
Und dann euch.

Ich finds gut, daß Du morgen mit einer Psychologin sprichst. Vielleicht tut dir das gut und Du findest etwas, worauf Du dich gerade auch ein wenig für sich selbst konzentrieren kannst. Wenigstens ein bißchen.

Ich denk an Dich.
Tu ich die ganze Zeit.

[Morgana]

Ja, Heike, diese Bilder verblassen.
Ich glaube: Angst...wenn man wie Mike liebevoll gehalten wird...dauert nur 1 Sekunde der Ewigkeit...er durfte bewußt und geliebt gehen.
Habe beim Lesen Deiner Zeilen wieder eigene Bilder vor Augen gehabt - doch es tut nicht mehr so weh.
Es schieben sich die Bilder des glücklichen gemeinsamen Lebens irgendwann davor...und diese Bilder sind Balsam für die Seele.

Die Erinnerung ist das einzige Paradies aus dem wir nicht vertrieben werden können [Jean Paul]

LG
Morgana

[stellina]

ach du liebe heike, die bilder werden irgendwann weich gezeichnet sein. ich habe sie auch mildern können, trotz des grauens, welches sie in meine seele brannten. immer wenns ganz schlimm wurde, habe ich mir ein besonders schönes bild in meinem hirn raus gesucht und mich dann auf dieses konzentriert. aber das dauert und braucht übung. du bist noch so neu in dieser elendigen situation, da ist der schmerz noch nicht zu kanalisieren. das leid ist noch im ganzen körper unterwegs, es muß sich erst ein passendes nestchen suchen.
ich umarme dich ganz, ganz lieb, tina.

[chrisi0211]

Liebe Heike!

Es ist sooo unendlich schwer einen geliebten Menschen "loszulassen", das dauert lange Zeit..., die Bilder in Deinem Kopf vergißt Du nicht, nur sie werden eine andere Bedeutung bekommen, sie werden nicht so wie jetzt im Vordergrund stehen, im Vordergrund werden Bilder aus Zeiten, wo es Mike noch gut ging stehen, Du wirst ihn "gesund" in Erinnerung behalten. Mir ging es bei Tante auf jeden Fall so. Am Ende ihrer Reise war sie nicht mehr sie selbst, sie war abgemagert, ihre Augen waren groß und man sah ihr einfach an, dass ihr Körper ausgemergelt war... Klar, vergesse ich das auch nicht, aber wenn ich an sie denke, vorwiegend eben an schöne gemeinsame Erinnerungen...

Heike, ja, Du/Ihr wusstet, dass es eines Tages soweit sein würde, jetzt wo es Tatsache ist, ist es trotzdem für Dich sooo unfassbar, irgendwie nicht realistisch, es ist Deine Seele/Psyche, die Dich da "beschützen" will, ich denke, dass man das sonst gar nicht auf die Reihe bekommt . Es ist toll, dass Du einen Termin bei einem Psychologen hast... Zu all Deiner immens großen Trauer kommt ja die bevorstehende Geburt von N. dazu - ein freudiges Ereignis... Für Dich sicher auch, aber gleichzeitig ist die Geburt für Dich auch ein trauriges Ereignis. Einfach weil Mike es nicht mehr erleben durfte...

Heike, bitte nimm´all die Hilfe, die Du bekommen kannst, an!!! N. braucht Dich gaaanz dringend. Und in der Schwangerschaft und nach der Geburt ist man ohnehin psychisch des öfteren etwas labil, das machen einfach die Hormone...
Ob ein Kaiserschnitt oder nicht, mmh, ich denke, Du wirst sicher die für Dich richtige Entscheidung treffen. Hätte ich damals die Wahl gehabt, hätte ich mich für eine natürliche Geburt entschieden, aber wie so oft im Leben, stellte sich die Frage erst gar nicht...

Ich schicke Dir ein riesengroßes Kraftpaket!

Traurige Grüße
Elke

[KGM]

es tut mir so leid, das es nun so plötzlich ging und Mike nun nicht mehr da ist..

Ich wünsche dir viel Kraft und hoffe du hast jemanden in deiner Nähe der dich auffangen kann!

Fühl dich lieb gedrückt!

[Kirsten67]

Liebe Heike,

ich finde die Bezeichnung von Tina sehr passend: die Bilder werden weich gezeichnet.

Deutlich sind sie für mich immer noch und dennoch haben sie ihren Schrecken (meist) verloren, weil ich heute unendlich dankbar bin, in diesen schweren Stunden bei Papa gewesen zu sein.
Ich bin sicher, dass Du das irgendwann auch beginnst zu spüren.

Heute weiss ich, dass Papa unsere Liebe und Trauer gespürt hat.
Und auch dafür bin ich dankbar.
Auch Mike hat Deine Liebe gespürt, Deine Anwesenheit bewusst wahrgenommen.
Er war in seiner Angst nicht allein, weil Du bei ihm warst.

Dieses Wissen nimmt nicht den Schmerz und den Verlust,
aber es wird Dir hoffentlich irgendwann die Verzweiflung über das Leid mildern.

Kirsten.

[Sonnenblümchen]

Liebe, liebe Heike,

es wird verblassen, eines Tages, aber es wird wohl noch eine Weile dauern.

Ich denke,erst wenn du in die Augen von deinem kleinen Krümel blicken kannst, wirst du Mikes Augen in seinem Gesicht erkennen. Dann sind es wieder lachende Augen, die dich ansehen und du kannst die erlebten Momente, deine unsagbare Trauer ganz langsam schwinden sehen.
Ich mag mir nicht vorstellen, wie es für dich sein mußte hilflos danebenstehen zu müssen.....

Andere tröstende Worte kann ich dir momentan nicht mitgeben.
Ich stehe nur einfach neben dir und halte deine Hand.

[Gittylein]

Auch ich kann bestätigen, dass das eher Schreckliche langsam verblasst.
Vielleicht kannst du, wie ich bei meiner Mutti damals, daraus schöpfen, dass Mike zuletzt ruhig und friedlich aussah. Irgendwann wird der Sterbende Eins mit sich und ist bereit. Das Morphium hat sicher auch dazu beigetragen.
Versuche dir ganz "bewusst" die friedlichen Bilder ins Gedächtnis zu rufen. Die, die dich nicht verängstigen.

Auch wenn es dir deinen Mann nicht wiedergibt und du sicher lachend und zugleich weinend euer Baby in den Armen hältst, so wirst du so vieles in ihm wiedererkennen und im Laufe der Jahre immer mehr.
Er hat dir das schönste Geschenk gemacht, das man eienr Frau machen kann. Und du hast ihm das schönste Geschenk gemacht, auch wenn er leider den Kleinen nicht mehr sehen kann.
Aber wer weiß das wirklich? Energie geht nicht verloren und Bewusstsein, die Seele steckt in einem Körper. Der Körper ist nicht mehr da, alles andere bleibt.
Und irgendwann ...

[Phönixerl]

Ich kann auch bestätigen, dass diese grausamen Bilder zwar bestehen bleiben, aber wie Tina es so treffend formuliert hat: sie werden weich gezeichnet.

Ich habe meinen Papa auch bis zum Schluss begleiten dürfen und ich hatte mir danach so sehr eine "bessere" Erinnerung an ihn gewünscht, als die der letzten beiden Tage. Aber je mehr Zeit verging, desto mehr von früher wurde präsent, desto lebendiger wurde er. Die traurigen Bilder sind auch da, aber in erster Linie sehe ich ihn gesund, kräftig, lachend, glücklich vor mir.
Und auch das Bild von Ronald in seinem Schmerz, in seinem Leid weicht langsam zurück und macht Platz für das Bild des Mannes, der er davor war.

Ich umarme dich

Claudia

[annika1977]

Liebe Heike,

in manchen Momenten habe ich die Bilder von Tim`s letzten Atemzügen ganz deutlich vor Augen und es trifft mich mit voller Wucht, aber je mehr Zeit vergeht um so mehr kommen Bilder von schönen gemeinsamen Momenten.
Und es ist so, wie Dietrich Bonhoeffer es geschrieben hat, man denkt mit Dankbarkeit an die Zeit die man miteinander verbringen durfte.
So geht es uns aufjedenfall.
So traurig wir sind, das er nicht mehr bei uns ist und so sehr wir wünschten es wäre anders, so dankbar sind wir doch,dass wir mit ihm seinen Weg gehen durften und von ihm ebenso geliebt wurden wie wir ihn lieben.
Bis dahin ist es ein ganzes Stück Weg, aber ich bin mir sicher das Du irgendwann verstehen wirst was ich damit sagen möchte.

Ich bin in Gedanken bei Dir und sende Dir ein Kraftpaket.

Mit vielen Stillen Grüßen

Anni

[beate55]

Liebe Heike,
seit einiger Zeit lese ich still mit und habe mit Euch gebangt und gehofft. Ich bin sehr traurig,dass Mike so schnell gehen musste und Du nun den kleinen N alleine auf dieser Welt begrüßen mußt.
Ich kann Dir aus eigener Erfahrung ( mein Mann starb vor genau 25 Jahren, damals 32jährig. Meine beiden Jungen waren 3 und 8 Jahre alt) sagen, dass diese schrecklichen Bilder verblassen und irgend wann keine große Rolle mehr spielen.
Ich war damals auch bei meinem Mann als er auf die andere Seite wechselte. Er versuchte mir immer etwas zu sagen, was ich nicht verstehen konnte, er merkte dass, bäumte sich auf und strengte sich ungeheuer an dabei. Erst als ich ihm sagte, es ist gut, ich habe verstanden, beruhigte er sich und konnte dann gehen. Sehr lange verfolgte mich die Frage, was denn so immens wichtig gewesen sein könnte, dass er nicht gehen konnte. Ich werde es in diesem Leben nie erfahren und später wird es wahrscheinlich nicht wichtig sein.
Mit der Zeit nahmen meine Gedanken eine andere Richtung. Schöne Erinnerungen, die beiden gemeinsamen Kinder, die heranwuchsen innige Momente... alles wurde wichtiger als die letzten Bilder. Heute denke ich ( bis auf jetzt natürlich) nicht mehr daran, auch am Todestag, der am 4.4. ist sind meine Gedanken nur liebevoll und dankbar aber nicht ängstlich.
Jedes Wort, was hier gesagt wird, kann Dich nur schwer erreichen, weil der Schleier der Trauer so dicht ist. Darum lass Dich nur lieb umarmen und Du wirst sehen, wie sich eines Tages der Schleier Stück für Stück lichtet und die schönen Erinnerungen bleiben. Das braucht seine Zeit, die musst Du Dir nehmen und du darfst, ja Du musst trauern, damit der Weg positiv gegangen werden kann. Ich wünsch Dir alles Liebe und viel Kraft, viele liebe Menschen in Deiner Nähe, die Dir helfen und Dich stützen.
Ich drück Dich unbekannterweise
Beate