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  #226  
Alt 26.02.2006, 00:18
Briele Briele ist offline
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Meine liebe Saphir,

bei mir hat es auch „plumps“ gemacht, ein Stein ist mir vom Herzen gefallen als ich Deine Nachricht las. So traurig alles ist, so froh bin ich, daß sie erst einmal daheim ist, Eure Mama, und daß Du alles organisieren konntest. Aber daran hatte ich ehrlich gesagt nicht gezweifelt.

Das ist nun eine ganz besondere Zeit, die Ihr miteinander verlebt. Liebe Wünsche, gute Gedanken begleiten Euch, ich hoffe Ihr seid nur von lieben Menschen umgeben, die Euch Gutes wollen, Euch gut tun.

In Gedanken bin ich viel bei Euch.

Deine Briele
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  #227  
Alt 27.02.2006, 21:35
Saphir Saphir ist offline
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Ihr Lieben,

nun sind fast 3 Tage vergangen. Ich muß sagen, ich bin völlig von der Rolle. Das kommt allerdings auch von der Übermüdung!!!!!!! Man muß sich wirklich von Kopf bis Fuß umstellen. Der "Alltag" wird jetzt absolut von Medizin, Pflege und bevorstehenden Tod bestimmt.
Es soll nicht allzu hart klingen....wir sind ja auch erst am "Anfang". Jedoch als ich heute nach einer Nachtschicht , ohne Schlaf nachzuholen, mit meinem Hund rausgegangen bin, war es sehr merkwürdig.
Die Sonne schien, ich sah andere Menschen, atmete ganz bewußt die frische Luft ein, und dachte plötzlich :"ICH LEBE". Wie in einem Film....
Die Zeit seit Freitag bin ich nur dabei, Medikamente zu besorgen, Mama zu pflegen, mit dem Pflegepersonal zu planen, mit dem Arzt zu sprechen etc.
Zudem erlebe ich ja auch pur den "Verfall" meiner Mama. Das klingt schrecklich, ich weiß!
Aber es ist einfach so. Der Körper sieht erschreckend aus, ihre Schmerzspitzen sind der Horror, und dann kommt auch noch die Verwirrtheit und Fantasiewelt dazu. Zwischendurch streichelt sie so liebevoll mein Gesicht, guckt dabei aber irgendwie durch mich durch. Da könnte ich nur heulen!
Unsere Mama hat sich schon unbemerkt verabschiedet. Wenn ich sie jetzt betrachte, ist einfach nur große Liebe für die Mama da, die mich während meines Lebens begleitet hat. Ich sehe irgendwie durch den Körper durch, der da liegt. Ich sehe meine vertraute Mama. Habe mich immer gefragt, wie man solche schlimmen Situationen meistern kann. Jetzt weiß ich es.
Nur immer die wiederkehrende Frage...."Warum wird sie so bestraft? Das hat sie nicht verdient..........."
Das wird niemand von diesem Planeten jemals beantworten können.
Ehrlich gesagt sitze ich jetzt schon seit einer Stunde vor meinem Laptop, und versuche euch meine Gedanken sortiert hier mitzuteilen. Es klappt nicht. Es ist viel zuviel in meinem Kopf, eine absolute Überflutung.
Wahrscheinlich brauche ich noch eine Zeit, um mich in dem jetzigen Moment wieder zu finden.
Seid gedrückt, eure Saphir
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  #228  
Alt 27.02.2006, 23:20
Briele Briele ist offline
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Hallo, liebe Saphir,

danke, daß Du trotzdem Zeit für uns hast, hier schreibst.

Auch wenn sich die Frage WARUM immer wieder aufdrängt, es nützt nichts, es wird darauf nie, nie, eine Antwort geben. Versuch sie weg zu schieben, diese Frage, man lässt sie am besten gar nicht hochkommen. Wir sind so gewohnt, daß es für alles eine Ursache gibt, eine Erklärung und es ist schwer auszuhalten, daß wir dann doch immer wieder Schicksalschlägen ausgeliefert sind.

Es gibt religiöse, esoterische Erklärungsversuche. Manchen Menschen tun sie gut, sind sie Trost, anderen wieder nicht. Das muß halt jeder für sich selbst herausfinden.

Du schreibst von „Schmerzspitzen“. Ich hab ja nicht viel Erfahrung,aber bei meinen Eltern war die Schmerzbehandlung eine kontinuierliche, d.h. sie hatten ständig Morphium durch das Pflaster. Es kam dadurch nicht zu Schmerzspitzen. Ich weiß natürlich nicht ob das einfach Glück war, oder eine großzügige Gabe, die natürlich auch bewirkte, daß sie meist dösten.

Mama hatte das einmal beklagt, meinte, sie würde lieber Schmerzen haben und klarer bei Verstand sein. Die Ärzte sagten, wenn sie ihr nicht großzügig Morphium geben, dann wäre es nicht auszuhalten. Was mich betrifft, so hätte ich natürlich gerne weiter mit Mama über alles Mögliche gesprochen, aber ich war schrecklich dankbar und froh, daß sie nicht leiden musste. Das hätte ich ganz schwer ausgehalten.

Ja, man ist in einem Wechselbad der Gefühle. Es ist schwer, es ist schön, man ist froh man ist traurig, man hat unglaubliche Kräfte und man ist sterbensmüde.

Ich kann mir vorstellen, daß Du nicht schlafen kannst, auch wenn es Dir möglich wäre, weil jemand anderer bei Mama ist. Mußt es aber versuchen, liebe Saphir !

Du beschreibst schöne, innige Momente. Du wirst sie für Dein restliches Leben mitnehmen. Ich wünsche Euch, daß Ihr noch viele liebevolle Berührungen, Blicke, Worte austauschen könnt.

In Gedanken bin ich bei Euch.
Deine Briele
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  #229  
Alt 28.02.2006, 09:26
Briele Briele ist offline
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Liebe Saphir,

Guten Morgen - wie war Eure Nacht?

Das ist ein nun ein P.S. zu meinem gestrigen Beitrag.
Ich habe geschrieben ..... das hätte ich ganz schwer ausgehalten, wenn Mama`s, Papa`s Schmerzen nicht beherrschbar gewesen wären.

Danach dachte ich, hm, ICH hätte es schwer ausgehalten, aber sie hätten sie gehabt, die Schmerzen. Einmal hatte ich eine Erkrankung mit tollen Schmerzen, also eine Vorstellung habe ich davor. Die Qualen, die man erlebt wenn ein geliebter Mensch Schmerzen hat, die sind auch nicht ohne.

Liebe Grüße
Briele
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  #230  
Alt 28.02.2006, 13:10
Saphir Saphir ist offline
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Liebe Briele,

heute Nacht habe ich in meiner Wohnung verbracht. Wir wechseln uns ja ab. Konnte aber gut auftanken.
Mit den Schmerzen ist es so eine Sache.
Mama hat einen 24Std.-Tropf mit viel Morphium, Morphinpflaster....jedoch braucht sie zwischendurch zusätzlich auch noch extra Morphium. Es ist schwer sie richtig einzustellen.
Der Krebs ist eine schlimme Sorte. Ihr gesamtes Knochengerüst ist befallen, sie hat auch wohl einige gebrochene Knochen dadurch, und die Schmerzen steigern sich einfach, teilweise täglich.
Sie ist schon lange in einem Dämmerzustand, anders wäre es garnicht möglich. Sie hat ab und zu minutenweise klarere Momente, dass aber meist auch nur kurz vor der nächsten "nötigen" Morphindosis.
Jetzt muß ich los. Ich melde mich wieder. Es tut mir so gut, dass ich mich mit euch austauschen kann. Egal wie kaputt ich bin. Mit so einem vollen Kopf kann ich sowieso nicht ins Bett. Vielleicht kommt hier so auch ab und zu mal etwas "wirres" zustande, aber dafür habt ihr ja Verständnis, oder?
Alles Liebe dir, und ich hoffe es geht dir gut.
Deine Saphir
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  #231  
Alt 28.02.2006, 20:33
Alina Alina ist offline
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Liebe Saphir,

gar nichts, was du schreibst, klingt wirr. Alle deine Sätze erinnern mich an "meine" Zeit mit Mama und könnten auch von mir geschrieben worden sein.
Ich kann mich auch noch gut an meine damalige "Dünnhäutigkeit" erinnern, ich nahm alles um mich herum viel intensiver war.

Es ist so schwer,sich von der Mutter verabschieden zu müssen und es tut mir weh zu lesen, wie sehr sich deine Mama plagen muss.
Es ist nun einerseits eine ganz intensive, aber auch die schwerste Zeit für euch. Es bleibt die Hoffnung auf Schmerzfreiheit und darauf, dass die Liebe, die man gibt, zur Mutter durchdringt und sie ein bisschen wärmen kann.

Während ich hier nach Worten suche, wird mir auch ganz schwer ums Herz.

Ich kann dir nur sagen, dass wir da sind, wann immer du schreibst. Bitte, plage dich nicht damit, deinen Text zu "strukturieren" , lass einfach dein Herz schreiben, liebe Saphir

Abends brennt immer eine Kerze für deine Mama hier bei mir,
Alina
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  #232  
Alt 28.02.2006, 23:29
Briele Briele ist offline
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Liebe Saphir,

es ist so wie Alina schreibt: nichts klingt wirr, denn vieles haben wir ja auch erlebt, und lass es hier einfach laufen, da brauchst Du wirklich nicht lange überlegen wie Du was schreibst.

Ach Saphir, es ist schwer was Deine Mama ertragen muß. Habt Ihr gute Unterstützung gefunden?

Wie geht es mit Deinem Bruder?

Liebe Grüße
Deine Briele
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  #233  
Alt 06.03.2006, 00:19
Briele Briele ist offline
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Liebe Saphir,

heute abend bin ich besonders viel in Gedanken bei Dir und Deiner Mama.

Alles Liebe
Deine Briele
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  #234  
Alt 07.03.2006, 20:59
Alina Alina ist offline
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Saphir, Liebe,

auch ich denke immer wieder an euch und hoffe, dass es euch so gut als in dieser Situation nur möglich geht. Habt ihr Ruhe vor diesem "Menschen" ( du weißt schon wer )? Können die Schmerzen deiner Mama beherrscht werden ? Kann sie in ihren Garten sehen ?

Wie geht es dir, Saphir, ist es zu schaffen ? Habt ihr genug Hilfe ?

Ich umarme dich, Alina
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  #235  
Alt 08.03.2006, 00:26
Saphir Saphir ist offline
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Liebe Alina, liebe Briele

erstmal möchte ich mich für eure wundervolle Unterstützung bedanken.


Meine geliebte Mama ist heute morgen um 2:45h gestorben. Sie hatte noch 10 Tage bei uns.


Die ersten beiden Tage war sie so kräftig, wie ein absolutes Wunder. Sie hat ein wenig gegessen, getrunken und mit uns geredet und gelacht.
Dann hat sich ihr Zustand aber stark verschlechtert. Sie konnte nicht mehr essen, dann nicht mehr trinken, Morphium wurde mehr und mehr etc....Sie begann "wirres Zeug" zu reden. Bis ich realisierte, dass sie ihre Vergangenheit durchlebt hat. Ihr Blick war auch durchsichtig, sie guckte immer irgendwie durch mich durch. Es gab für mich in den letzten 10 Tagen nichts anderes mehr. Nur Mama. Und darüber bin ich sehr froh. Auch wenn es über meine Kräfte hinaus ging, ich habe jede Sekunde genossen. Natürlich war es schrecklich sie leiden zu sehen. Aber dann bekam sie eben sofort Morphin.
Seit letzten Freitag habe ich die Nachtwache gemacht. Die gesamte Zeit war sehr intensiv, und ich bin so dankbar dafür. Wir haben sie in letzter Minute zu uns geholt. Was für ein Glück!!!
In der Nacht von Freitag auf Samstag bekam sie eine rasselnde Atmung. In der nächsten Nacht ist ihr Gesicht abgesackt. Seit letzten Freitag war sie auch kaum ansprechbar, und ab Sonntag konnte sie garnicht mehr reden. Das war sehr hart für mich. Ich wollte so gerne wissen, was in ihr vorging, was sie fühlte und dachte.
Gestern bin ich dann mal wieder nach Hause gefahren, denn ich konnte tagsüber auch nicht schlafen. Aber irgendwie hatte ich ein komisches Gefühl. Ich hatte Probleme das Haus zu verlassen. Ich hatte Angst, dass sie dann stirbt, sobald ich weg war.
Aber der Arzt, der sich ambulant um Mama gekümmert hat, riet mir eindringlich nach Hause zu fahren, um den Schlaf der letzten 3 Nächte nachzuholen.
Mit riesiger Überwindung entschloss ich mich dann tatsächlich, nach Hause zu fahren. Aber mein Herz sagte mir, dass ich mich vorsichtshalber gründlich von Mama verabschieden sollte.
So setzte ich mich zu ihr, küßte und streichelte sie, und ließ meinen Gedanken freien Lauf. (Sie hatte zu dem Zeitpunkt weder die Kraft zu sprechen, noch die Augen auf zu machen).
Ich sagte ihr, dass sie die beste Mutter für mich war, die sich jemand nur wünschen kann. Das ich froh bin, soviel von ihr geerbt zu haben, und sie einfach eine Wahnsinns-Frau ist.
Zum Schluß bedankte ich mich für die Zeit, die ich mit ihr verbringen konnte, und dass sie alleine entscheiden soll, wann sie gehen möchte. Das ich froh bin, wenn ich sie am nächsten Tag noch sehen könne, aber auch durchaus glücklich bin, wenn sie glücklich ist, bezogen auf den Tod und das damit einhergehende Ende ihrer Qualen.
Das zerriß mir das Herz. Denn ich bin so sicher, dass sie alles verstand, und stark zu weinen begann. Es hörte sich unter der rasselnden Atmung wie ein "wimmern" an. Und ich habe das Gefühl, dass sie mich so gerne streicheln, angucken und mir was sagen wollte. Und sie konnte es einfach nicht mehr.
Ich habe die gesamte Autofahrt über geweint.
Als ich gerade mal 2 Std. zuhause war, rief mein Bruder an. Sie begann weiße Flüssigkeit aus der Nase und Mund zu verlieren. Ich fuhr sofort wieder hin. Als ich um 01:00h ankam, war die rasselnde Atmung schon katastrophal schnell und hastig. Ihr gesamter Kopf wackelte vom Luft einsaugen. Zwischendurch hörte die Atmung auch auf, und ich war so beschäftigt damit, die austretende Lungenflüssigkeit aus Nase und Mund zu wischen. Der Anblick war einfach nur grausam. Sie hat sich so gequält. Aber es dauerte nicht lange, bis ihre Atmung plötzlich langsamer wurde, und das "Rasseln" verstummte. Dann öffnete sie sogar die Augen, atmete 4mal kräftig ein und starb. Meine Oma, Tante, Bruder und ich waren bei ihr und streichelten sie. Das Irre ist, der qualvolle Gesichtsausdruck verschwand innerhalb von einer Sekunde, und sie sah nur noch entspannt und glücklich aus.
Aber es ist trotzdem schrecklich. Mama hat uns verlassen, und ich weiß nicht, wie ich es aushalten soll. Der Schmerz sitzt so tief, es tut unbeschreiblich weh. Ich befinde mich total im Schock. Ich glaube, es wird lange dauern, bis ich begreifen kann, dass das Wirklichkeit ist.
Wir haben sie bis vorhin bei uns liegen gehabt. Sie bekam ihr Wunschkleid angezogen, und wir konnten den ganzen Tag Abschied nehmen. Doch die Leichenstarre, die Hautfarbe........es ist so heftig. Wie in einem Film. Zu grausam, um es zu realisieren. Ich hatte immer das Gefühl, sie bewegt sich jeden Moment wieder. Als ob sie nur ruht. Ich habe sie seit Monaten nicht so entspannt gesehen. Eine solch ruhige Aura umgab sie.
Doch als der Bestatter vorhin kam, konnte ich nicht mehr. Ich wollte es nicht zulassen, dass sie in den Sarg gelegt und rausgetragen wurde. Wie soll man diese Szenen verkraften, geschweige denn verarbeiten???????? Nun ist sie fort.
Freitag ist schon die Beerdigung. Ich habe so eine Angst davor. Ich packe das nicht!
Schon wieder frage ich mich und euch: wie soll ich das überstehen?
Ihre Nummer werde ich niemals aus meinem Handy löschen können. Aber ich kann sie auch nie wieder anrufen. Spüren. Riechen. Hören. Bei mir haben können.
Das geht einfach nicht. In ca. 2Std. und 30 min. ist sie seit 24 Stunden tot. TOT. Ich will bei ihr sein. Wann werde ich all dies begreifen können? Warum kann das nicht einfach nur ein böser Traum sein? Wie kann es nur solche Grausamkeiten geben?
Eure Saphir



P.S. Aber sie hat mir das größte Geschenk gegeben. Ich konnte bei ihr sein, als sie starb.
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  #236  
Alt 08.03.2006, 08:42
guggi guggi ist offline
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Und meine Seele spannte
weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande
als flöge sie nach Haus…

"Joseph von Eichendorff "

Eine stille Umarmung von mir
Karin
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  #237  
Alt 08.03.2006, 09:38
Petra+Sarah Petra+Sarah ist offline
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Liebe Saphir,
ich habe diesen Thread als stille Mitleserin verfolgt und habe nun auch Tränen in den Augen.
Ich wünsche Dir mein aufrichtiges Beileid und alle Kraft der Welt!
Herzlichst
Petra
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  #238  
Alt 08.03.2006, 11:09
Beate D. Beate D. ist offline
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Liebe Saphir, ich war hier auch immer eine stille Mitleserin. Erst einmal mein herzliches Beileid zum Tod deiner Mama. Sie hat es geschafft. Es geht ihr nun
bestimmt wieder gut....und welch ein Segen, daß du bei ihr sein durftest.
Über ein Jahr hast du hier gepostet, bist durch Höhen und Tiefen.
Und eines ist in diesem Jahr deutlich geworden: Du bist ein ganz besonderer Mensch, hast meine Hochachtung. Deine Mama kann stolz auf dich sein.
Fühl dich ganz lieb in den Arm genommen Deine Beate D.
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  #239  
Alt 08.03.2006, 12:05
Benutzerbild von rezzan
rezzan rezzan ist offline
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Liebe Saphir,
auch ich habe als stille Leserin deine Geschichte verfolgt und sitze nun tränenüberströmt an meinem PC. Auch ich habe meine Mutter zwei Jahre lang bei ihrem Kampf begleitet und die letzten Stunden und Minuten, die du beschreibst habe ich auch fast genauso erlebt. In der ganzen Zeit hat man die allerschlimmsten Momente seines Lebens und irrerweise möchte man trotzdem nicht eine Sekunde missen. Es ist einfach absolut verrückt und unwirklich. Bei mir ist es jetzt über vier Jahre her und immer noch tut es schrecklich weh, wenn ich daran denke was sie alles erleiden musste. Trotzdem hatte ich danach das Gefühl, keine Angst mehr vor dem Tod zu haben. Dieser Friede, der gerade in dem letzten Moment ausgeht ist einfach magisch und man fragt sich, wovor man eigentlich die ganze Zeit Angst hatte. Ich bin kein esoterischer Mensch, eher im Gegenteil, aber niemals hätte ich erwartet, dass der letzte Augenblick so schön und natürlich ist. Ich bin sicher, dass auch du gespürt hast, dass deine Mutter keinen Hauch von Angst hatte, oder? Dieser Gedanke und dieses Erlebnis waren mein größter Trost, vielleicht hilft dir dieser Gedanke auch ein kleines bißchen?

Aber sie wird dir fehlen, ganz furchtbar sogar - aber glaub mir, man hält es aus. Die Traurigkeit ist zwar immer gegenwärtig, sie wird nur einfach anders. Auch wenn es dir unvorstellbar vorkommt: Du wirst es schaffen und alles wird gut. Das hört sich so platt an, aber es ist wahr. Deine Mama ist in jedem Fall bei dir - immer
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  #240  
Alt 08.03.2006, 18:20
Briele Briele ist offline
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Meine liebe Saphir,

es tut mir leid, es tut mir schrecklich leid, daß Deine Mama so früh sterben musste, Du von Trauer erfüllt bist. Zugleich bin ich froh für Deine Mama. Nun hat das Leiden, haben die schrecklichen Schmerzen, die Ängste, die Verzweiflung ein Ende. Das ist vorbei. Sie ist in Sicherheit.

Saphir, wenn es so etwas wie ein kleines Glück in großer Angst und Verzweiflung gibt, dann habt Ihr es gehabt. Es gab eine Zeit, da war mir ziemlich bang ums Herz und ich hab auf meine Art darum gebetet, daß sich zeitlich alles ausgeht. Ihr habt es gut hin gekriegt.

Du schreibst von Deiner Verabschiedung, daß Mama weinte. Man denkt beim Weinen meistens nur an Trauer, an Schmerzen, aber die Tränen kommen ebenfalls vor Liebe, Ergriffenheit, und auch vor Erleichterung. Wie es ist wenn man gehen muß, wir wissen es nicht. Deine Mama konnte es beschützt tun, liebevoll umsorgt, sie wird darüber ungeheuer erleichtert und froh gewesen sein.

Am Freitag nun das Begräbnis. Wahrscheinlich wirst Du mir nicht glauben wenn ich Dir sage, man steht irgendwie ein bisschen neben sich selbst. Mir hatte man das auch gesagt und ich konnte es mir nicht vorstellen. Aber es war dann so.

Rückblickend kann ich sagen, daß beide Male, bei Mama und bei Papa, die Zeit der Krankheit und des Sterbens viel schrecklicher war als das Begräbnis, und die Zeit der Trauer schmerzhafter. Bitte fürchte Dich nicht, liebe Saphir! Deine Mama ist bei Dir. Begraben wird ihr armer, malträtierter Körper.

Wahrscheinlich spürst Du sie schon jetzt und das wird so bleiben. Zweifle nicht daran, wenn es so ist, sondern versuche inne zu halten, Dich zu öffnen, für sie da zu sein, sie aufzunehmen.

Es braucht seine Zeit. Man fühlt sich wie ein Haufen wundes Fleisch. Man lebt Stunde für Stunde, Tag für Tag, zählt immer mit, führt eine Art Protokoll.
Aber es ist und bleibt nicht so wie Du jetzt schreibst: nie mehr anrufen können, nie mehr spüren, riechen, hören, bei sich haben können.
Die körperliche Sehnsucht bringt einen fast um, aber man kann es dann wieder: anrufen, ohne dabei etwas in der Hand zu halten, und auch das Spüren, das Riechen, das Hören kommt wieder und irgendwann wirst Du Deine Mama so gut bei Dir haben, daß du sie in Dir lachen hörst.

Deine Mutter muß ein ganz tolle Frau gewesen sein. Und Du bist eine ganz tolle Tochter. Es war ein Jahr das Dir viel abverlangt hat, Dich oft an Deine Grenzen gehen hat lassen, vielleicht war es in und für Deine „Lebensschule“ das wichtigste, das Jahr, das Dich am weitesten voran gebracht hat. Du hast es so gut gemacht Saphir, bist eine feine Tochter!

Ich hoffe Ihr könnt gut zusammenhalten, Du und Dein Bruder und Euch gegenseitig trösten und stützen.

Wenn Du an mich denkst, dann stell Dir vor, daß ich Dich halte.

Noch etwas vom Maxim Gorki:

Alles, was schön ist, bleibt schön,
auch wenn es welkt.
Und unsere Liebe bleibt Liebe –
Auch wenn wir sterben.


Ich denke an Dich, an Deine Mama, Deinen Bruder und habe eine Kerze brennen.

Deine Briele
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