Er hat den Kampf verloren ...

[Ela4811]

Hi Stella,

ich war auch schon am Überlegen, ob ich nicht mehr so oft ins Forum gehe. Ich mache das nur, wenn mein Freund nicht da ist... Er ist auch noch auf der Arbeit...

Ich will heute baden gehen mit einem Buch. Vielleicht lenkt mich das ein wenig ab. Ich bin heute nur so fertig, da ich der einen geschrieben habe, wie alles bei Mam war. Das wühlt mich schon sehr auf. Aber ich hätte auch gerne jemanden gehabt, der mir das alles sagt. Von den Ärzten haben wir sowas nie gehört. Zu letzt vom Pflegedienst und von dem Hausarzt... Mir hätte das viel geholfen und deshalb schreibe ich ihr auch. Tut halt weh, gerade wo ich so sensibel bin...

So so ihr wollt fernsehen. Schon einen Film in Aussicht???

[stella29]

Nein, wir wollen uns durch TV - Programm durchzappen
muss morgen auch ganztags arbeiten, deshalb wird es auch nicht so lange.. aber ich will einfach, daß er sieht, ich hocke nicht am pc sondern nehme mal wieder am normalen Leben teil

Obwohl ich ja meist eh nur online gehe, wenn er nicht da ist. Aber ich hatte auch in den letzten Wochen keine Lust zusammen zu sein.. Ich wollte dauernd meine Ruhe. War zwar schwer für ihn - aber ich hatte echt "Panik" - wollte nicht das andere mich in den Arm nehmen die es sowieso nicht RICHTIG verstehen... kann ich grad schlecht erklären... mitlerweile geht es schon etwas besser, da freu ich mich wenn jemand hier ist. War immer lieber bei meiner Mama oder Schwester, um uns gegenseitig zu stärken.

Ich finde es eine gute Idee mit dem Bad - da kannst du entspannen und ein Buch zu lesen wäre auch mal was für mich ... aber das kann ich irgendwie noch nicht. Dazu bin ich noch zu aufgewühlt, könnte mich nicht wirklich konzentrieren.

Das ich dir gestern bisschen helfen konnte find ich priiiima - das freut mich

Also ich kann dir nur Recht geben - ich teile auch gerne meine Erfahrungen anderen mit. Denn uns hat NIEMAND etwas mitgeteilt - war auch so sehr vom Klinikpersonal enttäuscht - mussten allen Infos hinterher rennen ! Und immer zwischen Tür und Gang wurden wir kurz mit Infos gefüttert - meist weniger als erhofft. Keiner hat uns klipp und klar aufgeklärt - ich bin heute noch soooo wütend darüber - und auch über mich : das wir nicht NOCH MEHR genervt haben, nicht weiter gebohrt nach Infos usw... Aber wir waren doch alle total überfordert - täglich wechselnde Ärzte, neue Infos usw... Es ging ja dann alles so schnell. Hab mir letzendlich alle Infos hier aus dem Netz geholt. Klasse, oder ????


Bist auch so sehr enttäuscht von den Ärzten ?

[Ela4811]

Ich nehme ein Buch mit, was ich bereits kenne

Ich weiß gar nicht, wo ich da anfangen soll... Mam war zur Kur. Angeblich hat sie Lungenentzündung gehabt. Eine junge Lungenärztin kam auf die Idee, dass muss vom Kopf her kommen muss oder ein Herzinfakt, den keiner bemerkt hat. Ihr ging es immer schlechter. Endlich ist sie in die Klinik gegangen. Eigentlich müsste man meinen, dass die dort besser sind. Aber nein, wieder wurde wertvolle Zeit vergeudet. Mam hatte einen Gehirntumor (eigentlich 3), dadurch konnte sie sich nicht mehr so ausdrücken und hat dafür länger gebraucht. Die haben sich einfach umgedreht und sind raus gegangen, wenn es zu lange gedauert hat. Zum Glück hat mein Papa das mal mitbekommen. Danach folgten Untersuchungen, OP usw. Die Ärzte haben nie ganz die Wahrheit gesagt. Jetzt weiß ich, dass der Tumor sich von Zucker ernährt (Mam wollte immer nur Cola trinken, davor hat sie das Zeug gehasst), aber auch nicht von den Ärzten. Keiner hat gesagt, dass es Wesenänderungen auftreten und diese nicht mehr weg gehen. Man hat uns alleine gelassen mit allem!!!

Richtige Hilfe hatten wir vom Pflegepersonal. Die eine Schwester (die Chefin) kam sogar nachts. Und als Mam im Sterben lag, ist sie noch mal gekommen und lange geblieben. Woher sollen wir das wissen... Der Hausarzt war immer da und hat Tips gegeben und gefragt, ob mein Papa das noch kann sonst überlegt er sich was, damit Mam zu Hause bleiben kann.

Aber der alte Hausarzt und die Klinik haben wertvolle Zeit vergeudet (bestimmt 6 Wochen). Innerhalb von 4 Wochen ist ein neuer Tumor gewachsen!

Meine Schwester und ich haben uns geschworen, dass wir uns immer die Wahrheit sagen. Mam wußte am Anfang nicht, dass es keine Hoffnung gibt (wir ja auch nicht). Sie hatte keine Chance mehr gehabt, ihre Wünsche zu erfüllen... Und das tut mir weh!

Ich glaube, im Moment verarbeite ich das alles endlich. Ich habe kaum darüber geredet meistens geschwiegen. Es muss halt mal raus.
Ich habe mal gelesen, während der Trauer hat man eine Phase, wo man wütend auf den ist, der einen allein gelassen hat... Wie kann ich wütend auf Mam sein, wo sie nicht sterben wollte und alles tapfer mitgemacht hat. In der Klinik meinte sie zu uns, mit so einem Ding im Kopf kann man 100 werden...

Tut mir leid, dass ich soviel schreibe. Mir fällt alles wieder ein...

Ich wünsche euch einen schönen Abend...

Ela

[stella29]

Liebe ELa,

muss doch dich nicht entschuldigen weil du mehr schreibst !!! Es gibt einfach viel zu sagen über dieses Thema . ... deshalb darfst ruhig alles schreiben, ich lese das alles eh ganz gespannt ... denn ich finde immer mehr gleiche Dinge...

Papa war die letzte Woche auch sehr verwirrt, und der eine Arzt meinte, ob vom Kopf schon ein CT gemacht wurde ! HALLO : WER ist hier der Arzt : na klar - es wurde 4 Wochen nur gecheckt usw... Da war auch der Kopf dabei - wieso guckt er nicht in seine Unterlagen ?????? Wieso fragt er uns - ER ist doch der Arzt.
Er meinte, die Verwirrtheit "könne" ein Tumor im Kopf sein... "Könnte" - Papa lag im Sterben mit Nierenversagen - ist doch klar das er da auch verwirrt zum schluss ist, oder ???? Er hatte ja genug Schmerzmittel, sollte man da noch klar bis zur letzen Minute sein ?

Wir wissen doch selbst nicht, was beim Sterben passiert... Was nun letztendlich zum Tod geführt hat, wissen wir ja auch nicht 100% da wir keine Obduktion durchführen liesen.

Die Wut besteht immernoch. Ich kenne das nur zu gut !

[HelmutL]

Halo Stella, hallo Ela,

Also, das mit der Whrheit ist so eine Sache. Ich muss dazu sagen, Myriam war im Brustzentrum und bei den begleitenden Ärzten, Heilpraktern sehr gut aufgehoben.

Auch uns hat niemand die Wahrheit gesagt. Zumindest nicht die ganze schreckliche Wahrheit. Was machst du, wenn dir wirklich jemand die volle, nackte Wahrheit sagt?? Den Angehörigen trifft es vielleicht nicht so hart, doch wie geht es dem Patienten?? Wie fühlt der sich?? Also ich für meine Person bin heute froh darüber, nicht die volle Wahrheit gewusst zu haben. Sicher, man konnte sie auch zwischen den Zeilen lesen, wir haben das aber auch schnell wieder verdrängt, wir wollten ja schliesslich kämpfen!! Manchen Bericht habe ich nur überflogen und dann schnell zur Seite gelegt, um nicht darüber nachdenken zu müssen. Wir wollten die volle Wahrheit gar nicht wissen, Sie hätte uns gelähmt, in tiefste Depressionen gestürzt, hoffnungslos wären wir gewesen, ohne Ziel.

Dann stellst man alles in Frage. Nichts hat mehr seinen ursprünglichen Wert, alles ist wertlos! Ist das wirklich wünschenswert?? Stell dir vor: ein und ein halbes Jahr Hoffnungslosigkeit. Das kannst man sich garnicht vorstellen. Das übersteigt alles.

Das, was ich geschrieben habe trifft vielleicht nicht so ganz eure Situation. Keine Infos zu erhalten ist natürlich genau so schlecht. Da wird man auch fast verrückt. Solche Ärzte wie ihr sie hattet, kann man, was Menschlichkeit betrifft, in der Pfeife rauchen. Es kann nur sein, dass selbst das furchtbar stinkt. Wohingegen die halbe Wahrheit durchaus sehr viel mit Menschlichkeit und Feingefühl zu tun hat. Das einfachste für Ärzte ist immer noch die volle Wahrheit. Einmal gesagt, Schluss, Aus, Basta. Schau zu, wie du damit fertig wirst!

Ich weiss jetzt nicht, ob ich eure Situation so richtig getroffen habe. Nur, das hier sind halt so meine Gedanken zum Thema "Wahrheit am Patienten".

Alles Liebe

Helmut

[HelmutL]

Hallo Stella,

Habe noch was vergessen: Das Bild ist toll. Opa und Enkel. Es drückt so viel Vertrauen, Liebe, Glück, Geborgenheit und Stolz aus.

Für dich könnte es bedeuten: du hast eine wunderbare Erinnerung an deinen Vater. Zudem auf einem Bild, das du dir immer wieder ansehen kannst, um die Erinnerung aufzufrischen. Die Erinnerung, dass dein Vater das Glück geniessen konnte, seinen Enkel im Arm zu halten.

Alles Liebe

Helmut

[stella29]

Hallo Helmut,

danke !!!!!

JA - es ist mein Lieblingsbild - es zeigt genau das, wie ich Papa in Erinnerung habe.... Als stolzen Opa, der sehr liebevoll war.

So werde ich ihn immer in Erinnerung behalten - auch wenn es immer sehr schmerzt, wenn ich diese Bild sehe. Aber es sagt mehr als 1000 Worte, deshalb MUSS ich es zeigen. Ich liebe diese Bild.

Jetzt heul ich gerade wie ein Schloßhund. Es tut so weh, das Endgültige . .. Das kann ich einfach nicht akzeptieren.. Es schmerzt.

Danke Helmut für die lieben Zeilen - du hast es mal wieder genau auf den Punkt gebracht.


Lieben Gruß

[Roebi]

Liebe Stella!

Ich reiche Dir ein Taschentuch und halt Dich einfach nur mal ganz fest!
So wie es Dir jetzt geht, ging es mir gestern Abend.

LG Röbi

[stella29]

DANKE


Es ist alles so unfair - ich versteh es alles nicht.

[Pflegefrau]

Liebe Stella,
auch ich möchte Dich ein wenig trösten und Dir mein Geschwader zur Ünterstützung in den traurigen Stunden schicken.
Das Bild mit Deinem Vater und Enkel strahlt soviel Wärme, Liebe und Geborgenheit aus. So wie diese Geborgenheit darfst Du Dich von Deinem Vater hier auf Erden beschützt wissen, da bin ich mir ganz sicher. Unsere Lieben passen gut auf uns auf, meine Tochter hat es mir versprochen!

Sei ganz fest
Hedwig

[stella29]

Hallo Hedwig,

auch ich wünsche es mir so sehr, daß Papa nun auf uns alle aufpaßt und das es ihm gut geht .. Keine Schmerzen mehr hat... das ist ein Trost.

Auch du hast furchtbares erlebt. Weiß nicht so recht, wie man anderen Trost spenden kann, wenn man selbst so verzweifelt und traurig ist.

Aber ich versuch es einfach, indem ich hier schreibe, mitleide und an alle denke.

Wünsche Dir weiterhin viel Kraft und das wir einfach einen Weg finden mit diesen schweren Verlusten umgehen zu können.

Lieben Gruß

[stella29]

Heute vor genau 4 Wochen

- wurdest du uns genommen

- dreht sich Welt um uns herum ganz anders

- ist nichts mehr wie es vorher war

- hat das Leiden ein Ende

- aber auch unser Leiden hat begonnen

- wurde aus schlimmen Vorahnungen bittere Wahrheit

- kennt das Wort SCHMERZEN eine neue Dimension = Trauer


Trauer um DICH, geliebter Paps, den immer die anderen wichtiger waren als er selbst. Trauer, die nie enden wird, weil du uns auch ohne ende betrauern würdest.

Am Donnerstag vor 4 Wochen um 14:24 stellten die Ärzte keinen Puls mehr fest - und seitdem dreht sich die Welt nur noch um dich.

Wir alle denken an dich, wir lieben Dich. Bleibst unvergessen, immer in unseren Herzen. Danke für alles, alles was du uns gegeben hast an Liebe.

Mir bricht es das Herz - aber nicht ganz - dein Enkel braucht uns alle - das wolltest du so.

In ewiger dankbarer Liebe !

[stella29]

Nun wissen wir Deine Urnenbeisetzung:

Am 10.04.08 10:30 :-(

Das sind 6 !!!! Wochen nach deinen Tod - verrückt, wie lange das nun gedauert hat.

Nochmal Abschied nehmen - es fällt mir so schwer. Habe Angst, denn ich kann es kapieren, wie du als stattlicher großer Mann in eine kleine Urne passen sollst. Es ist so unreal.

Eine Woche wieder mit Angst, ich schaff das langsam nicht mehr. Es zehrt so sehr an den Nerven, ich will dich doch einfach nur zurück

Bin so traurig.

[Roebi]

Liebe Stella!

Kopf hoch, Du schaffst DAS! Wir werden alle in Gedanken bei Dir sein, und Dich unterstützen! In Gedanken werden wir alle an Deiner Seite stehe, und Dich stützen.

Nur nicht die Nerven verlieren, denk an Deinen kleinen Schatz, er braucht Dich, genauso, wie Du Deinen Papa mal gebraucht hast, und jetzt auch wieder bräuchtest.

LG Röbi

[stella29]

Danke Roebi
bald kann ich dann auch Papa`s geliebte Blumen bringen.. Nun haben wir wenigstens bald einen Ort.

Darf jetzt in die Arbeit -wenigstens werde ich nun abgelenkt.

Bis dann

Ganz lieben Gruß und danke für alles !