Darmkrebs überstanden, jetzt Löcher im Darm

[Jaroldine]

Erstmal vielen lieben Dank für eure Antworten!

Dass austretender Stuhl so gefährlich ist, war mir nicht bewusst! Aber die Ärzte sprachen ja auch nicht von "wir müssen sofort operieren!" oder dergleichen, sie raten uns lediglich dazu. Es sollte ihr auch eine Drainage gelegt werden, dann hieß es aber, die wäre nicht nötig, da wäre auch keine Flüssigkeit.

Das Loch muss weg, klar, aber (es tut mir leid, wenn das jetzt absolut blöd klingt, aber ich bin kein Experte) wäre es denn theoretisch möglich das Loch einfach zuzunähen, sobald die Entzündung mit dem Antibiotika zurückgegangen ist? Oder gibt es noch andere Möglichkeiten, das Loch zu schließen, ohne dass gleich wieder ein komplettes Stück Darm weg muss?

[Alpenveilchen]

Liebe Jaroldine,

Du musst Dir das so vorstellen, dass die Darmhaut durch alles was sie mitgemacht hat, insbesondere wenn sich der Stuhl gestaut hat, an manchen Stellen gedehnt ist und dadurch dort immer dünner geworden ist, - ungefähr wie eine Kaugummiblase, die man auch nicht beliebig dehnen kann. Bei wiederholten Verstopfungen dehnt sich die Darmhaut immer wieder an denselben (schwachen) Stellen. Es kann sein, dass an so einer Stelle nun das Loch entstanden ist. Dann kann man nicht nähen, weil die Haut rundherum ebenfalls durch die Dehnungen geschwächt ist und dann statt dessen an den Nähten neue Löcher aufreissen. Die dünne Haut entzündet sich auch leicht. Daher ist es das einzig sichere, wenn die Ärzte den Bauch nochmals öffnen und die zu dünne Stelle wegschneiden. Dann können sie den Darm dort zunähen, wo die Darmhaut stabil ist und die Belastungen des Nähens und Zusammenwachsens aushält. Es ist normalerweise eine Selbstverständlichkeit, dass man das schnell operiert um Blutvergiftungen usw. gar nicht erst aufkommen zu lassen. Wenn die Haut an dieser Stelle zu dünn ist, wird das von selbst nicht besser. Es ist nur eine lebensgefährliche Quälerei für Deine arme Mutter.

Liebe Grüsse
vom Alpenveilchen

[chaosbarthi]

... und außerdem müssen sie während der OP den Bauchraum mit Antibiotika spülen, um der Entzündung Herr zu werden und einer Peritonitis entgegen zu wirken.

LG chaosbarthi

[Jaroldine]

Zwar eigentlich ein Grund zur Freude, aber ich verstehe gar nichts mehr:

Jetzt wird meine Mutter am Wochenende aus dem Krankenhaus entlassen. Ihre Blutwerte wären völlig ok.

Sie muss jetzt noch einige Wochen Antibiotikatabletten nehmen, dann wird erst wieder untersucht (mit CT) was nun mit dem Loch ist...

Ich hasse dieses auf und ab!

[Jaroldine]

Habe heute einen Anruf von meiner Mutter erhalten, sie liegt wieder im Krankenhaus. Wieder ein Loch im Darm, diesmal 1 cm groß. Es ist Stuhl in den Bauchraum ausgetreten, hat sich entzündet.

Und das schon wieder, als wir alle glaubten, es geht aufwärts mit ihr. Sie hatte nun ein paar Wochen Krankengymnastik und Massagen, da sie ja nun seit über einem Jahr mehr oder weniger nur daliegt, das hat ihr gut getan und ihr Darm hat langsam angefangen, die Nahrung wieder besser zu verarbeiten.

An einer OP führt kein Weg vorbei, meinen die Ärzte. Der Bauchraum müsse ausgespült werden und sie versuchen das Loch zu schließen. Mehr können sie momentan noch nicht sagen, erst während der OP. Es entscheidet sich auch erst während der OP, ob es ein vorübergehendes oder ein dauerhaftes Stoma wird :-( Deprimierend war auch die Aussage der Ärztin, die sie damals bei der ersten OP, als der Tumor entfernt wurde, operiert hat: Von 6 Patienten, die einen ähnlich schweren Eingriff wie meine Mutter etwa zur selben Zeit hatten, haben mittlerweile schon 4 einen dauerhaften künstlichen Darmausgang.

Wann hört das denn endlich auf???

Hoffnung macht nur die Einstellung meiner Mutter momentan: Sie hat sich glaube ich schon ein bisschen mit dem Gedanken an ein dauerhaftes Stoma angefreundet. Sie meinte heute, dass alles besser sei, als die Schmerzen und das Auf und Ab, das sie im vergangenen Jahr hatte. Vielleicht gibt ihr das ja endlich etwas Lebensqualität zurück?

[Jutta]

Hallo Jaroldine,

ein dauerhaftes Stoma ist bei ganz vielen von uns D E R Lebensretter gewesen ............

So sehr es auch noch in den Köpfen der Menschen negativ spukt, umso weniger ist ihnen klar, wie unglaublich ein Stoma den Heilungsprozeß unterstützen kann. Ein künstlicher Ausgang ist nicht die Pest, oder etwas Schlimmes. Heute ist die Versorgung so toll, dass du garantiert niemandem auf der Straße ansiehst, was riechst oder bemerkst, dass er/sie Stomaträger ist. Ein Stoma gibt dem Darm die Ruhe und die Möglichkeit sich langsam und richtig zu erholen, zu genesen. Schaue und lese dich einmal hier: www.stoma-forum.de ein.

[teddy.65]

Liebe Jaroldine,

liebe Grüße an deine Mutter und alles Gute!

Ich möchte mich Juttas Meinung anschließen und ein wenig Mut zum Stoma machen. Ich habe mein Colostoma morgen bereits 6 Jahre und weiß die Vorteile eines Stoma gegenüber einem inkontinenten Schließmuskel durchaus zu schätzen.

Wir drücken deiner Mutter die Daumen, dass es recht bald wieder bergauf geht.