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#1
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AW: Ich kann ohne dich nicht leben
Morgen ist das Urnenbegräbnis - und so geht alles seinen Lauf.
Wenn etwas uns fort genommen wird womit wir tief und wunderbar zusammenhängen, so ist viel von uns selber mit fort genommen. Gott aber will, dass wir uns wiederfinden; reicher um alles Verlorene und vermehrt um jenen unendlichen Schmerz. R.M.Rilke |
#2
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AW: Ich kann ohne dich nicht leben
ich denk an dich
silverlady |
#3
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AW: Ich kann ohne dich nicht leben
Liebe Marian,
der Schmerz, den geliebten Partner von seiner Seite gehen zu lassen, ist sicher ein anderer Schmerz als ein Elternteil zu verlieren. Was wir alle gemeinsam haben ist der Verlust. Die Leere und die Schwere in unseren Herzen. Gerade ist die Frau eines sehr guten Bekannten gestorben. Sie stieg am Morgen in ihren Wagen...wie jeden Morgen. Sie war Diabetikerin...Ein Zuckerschock...ich kann Dir genaues nicht sagen...sie verlor das Bewustsein..das Auto raste ungebremst in eine kleine Parkanlage und traf auf einen Baum. Sie war auf der Stelle tot Sie stand am Mittag nicht an der Grundschule um ihr Kind abzuholen und sie saß am Abend nicht mehr am Tisch um mit ihrer Familie zusammen das Essen einzunehmen. Er, mein Bekannter, sah mich an...sagte " sei glücklich...ihr hattet so viel Zeit um Abschied zu nehmen!" Ich wollte mich erst wehren...fand es unangemessen, das er verglich...aber es stimmt...seine Frau wurde ihm ohne Vorwarnung entrissen. Er und sein Kind wurden ohne Ankündigung in ein neues, ganz anders Leben geschuppst.In der Tat...ich war vorbereitet. Wir sind einen sehr harten aber auch sehr bewusten Weg gegangen. Dies lässt die Trauer nicht weniger werden und die Tränen nicht versiegen...aber ich sehe es anders an. Diese Zeit des Begleitens hat uns verändert...Dich, mich und die vielen anderen.Die Welt dreht sich weiter mit uns, ohne unsere Lieben und doch...sie sind da...wir sehen durch ihre Augen und wir fühlen ihre Gefühle. Ich rieche meinen Vater..er streichelt mich wenn ich Angst habe und er spricht mir Mut zu wenn ich drohe zu verzweifeln.Ein großes Geschenk, welche ich "großes Mädchen" bekommen habe.Ich habe meinen Vater nach der Scheidung mehr vermisst, als ich gedacht habe. Dies fühle ich heute, nachmdem ich ihn wieder verloren habe.Er war nach der Scheidung von meiner Mutter viele Jahre im Ausland. Er hat ein neues Leben gesucht und er hat den Abstand gebraucht. Später hat er eine neue Familie gegründet...nochmals eine Tochter bekommen...ein Jahr nachdem ich ihn zum Opa gemacht habe. In dieser neuen Familie habe ich nie einen Platz gefunden. Ich habe meinen Platz in meiner eigenen Familie. Ich habe es nicht als schlimm empfunden, weil ich die Aufgaben als junge Mutter, an der Seite meines Mannes....im Gestalten meines Lebens...als sehr erfüllend empfunden habe.Als meine große Tochter aus dem Haus ging...in ihr eigenes Leben...kam mein Vater zurück. Verletzt...alleine..nur der Hund war ihm geblieben. Als der Hund ging,kam die Krankheit! Wie ein Paukenschlag. Bei all dem Leid, bei all dem Schmerz, bei all der Verzweiflung, es war die wertvollste Zeit in unserem Leben.Er fühlte, wie gut es ist ein Kind zu haben...ich fühlte wie gut es ist einen Vater zu haben. Ich habe jetzt keinen Vater mehr. Diese Lücke kann ich nicht einfach schließen. Er ist nicht zu ersetzen.Ein ungewöhnlicher, einzigartiger...ein starker Mensch.Ich werde ihn immer lieben...auch wenn es Frühling wird und ich wieder lachen werde. Mariesol |
#4
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AW: Ich kann ohne dich nicht leben
Die Urnenbeisetzung
Ich hatte Leos Bruder gefragt, ob er denn mitkommen wolle, zu diesem letzten Gang. Aber ja doch, alleine lassen wollten sie mich nicht. Dies hat mich sehr berührt. Das Verhältnis zwischen den Brüdern war über die Jahre abgekühlt, wie es manchmal so geschieht. Ich hatte im letzten Jahr etwas daran schmieden können und siehe da, es ging wieder. Ich bin stolz darauf, sehe es als mein kleines Werk. Ein Geschenk an Leo. Er hat an dieser Distanz bis zum Schluss sehr gelitten. Und so kamen sie, Brüderchen mit seiner Frau – und das war gut so. Und auch schade – ich hatte mir vorgestellt alleine zu sein. Und nicht nur ich, auch unser Bestatter hatte diese Vorstellung, und ich erkannte seine Verblüffung, als er uns zu dritt vor der Kapelle sah – war ihm doch unsere Geschichte sehr vertraut. Er habe eine kleine Rede zusammengestellt, nur für uns, für Leo und mich. Die könne er jetzt nicht mehr halten….., in Brüderchens Anwesenheit. Ein verschmitztes Lächeln…. Bestandteil sei ein so wunderschönes Gedicht – Zu uns passend. Aber – ihm falle gewiss etwas anderes ein – Und ihm fiel wirklich etwas ein. Unvorbereitet war ich, auf seine Worte nicht gefasst, die von unserer innigen Liebe erzählten, auf diesem eiskalten Friedhof, woher diese Liebe eines Tages gekommen sei, wie ein zartes Pflänzchen, und wohin sie letztendlich in so kurzer Zeit führte. Von Leos starken Empfindungen zu mir erzählte er und von meinen zu ihm, wie Leo es nicht schöner hätte formulieren können. Woher nahm der Fremde dieses tiefe Wissen um uns? Nun, er war ein Freund von Leo seit jungen Jahren, wusste dies und das und so einiges von ihm. Konnte ein wenig in seine Seele blicken. Er sprach davon, welch ein besonderer Mensch Leo gewesen sei, ein wenig schwierig freilich, unbequem für den einen und für den anderen, und er sei eigenwillig seinen Weg gegangen, ein Außenseiter in gewisser Weise, aber ein stolzer und gerader Mensch von großer Intelligenz und Warmherzigkeit. Und er sprach davon, wie sehr ihn selber die Sprachgewandtheit von Leo fasziniert habe, in Schrift und Wort. Ein Talent, das auch ich sehr bewundere. Und es waren seine Gedanken, dass Leo wohl mit mir die schönste Zeit seines Lebens gehabt haben dürfte, diese besondere Liebe zu erleben, der er sich ganz hingeben konnte, ohne wenn und aber, voller Vertrauen und Wärme, ein Geben und Nehmen von beiden Seiten, ohne ein Gleichmaß einzufordern. Nach der Diagnose Krebs hatte Leo sich selber nur noch sechs Wochen gegeben und daraus sei über ein ganzes Jahr geworden, das uns geschenkt wurde. Zu danken der Liebe die bestehen wollte, Leos Willen sie für uns zu erhalten und unserem gemeinsamen Mut der Krankheit zu begegnen. Die Urne habe ich getragen, schwer und rund lag sie in meinen Armen, symbolisierte eine letzte Umarmung – so meine plötzliche Erkenntnis, als wir durch den Schnee stapften. Ein bisschen Zuversicht konnte ich in diese Urne fließen fühlen, während ich sie trug, oder war es das letzte Streicheln unserer Seelen? – was auch immer es gewesen ist. Etwas war es - , und darauf baue ich die Hoffnung auf, zu diesem Häufchen Asche die verlorene Energie wieder zu finde. Der Ariadnenfaden – er bleibt uns erhalten, von der Erde zum Himmel und vom Himmel zur Erde. Ich wünsche mir diesen Tag in meinem Herzen zu behalten und nie zu vergessen. |
#5
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AW: Ich kann ohne dich nicht leben
...danke Marian, für dein Teilhabenlassen...
(hast eine PN) Alles Liebe Blume
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In uns allen findet sich die Quelle höchster Weisheit - die Quelle der Liebe. (Thich Nhat Hanh) |
#6
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AW: Ich kann ohne dich nicht leben
Liebe Marian,
dieser Tag wird in Deinem Herzen bleiben...ebenso die vielen gesprochenen und ungesprochenen Worte. Herzlichst Mariesol |
#7
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AW: Ich kann ohne dich nicht leben
Ich lasse Dir einen warmen Grüß fürs Wochenende da.
Die Wochenenden sind sehr schwer....ich hoffe da sind Menschen die Dich wärmen... Mariesol |
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