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#1
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AW: Kein Idiot sein und nicht nerven
Hallo Veranda,
das mit der Kinderbetreuung ist eine tolle Idee und besonders an Tagen von z.B. Chemo mehr als Gold wert. Mir hat es damals super geholfen, das an solchen Tagen eine gute Bekannte meine Tochter vom Kindergarten abgeholt hat und ich mich dann ein paar Stunden alleine "gehenlassen" konnte, ohne mein Kind damit zu belasten. Mit den Büchern ist das so eine Sache. Ich hab in der akuten Phase ganz viel gelesen, aber eher Ratgeberbücher mit Infos und Tips. Später und auch jetzt noch kann ich auch gut Bücher von Betroffenen (es gibt da sehr gute) lesen. Da die nicht immer gut ausgehen, kann das auch belastend sein, da kommt es ganz drauf an, was für ein Typ eure Bekannte ist. Es gibt hier im Forum (ich weiß jetzt nicht genau wo) auch eine Seite mit empfehlenswerten Büchern.... Ich finde es übrigens toll, dass du dir so viele Gedanken machst, wenn mehr Menschen so denken würden, wäre für uns Krebskranke einiges einfacher... Liebe Grüße Petra |
#2
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Besuchsbericht
War heut mittag im Krankenhaus und hab Eure Tipps beherzigt. Wir haben mehr als zwei Stunden gequatscht und ich glaub, sie will vor allem normale Gesellschaft. Schwarzer Humor war OK (das fand ich cool).
Gottseidank sind wir nicht die einzigen Freunde, die sie hat. Eigentlich sind alle drumrum wie auf Verabredung in ne Art grimmige Entschlossenheit verfallen, ihr da durch zu helfen, egal wie. "Nicht bedraengen" hab ich auch ungefaehr 1000 mal gehoert heute. Haette gern noch mehr Ideen dafuer, was die Drumrum-Leute, die selber nicht betroffen sind, machen oder sagen koennen (oder was man besser laesst). Wie gesagt, die ersten Tipps waren hilfreich, danke. Grimmig entschlossen Veranda |
#3
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AW: Kein Idiot sein und nicht nerven
hallo veranda,
erstmal, ich finde es gut, dass du dir hier rat holst, bevor man blind drauf los rennt. tipps und tricks, wie meine vorschreiber schon sagten....jeder tickt anders. das positive ist, wenn man von anfang an dabei ist, sozusagen mit in die neue situation reinwachsen kann. unsere liebsten sind zwar krank aber eigentlich geben die meinsten zu verstehen, was sie wann wollen. ratgeberbücher...mmmhhh ist so ne sache. ich glaube am einfachsten ist es, einfach zu fragen. denn in den meisten kliniken liegt eh die blaue reihe aus. für euch ist denke ich wichtig, falls stimmungssc hwankungen auftreten, dieses einfach nicht zu hoch zu bewerten. ich habe keine ahnung, wei oft mein brüderchen mich plötzlich weggeschickt hat, er sagte, ich würde ihn nerven und solle nicht jeden tag vorbei kommen, im nächsten moment klingelte das telefon und er fragte, wo ich bleibe so sind sie halt ...lach... wichtig ist nur, dass einem klar ist, dass es keine erkältung ist, die in 3 wochen vorbei ist, sondern langandauernder stress ist. frag sie einfach, was sie möchte, was sie sich wünscht, ABER ganz wichtig...pflegt eure eigene seele auch. so...viel geschrieben wünsche trotzalledem ein schönes wochenende lone
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Du weißt nicht mehr wie Blumen duften, Ringelnatz
kennst nur die Arbeit und das Schuften- ...so geh´n sie hin die schönsten Jahre, am Ende liegst Du auf der Bahre und hinter Dir da grinst der Tod: Kaputtgerackert - Vollidiot! |
#4
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Komm mir vor wie unterm Sandstrahler
Hey all,
wir alle - Freunde und Verwandte - werden grad ordentlich glattgeschliffen. Man verliert nen Haufen Illusionen, bin mal gespannt, wer von uns langfristig wirklich verlaesslich ist. Die Aerzte enttaeuschen - die haben mehr als ein halbes Jahr nichts gecheckt, obwohl sie bleich wie der Tod durch die Gegend gewankt ist und geblutet hat wie sonstwas. Der Onkologe sollte schon am Donnerstag da sein und war bis jetzt nicht da; ab Montag Strahlentherapie. Wie ich mich verhalte? Bisher kommt am besten an: NORMAL. Ich bring ihr alles mit, was nuetzlich sein kann (ein Schreib-Block ist wichtig im Krankenhaus, hab ich gelernt) und ich hab auch schon ne erste "du nervst"-Reaktion gekriegt :-/ Unterhaltungselektronik will sie gar nicht, schade, ist mein Spezialgebiet... Kanns immer noch nicht so recht fassen. Aber jetzt sind wir halt auf dem Ball, jetz muessen wir tanzen... Die lange Zeit der Fehldiagnosen regt mich furchtbar auf, komm mir vor wie in der Dritten Welt ... aber das ist wahrscheinlich was fuer nen andern Thread. Gruesse, wer noch was weiss - erleuchtet mich, Veranda |
#5
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AW: Kein Idiot sein und nicht nerven
Hallo Veranda,
deine Freundin ist jetzt gerade im Krankenhaus? Auch wenn sie keine Unterhaltungselektronik will, würde sie sich vielleicht über einen MP3 Player freuen, auf den du ihre Lieblingsmusik spielst. Oder spannende Krimis oder was sie sonst noch mag,( fand ich im Krankenhaus immer schön....) Liebe Grüße Petra |
#6
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Was SIE will, nicht, was ich will
Hi Petra,
des Problem is: mit Krimis haben wir sie schon zugeschuettet. Fernseher hat sie am Bett, sie is net so der Musikfreak. Wir (ihr Ehemann und mehrere andere Freunde und ich) hatten gestern Kriegsrat, und ein echtes Problem wird sein, dass wir alle denken, sie muesste was an ihrer Einstellung aendern. ABER DAS WILL SIE BESTIMMT NICHT HOEREN. Und da gehts wieder los: wir denken, wir muessten mit ihr mal grundsaetzlich reden, dass sie sich dauernd ueberlastet. Zum Beispiel hat sie am dritten Tag nach der Diagnose, voll mit Schmerzmitteln, schon wieder am Handy gehangen und versucht, Arbeit zu erledigen. SIE versucht halt gerade, sich erst mal zu fangen und wieder sie selber zu werden, klar, nach dem Schock. Nur ist vielleicht nicht viel Zeit: ein Tumor hockt inoperabel in der Leber, der kann nur im Wachstum gehemmt werden. Es ist also kaum moeglich, erst mal monatelang zuzuschaun, wie sie nix aendert. Und im Krankenhaus ist schon die medizinische Versorgung ziemlich spaerlich, psychologische gibts gleich gar nicht. is schwer zu loesen: hilfts ihr mehr, wenn wir sie machen lassen - oder muessen wir zu ihrem eigenen Besten mal was zu ihr sagen, was ihr total ueberhaupt net passt? Ratlos ratlos ratlos Veranda |
#7
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AW: Kein Idiot sein und nicht nerven
Hallo Veranda,
ich würde sie jetzt erst mal machen lassen. Glaub' mir, sie wird ihr Leben innerlich selbst schon sehr in Frage stellen. Mein Mann z.B. ist irgendwann von selbst gekommen und hat das Thema angesprochen. Aber auch erst nach einer Weile. Erst musste er mal den Schock verdauen und dazu gehörte für ihn auch, erstmal so "normal" wie möglich zu sein. Alles sollte genauso weitergehen wie bisher. Dass das Leben eben nicht weitergeht wie bisher, das wusste er schon, aber es dauerte eine Weile, bis er den Gedanken zugelassen hat. Seid einfach für sie da. Man muss nicht immer um das Thema rumreden und so tun, als sei alles in Butter, aber man muss es auch nicht zerreden. Ich selbst hatte das Gefühl, man muss sehr genau versuchen die Stimmung herauszufinden. Manchmal merkt man, dass der andere reden will, manchmal will er nur abgelenkt werden. Man muss halt ein bisschen feinfühlig sein, was gerade ansteht. Am schlimmsten sind die Menschen, die sich zurückziehen und sich nur von selbst gar nicht mehr melden. Es gibt gute Freunde, die ich seit Klaus seine Diagnose hat nicht mehr gesehen hat. Dabei bin ich noch mehrmals auf sie zugegangen, weil ich dachte, sie seien vielleicht nur zurückhaltend. Aber ich glaube manche Menschen wollen einfach mit dem Thema nix zu tun haben und rennen davor weg.
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Einen schönen Tag wünsche ich euch! Nicole Mein Mann: NHL Diagnose 31.10.2007 / Glioblastom Diagnose 31.10.2008 Zur Zeit geht es uns gut. |
#8
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AW: Was SIE will, nicht, was ich will
Hallo,
vorab erstmal sorry an Veranda, ich bin halt für klare Worte unbeliebt... Zitat:
Zitat:
Zitat:
Mir ist nicht klar, worum es dir eigentlich geht. Sicher, es ist schwer, jemanden, den man liebt, leiden zu sehen. Und zu glauben "der macht das doch falsch, das weiss ich besser". Noch schwerer ist es, zu akzeptieren, dass nur der Kranke über sich und seine Zukunft entscheidet. Und dass das "wir alle denken, sie muesste..." nicht nur völlig gegenstandslos ist, sondern gegenüber dem Kranken eine Unverschämtheit. Frag sie "was möchtest du, was können wir für dich tun?". Aber behalte das "wir alle denken, du solltest" bitte für dich. Weil es nicht um dich oder "euch alle" geht, die so schlau denken. Sondern ausschließlich um die Betroffene. Zitat:
Ich kann dir nur dringend raten, deine eigene Motivation zu hinterfragen, wenn du ernsthaft glaubst, du "müßtest" einem Todkranken "zu seinem eigenen Besten" etwas sagen, was ihm "nicht passt". Was ist deine Rolle: Missionar oder Seelsorger? Meine Frau ist vor gut einem Jahr an Brustkrebs gestorben. Und mit das Angstrengendste im Vierteljahr vor ihrem Tod, als klar war, dass sie sterben muss, war: die Menschen abzuwehren, die alle (natürlich nur zum Besten meiner Frau!) dachten, sie müsste das und das... da doch optimistisch sein, da noch den Professor x mit neuer Therapie y konsultieren, da noch Gottvertrauen entwickeln, da nicht den Mut verlieren, sich da gesund ernähren, da noch die nächste Chemo anfangen, sich da schonen, aber da noch Energie entwickeln... usw. usf. Und alles Theoretiker. Denen es im Grunde gar nicht darum ging, meiner Frau zu helfen. Sondern darum, dass sie selbst ein Problem damit hatten, hilflos zuzusehen, wie ein Mensch stirbt. Dass man dieses Problem hat, ist mir verständlich. Aber in der Situation konnten wir diese Art von Gesundbetern, Schönrednern und Tipps-in-allen-Lebenslagen-Absonderern nicht mehr ertragen. Im Telefon kamen sie auf die blacklist, und vor'm Krankenzimmer habe ich sie persönlich abgewiesen. Übrig blieben die Menschen, die meine Frau und ihre Art, mit ihrer Krankheit umzugehen, akzeptiert und respektiert haben. Das waren zum Glück auch noch einige. Viele Grüße, Stefan |
#9
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AW: Kein Idiot sein und nicht nerven
Erst mal - finde es toll, wie ihr vorgeht. Die Kinderbetreuung ist klasse. Ansonsten mag ich persönlcih immer am meisten, wenn mir jemand einfach ganz ruhig und ganz banal sagt: wenn du hilfe brauchst oder irgendwas, meld dich einfach. Und dann wieder über was anderes redet. Weißt, dass ich mich nicht gezwungen fühle, darauf zu reagieren und mich "zwangszubedanken" oder sowas. So weiß ich, derjenige meint es wirklich so und will sich nicht toll fühlen, weil er ja so ein lieber Mensch ist oder so...
Und ansonsten - Normalität. Was witziges von der Arbeit erzählen, oder wie es einem selbst gerade geht. Nur nicht ständig das Thema totlabern. |
#10
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Helft mir bitte nochmal
Hi all,
aeh... ich braeucht nochmal nen Rat Der Krebs unserer Freundin ist katastrophal ernst. Chemo geht nicht wegen Entzuendungen und Fieber, die Metastasen in der Leber haben unter der Bestrahlung sogar nen explosionsartigen Wachstums-Schub hingelegt. Kurz, die "normale" Behandlung geht gar nicht. Mir kommts vor, als ob sie selbst das voellig ignorieren wuerde. Wenn sie halbwegs fit ist, erledigt sie nen Haufen Papierkram fuer andere, sonst liegt sie da und daemmert vor sich hin. Sie will nicht ueber die Krankheit sprechen, lehnt Therapie und Seelsorge ab, im Prinzip tut sie, "als waer nix". Mir sagt aber jeder Arzt und jeder Therapeut, dass es wichtig waere, sich auch seelisch zu wehren, und dass es die Tumore nur befoerdert, wenn man die Krankheit ignoriert. Wir haben das bisher 100%ig ihr ueberlassen (ich hab mich auch nach allen Tipps hier aus dem Forum gerichtet und ihr kein Gespraech aufgedrueckt). Ich red nur ganz normal mit ihr, so wie sie das will, wenn ich sie besuch. Aber jetzt frag ich mich: vergeben wir da nicht eine Chance, wenigstens seelisch etwas gegen den Krebs zu machen? Oder, wenn man schon sagt, wir geben auf und machen nichts - waere es dann nicht wichtig, mal ueber den Tod zu reden? Denn so wie es jetzt aussieht, will sie ein paar freundliche Besuche, viel schlafen und dann weg sein. Aber speziell fuer ihr Kind waer doch wichtig, dass man ein paar Vorbereitungen fuer die Zeit DANACH trifft, oder? Und fuer sie - sollte man nicht versuchen, sie aufzuruetteln? Will sie ja nicht zu irgendeiner Religion bekehren, ich hoer nur dauernd, dass es die Chancen verbessert, wenn man sich aktiv gegen die Krankheit wehrt... und das sagen die Aerzte, nicht irgendwelche Esoterik-Spinner... Aeh... Ideen? Zeit wird naemlich gerade knapp. Total verwirrt und ratlos, Veranda |
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