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  #1  
Alt 13.11.2009, 12:54
loewi loewi ist offline
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Standard 2. juli 2009

ich hatte heute einen sehr reichen tag. das kommt wohl davon wenn man alles immer und immer in sich hinein frisst.

naja aber es ist wohl dringend nötig, denn es geht mir immer schlechter. heute hatte ich auch gott sei dank ergotherapie (wie auch morgen).
wir bzw. ich habe über die sprachlosigkeit geredet, und dass ich verzweifelt nach einem wort suche, was meinen momentanen zustand ein wenig beschreibt. ich schreibe gerade ganz bewusst "ein wenig beschreibt" denn ich merke gerade, dass nun wo ich schreibe, auch das wort, das mir unterwegs in den sinn kam, nicht das treffende ist, aber ich versuche es dennoch - das wort das ich meine heißt:

Entwaffnet stehe ich mir gegenüber
Nähere mich meiner seele beinahe
Teilnahmslos
Rückhaltlos verliere ich den halt
Übermächtig ändert sich der rhythmus meiner seele
Chamäleongleich, das seine farbe ändert
Kämpfen, kämpfen, kämpfen
Tränen überkommen mich
__________________
Mitfreude, nicht Mitleid, macht den Freund aus. (Nietzsche)
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  #2  
Alt 13.11.2009, 12:55
loewi loewi ist offline
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Standard sprachlos

Seelenschmerzen
Peinigen mich
Reissen mich in stücke
Atmen ist kaum möglich
Chemie das einzige was halt gibt
Haltlos
Lachen ist nur show
Ohne
Seele
__________________
Mitfreude, nicht Mitleid, macht den Freund aus. (Nietzsche)
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  #3  
Alt 13.11.2009, 12:56
loewi loewi ist offline
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Standard 3. juli 2009

ich hatte gerade noch einmal ergo und wie haben noch einmal über die sprachlosigkeit geredet.
sie hat nochmal einen satz aufgegriffen, den sie gestern schon sagte, der mich auch sehr zum nachdenken angeregt hatte:

ich schaffe oft mit worten auch distanz

komisch jetzt wo ich es nochmal schreibe, erinnere ich mich, dass ich bereits im kindergarten als distanzlos galt, habe oft wildfremde menschen angesprochen, tue es heute noch oft... warum ... und erzähle auch wenn es schon besser geworden ist, immer wieder intime dinge aus der zeit des missbrauchs. ich erwarte nichts (oder doch) und heute ist mir bewusst geworden:

ich erzähle was intimes, persönliches und erzeuge distanz
__________________
Mitfreude, nicht Mitleid, macht den Freund aus. (Nietzsche)
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  #4  
Alt 13.11.2009, 12:59
loewi loewi ist offline
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Standard 7. juli 2009

habe mich heut mit meiner betreuerin getroffen. und wir beide hatten das gefühl, dass meine sprachlosigkeit etwas löst, ich klarer und sortierter wirke. vielleicht ein guter anfang
sie hatte sich wirklich sorgen gemacht die letzte zeit.
vor anderthalb jahren habe ich ein buch angefangen, das meine kusine mir so sehr ans herz gelegt hat "gespräche mit gott" naja klang interessant und so, aber beim reinlesen schnell gemerkt dass es bei mir nicht ankommt. es ist an einigen stellen sehr abgefahren und so...naja also wieder weg gelegt. und gestern saß ich am pc, schau in mein bücherregal, sehe das buch, schau weg, schau nochmal hin sehe es wieder und dachte: OK, versuch es nochmal. und was soll ich sagen, es ist immer noch abgefahren aber zutiefst faszinierend. sind zum teil nur einzelne sätze, aber die haben richtig tiefgang. und vielleicht hat es den krebs gebraucht, um dieses buch zu begreifen
aber irgendwas ist anders seit gestern...ich habe so gemerkt in den letzten wochen, dass irgendwas in mir zerbrochen ist. doch seit gestern hat sich dieses gefühl verändert. es gibt eine zweite seite. vielleicht ist nicht nur etwas zerbrochen sondern aufgebrochen???

es verwirrt mich dieser wandel aber beflügelt mich.
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  #5  
Alt 13.11.2009, 13:00
loewi loewi ist offline
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Standard 19. juli 2009

am freitag hatte ich meine zweite therapiestunde und es ging, darum, was genau für ängste ich habe.

und da hörte ich mich zum ersten mal sagen:

ICH HABE ANGST DARAN ZU STERBEN


oh ja, diese angst habe ich seit dem moment, als ich am 24. februar um 7.32 Uhr diese diagnose bekommen habe, aber habe sie bis vorgestern nicht ausgesprochen. nun da ich sie ausgesprochen habe, verliert sie keineswegs ihren schrecken...
komisch, hatte ich doch in den letzten wochen dieser unglaublich tiefen depression, den wunsch, durchaus meinem leben ein ende zu bereiten...nein, sterben wollte ich nicht wirklich, aber einfach nichts mehr spüren und der gedanke daran, den tod diesen seelischen schmerzen und der angst vorzuziehen, schien übermächtig!
es ist auch nicht vorüber, doch weiß ich eben, dass es um das nicht fühlen geht. es bringt mich sehr durcheinander, doch habe ich aus den vergangenen wochen der krise viel neue stärke gewonnen.
doch die angst, DARAN zu sterben (es fällt mir immer noch schwer das wort auszusprechen - krebs) die ist da. und wie gegenwärtig und auch abstoßend ich sie erlebe, wurde mir gestern bewusst, als meine mutter mir eine patientenverfügung aufs bett legte. es war nicht böse gemeint von ihr, doch - ja, ich habe es als abstoßend empfunden. aber was macht die angst mit mir?
was für folgen hat das wissen über meine eigene sterblichkeit für mich? bin ich bereit für das leben vor dem tod, denn das ist das einzige, von dem ich garantiert weiß, dass es existiert
mehr gedanken folgen
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  #6  
Alt 13.11.2009, 13:01
loewi loewi ist offline
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Standard 31. juli 2009

untersuchungen

waren scheiße...

ergebnis noch bescheidener
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  #7  
Alt 13.11.2009, 13:02
loewi loewi ist offline
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Standard 5. august 2009

so, gestern war es soweit und ich hatte die "endgültige" befundbesprechung... wirklich befriedigende Ergebnisse habe ich nicht bekommen...

a) die Lymphknoten sind also de facto vergrößert (2 - 2,5 cm). und liegen an Arterien und Venen und was weiß ich aber da habe ich genug Vertrauen in das Können der Ärzte.
b) auf dem Knochenszintigramm haben sie Auffälligkeiten entdeckt (drei Anreicherungen von knochenmaterial oder was auch immer) an Schien- und Wadenbein), aber es sieht zumindest nicht nach Metastasen aus. Trotzdem mag man dem natürlich auf den Grund gehen.

Die weitere Vorgehensweise ist, dass der Oberarzt am Donnerstag Nachmittag alles noch einmal in der Tumorkonferenz vorstellt und sie dann entscheiden wie das weitere Vorgehen ist:
a) entfernt man die Lymphknoten direkt. Das würde bedeuten, dass sie versuchen es minimalinvasiv zu machen, aber bei meinen Verwachsungen sei der Längsschnitt wohl doch eher zu erwarten (so oder so) oder
b) ob man in vier bis sechs Wochen noch einmal ein CT macht und wenn sie sich (nicht) verändert haben und nicht kleiner geworden sind, dass man dann auf alle Fälle operiert.

Weder das eine noch das andere sind tolle Aussichten wobei ich Variante A der Variante B vorziehen würde, um nicht noch weitere vier bis sechs Wochen unter Hochspannung zu stehen. Das habe ich dem Oberarzt auch gesagt und er meinte, dass das auf jeden Fall in der Tumorkonferenz auch berücksichtigt werden wird.

naja, aber wie gesagt alles in allem nicht besonders befriedigend
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