Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Krebsarten > Eierstockkrebs

Thema geschlossen
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 24.05.2009, 13:06
flipaldis flipaldis ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.11.2008
Beiträge: 312
Standard AW: Ich Und Meine Gefährtin ``LEA``.

Hi Fightergirl,
leider hatte ich keine Lea, die mir in meiner haarlosen Zeit zur Seite stand, dafür hatte ich Liese und Lotte. Beide begleiteten mich standhaft bis zur letzten Chemo. Auch als alle ihre Gefährtinnen sie verliessen, Liese und Lotte blieben bei mir. Wie angetackert sassen sie in meinem rechten oberen Lid. Ja, es waren die letzten ihrer Art dort. Meine beiden verbliebenen Wimpern. Eines Morgens, kurz nach der 6. Chemo betrachtete ich mich im Spiegel und sah, Lotte hatte mich verlassen und nur noch Liese war als vermeintlich starke Kämpferin dort verblieben. Nachdem ich mir den Schlaf aus den Augen gerieben hatte, war dann auch Liese weg. Sie hatte sich dem Druck meiner Finger gebeugt und locker auf der Spitze meines rechten Zeigefingers Platz genommen. Von dort habe ich sie weggepustet. (Nicht das ich abergläubisch bin, aber ich habe mir schon etwas dabei gewünscht, nämlich neue Haare.) Und dieser Wunsch ging nun mehr als in Erfüllung. Ca 3 Wochen nach der Chemo fingen die Haare an zu wachsen. Allerdings nicht nur auf dem Kopf, sondern auch im Gesicht. Von den seitlichen Haaransätzen her, wuchs ein leichter hellblonder Haarflaum locker in Richtung GEsichtsmitte und überwucherte auch die neuen Pickel, die ich während der Chemo nicht vermisst hatte. Würde ich mein Schicksal als Schimpanse beenden? Ohne Augenbrauen und Wimpern, - aber mit üppiger Gesichtsbehaarung?
Erfolglos versuchte ich die Häarchen mit der Pinzette auszureißen. Ein hoffnungsloses Unterfangen. Also zu Plan B. Mit Gesichtsheißwachs rückte ich dem Flaum zu Leibe. Auaaaaaaaa!!!!!!!
Enthaarungscreme? Im Gesicht? Dazu konnte ich mich dann doch nicht aufraffen. Rasierschaum und Nassrasur?
Schließlich kam ein Epiliergerät zur Anwendung. Nun habe ich zwar keine Haare mehr im Gesicht, dafür aber viele klitzekleine rote Punkte.

Diese korrespondieren nun gut mit meinen mittlerweile mahagonirot gefärbten Haarstümmelchen, aber das ist eine andere Geschichte.

Schönen Sonntag noch
flipaldis
  #2  
Alt 27.05.2009, 12:57
kerdy kerdy ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 23.03.2009
Beiträge: 99
Standard AW: Ich Und Meine Gefährtin ``LEA``.

Liebe Flipaldis!
Ich habe TRÄNEN, Tränen gelacht über diese kleine Geschichte von Dir! Ich finde, sie ist regelrecht druckreif! Hast du noch mehr davon?

Liebes Fightergirl,
auch ich habe keine "Lea". Ich hatte mir zwar eine im Perückenladen reserviert, wollte sie aber erst abholen, wenn ich bereit dazu war. Inzwischen habe ich mich bewußt dagegen entschieden.
In meinem Umfeld weiß jeder, daß ich Krebs habe und die die es nicht sehen, sehen eine Frau mit einem schönen taubenblauen, bestickten Tuch. Ich hätte sonst das Gefühl verkleidet zu sein. Mit dem Tuch fühle ich mich nicht nackt und habe das Gefühl aufrecht zu meiner derzeitigen Lebenssituation zu stehen. Jeder der mich sieht, wird sich entscheiden müssen, ob er sehen will, was los ist. Wie seine Entscheidung ausfällt, was für Gedanken und Gefühle ihn "überfallen", weiß ich nicht. Aber das muß ich auch nicht.
Krebs gehört zu unserem Leben. Krankheit gehört zum Leben innerhalb einer Gesellschaft, der Tod ebenso. Wie sehr man dies ausblendet, muß jeder für sich entscheiden.

Ich wünsche allen ein erholsames und sonniges Pfingstfest
Ganz kiebe Grüße
Kerdy
  #3  
Alt 27.05.2009, 16:26
flipaldis flipaldis ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.11.2008
Beiträge: 312
Standard AW: Ich Und Meine Gefährtin ``LEA``.

Ja, Kerdy, eine habe ich noch.

Voll froher Erwartung trat ich am 20.2.09 zum letzten Mal zur Chemo an. Konnte ich es doch nicht mehr erwarten. Danach würde ich neue Haare kriegen. Nicht dass meine alten besonders kleidsam waren, sie waren eher dazu geeignet meinen Kopf warm zu halten. Im übrigen hatten sie vor der Chemo eine sehr natürliche Farbe, die man am ehesten mit einem alten Putzlappen vergleichen kann. Allerdings war ich vom Schicksal insofern begünstigt, dass ich trotz meiner 53 Jahre sehr wenig graue Haare hatte. Mit ein "paar" blonden Strähnchen drin, von der Friseurin in mühevoller Kleinarbeit mit Plastikhaube und Häkelhaken liebevoll zahlreich gefertigt, fielen sie auch gar nicht auf.
Wir rekapitulieren, am 20.2. Chemo, am 21.2. morgens früh um 6.00 stand ich schon vor dem Spiegel. Keine neuen Haare. Ich drehte mich nach allen Seiten, nirgendwo auch nur der Schatten eines neuen Haares. Ich zog meine Lesebrille an, kroch förmlich in den Spiegel - kein neues Haar. Nur die alten, die mich auch während der Chemo nicht verlassen hatten, standen leicht fransig um meinen Kopf herum. Musste am Licht liegen. Ich schleppte einen Halogenstrahler ins Bad. Nichts zu sehen. - Dann aber bestimmt morgen. Das Spiel wiederholte sich endlose 2 Wochen lang.
Dann eines Morgens hatte sich mein Aussehen kolossal geändert. Statt glänzend strahlte mir meine Kopfhaut schuppig entgegen. Wo war meine spiegelglatte Glatze geblieben. Sofort unter die Dusche, ein Gesichtspeeling auf die Glatze und schon sah ich wieder aus, wie gewohnt. Am nächsten Tag das gleiche. Nach einem erneuten Peeling waren die Verusacher der Schuppenkopfhaut identifiziert. Sehen konnte ich sie immer noch nicht, aber fühlen. Tausende kleiner Häarchen waren in der Nacht geboren worden.

Ende März wurde es bei uns ziemlich warm und ich beschloss auch außerhalb des Hauses keine Mütze mehr zu tragen. Meine Haare hatten inzwischen die stattliche Länge von 3 mm erreicht und wer solche Matte hat muss sich nicht mehr verstecken. Von unten aus der Tiefe schoben sich auch immer neue ans Tageslicht und ich ertappte mich eines Morgens im Bad mit einer Bürste in der Hand um meine Stummels liebevoll in die richtige Richtung zu legen.
Es war so Ende April, als mir plötzlich auffiel, was mir bis jetzt noch fehlte. Meine Haare hatten ihr Pigment verloren. Weiß und grau umrahmten sie mein Gesicht. Aber ich war stolz auf sie. Jedenfalls bis zu dem Moment als mir eine Bekannte sagte: Sieh mal, du näherst dich mit deiner Haarfarbe auch immer mehr meinem Pferd an. Ich sah sie an, musterte sie von unten bis oben, danach sah ich ihr Pferd an, einen Grauschimmel und wusste, ich muss etwas ändern. Jetzt und sofort.
Im Drogeriemarkt hatte ich die Auswahl zwischen einer Unmenge von Farbtönen und entschied mich für kastanienrot, um durch diesen Farbkleks von meinen noch immer ziemlich spärlichen Augenbrauen und Wimpern abzulenken.

Ab nach Hause, Zeug auf Haare, Alufolie um Kopf und warten. Die Packungsbeilage sagte, je nach Ausgangsfarbe 15 - 30 min. Ich wartete sicherheitshalbe eine Stunde bevor ich alles rauswusch. Hätte ich es doch nur nie getan. Ich sah aus wie eine Dreirassenkreuzung aus Lola, von Lola rennt, Boris Becker und Pumuckel. Der Rest war Karotte.

Ich fing an die Haare zu waschen. Irgendwo hatte doch etwas gestanden von "ist nach 14 mal Haarewaschen wieder raus". Nach 20 Wäschen mit Schampoo, Teebaumöl, Pfefferminzöl, reinem Alkohol, OxyAction und diversen Fleckentfernern gab ich deprimiert auf.

Wo ist meine alte Chemomütze??????? Irgendwo muss sie doch sein. Schließlich fand ich sie in der Tasche eines Anoraks. Hatte ich doch nicht vorgehabt sie jemals wieder zu tragen.
Bei dreißig Grad im Schatten sprang ich mit meiner Mütze ins Auto und fuhr los. In die ersten drei Läden konnte ich nicht gehen - ich hätte Bekannte treffen können. Im 4. stand ich dann vor einer endlosen Schlange von Farbtönen und ich entschied mich für das schon erwähnte Mahagonirot.

Wieder zu Hause trug ich es auf, wartete eine Stunde, war aber noch was in der Packung, erneuter Färbevorgang, noch eine Stunde dann war das Ergebnis fertig. Meine Haare strahlten mahagonirot.
Es war etwas gewöhnungsbedürftig aber ich fand es gut.

Mein Mann kam rein. "Du hast dir die Haare gefärbt? Warum hast du keine Farbe genommen, die dir steht?

So, liebe Kerdy, jetzt kennst du auch die Geschichte meiner mahagonifarbenen Haarstoppeln.


liebe Grüße
flipaldis
  #4  
Alt 27.05.2009, 17:02
bibest bibest ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 15.11.2006
Ort: Bochum
Beiträge: 400
Standard AW: Ich Und Meine Gefährtin ``LEA``.

Ihr Lieben,

ich liebe diesen Thread!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Nur dazu beitragen kann ich nichts. Meine Perücke wurde zwar bestellt, die Onkologin meinte: "machen Sie sich keine Illusionen" abe rbei Carboplatin mono nicht gebraucht.
Und Haarfarbe und Struktur blieben auch unverändert. Dabei hatte ich mich sooo auf Locken gefreut. Mein früher weißblond-glatthaariger Bruder hat nämlich seit der Chemo braune Locken.

Allen Perücken und Tüchern einen herzlichen Gruß

Birgit
  #5  
Alt 27.05.2009, 20:23
marty marty ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 23.04.2009
Beiträge: 10
Standard AW: Ich Und Meine Gefährtin ``LEA``.

Hallo Flipaldis,

Dein Schreibstil ist unübertrefflich, ich habe Tränen gelacht . Im Moment lese ich zur Aufmunterung viele lustige Bücher und Du könntest Dich mit Deinen Geschichten problemlos zwischen diesen Autoren einreihen. Vielen Dank dafür!!

Liebe Grüße
Marty
  #6  
Alt 27.05.2009, 21:50
Heiderose Heiderose ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 11.09.2008
Beiträge: 308
Standard AW: Ich Und Meine Gefährtin ``LEA``.

Hallo Ihr lieben,

ich hatte vor meiner Chemotherapie letzes Jahr wunderschöne lange blonde Haare. Mit Carpoplatin sah ich innerhalb von 14 Tagen aus, als hätte ich Vogelnester auf dem Kopf, da sich die ausgehenden langen Haare in die verbliebenen Haare regelrecht reinwühlten. Also kurz entschlossen alles abrasiert. Ein gutes hatte die Chemo, ich musste mir über den Sommer hinweg keien Achselhaare rasieren, gingen auch mit aus, Arbeit gespart.

Nach Carpoplatin bekamm ich meine blonden Haare wieder als Wuschellöckchen zurück, mit Topocetan gingen sie ratzfatz wieder aus, nur kleine Stellen blieben, momentan sehe ich ohne Tuch oder Perücke wie ein gerupfter Gockel aus.

Aber sie kommen jetzt während der Chemo schon wieder!!!!!!!!!!!! blondgraubraunichweissnichtwassfüreinescheussliche farbe aber egal,sie kommen!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Alles Liebe
Heiderose
  #7  
Alt 27.05.2009, 22:42
***FIGHTERGIRL*** ***FIGHTERGIRL*** ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 04.11.2008
Ort: SCHOGGILAND
Beiträge: 318
Standard AW: Ich Und Meine Gefährtin ``LEA``.

HALLO DU LIEBE KARROTCHEN

Ich habe auch schon mehrmals überlegt meine kurzen haare zu tönen.
Aber nach deiner wunderschönen geschichte glaube ich, das ich es nicht machen werde. Ich traue mich nicht.
Und irgendwie habe ich mir von lang und dunkelblond auf sehr undefinierbares dunkel mit silbergrau gewöhnt.

Karottchen du solltest wirklich geschichten schreiben.
Thema geschlossen

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 01:22 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55