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  #1  
Alt 04.01.2009, 11:30
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Tine70 Tine70 ist offline
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Standard AW: Meine Schwester hat BSDK

Hallo liebe Queeny,

ja, das stimmt, der Kampf geht weiter- allerdings mit verminderter Chemo- Dosis, weil diese eben palliativ ist. Er hat sie zumindestens recht gut weggesteckt, gestern hat er sich sogar seit langem mal wieder an den PC geschafft, die Kamera aufgeladen usw. Danach war er total platt, aber immerhin...Weißt du, was mir total auffällt? Die Stimme hat sich so verändert, sie ist richtig brüchig geworden und kippt beim Reden...Wie gesagt, am Mittwoch ist Vorgespräch, am Freitag wird der Port gesetzt, ich hoffe, die Narkose-Dosis setzt ihm nicht zu sehr zu.

Ach Mensch, das kenne ich nur zu gut, wenn einem alles einholt, sobald Ruhe eingekehrt ist, man sich ganz, ganz unten und ausgelaugt fühlt und gleichzeitig ein schlechtes Gewissen hat, weil man im Moment nun halt einfach mal nicht dran ist mit Jammern... Habe auch schon nach diversen Möglichkeiten gesucht, die mir ein bisschen mehr inneres Gleichgewicht verschaffen: Autogenes Training ging gar nicht, war entweder so platt, dass ich eingeschlafen bin oder fast wahnsinnig geworden, weil ich unmöglich still liegen und dabei noch in mich kehren konnte... Im Moment hilft einfach Laufen, egal, wie kalt...

Dass deine Schwester Angst, das KH zu verlassen, kann ich mir vorstellen; schließlich bedeuten zwei kleine Kinder plus Haushalt eine Menge Arbeit,der sie wohl im Moment einfach nicht gewachsen ist- und immer das Gefühl zu haben, nicht zu genügen, es nicht auf die Reihe zu bekommen, immer auf Hilfe angewiesen zu sein macht einem nur noch klarer, wie geschwächt man durch diese Krankeheit ist und wie wenig das "alte" Leben funktioniert. Für meinen Stiefvater ist es auch total schwer, war er doch immer derjeniege, der geholfen und gemacht hat- jetzt ist er in der Situation, Hilfe annehmen zu müssen. Ich bin ja fast froh, auch enldich mal ein bisschen "zurückzahlen" zu können, weil er uns immer so viel geholfen hat, aber doch nicht um diesen Preis...

Das Gefühl, dass man gar nicht so richtig durchblickt, was eigentlich an Therapie läuft und die Rechte nicht weiß, was die Linke tut, kenne ich nur zu gut: Wenn man bei manchen Ärzten nicht wegen allem genau nachfragt, ist man verloren! Ich frage mich auch oft, warum tun sie gegen dieses oder jenes nichts, warum bekommt er dies und das nicht- und diese Verwirrung nervt mich endlos!Ich farge mich schon seit Wochen, warum er diesen verdammten Port nicht endlich gelegt bekommt, um diese Stecherei zu beenden...Das gibt manchmal für mich alles einfach kein Gesamtbild, ich sorge mich immer, es würde etwas verpasst werden usw.

Das mit dem Tagebuch finde ich eigentlich eine gute Idee, zumindestens verschafft man sich damit etwas mehr Überblick...Mein Sriefvater will aber vieles gar nicht so genau wissen, fragt auch ganz wenig nach- vielleicht geht es deiner Schwester ebenso und manchmal ist diese Art der Verdrängung vielleicht ein Schutz für die Seele, denn wenn man zuviel zu genau weiß, dann kommt es auch zu sehr an einen heran...
Geht es ihr denn jetzt wieder ein bisschen besser, was die Chemo- Nebenwirkung angeht?
Hoffe, die Thrombose löst sich auf und die 8 kg sind nicht nur Wasser...

Danke für deine aufmunternden Worte, die brauche ich mehr denn je...
Wünsche dir einen schönen Sonntag und hoffe, du kommst auch ein bisschen zur Ruhe!

Liebe Grüße,
Martina
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-Charlie Chaplin-

Geändert von Tine70 (04.01.2009 um 11:53 Uhr)
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  #2  
Alt 05.01.2009, 23:02
Queeny Queeny ist offline
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Standard AW: Meine Schwester hat BSDK

Liebe Martina,

leider habe ich es heute nicht geschafft, ausführlich zu antworten, da mein Verlobter heute Geburtstag hat...

Ich wollte mich aber trotzdem kurz melden und fragen, wie es Dir und Deinem Papa heute geht?
Ich hoffe sehr, dass es bergauf geht und er wieder zu Kräften kommt!!!

Ich denke an Euch und wünsche Euch alle Kraft der Welt.
Morgen melde ich mich ausführlicher!

Alles Liebe an Euch,
Kraft und Zuversicht
Queeny
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  #3  
Alt 06.01.2009, 20:39
Queeny Queeny ist offline
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Standard AW: Meine Schwester hat BSDK

Hallo an alle,

hallo Martina,
ich hoffe, es geht Dir gut?
Wie schaut es bei Deinem Stiefvater aus?
Ich drücke die Daumen, dass das Gespräch morgen positiv verläuft und sie endlich den Port legen können...

Hm, wie wird denn bei Euch eigentlich der Begriff "palliativ" definiert?
Anfangs dachte ich immer, der Begriff ist das "Unwort", dass ich nie hören möchte. Aber inzwischen habe ich mitbekommen, dass es einfach bedeutet, dass man die Schmerzen mindert. Meiner Schwester wurde heute nämlich auch die Palliativ-Ärztin vorgestellt. Sie bekam erstmal Panik, aber dann wurde sie aufgeklärt, dass sie jederzeit zu ihr gehen kann, damit sie etwas gegen die Schmerzen unternimmt.

Sie ist seit heute endlich wieder zu Hause! Ich hoffe sehr, dass es diesmal gut geht. Aber nur gut, dass sie endlich dort weg ist. Mann mann, die Ärzte haben vergessen, ihr etwas gegen die 9kg Wasser im Bauch zu verschreiben (sie sieht aus wie hochschwanger ), dann gab es neulich zu wenig Tablette, heute bekam sie die Tropfen der Mitpatientin!!! Das kann tödlich sein *tz*, und dann haben sie wieder mal sie und eine andere Patientin vertauscht. Das kann doch nicht wahr sein, oder?????

Wie Du siehst, momentan ärgere ich mich eigentlich sehr viel... Ich weiß allerdings nicht, ob das besser ist, als traurig zu sein und Angst zu haben.
Immerhin hat der Urlaub meinem Schwager gut getan, der nun richtig rebellieren möchte und die Ärzte ausfragen will bis zum geht nicht mehr.
Er hat nun auch Elternzeit beantragt und wird bis Oktober zu Hause sein. Zum Glück!

Ich hoffe sehr, dass Du Dich inzwischen nicht mehr ganz so hilflos fühlst und weiter optimistisch sein kannst?
Ich wünsche es Dir so sehr

Bleib stark - und hör nie auf zu hoffen! Wir lassen uns nicht unterkriegen von diesem Parasiten!

Liebe Grüße
Queeny
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  #4  
Alt 07.01.2009, 09:10
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Tine70 Tine70 ist offline
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Standard AW: Meine Schwester hat BSDK

Guten Morgen,

ich hoffe, ihr habt einen schönen Geburtstag feiern können!

Wie schön, dass deine Schwester nach Hause konnte und dein Schwager jetzt so initiativ wird- den Wunsch, einen Arzt in das nächste leere Zimmer zu zerren und auszufragen, bis es nichts mehr zu fragen gibt, verspüre ich gerade auch...
Deiner Schwester wird es bestimmt sehr gut tun, dass ihr Mann nun zuhause ist und ihr einiges abnehmen kann, ihr Kraft braucht sie ja zum gesund werden!!!
Das ist ja unglaublich, welche Pannen da passiert sind, falsche Medis dürfen absolut nicht passieren, geht gar nicht! Und zu vergessen, ihr etwas gegen das ganz offensichtlich vorhandene Wasser zu geben, ist unglaublich. Mir ist auch klar, wie überlastet die Ärzte und das Pflegepersonal sind, doch wir reden hier ja nicht von einer kleinen Blinddarmentzündung. Ist das Wasser nun weniger geworden? Geht die Chemo jetzt ambulant weiter?

Mit dem Wort "palliativ" ging es mir ähnlich, ich dachte auch, das ist gleichzusetzen mit "wir lindern nur noch bis der Patient terminal ist", nein, es bedeutet natürlich auch Schmerzlinderung, aber eine palliative Chemo ist eben keine kurative und die Dosis musste vermindert werden, weil er es nicht mehr verkraftet. Wie gesagt, die Chemo vor 20 Jahren vergisst der Körper wohl auch nicht...Und eine kurative OP kommt wegen der Ummantelung der Arterie nicht in Frage- also palliative Chemo bis zum Progress ( und mit diesem Fortschritt ist nicht der Gesundheitszustand des Patienten gemeint, sondern das Wachstum des Tumors....)
Er wird immer schwächer, obwohl es ihm gestern wieder besser ging als vorgestern,da ging gar nichts! Gestern hingegen hat er sich vormittags in den Hof geschafft und die Vögel gefüttert (hat er jedes Jahr sehr zum Ärger meiner Mutter wegen diverser "Verunreinigungen" gemacht...), das gibt dann wieder Hoffnung.
Meine Mutter ist im Moment auch ziemlich am Ende und ich habe keine Ahnung, wie sie all dem standhalten soll. Ich dachte immer, es ist besser, zu wissen, wann man ans Abschied nehmen denken sollte, aber nun bin ich ganz anderer Meinung, ich will mich damit am liebsten nicht mehr auseinandersetzen müssen...
Heute ist Vorgespräch, am Freitag wird der Port gesetzt und ich hoffe, er übersteht die Narkose gut. Werde sie am Freitag begleiten, er muss ja zwei, drei Stunden im KH bleiben und wird danach ziemlich platt sein, das muss Mama ja nun wirklich nicht alles alleine machen.Ich hoffe so, dass er das gut übersteht, so geschwächt, wie er im Moment ist...

Also dann, ich hoffe, das Wasser ist wieder da, wo es hingehört (nämlich weit weg von deiner Schwester!) und die Medikation stimmt.
Manchmal muss man sich auch mal richtig ärgern, im günstigsten Fall kann man daraus wieder Energie ziehen, um Dinge voran zu treiben.
Hoffe, es geht deiner Schwester soweit gut, die Rüben sind bestimmt auch sehr froh, dass Mama und Papa zuhause sind!
Nimmt deine Schwester eigentlich auch zusätzlich dieses Erlotinib in Tablettenform?
Was hat die Palliativ- Ärtzin gesagt?

Wünsche euch einen schönen Tag, lass dich nicht ärgern...

Liebe Grüße,
Martina
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-Charlie Chaplin-
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  #5  
Alt 07.01.2009, 18:12
Queeny Queeny ist offline
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Standard AW: Meine Schwester hat BSDK

Liebe Martina,

wenn Du wüsstest wie bedeutend der Satz "lass Dich nicht ärgern" für den heutigen Tag ist bzw. war.... aber dazu später mehr.

Ach Mensch, lass Dich mal ganz fest drücken ... Ich hoffe jeden Tag darauf, hier positive Neuigkeiten von Dir zu lesen. Dass es Deinem Stiefvater gestern besser ging, ist ja schonmal was Gutes Aber was Du sonst schreibst, macht mich auch sehr betroffen
Ich kann mir sehr gut vorstellen wie bedrückend der Gedanke sein muss, dass sie momentan nur palliativ vorgehen können... Und trotzdem wünsche ich Euch so sehr, dass es reicht, um den Krebs doch noch zu besiegen. Die Hoffnung darf man trotzdem nie aufgeben, und wenn es der letzte Strohhalm ist, an den man sich klammert!
Deine arme Mutter... ich glaube auch wie sie sich mit der Situation fühlt, ist sehr schwer nachzuempfinden. Ich sende Euch gaanz viel Kraft - die braucht Ihr wohl gerade am meisten!
Wie ist denn das Vorgespräch heute gelaufen? Ich hoffe, der Port kann am Freitag wie geplant gesetzt werden?
Ich finds es klasse, dass Du Deiner Mutter am Freitag Beistand leistest - sie kann sicher auch jede (seelische) Unterstützung gebrauchen grad.

Hier sieht es momentan sehr anstrengend aus
Der Geburtstag war schön, und wir waren dann gestern auch sehr froh, dass meine Schwester nun wieder zu Hause ist. Allerdings gestaltet sich das dann doch alles wieder sehr schwierig.
Die Chemo wird alle 3 Wochen ambulant vorgenommen, in der Zwischenzeit bekommt sie Tabletten, Xeloda nennen die sich. Das Wasser ist noch da, leider. Ich hoffe, es verschwindet ganz bald...
Ansonsten habe ich mich heute leider sehr über sie geärgert. Mein Tag war dementsprechend grau und mein Kopf tut soo weh Aber was sind schon Kopfschmerzen
Wir hatten heute morgen am Telefon eine heftige Diskussion. Und zwar komme ich gerade nicht mit der Denkweise meiner Schwester zurecht. Sie hat sich tierisch aufgeregt, dass die Ärzte ihr gestern gesagt haben, dass sie hoffen, dass die Chemo nun anschlägt, aber dass es leider auch Fälle gibt, in denen es nicht so ist. Ich mein, das ist leider die Wahrheit. Aber sie meint, die Ärzte hätten das nicht sagen dürfen Das hätten sie lieber verschweigen sollen! Ich mein, natürlich sollen sie ihr den Mut nicht nehmen, aber sollen sie lügen und ihr vormachen, dass alles 100% gut wird? Das dürfen sie ja auch gar nicht.
naja, so hat es dann angefangen... Sie sagt sie möchte gar nicht wissen, wie die Chancen sind, dass es anschlägt und dass es auch "schiefgehen" kann. Deshalb liest sie auch ihren Entlassungsbericht etc nicht, weil sie die Wahrheit nicht wissen möchte. Für sie wird nun alles gut, und Punkt. Etwas anderes möchte sie nun auch nicht mehr von uns hören. Wir dürfen mit keiner Silbe anzweifeln, dass sie wieder gesund wird.
Klar, Optimismus ist gut, keine Frage! Aber leider ist das kein Optimismus bei ihr, sondern reines Verschließen der Augen vor der Realität Ich meine, sie hat 2 Kinder und damit auch Verantwortung, da kann man nicht sagen, dass man gar nicht wissen möchte, wie es so steht. Auch, weil sie ja so gar keine zusätzlichen Therapien in Betracht ziehen wird, da sie ja davon ausgeht, dass alles wieder gut wird. *seufz* Ach, das ist so tragisch... Sie wird und möchte ja auch keine Hilfe von "draußen" annehmen, solange sie die Augen verschließt.
Sie meint, wenns nicht hilft dann geht sie halt ins Hospiz. Ach, ich hab mich wirklich so geärgert
Dann bekomme ich "Ärger", wenn ich sage, dass sicher alles gut wird, weil ich damit zu wenig Mitleid zeige. Das wollte sie doch aber hören??? Aber wenn ich dann sage, dass es richtig ist, dass die Ärzte die Wahrheit sagen, bin ich natürlich noch kälter und zu realistisch. Was soll man da denn noch sagen?

Ich habe Stunden, ja Tage damit verbracht, Informationen einzuholen, auch über unterstützende Therapien und generell weitere Behandlungsmöglichkeiten. Aber anscheinend interessiert das nicht.. Ich weiß grad nicht, was ich noch tun soll. Ich mag grad auch nicht mit ihr sprechen, weil mich das wirklich getroffen hat, wie sie mich beschimpft hat.

Ohje, das war nun wirklich viel Text und ich weiß nicht, ob Du nachvollziehen kannst, wie ich mich fühle? Ich möchte mich auch gar nicht so wichtig tun, weil ich es ja nicht bin, der es so schlecht geht. Aber ich bin der Meinung, dass man auch wenn man krank ist angemessen mit seinen Mitmenschen umgehen kann...

Ich hoffe sehr, dass es Dir heute besser geht und sende Dir gaaanz viele dicke Kraftpakete

Liebe Grüße
Queeny

Geändert von Queeny (07.01.2009 um 18:15 Uhr)
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  #6  
Alt 07.01.2009, 18:58
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Tine70 Tine70 ist offline
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Standard AW: Meine Schwester hat BSDK

Guten Abend,

es ist so kalt...jetzt ist es richtig Winter geworden und ich bekomme noch nicht mal die Gedanken des letzten Sommers aus dem Kopf, die Diagnosestellung, die Hoffnung in eine Whipple-OP, die Fahrten in die Klinik....das hat sich alles eingebrannt und wenn ich die Nummer der Zapfsäule, an der ich getankt habe, auf dem weg zur Kasse schon wieder vergesse, so habe ich die letzten Monate haarklein vor Augen, es lässt mich nicht los...
Vorgespräch war grenzwertig, es gibt wohl durchaus Bedenken bezüglich einer Vollnarkose und weiter kann und will ich gerade nicht denken. Habe meine Tochter bei Freunden angekündigt und werde mich freitag den lieben langen Tag in dieses Krankenhaus setzen, hoffen, beten und was weiß ich noch tun. Meine Mutter ist am Rande, sie hat ihre Mutter aufgrund einer Krebserkrankung verloren, als sie 12 war- und nun verliert sie jeden Tag ihren Mann ein bisschen mehr...Ich kann nur erahnen, was sie durchmacht und was in ihr vorgeht und ich kann einfach nur da sein und sie stützen. Sie hat, als ich ihr sagte, dass ich Freitag mitkomme, nicht mal widersprochen. sonst kamen da immer Antworten wie "Du hast eh so wenig Zeit, geniße deinen Urlaub" usw.- und dieses Mal kam kein Gegenargument...
Oh Mann, ich hab solche Angst vor Freitag, überhaupt Angst vor dem, was kommt...


Ja, ich kann sehr gut verstehen, was dich so startet bezüglich des Verhaltens deiner Schwester. ich gehöre ja auch zu den Menschen, die alles genau wissen müssen, um klar zu kommen und alle Eventualitäten besprechen müssen, um sich auf alles einstellen zu können. Fakt ist, BSDK ist eine Krankheit, die sehr, sehr ernst ist und bei der ganz häufig sämtliche Therapien erst gar nicht anschlagen oder aber irgendwann nicht mehr druchführbar sind. Das sind unumstößliche Tatsachen. Was wir haben, ist die Hoffnung, die ja auch in mnachen Fällen durchaus berechtigt ist und die wir haben müssen, weil wir sonst leider wahnsinnig werden.
Ich vermag mir aber gar nicht vorzustellen, wie es in einem Menschen aussieht, der diese Krankheit hat:Wenn ich mir vorstelle, ich muss in betracht ziehen, meine Tochter nicht mehr aufwachsen zu sehen, die Route 66 nicht mehr von Küste zu Küste im Cabriolet mit ihr fahren zu können,meine Freunde, meine Familie nicht mehr zu sehen, weil ich im schlimmsten Fall leider nicht mehr lange leben werde- das ist an Grausamkeit nicht zu überbieten. Mein Stiefvater stellt keine Fragen. Er spricht nicht darüber, kein Wort. Er will nicht wissen,was die Untersuchungen ergebne haben. Gar nichts.ich bin damit auch erst nicht klar gekommen, doch ich fange an zu verstehen, dass es einen Unterschied gibt zwischen dem, was ich als Angehörige wissen will und dem, was einer als Betroffener ertragen kann.
Wenn deine Schwester auf keinen Fall hören will, dass die Chemo nicht anschlagen könnte, keine befunde lesen will, dann weil sie Angst hat, sich mit ihrer eigenen Sterblichkeit zu befassen. Ich denke, sie kann diese Angst und diesen Druck nicht ertragen,leider ergeben Angst und Druck häufig Aggression, und weil es ein ventil geben muss- dann ist sie natürlich, weil extrem angefressen, ausgerechnet denen gegenüber am ungerechtesten, die sie am meisten lieben...Verstehst du, was ich meine? Ich dürfte meinem Stiefvater gegenüber nie erwähnen, dass die Chemo nicht so gut gegriffen hat, als das sie eine weitere Metastasierung verhindert hätte- das würde er nicht verkraften. Ich denk, er spürt es ja auch, aber er will es nicht wissen und das muss ich im Moment so hinnehmen.Um meinen Anspruch geht es nicht. Manche Patienten wollen alles wissen, manche verdrängen, wo es nur geht, weil sie es nicht ertragen können und sich deshalb nur darauf fokusieren, dass alles wieder gut wird, weil die andere Möglichkeit zu unerträglich ist.Schmerzhaft, dass du diejenige bist, die gerade allen hilflosen Zorn abbekommt, weil sie sich engagiert und nachfragt und das mit den Spannungskopfschmerzen kenne ich nur zu gut... die letzten Nächte gingen nur mit Muskelrelaxansen, die machen soooo schön locker und müde...

Ach liebe Queeny, wie sehr wünsche ich mir manchmal ein bisschen Sorglosigkeit, wie gerne würde ich morgens mal wieder aufwachen, ohne sofort daran denken zu müssen... ich hoffe, ich habe die von dir geschilderte Problemtaik richtig verstanden, ich erhebe da keinen Anspruch auf Gültigkeit, ich versuche nur, zu verstehen.Ich dneke, letztendlich weiß deine Schwester, was sie an dir hat und vermutlich ist sie dermaßen auf ihr Ding konzentriert, dass sie gar nicht wahrnimmt, wie weh sie dir tut, wenn sie verbal um sich schlägt. Vielleicht kommt ein guter Moment, in dem du ihr sagen kannst, dass das, was du tust, nur aus Sorge um sie geschieht und du weit davon entfernt bist, ihr die Hoffnung nehmen zu wollen, aber einer eben auch die Fakten berücksichtigen muss, um adäquat handeln zu können und es dir, obgleich du gesund bist, verdammt nochmal auch weh tut!Und Hilfe von außen wird sie annehmen müssen, wie soll man denn mit sowas alleine klar kommen? Das kann sie nicht und wird sie auch eigentlich nicht wirklich wollen!Ich denke, die Akzeptanz dieser Diagnose ist ein sehr langer prozess- insofern es pberhaupt möglich ist und man da von Akzeptanz reden kann. Ich stelle an mir fest, dass ich nun zwar sehr viel weiß, es aber einfach nicht hinbekomme, auf uns zu transferieren. Die Schutzmechanismen greifen manchmal verdammt gut...

So, das war das Wort zur guten Nacht,Tippfehler werden bitte ignoriert...
Ich wünsche dir, dass du es dir nicht zu sehr zu Herzen nimmst, denn angst haben wir alle, der unterschied ist nur, wovor (hat mal ein schlauer mensch gesagt...).
Und ich wünsche dir noch mehr, dass deine Schwester in all ihrem Zorn und ihrer Ungerechtigkeit am Ende sogar noch recht behält und wieder gesund wird!!!!

Lass dich auch virtuell drücken,nimm es nicht zu schwer, es ist schon übel genug...

Alles Liebe,
Martina
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-Charlie Chaplin-

Geändert von Tine70 (07.01.2009 um 19:06 Uhr)
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  #7  
Alt 08.01.2009, 13:42
Daggi1 Daggi1 ist offline
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Standard AW: Meine Schwester hat BSDK

Hallo Queeny,
meine Schwester will auch nichts davon hören welche Chancen sie hat, wie die Überlebenseit ist, was auf sie zukommt. Ich bin diejenige die sich informiert und auf Fragen von ihr antwortet. (ich bin Krankenschwester-allerdings seit ca. 20 Jahren aus dem Bruf raus) Ich kann meine und auch deine Schwester verstehen. Beide wissen das sie todkrank sind, und die Reaktion deiner Schwester ist Schutz vor der Wahrheit. Deine und auch meine Schwester wissen genau das ihr Leben begrenz ist. Ich weis nicht wie ich reagieren würde wenn ich in der Situation wäre. Deine Schwester hat ja auch noch Kinder und muß damit klar kommen das sie evtl. das Aufwachsen ihrer Kinder nicht miterleben kann. Meine Schwester hat mir erklärt das sie manche Sachen verdrängen muß, sonst würde sie verrückt. Manchmal hat sie Angst einzuschlafen weil sie meint sie wacht nicht mehr auf. Meine Schwester redet mit uns in ganz sachlichen Ton von ihrer Krankheit. Sie will nicht das wir vor ihr oder mit ihr weinen. Sie meint wenn sie Schwäche zeigt wäre sie verloren. (obwohl das Blödsinn ist, man muß auch weinen können). Sie hat alles für sich geregelt (Beerdigung, Konten für meinen Schwager etc.), aber nicht weil sie meint das sie es nicht schafft, sondern weil sie die Kraft ganz auf den Kampf gegen den Krebs konzentrieren will. Für sie gibt es auch kein "die Chemo wirkt evtl. nicht", sie sagt ich werde es schaffen. Und ich unterstütze sie dabei, denn sie kommt so am besten mit der ganzen Situation klar. Es ist alles schwierig, aber es ist auch absoluter Ausnahmezustand. Auch ich habe nächtelang im Internet gesucht nach Therapien, alternative Möglichkeiten etc. Habe mit meiner Schwester und mit Prof. Uhl besprochen was sinnvoll ist, habe dabei aber die Hälfte der Möglichkeiten gar nicht angeschnitten da ich gemerkt habe das es zuviel des Guten war. Meine Schwester hat Vertrauen zu ihrer Ärztin und auch zu Prof Uhl und ist auch der Meinung das nun alles getan wird was gut und notwendig ist. Ich habe das akzeptiert und kann auch verstehen das meine Schwester vieles nicht wissen will.
Ich wünsche Dir viel Kraft für die kommende Zeit, alles Gute für Deine Schwester,ich hoffe das sich ihr Gesundheitszustand bessert und es ihr besser geht.

Bis dann
Daggi1

Ich habe Angst vor dem Tag (irgendwann im Februar) wenn das 1. Kontroll-CT gemacht wird. Ich weiß nicht was sein wird wenn sich zeigt das die Chemo nicht wirkt. Meine Schwester hat mich gebeten mitzugehen, mache ich natürlich, aber ich habe panische Angst vor dem Tag.
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