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  #1  
Alt 11.10.2008, 17:06
Benutzerbild von Marion Michaela
Marion Michaela Marion Michaela ist offline
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Registriert seit: 20.08.2007
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Standard AW: Die Zeit danach

Hallo Sidonie,

schön das du dich meldest,

Ja, das Herbstwetter ist herlich, heute ist ja ein super toller Tag,
ich war heute mit Alex und den Hunden schon spazieren, echt super.

Das mit deinem besten Freund: viele unbeteiligte Menschen tuen sich schwer einen (kranken) Menschen zu verstehen, ich habe das bei Alex seiner Ex Freundin selber miterlebt.

Wie kommt dein Freund damit klar, steht er hinter dir ??

Und wie geht es deiner Oma Omas sind einfach die besten,
ich habe auch so was liebes als Oma.

Und wie geht es deinem Gefühlschaos ?? hast du es bisschen sortieren können.

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende,

Ich drück dich.

Marion
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  #2  
Alt 11.10.2008, 18:06
Benutzerbild von Kerstin22
Kerstin22 Kerstin22 ist offline
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Standard AW: Die Zeit danach

Hallo Sidonie,
nun will ich mich auch mal bei dir melden. Einiges was du schreibst kann ich nachvollziehen. Ich habe auch eine engere Beziehung zu meiner Mama während meiner Krankheit bekommen, aber wenn ich z.B. zwischenzeitlich meine doch immer noch bzw. wieder Krebs zu haben, kann ich schlecht darüber sprechen. Bekannte nehmes es vielleicht nicht ernst genug, weil ich immer ganz gut da durchgekommen bin oder ihnen ist nicht bewusst, dass eigentlich keine Behandlung mehr geplant ist. Meine Mama sagt dann so was wie "Ich krieg Schreikrämpfe" und ich habe das Gefühl mich rechtfertigen zu müssen statt gestützt zu werden. Sonst habe ich aber immer das Gefühl, dass meine Mama mir beisteht. Meine Oma lag letztes Jahr im Koma und wir haben um sie gebangt. Jetzt geht es ihr wieder ganz gut, aber sie hat öfter Schmerzen. Da ich aber inzwischen schon einiges durchgemacht habe, nervt es mich, wenn sie über einige Wehwechen jammert, die sie mit 84 Jahren und ich mit 24 Jahren habe. Und wenn sie mir erzählt wie schlimm es ist alt zu werden. Immerhin hat sie es bis 84 geschafft. Ich lass sie dann jammern und sag nichts dazu. Bei ihr ist auch alles immer viel schlimmer als bei anderen. Nachdem sie sich dann ausgejammert hat, sagt sie dann noch, dass ich aber eigentlich viel kränker bin. Sehr seltsam. Es ist doch toll, dass dein Freund zu dir hält und versucht dich zu verstehen.
Liebe Grüße und bis bald
Kerstin
__________________
Morbus Hodgkin, II B mit Riskofaktor, ED 4/06, 8x BEACOPP eskaliert,Bestrahlung, 1. Rezidiv 03/07, 2x Chemo mit DHAP, 20.06.07 SZT; Bestrahlung;Reha, 2. Rezidiv, 18.04.08 allogene SZT, 03.06.08 komplette Remission , 2019: Knoten im Brustkorb, 03/19 ED Peripherer Nerventumor, 6 Zyklen Chemo, Bestrahlung, OP, bestätigte Remission 01/20
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  #3  
Alt 13.10.2008, 11:34
Hazel Hazel ist offline
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Registriert seit: 29.09.2008
Beiträge: 9
Standard AW: Die Zeit danach

Liebe Sidonie,

auch wenn wir uns über einen anderen Beitrag kennengelernt haben, möchte ich dir doch hier antworten.

Ich denke, dass deine Entwicklung ganz normal ist. Die Diagnose Krebs ist definitiv ein Trauma, vor allen Dingen für einen jungen Menschen, der ganz andere Pläne macht. Und auch, wenn du das alles "relativ" unbeschadet überstanden hast, so hat es doch deine Psyche und deine Seele verändert. Die heile Welt, die es bislang gab, wird für deine Seele nie wieder existieren und von daher kannst du das "leichte Leben" nichtbetroffener Altersgenossen nicht mehr führen. Das ist mit allen existentiellen Lebenserfahrungen so und oft ist es daher notwendig, den Freundeskreis neu zu definieren.

Mein Leben war eigentlich nie unbeschwert. Und ich habe mich oft gefragt, was mich von vielem trennt, bis ich begriffen habe, dass ich mit den Menschen gut klar komme, die meine Realität kennen, sprich mit Menschen, die nicht nur die Sonnenseite im Leben kennengelernt haben. Es ist einfach ein anderes Verstehen und eine andere Tiefe.

Hinzu kommt sicherlich auch, dass unsere Kultur in Deutschland auf Konsum, Spaß, Leistung und Wachstum ausgerichtet ist. Negative Themen wie Tod, Einsamkeit und Krankheit werden möglichst ausgeklammert - dafür gibt es wenig Raum hier. Wir sind ja auch von Terror, Krieg, Hunger usw. verschont, sodass das "leichte Leben" hier noch immer leicht fällt.

Zu dem Thema Tod möchte ich dir noch folgende Geschichte erzählen:
Im Alter von 23 Jahren wollte ich unbedingt Mutter werden und wurde auch bald schwanger. Ich freute mich riesig auf dieses Kind und hätte Bäume ausreißen können vor Freude. Im dritten Monat verlor ich dieses Kind wieder. Ich hatte es nie kennengelernt und war trotzdem am Boden zerstört. Der Tod war etwas unbegreifliches für mich, aber aus Rücksicht auf andere erlaubte ich mir keine Trauer. Ich wurde wieder schwanger, aber es trat keine Freude ein. Die Angst, dass sich dieser Verlust wiederholen könnte, stand allem im Wege. Das änderte sich auch nach der Geburt meines Sohnes nicht... Als er fünf Monate alt war, erkrankte meine Mutter, die weit weg wohnte, an Krebs. Sie starb acht Wochen später und ich war drauf und dran in eine tiefe Depression zu versinken, zumal mein Kind ein Schreikind war und mir jede Kraft nahm. (Er sorgte dafür, dass ich ihn nun endlich zur Kenntnis nahm )
Was mich (und meinen Sohn) in dieser Situation gerettet hat, war die einfache Tatsache, dass ich erkannte, dass jedes Leben mit der Entstehung unaufhaltsam auf seinen Tod zugeht. Der Zeitpunkt dafür wird an höherer Stelle entschieden und alles was wir tun können ist, die Zeit dazwischen mit Leben zu füllen und die Aufgaben zu bewältigen, die uns gestellt werden.

Was ich dir damit sagen möchte ist, dass du das Thema Tod nicht ausklammern solltest, nur weil andere es tun. Wenn du den Tod als Bestandteil des Lebens wirklich akzeptiert hast, wird das Leben wieder viel leichter. Kraft kostet es, den Tod als Möglichkeit auszuklammern, obwohl er schon vor der Tür gestanden hat, bei anderen Menschen anklopft oder bereits zu Besuch war.

Wenn es schlimmer wird, solltest du vielleicht gucken, ob du eine Therapeutin findest, die sich auf Tod und Traumafolgen spezialisiert hat. In einer Therapie hättest du nicht das Gefühl, auf andere Rücksicht nehmen und dich anpassen zu müssen.

Alles Liebe

Hazel
(ich finde es toll, dass du die Herbstblätter bemerkst - wer tut das schon? )
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  #4  
Alt 13.10.2008, 16:40
Sidonie Sidonie ist offline
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Registriert seit: 18.08.2008
Beiträge: 8
Standard AW: Die Zeit danach

Hallo Marion.

Danke der Nachfrage, meiner Oma geht es naja, ich denke sie ist nicht böse, wenn ich sage, gut.

Sie hält sich sehr, sehr tapfer und ich bin sehr stolz auf sie.
Als die Haare ausfielen, hatte sie ein Tief, aber auch das war schnell überwunden.
Noch einen Zyklus und dann Bestrahlung, dann hat sie es geschafft.

Freu mich schon sehr.

Mein bester Freund steht schon zu mir.
Er ist echt super. Aber leider nicht, naja, wie soll ich sagen, im selben "Lebensstadium".
Setzt halt noch andere Schwerpunkte; aber vielleicht ist es so, dass sich mit der gegebenen Situation, die Möglichkeit bietet unserer Freundschaft eine neu Richtung zu geben.

Wer weiß?

Es ist zu überlegen, ob man nicht mehr in den Begebenheiten eine Chance sehen sollte, als einen Fluch oder ähnliches.

Naja.
Machmal ist das wohl auch nicht so einfach...

Bis bald.
Sidonie


Machs gut
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  #5  
Alt 13.10.2008, 16:56
Sidonie Sidonie ist offline
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Registriert seit: 18.08.2008
Beiträge: 8
Standard AW: Die Zeit danach

Hallo Kerstin.
Schön, dass du dich zu Wort meldest.

Wie geht es dir?
Kann mit deiner Krankheitsbeschreibung nur wenig anfangen.
Wär schön, wenn du mir auf die Sprünge helfen würdest.

Ich persönlich hab weniger Schwierigkeiten anderen ihr Schicksal zu zugestehen, wenn sie jammern oder so.
Aber ich tu mich schwer damit, wenn mir besonders ältere Menschen als ich, meinen vorzugeben wie ich meine Angelgenheit regeln soll.

Und mich damit bevormundet.
So nach dem Motto dem jungen Ding, sag ich mal wie der Hase läuft.

Manchmal kann ich sagen, gut meine "Hase" läuft halt anders.
Manchmal bin ich genervt und denk mir, du kannst mich...
Manchmal, könnte ich ausflippen und würde den Leuten gerne sagen, wie dumm sie, meiner Meinung nach sind.

Und davor hab ich Angst:
Dass ich mich nicht mehr gezügelt bekomme, jedem seine persönlichen Erfahrungen zu zu gestehen.
Kann ja auch nicht jeder wissen, dass mein Leben nicht so verlaufen ist, wie das vieler.

Und dann denk ich, vielleicht tu ich ihnen auch Unrecht und die haben auch ihre Erfahrungen gemacht, mit irgendetwas.

Kann halt nicht mehr, das "kleine" Mädchen sein.

Möchte aber auch nicht in diesen Gedankenkreis kommen, andere für ihre geringen Erfahrungswerte in diesem "Bereich" zu bedauern oder zu belächeln.

Und die Nummer:
Hey lass mal, ich weiß worum es im Leben geht.
Find ich auch unangemessen.

Aber vielleicht ist es Einstellungssache.

Ich weiß es nicht.

Die Leute sind ja nicht besser, die schon viele Lebenskriesen durchlaufen haben.
Kann ja keiner etwas für ein unbeschwertes Leben.

Vielleicht brauch ich einfach noch etwas Zeit.

Die besten Wünsche.
Sidonie
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  #6  
Alt 13.10.2008, 17:05
Sidonie Sidonie ist offline
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Registriert seit: 18.08.2008
Beiträge: 8
Standard AW: Die Zeit danach

Hazel.

Lieben Dank.

Bin sehr berührt, von deiner Offenheit.
Danke.

Ich werde darüber nachdenken.
Tod ist wirklich nicht mein Thema.

Mag sein, dass ich den Schritt noch gehen muss ihn zu akzeptieren.
Als Teil des Lebens.

Fällt mir schwer.

Vielleicht soll ich das für mich klar machen.
Vielleicht geht es darum.

Danke nochmal.


Sidonie
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