|
#1
|
|||
|
|||
AW: Mein kleiner Bruder Alexander
Alexander,
ich bin so müde aber möchte Dir danken, dass Du heute auf uns aufgepasst hast. Gestern war ich so nervös und heute erst...um 12 h waren Deine ganzen Tanten und Onkels u.s.w. da, um 13.30h war ja die Feier. Ich wollte weglaufen, einen Moment dachte ich, ich packs nicht und war am zittern. Aber dann waren Mom und ich so "cool" und haben alle am Friedhof begrüsst, es waren so viele da, sogar Th...s und Eric und Micha und Frank, mann, das hat einiges aufgewühlt. Und Elke, Hartmut ( musste danach sofort weg auf eine Konferenz..., war aber eine so nette Geste, dass er kam), und Karin und Brigitte und und und. In der Trauerhalle wurde alles so liebevoll geschmückt und ganz viele Kerzenlichter und vieles in Blau, Deiner Lieblingsfarbe. Und das schöne Bild von Dir,das andere hab ich noch dazugestellt. Der Redner hat so schön gesprochen, alle waren begeistert. Nur einmal hatte ich Mühe und hab richtig geheult, aber dann ging es. Danke, Junge, ich bin so traurig, hab noch nicht realisiert, dass Du wohl niemehr wiederkommst. Mom hat heute sogar mal Parfüm aufgelegt, extra für Dich. Hast Du gesehen, was Du uns bedeutest? ich gehe jetzt schlafen, muss Ruhe haben und ein bisschen weinen Lass es Dir gutgehen, da, wo Du jetzt bist Ich hab Dich lieb Deine Sista Geändert von Ute K. (08.04.2008 um 23:11 Uhr) |
#2
|
|||
|
|||
AW: Mein kleiner Bruder Alexander
Alexander,
heute haben wir Dir ein Licht gebracht, damit Du unterwegs was siehst. Ich hab so das Gefühl, dass Du noch auf der Reise bist aber dass das Ende für Dich schön sein wird. Jedesmal, wenn ich mir wünsche, dass Du wieder hier bist, habe ich ein schlechtes Gewissen, denn das würde doch bedeuten, dass Du nicht glücklich bist und leiden musst.Und es behindert Deinen Weg. Gesund werden ging ja leider nicht mehr. Mom glaubt nicht an sowas, aber ich habe mit Vera z.B.auch über den Traum gesprochen. Andere können einen ja für verrückt halten. Ich bin mir ziemlich sicher, Du hast mir den Traum geschickt. Oder noch jemand anderes? Muss noch viel nachdenken über das Leben nach dem Tod und Gott u.s.w., hatte ja schon immer meine Vorstellungen. Aber bestimmt werde ich für mich eine Antwort finden. Darf ich Dir sagen, dass Du mir fehlst? Aber nur, weil ich Dich lieb hatte und nicht, um Dich aufzuhalten. Mach Dir keine Sorgen, ich werde nicht verrückt, sind halt nur die Gedanken, die mir durch den Kopf gehen, will nur, dass es Dir besser geht. Ich denke, wenigstens Du verstehst das. Deine Sista |
#3
|
|||
|
|||
AW: Mein kleiner Bruder Alexander
Alexander,
morgen werden die letzten Sachen aus Deiner Wohnung geholt. Einen Teil bekomme ich, Du weisst schon, welche... ich hoffe, dass wir nächste Woche nicht mehr dahin müssen, es ist nämlich verdammt schwer, dort zu sein und Du bist nicht mehr da. Hast Du die Tulpen gesehen, die ich Dir gebracht habe? Wird ja langsam Frühling. Obwohl mir so oft die Tränen kommen und ich sie runterschlucken kann, kann ich es immer noch nicht fassen, ich habe so Angst vor dem Schlag... Heute habe ich mich ganz lange mit Frank unterhalten, sein Vater ist ja nun auch nicht mehr da. Ihr seid zusammen eingeäschert worden! Na, ist wohl nicht toll. Er hat jetzt keine Eltern und keine Geschwister mehr und der Hauptteil seiner restlichen Familie ist ja in Indien. Das Gespräch hat mir irgendwie gutgetan. Jemand, der versteht und auch trauert. Auch gestern das Gespräch mit Renate war so wertvoll und mit Karl. Karl kenne ich ja schon 24 Jahre, Du weisst... Komisch, immer die Menschen, die auch jemanden verloren haben... Alexander, ich will nicht jammern, ich bin doch nur so traurig und fühle einen so grossen Schmerz in mir. Es soll Dich nicht belasten, ich versuche nur, alles zu verarbeiten. Pass gut auf Dich auf Deine Ute |
#4
|
|||
|
|||
AW: Mein kleiner Bruder Alexander
Alexander,
jetzt ist Deine Wohnung fast leer, Du weisst, welche Sachen ich bei mir habe... Mom muss am Samstag nochmal dahin, aber ich nichtmehr, ein Glück! Habe mich umgedreht und bin einfach raus. Gestern und vorgestern war ich nicht bei Dir, aber morgen komme ich. Hast Du die dicke Hummel und die Biene an den Tulpen gesehen, als ich da war? Komisch, im Moment geht es mir relativ "gut", ich fühle mich wie in Watte gepackt. Ich bin froh, dass Du nicht mehr leiden musst. Wenn ich daran denke, wie Du im Januar nach einer wieder mal schlimmen Nacht auf Deinem Pflegebett gesessen hast und so geweint hast? Ein ganz seltener Moment vor mir. Du hast gesagt, wenn es einen Gott gibt, lässt er sowas nicht zu und holt mich. Und eine dicke Träne ist über Dein mageres gelbes Gesicht getropft, ich hab neben Dir gesessen und Dir über Deine Rippen gestreichelt. ich hätte schreien können. Oder als Du zuletzt bei mir gebadet hast und mich gerufen hast, weil Du den Schaum nicht vom Kopf bekamst? Wie ich vor Dir stand und dir geholfen habe. Schamgefühle gab es ja zum Schluss nicht mehr.Ich sehe noch jetzt jede Rippe auf deinem dürren Rücken und den dicken Bauch und die dicken Beine und den kleinen Kopf mit den mittlerweile so abstehenden Ohren. Ich hab nie verstanden, wenn man so blöde sagt, es hat mir fast das Herz gebrochen, aber das waren solche Momente, es hat so weh getan. Oder Weihnachten, wo wir Kaffee trinken waren? Du bist am Tisch fast eingeschlafen und hattest Mühe, wieder ins Auto zu kommen. Oder Karneval, wo Du in meinem Bett lagst, ich stand am Fenster und Du sagtest, oh, wie schön ist die Musik, früher hab ich ja auchmal gefeiert? Und unsere alte Mom war unten und hat Kamellen gesammelt. Und, und... NEIN, Junge, dass will ich nicht mehr für Dich. Dann lieber so. Nur wir müssen mit dem Schmerz leben... Wie kann eine Krankheit einen Menschen so zerstören? Sag mal. Heute vor einem Monat, am 15., Deinem Geburtstag, warst Du schon nichtmehr bei Bewusstsein, hast Dich auf die Reise begeben. Bist Du jetzt da? ich hoffe es sehr. Pass gut auf... ich muss schlafen, morgen um 7.h ist wieder Dienstbesprechung Deine grosse sista ute |
#5
|
|||
|
|||
AW: Mein kleiner Bruder Alexander
Alexander,
seit gestern ist Deine Wohnung weg, zum Glück. War für Mom auch so schwer, da immer noch hinzugehen. ich wüsste so gerne, wo Du jetzt bist... Vermisse Dich. Ich wünschte, es wäre nochmal so, wie vor Deiner Krankheit. Da hatten wir zwar nicht so viel Kontakt, wie das halt unter Bruder und Schwester ist, aber immer, wenn einer den anderen mal dringend brauchte, war man zur Stelle. Und ich wusste, auf Dich war immer Verlass. Weisst Du noch meine Trennung von B.? da waren wir noch jung und ich bin für 2 Monate wieder zu Euch gezogen und Du hast nie gemeckert, dass ich wieder in unserem/ deinem Zimmer war? Oder als ich so fertig war nach Y? Und bei meinem Umzug hast Du Urlaub genommen, um mir zu helfen. Oder, als ich Dich früher vor meiner Schule in den Kinderhort gebracht habe? Du warst drei und ich neun. Mom musste ja früh am morgen arbeiten gehen. Und diese blöde Kindergärtnerin, vor der man beim Abschied immer einen Diener machen musste, und wenn nicht, durfte man wieder hinten in der Schlange anstehen? Mom hat da öfter gestanden und gewartet, weil Du mal wieder so stur warst... Ich wusste immer, dass ich Dich sehr liebe,obwohl wir so unterschiedlich waren, aber richtig bewusst wurde es mir erst, als Du krank wurdest und wir mal wieder zusammenhalten mussten. Und das haben wir. Dir ging es doch genauso. ich habe heute einen irischen Reisesegen gelesen, der war unglaublich schön. Passt so gut auf Dich. Den werde ich Dir mal vorlesen. Hab Dich lieb und viel Glück Deine grosse Sista |
#6
|
|||
|
|||
AW: Mein kleiner Bruder Alexander
Alexander,
heute vor 3 Jahren haben wir die Diagnose erhalten. Samstags bist Du mit dem Flieger angekommen, montags zum Hausarzt (Autoimmunhepatitis?), mittwochs ins Krhs. und freitags nach ERCP das Ergebnis. Nachdem Du ja in Cork seit März zweimal im Krhs. lagst und die blöden auch nach mehreren Untersuchungen nichts genaues feststellen konnten ( oder wollten?). Nachgerechnet hast Du 8 Wochen seit Beginn Deiner Beschwerden verloren. Verdammt viel Zeit. Als Du uns die Diagnose sagtest, ist Mom heulend auf den Flur gelaufen und hat nach einem Arzt geschrien und ich habe im Stuhl gesessen und mich Minuten lang nicht bewegt. Habe mir die Schmutzflecken am Fenster angeschaut.Die Erde hat sich nicht mehr gedreht. Und was hast Du aber alles durchmachen müssen? Welche Angst musst Du gehabt haben? Drei Tage hast Du kaum mit uns gesprochen. Du weisst, dass ich heute abend mit C. unterwegs war und ich auch mal wieder lachen konnte, aber immer immer kommen Momente und Erinnerungen in mir hoch und ich vermisse Dich so sehr. Es tut so weh, ich möchte so gerne mit Dir reden und mit Dir zusammen die Stones hören oder das andere, was ich nicht so mochte, aber wäre mir jetzt egal. Du fehlst so Deine sista |
#7
|
|||
|
|||
AW: Mein kleiner Bruder Alexander
Alexander,
heute morgen bin ich aufgestanden und habe sofort gemerkt, dass es mir schlecht geht. Und das schon den ganzen Tag. Warum nur musste das alles so kommen? Warum? Ich weiss, es gibt darauf keine Antwort, aber heute bin ich einfach nur traurig und down. Was musstest Du alles mitmachen? Es tut mir so leid und ich konnte Dir aber doch nichts abnehmen, hätte ich so gerne getan. Viele Dinge gehen mir nicht aus dem Kopf, vor allem unsere Gespräche in Deinen letzten Tagen, wenn ich nur daran denke, wie Du im Rollstuhl gesessen hast... Wie sehr hattest Du Dich verändert. Hattest halt kein Glück. Darum hoffe ich so sehr, dass Du jetzt da bist, wo Du hinwolltest. Es tut so weh, verdammt noch mal. habe zu nichts mehr Lust. Heute habe ich Dir Rosen gebracht, jetzt kannst Du ja nicht mehr sagen, schenkt mir doch mal was nützliches, ich brauche z.B. Lampen... Ich werde Dich nie vergessen mein kleiner Bruder Deine sista |
Lesezeichen |
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1) | |
|
|