|
#1
|
|||
|
|||
AW: Verweigerung der Behandlung?
Liebe Astrid,
ich kann dich gut verstehen. Ich wusste auch nicht so recht, etwas mit der Frage anzufangen. Jetzt weiß ich, was mich gestört hat: Wie kann man sich weigern, etwas zu tun, wenn man überhaupt noch nicht weiß, welche Möglichkeiten, etwas zu tun, bestehen? ...und ob jetzt ein nicht behandelter Krebs soviel Lebensqualität bietet? Ich bin mir auch da nicht sehr sicher. Lieber Stefan, bei allem gebotenen Respekt, kannst Du mir bitte erklären, was Du hier eigentlich wissen willst? Ob es noch jemanden gibt, der gar nicht wusste, ob er Krebs hat und welche Behandlungsmöglichkeiten zu diesem eventuellen Krebs mit welchen Optionen bestehen, sich auch geweigert hat, diese - ja noch nicht feststehenden - Behandlungsmöglichkeiten anzunehmen? Ich wünsche dir trotzdem eine angenehme Nacht und viel Erfolg bei deiner Entscheidung - die ja vielleicht gar nicht ansteht. Verwirrte Grüße Monia |
#2
|
||||
|
||||
AW: Verweigerung der Behandlung?
Hallo Monika und alle,
(ich wusste, dass ich damit in ein Fettnäpfchen trete...) Zitat:
Das ging dermaßen schnell, dass meine Frau in dieser Krise überhaupt keine Zeit hatte, sich Wissen über die Krankheit und ihre Behandlungsmöglichkeiten anzueignen. Sie war im Schock-Zustand (Das kann nicht sein! Sowas passiert mir doch nicht!) und wurde von der Medizin-Maschinerie völlig überfahren. Und als sie Zeit hatte, darüber nachzudenken, ob / was sie an Behandlung will... da war es dafür zu spät, weil schon Tatsachen geschaffen wurden. Nun weiss ich auch, dass BK nicht so zeitkritisch ist wie LK. Ich weiss aber auch, dass es eine beträchtliche Anzahl von Frauen gibt, die sich beim BK trotzdem Zeit zum Nachdenken lassen - und sich der Chemotherapie verweigern. Zitat:
Zitat:
Zitat:
Wie soll ich mich verständlich machen? Wahrscheinlich gehört meine Frage gar nicht genau in dieses Forum. Weil sie natürlich theoretisch ist. Aber: ich habe (nicht nur beim BK meiner Frau und Schwägerin) schon oft miterlebt, dass diese Frage, wenn sie mal nicht mehr theoretisch ist, sondern wegen persönlicher Betroffenheit praktisch und akut... dass dann den Betroffenen kaum noch Zeit und Raum bleibt, sich mit dieser Frage zu befassen. Weil dann Schock, Unglauben, Verzweiflung, Diagnosen, Termine, Therapien, Verwandte, Ratschläge, x Ärzte, Infusionen, Nebenwirkungen usw. regieren. Und weil ein Mensch, wenn er in diesem Apparat gefangen und mit Valium, Haldol und evtl. Morphium vollgepumpt ist, ohnehin keiner Überlegung mehr fähig ist. Ich habe z.B. die Schwester meines Schwagers an Krebs sterben sehen. Mit gerade mal 27 - und keine 6 Monate nach der Diagnose - war sie tot. Nur, was mir zu denken gibt: sie hat diese letzten 6 Monate nicht Zuhause im Kreise der Familie verbracht, sondern in einem Klinikbett. Und ich frage mich, ob für sie nicht 4 Monate in Unkenntnis (und ohne die Last der Diagnose und Behandlung) Zuhause besser gewesen wären als 6 Monate im Krankenhaus... Aber wiegesagt: vielleicht gehört das alles gar nicht hier hin, weil es nicht direkt was mit LK zu tun hat. Sondern damit, wie Mensch mit einer sehr wahrscheinlich tödlichen Krankheit umgeht. Bzw. Nein: nicht mit der Krankheit, sondern mit dem Wissen darum. Und mit der Varantwortung (oder Überforderung), die "richtige" Entscheidung zu treffen. Ich kann das schlecht erklären, weil das für mich natürlich theoretisch ist, und weil es dazu in meinem Kopf ziemlich wirr zugeht. Vielleicht ein Beispiel aus eigener Erfahrung: wenn Frau schwanger ist, weiss sie, dass es die Möglichkeit der Pränatal-Diagnostik per Fruchtwasseranalyse gibt. Und jeder Arzt wird ihr dazu raten. Weil man dabei u.a. diagnostizieren kann, ob das Kind Trisomie 21 / Down-Syndrom hat. Mal ganz davon abgesehen, dass bei dieser Fruchtwasseruntersuchung als "Nebenwirkung" x-mal mehr Ungeborene sterben als ohne diese Untersuchung mit Trisomie 21 zur Welt kämen... Ganz abgesehen davon, gibt es bei einem positiven Befund ein massives Gewissensproblem für die Eltern: die müssen nämlich eine Entscheidung treffen, die IMHO kein Mensch treffen kann - die Entscheidung über Leben und Tod. Lasse ich das Kind abtreiben, oder bekomme ich es. Und so oder so - wie kann ich mit dieser Entscheidung später leben. Wie oft bereue ich, dass ich dieses Kind habe abtreiben lassen? Und wie oft bereue ich andernfalls, dass ich es nicht habe abtreiben lassen? Nun, wir haben uns (trotz massiven Drucks von Seiten der "Fachleute" - der studierten Mediziner) gegen diese Diagnostik entschieden - sondern beschlossen, lieber nicht-wissen-zu-wollen, und die Entscheidung als "schicksalhaft" hinzunehmen. Natürlich hinkt dieser Vergleich in Sachen Krebs o.a. tödliche Krankheit ganz beträchtlich. Weil es da ein anderes Leben ist, über das man entscheidet, nicht das eigene. Und weil Trisomie nicht tödlich ist. Vielleicht versteht trotzdem jemand, wo die Parallelen sind. Darin, dass Mensch heutzutage (unter z.T. massivem Druck der Medizin-Maschinerie) dazu gezwungen wird, Entscheidungen zu treffen, die dem Menschen IMHO nicht zustehen. Und dass evtl. "gesünder" ist, nichts wissen zu wollen und diese Entscheidung nicht treffen zu müssen. Denn, wenn Mensch zu dieser Entscheidung gezwungen wird (und da komme ich wieder auf den Krebs), entscheiden sich bei Pränataldiagnostik wie bei Krebsdiagnostik > 95% der Betroffenen unter Zeit- und psychologischem Druck zu dem, was die (ebenfalls nicht betroffenen) Mediziner raten. Und natürlich mit ihrer persönlichen Hoffnung, dass schon irgendwie alles gut werden wird. Nur ist diese Hoffnung (zumindest bei LK) statistisch gesehen ebenso irrational wie die Vogel-Strauss-Taktik. Und vielleicht suche ich deshalb nach den < 5% der Patienten, die die Irrationalität des Strauss' der Irrationalität des Medizinwesens vrogezogen haben... Viele Grüße, Stefan |
Lesezeichen |
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1) | |
|
|