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Alt 10.04.2003, 10:35
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Standard schlimme gedanken

Hallöchen Ihr Lieben,
Hi, Conny, ja, ich glaube, ich weiss, was Du meinst. Wenn's um's Verzeihen geht, dann fragen wir uns nämlich auch oft: MUSS man denn immer alles verzeihen?
Und es fällt einem manchmal sehr, sehr schwer. Je schlimmer einem etwas "angetan" wurde, um so schwerer kann man das verzeihen.
Ich konnte damals zwar meiner Mutter verzeihen (vielleicht war das wirklich ein Segen oder sowas für mich), aber ich bin auch heute noch oft am kämpfen mit sowas. Wenn mir also eine Ungerechtigkeit wiederfährt, dann kann ich nicht einfach so locker darüber stehen und sagen: Jaja, ist gut, ich verzeihe Dir!
Da stehen also auch bei mir heute noch viele "Situationen" offen, wo ich verzeihen müsste, um MIR selber den Frieden zu geben, aber ... ich kann eben auch nicht immer.

Ich glaube, dazu braucht es schon eine innere Bereitschaft oder so.
So wie Du aber damals Deinem Vater diesen Brief geschrieben hast, so warst Du ja bereit dazu, irgend etwas zu tun, UM verzeihen zu können. Du wolltest die Dinge klären, darüber sprechen, und wenn Dein Vater offen dafür gewesen wäre, so hättest Du vielleicht verzeihen können.
Weil er's aber nicht war, so hat er Dir damit gleich nochmals ein's auf's Dach gegeben, gell? Das ist bestimmt sehr verletzend für Dich.
Aber ich denke, er war sich wohl seiner "Schuld" irgendwie bewusst, und konnte sie selbst kurz vor seinem Tod nicht damit auseinander setzen. Vielleicht war ihm das DA jetzt - im Angesicht seiner schweren Krankheit - auch total zu viel.

Ich kann aber verstehen, dass Du gleichzeitig ein "frohes" Gefühl haben kannst, dass er nicht mehr da ist. Denn Du wirst nie wieder von ihm verletzt werden, und für Dich ist das ja positiv.
Das sind dann eben diese zwei Seiten, denn einerseits geht's darum, dass der eigene Vater gestorben ist (und wer bitteschön freut sich da schon darüber, schliesslich hat man nur einen Vater), aber andererseits geht's auch darum, dass man selber von seinen Verletzungen endlich erlöst wird, und dann kann man wieder sehr froh darüber sein. - Aber das hat hier eigentlich nichts mit der Trauer um das Sterben eines Menschen selbst zu tun, sondern es sind die eigenen Erfahrungen und Gefühle, die da noch mitspielen.

Bei meiner Mutter waren es auch solche "Mischgefühle", denn obwohl ich ihr verziehen hatte, und ich wusste, ich hatte ja nur EINE Mutter, ... war da natürlich schon auch eine sonderbare "Erleichterung" da. Nämich jene, dass dieses "negative Erfahren" mit meiner Mutter nie wieder vorkommen kann! Und warum soll man darüber auch nicht erleichtert sein dürfen?

Aber "Verzeihen" heisst auch nicht, dass man einfach alles VERGISST oder so. Ich kann mich nämlich noch SEHR gut an all ihre Schläge erinnern, die ich als Kind erleiden musste. An ihre Unfairnes, an ihr Gezeter und Geschreie. An jenes also, das mir irgendwie "geschadet" hat. - Doch das "Verzeihen" hatte immerhin meinen Groll und meine Wut genommen, den ich ihr gegenüber empfunden hatte.
Und das war ein sehr, sehr wichtiger Schritt. Denn mit Groll und Wut im Bauch das Leben weiter zu gehen, ist ja auch nicht gerade angenehm. Man hat dann immer das Gefühl, dass da noch was DA ist, das ungeklärt geblieben ist, und das kann schon sehr belasten.

Aber wie gesagt, es ist nicht einfach, ich weiss, ich hätte da auch noch manches zu "verzeihen" an anderen Menschen, und da habe ich mich auch noch nicht durchgerungen. Da mach ich auch weiter mit meiner Wut und meinem Groll.
(Ist aber GAR nicht gesund, nein-nein!)

Ich sende Dir jedenfalls eine dicke Umarmung, Conny, und wünsche mir für Dich, dass Du das "Verzeihen" oder "Vergeben" für Deinen Vater doch noch schaffst. Es z.B. NUR schon mal auszusprechen: "Papa, ich verzeihe Dir!" gibt schon ein bisschen eine Erleichterung. Willst Du's mal versuchen? :-)

Ganz liebe Grüsse (auch an Jutta hier)
von der "krassen" Brigitte
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