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Für meine Oma!
Liebe Oma,
heute bist du genau 10 Jahre nicht mehr bei uns. Die Zeit verging so schnell und doch ist mir, als hätte ich noch gestern deine Hand gehalten. Früher, als ich noch klein war, hast du mir immer nachts die Hand gegeben, weil ich so unruhig schlief. Ich fühlte mich dann so sicher und behütet. Oft denke ich an dein Lachen, vergesse nie, als Opa sich den Kopf gestossen hat und wir so lachen mußten, dass wir das Zimmer verlassen mußten. Dieses Bißchen Schadenfreude hab ich von dir geerbt Es tut mir bis heute sehr weh, dass du so leiden mußtest. Das hattest du nicht verdient. Dein Leben war nicht einfach, sechs Kinder hast du zur Welt gebracht und mit viel Liebe großgezogen. Mir hast du das Klavierspielen beigebracht und warst wie eine zweite Mama für mich. Kurz bevor du starbst, hatten wir noch eine intensive Zeit miteinander. Du sagtest mir, dass du nicht mehr leben willst und es für dich an der Zeit ist zu gehen. Du wolltest nicht mehr länger leiden und hast auf Erlösung gehofft. Ich weiß noch, dass ich es dann war, die deine Hand hielt, als du mir das erzählt hast. Dieses Mal wollte ICH DICH beruhigen, so wie du es früher mit mir getan hast. Ich spürte, dass deine Hand ganz knochig geworden war, du bestandst nur noch aus Haut und Knochen. In diesem Moment habe ich dir gewünscht, dass du nicht mehr lange leiden mußt. Ich saß auf deinem Krankenbett und schaute hinaus in den Schnee. Es war das letzte Mal, das ich deine Hand hielt. Damals lagen wir im gleichen Krankenhaus. Du wurdest eine Woche vor mir entlassen. Am 20.12.1995 war es dann auch für mich soweit. Nach sechs Wochen endlich wieder nach Hause! Meine Mama wollte mich morgens abholen. Ich sagte, sie solle bitte früh kommen, denn ich konnte es kaum erwarten, endlich heim zu dürfen. Sie kam und kam nicht. Ich war fassungslos, weil sie doch wußte, dass ich auf glühenden Kohlen saß. Ich rief zuhause an, es ging keiner ans Telefon. Schließlich rief ich bei meiner Schwester an. Und sie sagte "Oma ist letzte Nacht gestorben!". Das konnte ich nicht glauben. Ich war wie gelähmt, saß auf meinem Bett und schaute einfach nur ins Leere. Kein Tag war in meinem Leben ohne dich vergangen. Ich dachte an den Moment, an dem du das Krankenhaus verlassen hast.... durch die Drehtür unten im Foyer. Ich habe dir und Mama noch gewunken. Das war das letzte Mal, das ich dich sah. Liebe Oma, hier steht ein Bild auf dem Schreibtisch. Du hältst mich im Arm. Es ist in eurem Garten aufgenommen, den ich so sehr liebte. Auf dem Photo bin ich etwa ein halbes Jahr alt. Wir hatten noch viel Zeit damals. Danke für alles, was du mir gegeben hast. Danke für die Liebe, Fürsorge und Zuneigung. Danke, dass du mir die Liebe zur Musik weitergegeben hast. Und das für uns so typische Tränen-Lachen. Danke für die Sicherheit, die du mir vermittelt hast und für die Güte, die dir inne war. Heute brennt hier eine extra Kerze für dich! Deine Vida
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~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Nach Regen kommt Sonnenschein! |
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