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  #1  
Alt 24.11.2005, 08:14
Benutzerbild von bobbel24
bobbel24 bobbel24 ist offline
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Standard AW: Mein kleiner Bruder

Hallo ,

@ Sandra , ich wünsche dir alles Gute nachträglich zu deinem Geburtstag .

Ich bin in so ein tiefes Loch gefallen , ich habe über ein Jahr gebraucht bis ich wieder einigermaßen draußen war . Ich bin ca 1 Woche nach dem Tod meines Bruders nachts zu Hause völlig durchgedreht . Meine Frau schnappte mich und brachte mich ins Krankenhaus . Nach 2 oder 3 Tagen und mehreren Verwüstungen meines Krankenzimmers stand für die Ärzte fest das ich an eine akuten Psychose leide .

Ich kann mich an 3 Wochen die ich in der Psychatrie verbracht habe überhaupt nicht errinnern . Nur das ich immer irgendwelche Stimmen gehört habe und sich ständig irgendwelche Filme vor mir abgespielt haben . Sie hatten alle was mit der Krankheit meines Bruders zu tun . Das war die Hölle.

Sie haben mich da mit allen zugepumpt was es so gibt an Antideppressiva und Phsychopharmaka . Ich habe zeitweise bis zu 10 Tabletten am Tag schlucken müssen. Nach 3 Wochen wurde ich ruhiger ,habe auch wieder meine Frau oder meine Mutter erkannt .

Für meine Familie war es besonders hart , erst mein Bruder gestorben und jetzt ich durchgedreht.

Die Ärzte sagten zu meiner Frau das es sein kann das ich nie wieder der alte werden würde . Nach 4 Monaten wurde ich entlassen ! Mit 25 kg mehr Gewicht auf den Rippen und absolut keiner Lebensfreude.Aber wenigstens waren die Stimmen im Kopf weg .

In der Zeit haben mich auch nur 5 oder 6 von meinen Freunden besucht , im Nachhinein bin ich auch froh drüber, weil ich wirklich nicht mehr ich selbst war .

Ich habe dann noch ca 3 Monate ca 6 Tabletten genommen die mich ruhigstellen sollten . Ich habe nur noch auf der Couch rumgelegen und über 13 Stunden am Tag geschlafen .

Ich habe immer mehr an Gewicht zugelegt der Höchsstand waren mal 95kg
und ich bin nur 176 groß und war immer sportlich .Im Februar habe ich die Tabletten dann auch gegen den Rat meiner Ärztin abgesetzt, und seitdem ging es bergauf .

Ich kann so froh sein das meine Frau noch bei mir ist .Meine Frau sagt ich habe über ein Jahr nicht gelacht .

Mittlerweile kann ich aber wieder lachen , habe auch wieder Lebensfreude und habe auch schon wieder über 20 kg abgenommen.Trotzdem ist durch den Verlust meines kleinen Bruders mein Lachen anders geworden .

Aber er hätte es nicht gewollt das ich mich vergrabe .



bis denne


Marco



....

Ich umarme alle die einen Nahestehenden verloren haben .....
__________________
Irgendwann sehen wir uns wieder .
Ich freue mich auf diesen Tag .


Mein geliebter Bruder Tommy
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  #2  
Alt 24.11.2005, 16:57
Benutzerbild von Sandra!
Sandra! Sandra! ist offline
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Standard AW: Mein kleiner Bruder

Hallo Marco,

der Tod deines Bruders hat dich wirklich heftig aus der Bahn geworfen. Du kannst absolut glücklich darüber sein, dass du so eine starke und loyale Ehefrau hast, die dir in der ganzen schweren Zeit beigestanden und zu dir gehalten hat. In solchen extremen Situationen zeigt sich auch meist, ob der Partner wirklich zu einem steht oder ob die Beziehung einfach nur Schall und Rauch ist.
Mein Mann musste teilweise auch sehr starke Nerven beweisen, da ich auch manchmal vor lauter Wut und aus Verzweiflung sehr ausfallend und angreifend geworden bin. Im Nachhinein tat mir dann alles immer sehr leid und nahm mir dann immer vor, dass es ein nächstes Mal nicht geben würde. Aber dann verlief die Behandlung und der „Genesungsprozess“ bei meinem Vater mal wieder nicht so wie erwartet bzw. gewünscht und dann war ich wieder völlig daneben. Meinen Eltern habe ich das gegenüber nie gezeigt, meine Ausbrüche kamen immer erst als ich zu Hause war. Mittlerweile bin ich etwas ruhiger geworden. Hin und wieder überkommt mich die Traurigkeit, so dass ich dann aus heiterem Himmel weinen muss. Aber das ist gut so! Besser man lässt seinen Gefühlen freien Lauf, als dass sich alles anstaut und man irgendwann vor lauter Emotionen zusammenbricht.
Ja, die Tabletten können einen ganz schön außer Gefecht setzen. Meist auch mit der Folge, dass man ein paar Kilos zunimmt. Aber das sind nur Äußerlichkeiten, die nicht wirklich relevant sind! Was zählt sind andere Werte! Denn:
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar!
(Saint-Exupéry)

Aber schön, dass es dir nun wieder besser geht! Dein Bruder hat deinen Leidensweg bestimmt von da, wo er nun ist, mitverfolgen können und wird sich nun sicherlich auch darüber freuen, dass es bei dir nun wieder bergauf geht.
Vor allem musst du immer daran denken, dass es deinem Bruder nun viel besser geht, da er von seinem Leiden erlöst wurde. Das ist zwar nur ein kleiner Trost, aber immerhin einer, der sehr viel wert ist. Und wie du schon richtig sagst, irgendwann sehen wir uns alle wieder! Darauf freue ich mich auch!

Liebe Grüße
Sandra
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  #3  
Alt 30.11.2005, 13:26
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bobbel24 bobbel24 ist offline
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Standard AW: Mein kleiner Bruder

Ich atme Einsamkeit und werde sentimental.
Die Nacht neigt sich dem Ende zu,
meine Stimmung ist katastrophal!

Ich sitze hier im nirgendwo und starre in mein Bier.
Verloren in Gedanken stehst du vor mir!


Was du wohl machst hab' ich mich tausendmal gefragt.
Fickst du Engel, zählst du Sterne? Oder betrinkst du dich mit Liebe, den ganzen Tag?

Ich warte schon so lange auf ein Wort von dir.
Ein nie endendes Verlangen nach dir lebt in mir.
Ich warte schon so lange auf ein Wort von dir.
Der Schmerz ist vergangen, geblieben ist die Leere und der Platz neben mir!

Es ist einsam ohne dich
ohne dich mein Bruder
Ich vermisse dich!

Du kehrst wieder als mein Traum.
Nur für die Dauer eines Augenblicks bist Du real für mich.
Eines Tages folge ich dir in die Ewigkeit
Gib' mir Zeit!

Ich pflücke Rosen für dein Grab!
Du bist nicht mehr hier, doch du lebst in Mir


....


bis denne

Marco
__________________
Irgendwann sehen wir uns wieder .
Ich freue mich auf diesen Tag .


Mein geliebter Bruder Tommy
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  #4  
Alt 03.12.2005, 14:43
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bobbel24 bobbel24 ist offline
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Standard AW: Mein kleiner Bruder

Hallo an alle ,

hab noch mal ne Frage . Wie lange habt ihr so gebraucht bis ihr mit dem Verlust eurer Lieben umgehen konntet.
Ich weiß man wird zwar nie darüber hinwegkommen .
Aber meine extreme Trauerphase hat schon über ein Jahr gedauert .Das heißt das ich mich über ein Jahr über oder auf nichts gefreut habe und mir war so ziemlich alles sch.....egal .
In der Zeit habe mich weder bei meinen Freunden und sogar manchen Verwandten gemeldet.
Ich dachte auch das ich nie wieder unbeschwert lachen kann. Ich war auch fast ein Jahr lang nicht im Internet obwohl ich davor schon fast eine Standleitung hatte .
Mein Bruder ist aber jetzt noch jeden Tag und bei allen was ich tue bei mir .
Kann mich aber erst seit ca 3 Monaten wieder auf etwas freuen und mache auch seitdem wieder Sport usw , was ich vor der Erkrankung meines Bruders sehr gern gemacht habe.

Wie sahs bei euch aus ?


bis denne


Marco


....
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Irgendwann sehen wir uns wieder .
Ich freue mich auf diesen Tag .


Mein geliebter Bruder Tommy
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  #5  
Alt 03.12.2005, 15:21
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ela68 ela68 ist offline
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Standard AW: Mein kleiner Bruder

Hallo Marco,

als ich deinen Beitrag las,hab ich die ganzen 18 Monate seitdem mein Papa nicht mehr da ist nochmal Revue passieren lassen.

Die ersten paar Tage als er nicht mehr bei uns war,ging es mir eigentlich gut,ich war erleichtert das er nie mehr leiden muß,keine Atemnot,keine Schmerzen mehr und ich brauchte nie mehr Angst um ihn haben,weil ich dachte es ginge ihm in der anderen Welt jetzt wieder gut.

Dann als diese Tage vorbei waren,ging es mir ganz schlecht,er fehlte,mir wurde bewußt das ich nie mehr ihm reden kann,er sich nie mehr über mich aufregen kann,weil ich ihn mal wieder genervt habe,nie mehr mit ihm lachen kann,seine ganze Art fehlte mir und es war ein Gefühl in meinem Bauch als hätte ich da Steine drin,ständig hatte ich ein Druck im Bauch oder als wäre was von mir rausgerissen worden.

Das 1.Jahr empfand ich als das schlimmste,alles das 1.Mal ohne ihn erleben zumüssen,das 1.Weihnachtsfest, 1.silvester und immer hab ich gedacht,heute vor einem Jahr war dies oder er hat das gemacht,es tat so weh und war so schlimm,er war immer mein 1. Gedanke morgens und mein letzter Abends,ich hab immer gehofft das ich von ihm träumen konnte,denn dann war er mir sehr nah.

Mittlerweile ist es so,dass es auch noch Tage gibt,da schau ich mir seine Fotos an und bin nur am weinen,weil er einfach überall fehlt,aber es ist nicht mehr so schlimm wie am Anfang.

Ich möchte nicht zu egoistisch sein,weil so wie er die letzten Woche gelebt hat,war kein leben für ihn nur eine Qual ,von mir aus hätte es noch Jahre soweiter gehen können,aber wie gesagt das wäre kein Leben für ihn gewesen,deswegen lass ich ihn los gönne ihm seine Ruhe.

Und was mir noch sehr hilft ist reden,sehr oft rede ich mit meinen Geschwister eigentlich fast immer,wenn er jetzt das gemacht hätte oder Papa hätte das so gemacht,ich könnte noch soviel von meinem Papa schwärmen,er war einzigartig wie jeder andere auch und deswegen werden unsere Lieben immer an unserem Leben teilhaben.

Vielleicht konnte ich auch nicht in ein so tiefes Loch fallen,weil ich für meine 3 Kinder da sein mußte und bei uns ist nichts normal irgendwie ist immer ein anderer Stress da kommt man nicht so oft zum nachdenken.

Heute ist er mir manchmal näher als er noch lebte....


Wünsche dir alles Gute


Liebe Grüße
Ela
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