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  #1  
Alt 15.10.2005, 20:58
nike
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard AW: mein leben

Hallo Sonnenstrahl,
deine Worte berühren mich, sie erinnern mich an die Zeit wo mein Paps schwer krank war. Er hatte Lungenkrebs. Ich kenne diese Worte du schaffst das.
Ich habe das ja selbst gesagt. Wir haben nicht über den Tod gesprochen. Ich kann nur von mir sprechen, es war nicht die Angst vor der eigenen Vergänglichkeit. Es war die Angst, das ich meinen Paps noch mehr Angst vor dem Tod mache. Er wollte uns keine Sorgen machen, hat alles runtergespielt.
Er wollte uns einfach nicht alleine lassen. Aber er musste
Vielleicht strahlst du gegenüber deiner Familie aus so eine Stärke aus.
Mach einfach den ersten Schritt und sprech das an was dir auf der Seele brennt. Auch wenn es andere verletzen könnte. Das ist egal, es geht um dich!

Ich habe bis zuletzt Papsis Hand gehalten, und bin dankbar dafür das er mich an seinem Sterben hat teilhaben lassen. Er hat auf uns gewartet. Er hat mir ein Stück von der anderen Welt gezeigt, ich habe seitdem keine Angst vor dem Tod.

Natürlich habe ich eine ganz andere Sicht als Angehörige/Hinterbliebene, aber ich hoffe das du kannst auch diese ein bißchen verstehen.

Ich schicke dir liebe Grüsse und knuddel dich einmal ganz doll!

Nike
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  #2  
Alt 15.10.2005, 23:34
Tina1207 Tina1207 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.10.2005
Ort: Oberursel
Beiträge: 19
Standard AW: mein leben

hallo nike, hallo kleiner sonnenstrahl, hallo an alle,


es ist auch unheimlich schwer mit dem betroffenen über den tod zu sprechen. mein vater ist im august an rippenfellkrebs gestorben (nach noch nicht einmal 2 monaten) und auch wir haben nicht über den tod gesprochen. ich hätte so gerne mit ihm darüber geredet, eine krankenschwester hat mich auch dazu ermutigt, aber ich wußte nie, wie ich anfangen soll.
ich hätte ihm so gerne versucht seine ängste zu nehmen, die er sicherlich gehabt hat. aber ich konnte nicht. montags hatte ich mir fest vorgenommen donnerstags einen tag urlaub zu nehmen, um diesen mit meinem vater zusammen im krankenhaus zu verbringen, aber dazu kam es nicht mehr. er ist dienstags morgens gestorben, und auch ich hatte das glück bis zum schluß seine hand zu halten. es war enorm wichtig für mich, bei ihm gewesen zu sein, denn so habe ich gesehen, daß er sich nicht quälen mußte. anfangs hatte ich angst davor, so etwas mitzuerleben. aber es nimmt einem wirklich die angst vor dem tod, nike.
es ist nicht einfach, einen geliebten menschen loszulassen. aber in solch einer situation wächst man glaube ich über sich hinaus.
bitte, kleiner sonnenstrahl, gehe auf die menschen die dir wichtig sind zu und rede mit ihnen über deine angst.
das keiner mit dir über den tod und deine krankheit redet liegt mit sicherheit daran, daß man dich nicht vor den kopf stoßen will und dich nicht entmutigen möchte. es gibt kein thema, über das es schwerer ist zu reden.
aber ich bin mir sicher, wenn du versuchst den anfang zu machen, dann gehen deine mitmenschen einfacher damit um, deine ziehmutter als erstes!

ich wünsche dir viel kraft und auch den mut, den ersten schritt zu machen.
und hier im forum sind alle für dich da.....

fühl dich gedrückt!

lg tina
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  #3  
Alt 16.10.2005, 10:25
Benutzerbild von Anja283
Anja283 Anja283 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 17.08.2005
Ort: Dresden
Beiträge: 72
Standard AW: mein leben

Hallo Sonnenstrahl,
ich habe meine Mama gestern vor einem Jahr gehen lassen müssen. Sie hatte einen sehr aggressiven Krebs und schlimme Chemos, wo ich am Anfang ihrer Erkrankung schon immer damit rechnete, sie nicht mehr lange zu haben.

Auf meiner Suche nach Infos kam ich hier ins KK-Forum und in den Chat.
Das Thema Krebs wurde bis dahin von mir auch nur verdrängt, auch als ein lieber Kollege einen bösartigen Gehirntumor hatte, hab ich mich verschlossen. Weil ich nicht wusste, wie ich mit ihm umgehen sollte.

Als meine Ma erkrankte, suchte ich hier nach Infos und hier haben mir Betroffene und Angehörige Mut gemacht, offen mit der Situation umzugehen, haben mir gezeigt, wie ich mit meiner Ma sprechen kann.
Es hat mir sehr gut getan, und ohne das Wissen was ich von hier habe, hätte ich meine Ma sicher auch oft nicht verstanden und vor den Kopf gestoßen.

Sie hatte einmal während Ihrer Krankheit eine sehr schlechte Zeit und ich dachte, das sie sterben wird. Ich habe ihr damals erzählt, das sie jederzeit mit mir über alles reden kann wenn Sie will, ich werde sie aber zu nichts drängen. Eines Tages als es ihr so schlecht ging, fing sie wirklich von alleine an, das Gespräch mit mir zu suchen. Und auch wenn es mir verdammt weh tat, mit meiner geliebten Mama über das Sterben und über ihre Beerdigung usw. zu sprechen, habe ich ihr zugehört und wir haben lange über alles gesprochen. Als ich sie an dem Tag dann allein lies, sagte mir ihr Blick einfach nur "Danke". Und sie lächelte mich an, nach langer Zeit lächelte sie mal wieder. Ihr war eine große Last von den Schultern genommen worden.
Später habe ich sie dann mal angesprochen, warum sie denn so lange gewartet hat, mit mir über ihre Ängste und Wünsche zu sprechen.... sie sagte nur... "weil alle, bei denen ich es versucht habe (Paps, ihre Schwester), haben abgeblockt und gesagt "ach mach dir keine Sorgen, das wird schon wieder". Klar, da hat sie einfach dicht gemacht und niemanden mehr an sich rangelassen. Wie oft habe ich gesehen, das sie einfach nur dasaß und grübelte. Keinen hat es interessiert. Und wenn ich mal das Thema "Krankheit" zu sprache brachte, würgte man auch mich ab. Ma nahm dann einfach nur meine Hand und drückte sie.
Sie tat mir in dem Moment so leid. Wie schwer muss es für sie gewesen sein, zu merken, das keiner ihr zuhören will. Alle haben nur geblockt.
Aber warum?
Weil sie sich ganz einfach nicht mit dem Thema Krebs und dem Umgang mit einem Patienten auseinandergesetzt haben. Verdrängungstaktik, so nach dem Thema "in unserer Familie gab es sowas noch nie, dann will ich es auch nicht wahr haben".

Sonnenstrahl, was ich Dir damit sagen möchte, ist eigentlich das selbe, was alle anderen auch schon meinten. Geh in die Offensive, und wenn deine Freunde oder Eltern wieder blocken, dann hau mit der Faust auf den Tisch. Ich weis, das ist leicht gesagt, denn wenn die Kraft fehlt, ist schon jedes laute Wort so kräfteraubend, das man es am liebsten hinterschluckt.
Aber vielleicht kannst Du deine Familie mal hier an das Forum heranführen, ich denke es hilft ihnen, mit der Situation umzugehen.

Ich möchte Dir noch sagen, das auch wenn es Dir derzeit gesundheitlich nicht so gut geht, mach alles was Dir Spaß macht. Erfülle Deine Wünsche, geniese jede Sekunde, und gönne Dir auch Ruhe, wenn Du sie brauchst.
Dein Name hier "Sonnenstrahl" ist ein Mut-Mach-Name. Der sprüht vor Optimismus. Gib nicht auf.
Ich wünsche Dir, das Du bald eine Gesprächsebene findest. Und wenn Dir einfach danach ist, schau hier im Chat vorbei. Meistens ist immer jemand anwesend, und der hört dir garantiert auch zu.
Ich drück Dich.
LG
Anja
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  #4  
Alt 16.10.2005, 19:49
S.. S.. ist offline
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Registriert seit: 28.08.2005
Beiträge: 9
Standard AW: mein leben

Hallo kleiner Sonnenstrahl !

...vielleicht würde es dir helfen, wenn du mal zu einer Psychologin gehen würdest? (...Mir hilft es jedenfalls sehr, mit einer neutralen Person über meine Gefühle/Ängste zu reden...)...Vielleicht fällt es dir leichter mit einer neutralen Person darüber zu reden?

Herzliche Grüsse

S.
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  #5  
Alt 16.10.2005, 19:55
KleinerSonnenstrahl KleinerSonnenstrahl ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 03.10.2005
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Beiträge: 16
Standard AW: mein leben

Zitat:
Zitat von S..
Hallo kleiner Sonnenstrahl !

...vielleicht würde es dir helfen, wenn du mal zu einer Psychologin gehen würdest? (...Mir hilft es jedenfalls sehr, mit einer neutralen Person über meine Gefühle/Ängste zu reden...)...Vielleicht fällt es dir leichter mit einer neutralen Person darüber zu reden?

S.
in der Klinik wo ich behandelt werde, ist eine Psychologin, die mich während den Behandlungen betreut und mit der ich reden kann... aber es fällt mir oft sehr schwer... sie ist eine Fremde... manchmal hilft es aber dennoch... und sie ist auch sehr nett...
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  #6  
Alt 16.10.2005, 20:19
nike
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard AW: mein leben

Lieber kleiner Sonnenstrahl!
Du machst du dir Sorgen um deine Familie und Freunde, weil sie sich Sorgen machen um dich. Wem würdest du dich gerne öffnen? Deiner Ma? Deiner Freundin? Oder vielleicht sogar hier im Forum?
Du darfst jetzt nicht in dich kehren, lasse deine Wut ruhig raus!
Du brauchst ein Ventil, die Last, die Angst die du zu tragen hast ist einfach zu schwer. Teile es mit lieben Menschen, die dir wichtig sind. Sie werden dir helfen. Da bin ich mir sicher, denn es wird auch ihnen helfen mit dieser großen Traurigkeit fertig zu werden.

Liebe Grüsse

nike
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  #7  
Alt 18.10.2005, 00:12
Simme25 Simme25 ist offline
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Registriert seit: 17.10.2005
Ort: Niedersachsen
Beiträge: 7
Standard AW: mein leben

Hallo kleiner Sonnenstrahl,

kann gut nachvollziehen, wie du dich gerad fühlst! Es fehlen einem irgendwie die richtigen Worte um auszudrücken, wie man sich wirklich fühlt. Ich hab versucht, durch Verdrängung alles irgendwie zu "verharmlosen"... Bis es dann nicht mehr ging. Irgendwann platzt man und es muss einfach alles raus...
Der beste Weg ist, darüber zu reden! Zu reden, über die eigenen Ängste... Das ist, glaub ich, auch für deine Familie und Freunde der beste Weg mit der ganzen Situation umzugehen, wenn sie wissen, wie es in dir drinnen aussieht.
Du musst das nicht mit dir allein ausmachen! Dafür sind Freunde und family da...

Ich wünsch dir ganz viel Kraft!
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  #8  
Alt 16.10.2005, 19:53
KleinerSonnenstrahl KleinerSonnenstrahl ist offline
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Registriert seit: 03.10.2005
Ort: Niedersachsen
Beiträge: 16
Standard AW: mein leben

Ich danke euch für eure Antworten! Ich weiß im Moment kaum was ich groß sagen soll... auf der einen Seite habe ich soviel zu sagen und doch bin ich stumm... es gibt Momente, da lähmt mich schlicht weg die Angst... auch das Gefühl das in meinem Körper vorgänge vor sich gehen und ich diese einfach nicht beeinflussen kann... oft sitze ich da und denke an schöne Momente in der Vergangenheit und bekomme dieses beklemmende Gefühl, dass ich solche Momente nicht mehr oft erleben werde. Es macht mir Angst... Das Gefühl den Tod vor Augen zu haben und gleichzeitig das gefühl; oh mein Gott, bitte nicht, ich bin doch erst 19... meine Gedanken und Gefühle drehen sich ohne dass ich sie stoppen kann... und dann diese riesen Angst... solch eine große Angst... ich versuche positiv zu denken... aber es fällt schwer, denn immer wenn ich glaubte es geht Berg auf, kam ein neuer Schlag, und das mitten ins Gesicht... auf der anderen Seite denke ich, es gibt kleine Kinder, die schon in einem Alter sterben, wo sie noch nicht so das Leben genießen konnten... ich durfte immerhin schon einige schöne Dinge erleben... eigentlich darf ich mich da gar nicht beschweren... ich habe im Moment auch das Gefühl, dass es alle anderen, hier in meiner Umgebung schlechter geht als mir, weil es sie alle so mitnimmt... ich bekam vorhin eine Email, von einer mir ganz wichtigen Person, die mir kurz und knapp schrieb wie leid es ihr tut, und das es ihr leid tut, dass sie nicht weiter reagieren kann, weil sie solche Angst hat... ich bekomme das Gefühl anderen zur Last zu fallen... Ich hab im Moment eine Phase wo ich offen und ehrlich über alles rede... einfach weil ich es nicht für mich behalten kann... ich weiß nicht, ob gerade das auch alle ängstigt, weil sie mich so nicht kennen, weil sie mich nur so kennen, dass ich alles mit mir allein aus mache... es tut mir auch weh, zu sehen und zu hören, wie sehr es anderen weh tut... auf der anderen Seite enttäuscht es mich auch ein bisschen... einfach weil ich denke, ich kann mich auch nicht einfach umdrehen und sagen, mir tut das so weh nun mach ich die Augen zu... ich darf und kann es auch nicht...
ein trauriger und erschöpfter sonnenstrahl...
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