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Alt 26.10.2002, 22:35
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Kübler-Ross und ihr Sterbephasen Modell

Hallo Tanja,

klar ist das hier eine Diskussion. Und bei solchen geht es doch zumeist um verschiedene Meinungen, oder ?

Um deine Frage am Schluss deines Beitrags gleich als erstes zu beantworten :
Ich bin nicht selbst krank. Ich erwähnte es in einer anderen Diskussion schon, vielleicht in diesem thread hier noch nicht.
Nein, darüber, wie sich *meine* Angehörigen in einer solchen Situation mir gegenüber verhalten würden, mache ich mir aus verschiedenen, ganz perönlichen Gründen, keine Sorgen. Also zumindest nicht im Sinne unserer Diskussion.

Die Situation wie du sie mit deiner Mutter beschreibst habe ich eher umgekehrt erlebt. Nämlich, wie meine Freundin nach und nach von ihrer Umgebung abgeschrieben wurde. Und diejenigen, die sich einfach *ganz* von ihr abwendeten waren dabei noch die weniger Schlimmen ....
Welche zum Teil perfide Dimension dieses "liebevoll begleitende Abschreiben" der Bleibenden angenommen hat, ist mir leider erst viel später, nämlich *zu spät*, in vollem Umfang bewusst geworden. Und damit auch der Druck unter dem sie wahrscheinlich bis zuletzt stand, sich ständig gegen dieses "Aufgegeben werden" beweisen zu müssen ....

Ich schreibe in Diskussionen hier nicht gern über meinen persönlichen Hintergrund. Zu groß ist mir die Gefahr, dass der "persönliche Hintergrund" plötzlich in den Vordergrund der Diskussion gerät und ruckzuck auf *mein persönliches Problem* reduziert wird.
Um über mich zu reden bin ich aber nicht hier. Es spielt für unsere Diskussion auch keine Rolle.
Denn welche Formen dieses "wohlwollende Abschreiben" annehmen kann, wird sich jeder selbst ausdenken können. Und dass es Tag für Tag auch *passiert*.
Hier geht es um die Frage der Legitimation. Mir scheint dieses "Modell" und auch diverse andere Gedanken Ansätze von KR eine solche zu liefern und das ist der Punkt, auf den ich den Finger halte.

Du schreibst :
"Am Anfang ist es sicherlich so wie Du sagst “nämlich eine extrem sensibilisierte Wahrnehmung des Verhaltens der Angehörigen", aber ist das während der Krankheit und Therapie nicht schon genauso? Glaubst Du wirklich, dass man im Angesicht seiner eigenen Sterblichkeit noch viele Gedanken an andere verschwendet. Da dreht es sich doch eher um Fragen wie "sind sie gut versorgt", "werden sie allein zurecht kommen." Alles was für das Leben gilt, hat im Sterben keine Bedeutung mehr. Ich hatte Gespräche mit professionellen Sterbebegleitern und die haben ähnliche aber eigene Erfahrungen wie KR."
--

Da hast du mich nicht verstanden und sprichst ja auch hier wieder von Menschen, die sich selbst als "sterbend" betrachten und sich entsprechend einrichten. Mit Gedanken wie "sind sie gut versorgt" usw.
Wie gesagt, über diese Situation diskutiere ich hier ja gar nicht.


Ich versuche es nochmal zu präzisieren :
Es geht mir um eine Situation, in der ein Kranker auf Unterstützung angewiesen ist wie wohl in keiner anderen Situation des Lebens und in der Situation auf die *ich* mich hier beziehe, sucht der Betroffene nach Unterstützung seiner *Hoffnung*.
Er wird sehr wohl kritisch wahrnehmen, ob diese Hoffnung von seinen Angehörigen geteilt wird oder nicht. Und dabei ganz besonders sensibel sein für Anzeichen, die darauf hindeuten könnten, dass sie *nicht* mehr tun.
Nachdem dieses "Phasen Modell" ja inzwischen leider zum allgemein bekannten "Standard" gehört, wird sein Misstrauen zu Recht nicht klein sein, steht zu befürchten.
Das meinte ich.


Du schreibst :
"KR nennt es nunmal Phasen und über sie und ihr "Phasenmodell" diskutieren wir doch hier, oder? Und ich glaube normale Stimmungen haben mit den Gefühlen und Ängsten eines Schwerkranken nicht viel zu tun. Mir hat es jedenfalls genutzt."

Mit "normal" meinte ich, dass Befindlichkeiten *immer* einem gewissen Wandel unterworfen sind und das gilt auch für extreme Befindlichkeiten.
Du bist jetzt ein bisschen ausgewichen, oder ?
Ich wollte wissen, was dieses "Phasen denken" nutzen soll. Warum nicht stattdessen einfach den Wandel beobachten und darauf reagieren gemäß dem, wie er sich gerade darstellt?

Wir kennen es doch auch aus vergleichsweise harmlosen Situationen des Lebens. Wenn zum Beispiel das Verhalten eines Jugendlichen der "Phase Pubertät" zu geordnet wird. Immer hat es etwas damit zu tun, dass man das Verhalten oder Denken als solches nicht mehr allzu ernst nehmen muss.
Überleg dir selbst, in welchen anderen Situationen auch immer gerne von "Phasen" geredet wird und zu welchem Zweck. Es dient wohl *stets* einer Vereinfachung für den Preis der Entindividualisierung des Einzelnen.

Lillebror
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