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Alt 17.10.2002, 08:48
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Standard Dokumentarfilm über das Tabu Sterben

Hi Insomnia, wenn ich deinen letzten Beitrag lesen, weiß ich nicht, ob ich mich amüsieren oder einfach nur heulen soll. Du sagst, ich lasse mich von der Krankheit beherrschen? Dann darf ich dir vielleicht mal sagen, dass ich 24 bin, die Diagnose Krebs vor etwa erst 2 Monaten bekommen habe und Tage voll von Schmerzen, Ängsten und Gedanken hinter mir liegen. Solltest du nicht selbst eine ähnlich schwerwiegende Krankheit haben (was ich hoffe!!!), dann kannst du leider auch nicht nachvollziehen, was dies bedeutet. Nächte, in denen ich wegen Fieber und Schüttelfrost nicht schlafen kann; meinen Kinderwunsch muß ich für die nächsten 2 Jahre in den Wind setzen; es gibt Tage wie heute, an denen ich mich einfach nur schlapp fühle; ich habe eine schmerzende 15cm große Narbe und mir tun auch manchmal die Stelle weh, an der man mir 2 Lymphknoten entfernt hat. Und jetzt erzähle mir bitte, dass die Krankheit nicht im Mittelpunkt stehen soll... Klar, ich bin froh, dass ich lebe und keine Metastasen hatte; ich gehe arbeiten und mache wie früher 2x in der Woche Volleyball. Aber ich werde durch die o.g. Sachen immer weder daran erinnert, dass mich der Krebs erwischt hat.

Am Anfang habe ich mich gefragt, ob ich mich amüsieren oder heulen soll. Amüsieren, weil mal wieder jemand nichtbetroffener meinen Umgang mit dem krebs kritisiert (nur zu deinem Verständnis: Du klingst wie einer meiner sog. Freunde, die sich wegdrehen und mit dem habe ich auch schon diverse solche Diskussionen geführt - vielleicht bin ich sowas einfach müde, deshalb bitte ich um Verzeihung, wenn mein Ton ein wenig sarkastisch sein sollte...). Heulen, weil ich mich mal wieder rechtfertigen muß. Nein, ich will hier keine Vorwürfe an dich loslassen! Aber ich denke, jeder, den es nicht selbst erwischt hat, hat keine Vorstellung davon, was man durchmacht. Und von solchen euten dann zu hören, wie ich mich verhalten solle...also, äh...habe ich so ein kleines Problem mit.

Zu deiner Frage: Natürlich habe ich mit den Leuten aus meiner Umgebung über die Krankheit geredet. Und ich habe auch gesagt, dass ich vielleicht mal jemanden brauche, nur zum Zuhören und dass ich aber manchmal dass gefühl habe, damit alleine zu sein. Dann kamen die Sprüche von wegen keine Gedanken zu machen, ist doch vorbei, alles geschafft, kommt schon nicht wieder... Alles die Sachen, mit denen man ein unbequemes Gespräch abwürgt. Jetzt rede ich nur noch mit meiner Familie, meinem Freund und wenigen richtigen Freunden darüber, denn die hören zu, wenn ich´s will und lassen mich genauso in Ruhe, wenn ich nicht drüber reden will.

So, mein text ist lang genug, und ich denke auch, da diskutieren zwei verschiedene Seiten, die wohl keinen Konsens finden. Ich bin solche Diskussionen (du mußt auch mal deine Freunde verstehen) echt leid. Vielleicht, weil´s alles noch zu frisch ist, vielleicht aber auch, weil ich genug zu tun habe, mein Leben auch mit dieser Diagnose zu leben. Und außerdem hat Petra schon vieles sehr treffend ausgedrückt, was dieses Thema betrifft.

Insomnia, ich möchte mit all dem nicht sagen, dass du kein Herz oder Verständnis für Krebs- oder andere Kranke hättest oder nicht da wärst für deine Lieben. Bitte nicht falsch verstehen. Ich sehe es nur so, dass mich und meine Haltung nur die verstehen können, die den ganzen Mist auch durchmachen müssen.
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