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  #1  
Alt 05.12.2019, 06:53
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Honigtopf Honigtopf ist offline
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Hallo Armin,

schön, von Dir zu hören!
Ich habe das Forum auch schmerzlich vermisst und viel an Dich und Niesschen gedacht.

Mein Vater hat die Op leider mit großen Komplikationen hinter sich gebracht.
Er liegt seit 3 Wochen auf der Intensivstation, seit Anfang der Woche geht es endlich aufwärts.
Er hat im Endeffekt doch den gesamten Magen entfernt bekommen (OP mit Da Vinci Roboter), aber leider ist ein Tag nach der Op zwischen Speiseröhre und Dünndarm ein kleines Leck entstanden, durch welches Sekrete wie Gallensäure in den Bauch- und Brustraum gelaufen sind und Entzündungen hervorgerufen haben. Mein Vater hat infolgedessen eine schwere Lungenentzündung entwickelt, die ihn beinahe das Leben gekostet hat. Vor gut einer Woche haben wir wirklich mit dem Schlimmsten gerechnet.

Die Ärzte hatten natürlich mehrmals versucht, in Spiegelungen das Loch zu klammern, um es zuzukriegen, was aber leider nicht funktioniert hatte. Mittlerweile ist ein kleines Schwämmchen eingesetzt worden, welches abdichtet und Sekrete über eine Magensonde nach draußen befördert. Das Leck soll mithilfe dieses Schwämmchen nun von alleine zuwachsen, dieses muss allerdings alle 3 Tage unter Dämmerschlaf ausgetauscht werden. Momentan scheint diese Taktik zu funktionieren, es geht meinem Vater körperlich jeden Tag ein bisschen besser.

Leider ist er psychisch aber nicht auf der Höhe - er hat recht schnell auf der Intensivstation einen Delir entwickelt, sieht und hört Dinge, die nicht geschehen sind. Vor zwei Wochen hat er sich infolge einer Wahnvorstellung die Magensonde rausgerissen und gestern mussten wir nun erfahren, dass er nachts aufstehen wollte und sich dabei die Bauchdrainage rausgezogen hat.
Diese ist eigentlich sehr wichtig gewesen, um zu sehen, ob das Schwämmchen gut abdichtet oder doch irgendwelche Sekrete in den Bauchraum laufen.

Immer, wenn wir denken, es geht einen Schritt vorwärts, geht es plötzlich zwei Schritte zurück...

Mir tut mein Vater so leid! Er weiß momentan nicht mehr, was real ist und was nicht. Man kann schon auch normal mit ihm reden, merkt aber definitiv, dass er verwirrt ist. Es wäre schön, wenn das Morphium abgesetzt werden könnte, aber anscheinend hätte er sonst Schmerzen. Nehme mal an, das liegt an dem noch offenen Loch. Und das kann leider noch Wochen dauern, bis es sich von alleine schließt.
Vorgestern hieß es eigentlich, dass er eventuell nächste Woche auf die Wachstation verlegt werden kann, aber ob das nun -ohne Drainage - immer noch möglich ist, wissen wir nicht. Dabei würde es ihm so gut tut, mal was anderes zu sehen. Selbst ohne Medikamente wird man auf der Intensivstation ja nach 3 Wochen verrückt.
__________________
LG

Honigtopf
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  #2  
Alt 05.12.2019, 11:18
monika.f monika.f ist offline
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Hallo Honigtopf,

ich habe jetzt noch mal von Anfang an gelesen, die letzten Beiträge sind ja schon eine Weile her. Ich nehme an, Dein Vater ist dann jetzt in dem heimatnahen Krankenhaus?

Es tut mir sehr leid, dass es zu diesen Komplikationen gekommen ist. Und ja, Intensivstation ist auch in meiner Erinnerung eher anstrengend.

Zu dem Delir möchte ich noch was schreiben. Meine Schwiegermutter und früher meine Oma hatten auch so etwas. Bei meiner Schwiegermutter nach allen 3 Operationen in den letzten Jahren, beim ersten Mal hatte ich die Befürchtung, sie wird ein Pflegefall. Sie hat sich aber jedes Mal wieder vollständig davon erholt.

Gibt es keine Alternative zum Morphium? Ich hatte nach der OP einen Periduralkatheter zur Schmerzlinderung, der hat mich geistig nicht beeinträchtigt aber gut gewirkt. Vielleicht kannst Du mal fragen.

Ich wünsche Euch, dass es jetzt mal 3 Schritte vorwärts geht!

Liebe Grüße,

Monika
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  #3  
Alt 06.12.2019, 08:39
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Honigtopf Honigtopf ist offline
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@monika.f

Ja, mein Vater hat sich im Endeffekt im heimatnahen Krankenhaus operieren lassen. Erst war ja eigentlich davon die Rede, einen Magenhochzug zu machen, aber letztendlich hieß es kurz vor der Op, sie hätten sich entschlossen, den Magen ganz zu entfernen. Mein Vater hat natürlich nicht groß nachgefragt, er ist ja eher der Typ, der es nicht so genau wissen will und den Ärzten zu Hundertprozent vertraut. Vor allem den Ärzten dieses Krankenhauses, weil sie ihn vor 30 Jahren beim Herzinfarkt gerettet haben und in all den Jahren (Defi einsetzen, Stents setzen etc.) immer überzeugt haben.
Er ist vom Chefarzt der Klinik mithilfe dieses Da Vinci Roboters operiert worden, d.h. es war nicht notwendig, den Brustraum zu öffnen.

Zusätzlich zum Morphium hatte er bis vor ein paar Tagen auch einen Peridualkatheter. Ich habe gestern nochmal mit den Ärzten gesprochen, momentan möchten sie gerne die Dosis noch beibehalten, diese aber dann Schritt für Schritt reduzieren.
Eine andere Möglichkeit sehen sie anscheinend nicht.

Zumindest scheint es momentan so, dass das Rausreißen der Drainage kein neues Problem verursacht hat. Es sieht doch so aus, als ob er vielleicht nächste Woche schon auf die Wachstation verlegt werden könnte. Heute steht ein erneuter Schwammtausch an.

@Niesschen

Es tut mir so leid für Dich, dass Du immer so große Probleme mit den Chemos hast! Aber jetzt hast Du es ja endlich geschafft!!! :-) Jetzt geht’s aufwärts!
Die Reha wird Dir sicherlich gut tun und Deine Familie schafft diese letzten 3 Wochen auch noch.
Haben sich die Ärzte mal dazu geäußert, warum es mit dem Essen bei Dir noch nicht so gut klappt? Man braucht wohl wirklich einen langen Atem und viel Geduld. Lass den Kopf nicht hängen, ich drücke Dir die ganz fest die Daumen, dass es Schritt für Schritt besser wird!
__________________
LG

Honigtopf
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  #4  
Alt 06.12.2019, 18:33
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Armin_md Armin_md ist offline
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Zitat:
Zitat von Honigtopf Beitrag anzeigen

Ja, mein Vater hat sich im Endeffekt im heimatnahen Krankenhaus operieren lassen.
Noch eine Nachfrage, wie ist denn sonst die Betreuung in der Klinik? Bei mir hatte man schon auf der ITS mit Physiotherapie (hinsetzen und Beine bewegen) angefangen. Dann kam psychoonkologische Betreuung und Ernährungsberatung. Das hilft sehr, lenkt ab und man beschäftigt sich mit all den Veränderungen.
Grüße
Armin
__________________
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Barrett Adeno-Karzinom, T3N1M0, Diagnose am 06.06.2019
Erfolgreiche OP mit Teilresektion Magen, Speiseröhre am 12.09.2019.
Carpe noctem - oder - Das Leben ist zu kurz, um einen USB-Stick sicher zu entfernen!
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  #5  
Alt 13.12.2019, 22:49
Niesschen Niesschen ist offline
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Hallo Honigtopf,

Wie geht es deinem Vater?
Ich hoffe es geht endlich aufwärts?!
LG Niesschen
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  #6  
Alt 14.12.2019, 06:53
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Honigtopf Honigtopf ist offline
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Hallo Ihr Lieben,

tut mir leid, dass ich mich so lange nicht mehr gemeldet habe, aber das geht doch alles sehr an die Substanz.
Doch zuerst die gute Neuigkeit:
Das Loch geht endlich zu, es tut sich was!
Die Entzündungswerte sind auch nur noch gering, mein Vater hustet kaum noch.

Noch vor 3 Tagen sah die Sache vollkommen anders aus. Wir hatten schon wieder mit dem Schlimmsten gerechnet...
Soweit ich das beurteilen kann, hat mein Vater extremst auf die verschiedenen Medikamente reagiert, hatte sich ja Drainagen in seinem Wahn rausgerissen, bekam dann noch mehr Beruhigungsmittel etc., sodass ein Teufelskreis entstanden war, aus dem nur schwer auszubrechen war. Aber Gott sei dank haben die Ärzte endlich herausgefunden, welche Medikamente ihm so zu schaffen gemacht haben und diese nun vor ein paar Tagen gewechselt, sodass es seit Donnerstag nun rapide aufwärts ging. Mein Vater hat daraufhin erst mal den ganzen nötigen Schlaf nachgeholt, und war am Donnerstag Nachmittag plötzlich ganz der Alte, saß quietschfidel im Bett und war ganz klar im Kopf. Zwischenzeitlich hatte sich bei ihm ja mehr oder weniger eine Art Resignation zu eingestellt, von der jetzt nichts mehr spüren war. Positiv und optimistisch wie eh und je saß er da und meinte, wir schaffen das. Und da war noch gar nicht klar, dass das Loch zuwächst, sondern Stand der Dinge war zu dem Zeitpunkt noch, es tue sich nichts.

Meine Mutter und ich haben erstmal ein paar Freudentränchen vergossen, wobei im Hintergrund immer noch der Gedanke schwelt „Ist das morgen wirklich auch noch so?“, da bisher jedesmal auf ein Hoch ein noch tieferes Tief gefolgt ist.

Aber ich glaube, ein Weihnachtswunder rückt in greifbare Nähe. Hoffentlich!

Ich bin diese Woche wieder zurück zu meiner Familie gefahren, habe arbeiten müssen, aber nächsten Donnerstag geht es endlich wieder zu meinen Eltern. Mein Vater wird dann 75!
Vielleicht kann er bis dahin auf die Wachstation verlegt werden - das wäre das schönste Geburtstagsgeschenk für ihn. Er liegt ja seit viereinhalb Wochen auf der Intensivstation... ohne trinken und essen zu dürfen.
Am Montag wird mittels Schluckbrei beurteilt, ob er nochmal ein neues Schwämmchen eingesetzt bekommt oder ob es schon ohne geht.

Zu deiner Frage, Armin, ob er Anwendungen kriegt. Ja, es kommt jeden Morgen Max, Papas Lieblingsphysio, welcher ihm bescheinigt hat, dass er für einen fast 75-Jährigen wunderschöne Beine hat. :-) Es wird insgesamt sehr viel getan, aber
wie gesagt, er ist immer noch auf der Intensivstation und Ernährungsfragen etc. stehen momentan noch hinten an bzw. mein Vater wäre auch nicht in der Lage gewesen, Infos aufzunehmen. Vor anderthalb Wochen meinte er, ihm sei egal, ob er jemals wieder essen oder trinken kann, Hauptsache, er kommt wieder aus dem Krankenhaus raus.

Drückt uns die Daumen, dass es jetzt nur noch aufwärts geht!

Wie geht es Euch inzwischen?
__________________
LG

Honigtopf
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