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  #1  
Alt 02.02.2015, 22:29
Benutzerbild von Taziana
Taziana Taziana ist offline
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Registriert seit: 30.12.2013
Ort: Ludwigshafen
Beiträge: 83
Standard AW: Die Zeit rinnt durch die Finger

Hey,
Ich habe im letzten Sommer meine geliebte Mama verloren...
Wir beken damals gesagt, dass sie LK im Stadium 4 hat... Es ging alles so schnell und doch fühlte sich die zeit des bangend so lang an.
Ich lag oft im Bett habe geweint und immer wieder gesagt: "sie wird sterben... Finde dih damit ab, sie wird sterben... Sie wird nicht mehr da sein" Und ich habe rotz und Wasser geheult... Stundenlang bis ich total aufgequollen war. Und es akzeptieren, dass ich ohne sie klar kommen muss, kann ich heute noch nocht. Sie hat mich geboren, sie hat mich bedingungslos geliebt, sie war meine Mama... Ich verstehe deine Gefühle sehr gut und kann dir eins sagen: Es gibt keinen Masterplan für solch ein Gefühlschaos... Versuche deine Gefühle sogut wie möglich zuzulassen. Meine Mama hatte 2 Schlaganfälle und noch heute, wenn ich einen Krankenwagen vorbei fahren höre denke ich an die Minuten, die sich wie Stunden anfühlen in der man über der Person kauert die man so sehr lieb hat und sich denkt: wieso braucht dieser scheiß Krankenwagen 3 Stunden um hier her zu fahren?
Wie sie panisch wird und sagt: ich spüre meine arme nicht mehr. Wie sie plötzlich ihre Sprache verliert... Auch Situationen im Krankenhaus. Anfangs wirkt alles noch positiv: "der Tumor ist kleiner" alle jubeln, bis zum nächsten Rückschlag... Du hast schon viel durchgemacht und ich hoffe, dass du noch einige zeit genießen kannst und dass man die Metastasen im Hirn wieder oder nochmal zurück drängen.
Denk über alles nach, aber versuche auch Auszeiten zu schaffen. Versuche die zeit zu genießen, sofern das möglich ist, denn er ist noch da. Sag ihm das du ihn liebst und was er die bedeutet! Und dann leg dich hin, mach die eine Entspannungscd an, ich habe auch oft Kinderhörspiele meiner Tochter gehört... Eisfach damit ich im Bett liegen kann ohne bis 4 Uhr morgens genau diese Gedanken zu haben, wie du.
Ich wünsche die alles alles liebe!
__________________
Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot. Der ist nur fern. Tot ist nur, wer vergessen wird.

Mama (Bronchialkarzinom) 05.05.1949 - 27.06.2014
Oma (Nierenzellkarzinom) 24.08.1925 - 03.01.2004
Opa (Bronchialkarzinom) 24.07.1929 - 06.10.2001
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  #2  
Alt 07.02.2016, 00:26
minasmami minasmami ist offline
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Registriert seit: 11.01.2009
Beiträge: 14
Unglücklich AW: Die Zeit rinnt durch die Finger

Hallo zusammen.

Ein Jahr ist nun vergangen.
Mein Dad lebt - noch.

Die Chemo letztes jahr hat er durchgezogen.
Tumore in Lunge und Knochen bislang unverändert.
In der Leber etwas kleiner - allerdings erst Monate nach der Chemo.

Seit kurzem starke Kopf- und Rückenschmerzen.
Im letzten CT vor zwei Wochen wurden dann neue metastasen im Bereich Steis
festgestellt sowie vergrößerte Lymphknoten in der Achsel.
Diese werden ab nächster Woche 10x bestrahlt.
Eine weitere Chemo will man ihm nicht zumuten.

Seit Tagen starke Übelkeit.

Er gefällt mir gar nicht - auch nicht das veränderte Gefühl dazu.

Aus meiner Panik vor einem Jahr das die Zeit knapp wird und der Angst
das nicht zu schaffen ist plötzlich ein anderes Gefühl geworden.
Das Gefühl jetzt ist keine Angst mehr sondern wie wenn ich mir sicher wäre
das es nur noch Monate sind die er bei uns ist.
und nicht mehr das Gefühl ich schaff das nicht sondern eher: Okay ich muss da jetzt
durch und ich schaff das.
Wie wenn ich jetzt bereit dazu wäre good bye zu sagen - auch wenn ich
hoffe das ich mich täusche.

Und meine Mutter? Ich bin mir nicht sicher ob mein Vater (er geht immer
alleine zur Untersuchung) versteht wie todkrank er ist oder ob meine
Mutter das begreift.
jedenfalls plant sie Urlaub wie jedes Jahr.
Und diesmal wollen sie gleich 2 monate weg da sie ja jetzt auch in rente ist.
ich bin mir nicht sicher ob das "nichtwissen" ist oder "nichtwissen und ignorieren"
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  #3  
Alt 07.02.2016, 10:05
Safra Safra ist offline
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Ort: Sachsen-Anhalt
Beiträge: 533
Standard AW: Die Zeit rinnt durch die Finger

Hallo,
schön, dass es Dein Vater so lange geschafft hat. Das klang ja vor einem Jahr gar nicht so mit so vielen Metastasen. Ich denke, irgendwann setzt das Eigenschutzprogramm ein, und man akzeptiert die Gegebenheiten. Du musst ja weiter funktionieren, für Deine eigene Familie mit Kindern, für Deine Eltern. Und nicht nur mental stark sein, sondern auch körperlich, denn ein unbeschriebenes Blatt bist Du ja auch nicht. Ob Deine Mutter den Verdrängungsmodus fährt - nun, Du kennst sie besser als ich. Ist sie geistig und in Bezug auf Medizin so fit, dass sie im Grund weiß, was los ist? Und denkt nur nicht richtig drüber nach, bzw. will nicht. Ist vielleicht auch richtig so, denn keiner weiß, was wann kommt.
Thema Urlaub: Es zahlt keine Reiserücktrittsversicherung bei so einer Sache. Aber das wisst Ihr vielleicht.
LG! Safra
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  #4  
Alt 09.02.2016, 09:11
Zuckerspinne Zuckerspinne ist offline
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Beiträge: 12
Standard AW: Die Zeit rinnt durch die Finger

Hallo Minasmami,
ich bin schon 48 und habe meine Mutter im November 2015 durch Brustkrebs verloren. Ich kann deine Gefühle sehr gut verstehen. Ihre Ersterkrankung war 2004, schon fortgeschritten, aber noch behandelbar. In diesen 10 Jahren ist kein Tag vergangen, an dem mich keine Ängste um ihren Tod geplgt haben. Was wäre wenn oder wie lange noch....Als im Sommer die Diagnose unzähliger Metastasen kam und es wirklich aussichtlos wurde, war ich wie betäubt. Was ich Dir damit sagen will, ich habe eigentlich diese 10 Jahre Lebenszeit mit negativen Gedanken und Gefühlen vergeudet. Zu ändern ist es sowieso nicht, wenn dieser Fall eintritt. Ab september ist sie jeden Tag ein bißchen mehr gestorben und ich war am Tag ihres Todes zwar unendlich geschockt, aber trotzdem erleichert. Ihr Leiden war endlich vorbei. Leider konnte ich mit ihr nie über das Sterben reden. Wir haben bis zum Schluß so getan, als würde alles wieder in Ordnung kommen. Das bedaure ich heute sehr. Natürlich war auch ihr klar, daß sie bald sterben wird. Aber ich habe es nie angesprochen und sie auch nicht. Mein Vater wollte es bis zum Schluß nicht wahr haben..
Du wirst es merken, wann es Zeit ist Abschied zu nehmen..Die Trauer um einen Elternteil beginnt doch schon vor dem Krebstod. Und ja, ich bin längst erwachsen, aber einen Elternteil zu verlieren ist einfach grausam. Ich fühle mich irgendwie entwurzelt und allein, obwohl ich selbst eine Familie habe. Auch jetzt 3 Monate nach ihrem Tod kann ich diesen Verlust noch nicht richtig begreifen.
Ich wünsche ich Dir noch eine schöne Zeit mit Deinem Papa und ganz viel Kraft für die kommende zeit.
Grit
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