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#1
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AW: Wenn das Leben einfach so bei voller Fahrt die Handbremse zieht
Ich weiß nicht an welchem Tag es war, aber das Schild das auf den Mundschutz hinweist, hing nicht mehr an der Zimmertür von Kurt.
Er musste also weg sein. Fragte meinen Mann. Er habe ihn heute nicht gesehen. Wir machten uns Sorgen. Wir befragten die Pfleger und Krankenschwestern. Er sei auf der Intensivstation! Na dieses Info saß! Wir fragten ob wir ihn besuchen können. Sind ja nicht seine Familie. Abends zum Abendbrot verkündete uns der Pfleger das Kurt eine Schwester gebeten habe zu telefonieren und nach meinem Mann zu fragen. Wir besuchten ihn also noch am selben Abend, wir wollten für ihn da sein. Er war kaum ansprechbar. Wir waren geschockt, konnten nichts tun. Informationen bekamen wir jedoch nicht. In den darauf folgenden Tagen konnte mein Mann ihn nicht besuchen. Es machte ihm zu große Angst und ich sah mich nicht im Stande allein an seinem Bett zu stehen. Wir versuchten immer wieder Pfleger und Schwestern zu fragen wie es ihm geht. Schwammige Aussagen waren die Folge. Kurt wurde zurück verlegt. Ein gutes Zeichen dachten wir zunächst, jedoch sagte man uns das, begleitet von der Aussage, das sie nichts mehr für ihn tun können. Das kann man so oder so verstehen. Kurt starb am 27. Januar 2013 Es riss uns den Teppich unter den Füßen weg! Ich beschwor meinen Mann jetzt nicht aufzugeben, zu kämpfen! Jetzt erst recht! Kurt hatte allen Mut verloren als wir in den ersten Tagen aufeinander trafen. Und hat dann gekämpft wie ein Tier und es leider nicht geschafft. Spätestens seit diesem Tag kämpfen wir Seite an Seite und für ihn mit. Nie vergessen werden ich Dich, im Herzen trage ich Dich und bin Dir dankbar für so viel. Gewünscht hätte ich mir, Dich zu treffen, an einem anderen Ort zu einer anderen Zeit. Machs gut. Danke. |
#2
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AW: Wenn das Leben einfach so bei voller Fahrt die Handbremse zieht
Es tut mir sehr leid, ich habe das hier angefangen aber kann es einfach nicht zu Ende bringen. Ich weiß nicht was es mit mir macht, es fühlt sich an wie eine Sightseeingtour durchs eigene Leben. Nur leider ist die Fahrt, vorbei an den Sehenswürdigkeiten meines Lebens, sehr schmerzhaft und rüttelt mich unglaublich auf. Soviel dazu. Leider...
Falls dennoch jemand Fragen haben sollte, erkläre ich mich dennoch gern. Aus Anstand jedoch sollte ich noch ein paar, vorerst abschließende Dinge schreiben: Es wurden in der ganzen Zeit 4 Therapien durchgeführt. Da sich die Blutwerte aber nicht mehr ansatzweise auf ein Normalmaß erholten, wurde die letzte 5 Therapie nicht mehr durchgeführt. Stattdessen suchte man nun nach einem Stammzellspender. Irgendwann stand nun also fest das es so nicht mehr weiter gehen würde. In der Zwischenzeit haben wir leider wieder einen sehr, sehr schweren Verlust ertragen müssen. Diesmal keine genaueren Erläuterungen. Ein junger Mann, kleine Kinder, tolle Familie, ein bezaubernder Mensch. Auch dieser Mensch musste transplantiert werden, er hat es ebenfalls leider nicht geschafft. Das hätte was großes werden können. *Pass auf Dich auf* Kurz darauf kam es also für uns ebenfalls zu einem Termin in eben dieser Klinik. Zum Gespräch, mehr nicht! Meinen Mann hatte nun zum ersten Mal ein Gefühl der Vorsicht gepackt, wahrscheinlich sogar der Angst. Wir lassen uns nun dort alles bis in die kleinste Ecke Erklären, wollten wissen warum, warum jetzt, warum überhaupt,!?!? Hey, naja schlechte Blutwerte.... was solls haben wir gedacht.... Der Krebs ist doch weg... Denkste, der Arzt nahm sich an einem furchtbar heißem Tag alle Zeit der Welt für uns. Sogar für die dämlichsten Fragen. Mit Händen und Füßen erklärte er uns alles was wir wissen wollten. Das Knochenmark produziert Zellen, stellen sie sich vor das ist wie in einer Fabrik für Autos, da laufen Autos vom Band, das eine ist perfekt, das andere hat keine Türen, das nächste hat nur drei Reifen und dem nächsten fällt die Kofferraumklappe ab. Ok, eindeutig! Ein Haufen Schrott zwischen Vorzeigbarem. Mehr hieß es dennoch nicht, denn es war, für uns jedenfalls, nicht akut. Jedenfalls nicht so akut um dem ganzen einzuwilligen. Denn zwischendurch sagte er so Dinge wie, na, mit so einem Blutbild kann man schon überleben. kein Leistungssportler werden aber es geht. Es ging also um diese schwer auffälligen Zellen, jederzeit hätte die Situation sehr kritisch werden können. Er sprach davon das diese Zellen möglicherweise mutieren. Dann wäre die Leukämie mit voller Wucht und noch schlimmer wieder zurück. Also einigten wir uns darauf alles streng zu beobachten sofort zu handeln wenn es zu dem SUPERGAU kommt. Dann hätten wir einer Transplantation sofort zugestimmt. Für den Moment wollten wir bloß einfach wieder nach Hause. Warten und Hoffen. Etwa ein Jahr ist seit dem vergangen. Seit gestern dem 22.Juli 2014 wissen wir nun endlich das alles gut wird. Es beseht endlich die vollständige Remission Das heißt es sind keine Krebszellen mehr nachweisbar. Es laufen keine kaputten Auto mehr vom Band. Keine Macken, keine Beulen, keine fehlenden Teile. Fassen können wir es nicht, geredet, geheult, und gelacht haben wir nach dem Termin im KH am Dienstag. Nun versuchen wir vielleicht ganz langsam wieder richtig in Schwung zu kommen, es weht eine Brise Rückenwind gepaart mit Fassungslosigkeit. Geändert von toinfinity (24.07.2014 um 00:50 Uhr) |
#3
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AW: Wenn das Leben einfach so bei voller Fahrt die Handbremse zieht
Lieben Dank.
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Stichworte |
diagnose, ehemann, leukämie, partner |
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