Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Behandlung von Krebs > Chemotherapie

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 05.04.2010, 11:29
Benutzerbild von elina
elina elina ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 03.03.2010
Ort: Eifel
Beiträge: 61
Standard AW: Nebenwirkungen der Chemo?

Hallo Sabi1807,

als Betroffene kann ich nur sagen, dass es mich ziemlich genervt hat, wenn x-mal am Tag angerufen wurde oder ständig Besuch da war. Irgendwann hab ich verboten mich nach meinem Gesundheitszustand zu fragen. Ich wollte und konnte diese Frage nicht mehr beantworten. Es hat auch lange gedauert bis ich meinen Besuchern klar machen konnte, dass es zwar schön ist, wenn sie da sind aber auch immens anstrengend und stressig.

Bei mir gehören depressive Phasen und Aggression auch mit zu den Nebenwirkungen der Chemo bzw. der Krankheit. Was man als Angehörige machen oder reagieren kann? Schwer zu sagen, da sehr individuell. Meinem Mann und mir ist klar, dass meine Aggression und Zickigkeit abhängig von den NW ist, dass ist ein ganz wichtiger Punkt. Wir haben folgenden Trick entwickelt: wenn ich ihn gerade mal wieder angifte, dreht er sich rum und lässt mich stehen, verlässt das Zimmer. In dem Moment wird mir klar, dass ich zickig war. Wenn ich mich abgeregt habe, setzen wir uns zusammen und müssen meist über die Situation lachen.

Wenn ich depressiv bin, ist das nicht so einfach zu händeln. Am besten hilft mir Ablenkung. Das heißt, ich seh mir z.B. `n Film an, geh an den PC zum spielen und höre dabei Hörbücher. Wenn`s gar nicht mehr geht, dann geh ich zu meinem Schatz, schrei` ihn mal kräftig an, schäm` mich dann dafür und heul` mir die Seele aus`m Leib. Danach geht `s mir dann wieder besser.

Aber das sind keine Ideen, die für jeden tragbar ist!

Ich finde es am schwierigsten, wenn ich den Schmerz in den Augen meiner Freunde, Bekannten und Familie sehe! Ich kann es nicht ertragen all den Menschen die mich lieb haben so viele Schmerzen und Traurigkeit zu geben! Das ist für mich das aller aller schlimmste!

Und es ist verdammt schwierig, hierbei einen Mittelweg zu finden. Sie sollen sich ja nicht verstellen und mir heile Welt vorspielen. Ich möchte einfach ganz normal behandelt werden! So wie vor der Krankheit! Ich will nicht in Watte gepackt werden!

So, und nun hoffe, ich dass ich vielleicht den ein oder anderen Gedankenanstoß geben konnte.

Schönen Ostermontag noch
__________________
Grüße aus`r Eifel
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 05.04.2010, 12:49
sabi1807 sabi1807 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 16.03.2010
Beiträge: 30
Standard AW: Nebenwirkungen der Chemo?

Hallo Elina,

vielen lieben Dank für deinen Eintrag! Klingt lustig, wie dein Mann und du das händelt.....

Wünsche dir auch noch einen schönen Ostermontag!!

Liebe Grüße
Sabi
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 05.04.2010, 13:11
Benutzerbild von Natascha85
Natascha85 Natascha85 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 08.04.2008
Ort: RLP
Beiträge: 289
Standard AW: Nebenwirkungen der Chemo?

Hallo Sabi!
Ich verstehe es sehr gut, dass du für deine Mama da sein willst. Mir geht es genauso. Man will helfen, macht aber vielleicht in diesem Moment alles (in den Augen der Betroffene) alles falsch. Bei mir war/ist es ähnlich. Mal war es ein falsches Rezept, mal hab ich sie geweckt, bei den Nachrichten gestört und und und. Ein Tipp könnt ich dir wegen Wecken geben. Sag doch deiner Mama, wenn sie sich hinlegen will, dass sie den Stecker aus dem Tel ziehen soll, wenn sie noch einigermaßen sich bewegen kann. Natürlich darf sie halt nicht vergessen, wieder anzuschalten. Oder, so hab ich es mit Mama vereinbart, dass es nur bestimmte Uhrzeiten gibt, bei dem telefoniert wird. Kurz vor den Nachrichten DARF ich sie immer anrufen. Was Elina gesagt hat, kann ich JETZT nachvollziehen. Andauernd nach den Nebenwirkungen fragen nervt bestimmt. Es brennt jeden Tag unter meinen Nägeln, aber ich hab mir angewöhnt Mama kommen zu lassen und ihr einfach nur zu zuhören. Was mich wiederum traurig stimmt, wenn ich von meiner Maus etwas zu erzählen hab, dann kommt nur ein aha jaja. Diese Gleichgültigkeit gegenüber ihrer Enkelin ist so traurig. Wenn sie aber ihre KLAREN MOMENTE hat, dann ist sie wie ausgewechselt. So wie früher. Ich kann dann ihr meine "Probleme" erzählen und sie gibt mir dann sogar Tipps. Das tut so gut, diese Vertrautheit. Dann auf einmal ist sie wieder in ihrer Welt und ich sitze dann wieder da.....
__________________
Mama, ich werde Dich nie vergessen! Ich liebe Dich!
07.07.1952-21.01.2011
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 05.04.2010, 14:52
chaoskatze chaoskatze ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 06.11.2009
Beiträge: 195
Standard AW: Nebenwirkungen der Chemo?

Zitat:
Zitat von elina Beitrag anzeigen

Ich finde es am schwierigsten, wenn ich den Schmerz in den Augen meiner Freunde, Bekannten und Familie sehe! Ich kann es nicht ertragen all den Menschen die mich lieb haben so viele Schmerzen und Traurigkeit zu geben! Das ist für mich das aller aller schlimmste!

Das trifft es perfekt! Besser hätte ich es nciht ausdrücken können...


@sabi: sorry, ich wollte dich nicht verletzten, es ist nur das, was ich fühle. Bin ja selbst eines der "Krebskinder" und mir geht es einfach tierisch auf den Keks, wenn ich nicht mehr als Persönlichkeit angesehen werde, sondern nur noch als "die, die Krebs hat". Das möchte ich einfach nicht. Ich lasse mich gerne fragen, wie es mir geht, gehe offen damit um und erzähle auch viel darüber, aber ich erwarte es auch, dass dennoch normale Welt stattfindet.

Wahrscheinlich habe ich mich falsch ausgedrückt - mir geht es nicht darum, dass du sie aufgeben sollst - sondern darum, dass es ihr Recht ist, aufzugeben und wenn sie das möchte, sollte es meiner Meinung nach akzeptiert werden.
Ich kämpfe, so, wie sie deiner Erzählung nach auch gekämpft hat. Aber wenn es irgendwann soweit ist, dass ich gehen möchte oder eben nichts machen möchte, dann will ich daran nicht gehindert werden. Und ja, es ist unglaublich frustrierend und verletzend, zu sehen, was man den Angehörigen damit "antut", so wie Elina es so schön beschrieben hat.
Der Tod an sich ist nichts schlimmes und wenn man weiß, dass man selbst bald draufgeht, ist das nicht sehr angenehm. Das wirklich schlimme dabei ist, dass man weiß, wie sehr es die Leute verletzt, die man liebt. Als ich wusste, dass sich mein Krebs wieder verschlimmert hat und die wahrscheinlichste Überlebenszeit rapide gesunken ist, hat mich am meisten das Wissen verletzt, dass ich meinen Eltern erzählen muss, dass sie mich vermutlich ins Grab tragen müssen.

Verstehst du, was ich sagen möchte? Es ist nun mal ihr Wille, ob sie kämpfen will, genauso, wie es deiner ist, ob du ihr hilfst oder nicht. Ich denke, du gibst ihr genug Gelegenheit, das zu sehen, aber sollte sie sich eingeengt fühlen, egal, ob von deinem Willen, dass sie weiterleben soll/muss oder von dem Wissen, wie sehr es dich verletzt, hilft das weder ihr noch dir.
Du bist da, falls sie sagen sollte, hey, hilf mir mal. DAS ist das wichtigste. Die Möglichkeit an sich, das Angebot.
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 05.04.2010, 19:56
Reinhard Reinhard ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 03.02.2009
Beiträge: 834
Standard AW: Nebenwirkungen der Chemo?

Hallo chaoskatze,

es gibt, glaube ich, Sachen, die nur der versteht, der selbst in dieser Situation war oder ist.

Wie soll einer wissen, wie das ist, wenn es ganz konkret ist, in Kürze sehr krank zu sein oder zu sterben?

Was da in einem vorgeht, kann sich doch niemand vorstellen.

LG Reinhard
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 08.05.2010, 20:43
Espace Espace ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 15.02.2010
Beiträge: 88
Standard AW: Nebenwirkungen der Chemo?

Hallo,
es ist schwierig es sich vorzustellen, was in einem vor sich geht.
In einem anderen Thread, BSDK habe ich versucht, einigen leuten, die Wahrheit über mögliche nebenwirkungen der Chemo beizubringen. Mittlerweile habe ich alle beiträge gelöscht, weil mir ein Angehöriger immer auf die Füße getreten ist. Sie weiß alles besser und ich sollte nicht von mir auf andere schließen, was ich auch nie machte, ich sagte nur was für nebenwirkungen auftreten können. Sie hätte soviele bekannte und verwandte die krebs haben, und weiß alles über die Krankheit. Man kann es Leuten, nicht näher bringen, was in einem vorgeht, wenn man erkrankt ist, und evtl. bald die Augen schließt. Ich nehme das thema etwas locker, sonst hat man keinen spaß mehr am Leben. Aber das nur nebenbei.
Naja, gereizt als nebenwirkung zu sagen würde ich so nicht ausdrücken, eher leicht aggressiv. Es kann passieren du stehst morgens auf, bist am singen und Pfeifen,sehr gut gelaunt, gehst zur Toilette, und hörst nebenbei, wie die Frau am meckern ist, das sie alles alleine machen muß weil der herr nur auf Toilette sitzt. Wie gesagt, du bist guter Laune und hörst es nur, aber das reichte aus, das ich danach zum frühstückstisch ging, das Müsli nahm und es meiner Frau über den Kopf kippte, bzw. nach ihr geworfen habe, ohne Schüssel und Milch, danach kamen die Schokoraspeln und dann flog die Milch, ganz ohne Vorwarnung, es reichte schon aus, das sie mir vorwürfe machte. Wegen besuch, kurz nach der Chemo und die ersten tage, sollte keiner vorbei kommen, der fliegt im hohen Bogen raus oder der wird mit Worten rausgeekelt. Wenn meine Frau besuch brauch, dann soll sie zu den leuten hin. Vielleicht liegt es auch nur daran, weil du bist fertig, nach der Chemo, es passiert oft das ich nach der Chemo, drei bis vier Tage, mich nicht dusche und rasieren, die Zähne nur wiederwillig putze. Man hat keine Lust dazu, man ist kaputt von der Chemo, schleppt sich morgens aus dem Bett, zum frühstücken und dann auf die Couch, wenn überhaupt abends ins Bett. Wir haben zum Glück decken auf der Couch, die meine Frau nach vier Tagen waschen tut, wer weiß wie es riechen würde, wenn der ganze schweiß darein gehen würde.
Also sabi1807 nimm es locker wie deine Mutti reagiert, halt dich fern von ihr, sie meldet sich wenn was ist. Kannst vielleicht alle zwei oder drei Tage mal versuchen sie zu besuchen, aber vielleicht ist sie dann sauer, weil du dich die letzten Tage nicht gemeldet hast. Solange sie die Tür öffnet ist noch alles in Ordnung, sie wird sich daran erst gewöhnen müssen was in ihrem Körper vorgeht. Du kannst auch mit zickiger reaktion rechnen, wenn sie dich mal ruft und du zu ihr gehst, es reicht manchmal nur ein Wort, und Peng, ganz normal. Ich weiß es nicht, wie es euch ergeht, aber ich kann als Betroffener dieser Krankheit, es überhaupt nicht ertragen, wenn man gefragt wird:

Wie geht es dir??

Gruß Frank
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 
Themen-Optionen
Ansicht

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 12:32 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55