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Alt 19.05.2006, 09:28
dapostrophe dapostrophe ist offline
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Standard AW: Hoffnung ist größer als das Meer

Hallo Rezzan,

nein, Anti Depressiva oder ähnliches möchte ich nicht nehmen.Ich bin, was Tabletten betrifft sowieso verdammt ängstlich, trau mich ja kaum 2 Aspirin an einem Tag zu nehmen, und hab einmal vor Jahren so ein Anti Depressivum geschluckt, danach dachte ich, ich werd bekloppt.Irgendwie reagiere ich auf solche Sachen ziemlich heftig, habe einmal vor ein paar Wochen eine halbe Tafil bekommen, weil ich einen absoluten Nervenzusammenbruch wegen Papa hatte.Ich war 13 std wie ausgeknockt,das hat mir echt gelangt.
Was ich wahrscheinlich viel eher brauch wäre eine sinnvolle Beschäftigung, die mich ausfüllt. Von daher hoffe ich sehr, daß ich eine Zusage für den Job bekomme.

Morgens ist bei mir immer am schlimmsten.Wenn meine Tochter um 7 aus dem Haus ist und ich da sitze und nicht weis was ich mit dem Tag anfangen soll.
Ich war sowieso noch nie der Typ, der großartig alleine etwas unternimmt,jetzt fällts mir um so schwerer. Dabei bemühe ich mich wirklich,irgendwelche Planungen zu machen, damit ich immer was zu tun habe.Aber an manchen Tagen funktioniert das eben nicht, und dann verzweifel ich.
Morgens ist eigentlich auch immer der Zeitpunkt, an dem ich weinen muß.Ich merke, wie das in mir hochkriecht, ich sehe Papa vor Augen und mir wird bewusst,das er nicht mehr da ist und dann spüre ich diesen Schmerz, der mir fast die Luft zum Atmen nimmt.Und weil ich das so schlecht ertrage, verdränge ich sofort wieder den Gedanken daran,ich will dann nicht daran denken und mir in Erinnerung rufen, was passiert ist.Ich mache mich völlig zu,damit ich nicht weinen muß.Ich blende das regelrecht aus,wahrscheinlich damit ich nicht spüren muß, wie sehr er mir fehlt.
Was auch komisch ist, wenn ich abends im Bett liege,lasse ich den Fernseher laufen, damit ich nicht an Papa denken muss, weil ich Angst habe vor der "Begegnung", aber wenn ich dann morgens wach werde bin ich sauer und wütend darüber, daß ich nicht von ihm träume, weil ich mir diese "Begegnung" eigentlich wünschen würde.Ihm im Traum vielleicht nahe zu sein. ihn zu sehen, vielleicht zu träumen daß er mit mir spricht.....
Sobald ich Papa vor meinem geistigen Auge sehe, verdränge ich den Gedanken.Ich halte das nicht aus,weder an ihn zu denken, als er noch gesund war,weder an die KKH-Zeit, noch an die Beerdigung und der ganze andre Kram der war.
Da ich seit fast 8 Jahren auch nicht mehr in der gleichen Stadt wohne, wie Papa,und ich ihn somit auch nicht regelmäßig gesehen habe, also z.Bsp., wenn ich durch Trier gehe habe ich natürlich nicht den Gedanken, er könne jeden Moment um die Ecke kommen,denn er war ja nie hier, er ist mir ja im Alltag nicht ständig begegnet.Ich bin relativ regelmäßig zu ihm gefahren, meisten zu ihm in die Firma, dann haben wir, vielmehr er hat dann für uns gekocht, wir haben unsern Vino getrunken na ja, den Tag miteinander verbracht und abends bin ich dann wieder heim gefahren.
Somit habe ich also manschmal immer noch das Gefühl ihn gleich anzurufen, denke dann er ist in der Firma (scheisse, jetzt muß ich weinen),wir quatschen ein paar belanglose Sachen und verabreden uns für die nächsten Tage.Es ist mir so fern, weil er eben nicht grad um die Ecke gewohnt hat und diese Entfernung einfach normal war.
Letzte Woche hab ich einen Zeitungsbericht gelesen und dachte, oh, musst Du Papa mal anrufen und erzählen, und dann, ja dann kam die Klarheit,scheisse, das geht nicht mehr.Und das fühlt sich so eigenartig an,ich weis gar nicht wie.

Irgendwann einmal, wenn ich genügend Kraft habe, werde ich die letzten Tage und Stunden, die ich mit Papa erlebt habe, hier schreiben.Zur Zeit schaffe ich das nicht.
Ich konnte noch nie wirklich im Leben etwas loslassen,auch wenns mir vielleicht gar nicht so gut getan hat.Aber ich habe lieber an etwas fest gehalten als los zu lassen.
Papa musste ich los lassen,irgendwann, und ich war sogar auf einmal in der Lage an dem Tag als er starb zu ihm zu sagen,Papa, du darfst loslassen, ich lasse auch los.Es war das schwerste was ich je in meinem Leben getan habe, aber ich habe das Gefühl, das er erst mit dieser Aussage tatsächlich bereit war, zu gehen, denn er hatte unendlich Sorge, uns zurück zu lassen, und dabei wollte er in den letzten Tagen einfach nur noch sterben.

Ich habe auf die brutalste Art und in kürzester Zeit gelernt, einen Menschen den ich über alles geliebt habe, loszulassen, mit dem verdammt beschissenen Gefühl zu wissen, das er nie mehr wieder kommt.
Das ist das schlimmste was mir je passiert ist, und begreifen kann ich es überhaupt gar nicht.
Ich denke eben immer noch, das ist nicht wahr,er ist noch da, wo er immer war....aber ich weis eben auch, das es nicht so ist.

Wird man das je begreifen???

Bis bald LG Claudia
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