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Alt 14.09.2015, 08:33
Wind Wind ist offline
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Standard AW: CUP - Neuroendokrines Karzinom

Ihr Lieben,

nach drei Wochen nun mal ein kurzer Lagebericht von mir. Danke, dass ihr alle an mich gedacht habt. Das tut so gut.
Papa ist nun seit drei Wochen nicht mehr bei uns. Realisiert habe ich das eigentlich überhaupt noch nicht. Ganz manchmal kommt so ein kleines bisschen Trauer, aber sie kommt nicht bis an die Oberfläche. Ich funktioniere immer weiter.

Die Sterbewoche vom Papa war einfach nur schrecklich. Aber er hat sich ganz doll gefreut, als ich gekommen bin und er hat alle seine Kräfte nochmal mobilisiert, um mich zu umarmen. Ganz, ganz fest und ganz, ganz lange. In diesem Moment wussten wir beide, dass es auch gleichzeitig unser Abschied ist. Ich kann nicht sagen, warum, aber da war dieses Gefühl. Mittwoch kam ich vom Arzt und bin zu ihm und habe ihm gesagt, dass alles geregelt ist und ich drei Wochen bei ihm bleiben kann. Da machte er die Augen ganz weit auf, sagte: „Ach, mein Muschelchen“ und ab dann wachte er nicht mehr auf. Papa hat bis zum Schluss so gekämpft und ist durch alle Prozesse des Sterbens gegangen und wir haben es erleben müssen. Es scheint ähnlich gewesen zu sein wie bei dir, liebe Mysticrose … die letzten zwanzig Minuten waren auch bei uns ganz, ganz friedlich. Aber dieses „vorher“, diese vorangegangenen Geräusche und Töne … auch ich werde sie wohl nie wieder aus meinem Kopf bekommen.
Die Woche danach waren dann mein Keks und mein Mann bei uns und eigentlich dachte ich, ich würde etwas zur Ruhe kommen können. Aber auch diese Woche war einfach fürchterlich. Mama hat mir keinen Raum gegeben. Es sind viele Dinge passiert, die nicht schön waren, aber wir haben alles geduldig ertragen. Wieder daheim waren dann viele Dinge zu erledigen … Termine mit Bestattungsinstitut und Pfarrer festlegen, Steinmetze abfahren … damit alles vorbereitet ist, wenn die Mama kommt. Zwischendurch noch die große Einschulung vom Keks in der weiterführenden Schule, Schulbücher und Hefte beschriften und einschlagen, Überraschungsschultüte basteln und all dieser Kram. Papa ist seit letztem Montag hier bei uns. Beide Bestattungsinstitute (eins bei der Mama und eins hier bei uns) haben sehr gut zusammen gearbeitet und alles hat bisher problemlos funktioniert. Seit Freitag ist die Mama bei uns. Wir haben schon die Blumen ausgesucht und beim Steinmetz haben wir auch einen wunderschönen Stein gefunden. Heute Abend ist das Gespräch mit dem Pfarrer und dann ist alles gemacht, was ich machen und vorbereiten konnte. Heute ist mein erster Arbeitstag und Freitag ist die Beisetzung vom Papa. Und dann hoffe ich, kann ich endlich trauern und verarbeiten, was ich erlebt habe.

Wisst ihr noch, dass ich mal schrieb, ich wünsche mir ein einsames Wochenende … nur mein Mann und ich … wenn alles vorbei ist? Mein guter Mann hat es nicht vergessen und macht dieses möglich. Im Oktober fahren wir für ein verlängertes Wochenende in den Harz … in ein kleines Hotel auf dem Berg, wo nichts anderes ist und welches man nur mit einer Seilbahn erreichen kann. Mit einer großen Wiese, meinen Wellness-Holzstühlen und dem Blick über den Harz. Und selbst wenn es stürmt oder schneit oder was auch immer … ich werde mit meinem Latte Macchiato dort sitzen und mich vom Papa verabschieden. Da kann das Wetter Wetter sein!!!!
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