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  #1  
Alt 02.08.2016, 15:48
Lily77 Lily77 ist offline
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Registriert seit: 09.11.2015
Beiträge: 6
Standard Meine Oma tyrannisiert meine Eltern... Hilfe!

Hallo allerseits,

Ich schreibe heute hier, weil ich unendlich wütend und traurig bin und gerne einfach mal die Meinungen von Außenstehenden hören würde. Und zwar geht es um meine Oma.
Sie ist 80 und wohnt jetzt seit gut 1,5 h bei meinen Eltern. Im Kopf ist sie noch ganz fit und körperlich geht es ihr eigentlich auch nicht schlecht. Sie läuft etwas schlecht, aber ich denke das ist in dem Alter normal.

Das Problem ist, dass sich das ganze Leben zuhause nur noch um sie drehen darf. Meine Eltern können keinen Abend mal zu zweit verbringen, weil sie immer im Wohnzimmer ist (statt in ihrem eigenen Zimmer mit Fernseher usw.) und erwartet, dass sich meine Mutter zu ihr setzt. Selbst wenn meine Mutter nur zu lange das Zimmer verlässt, um zum Beispiel die Treppe hoch zu meiner Schwester und ihren Kids in die Wohnung zu gehen, dann ist meine Oma schon sauer und redet nicht mehr mit meiner Mutter. Wenn das Essen auch nur 10 Minuten zu spät fertig ist, dann wird sie ebenfalls sauer und isst dann Brot o.ä., statt noch 5 Minuten zu warten, natürlich nicht ohne entsprechendes Gemeckere.

Sie hat an allem was auszusetzen. Seit einiger Zeit hat sie irgendwoher einen Hautausschlag. Erst war sie überzeugt, dass das Waschmittel meiner Mutter schuld ist (das sie ein Jahr lang prima vertragen hat) und hat genervt bis meine Mutter genau das von ihr verlangte Waschmittel gekauft hat das war es wohl nicht, jetzt nimmt meine Mutter ihrer Ansicht nach zu viel Weichspüler und das ist schuld usw.

Die absolute Krönung der Unverschämtheit ist jedoch, dass sie letztens, als die Schwester meiner Mutter zu Besuch war, anfing zu weinen und behauptete, sie hätte Angst vor meinem Vater! Vor meinem Vater, einer der liebsten Männer auf dieser Welt, der alles tut, damit sie zufrieden ist und den sie auch immer leiden konnte und der nie ein böses Wort zu ihr gesagt hat. Die Situation war die einzige, in der sich meine Mutter, die sonst eher zur vorlauten Sorte gehört , mal getraut hat Widerworte zu geben und meinen Vater zu verteidigen.

Letzte Woche ist jetzt mein Onkel (allerdings der Bruder meines Vaters) an Prostatakrebs gestorben. Statt mal Rücksicht zu nehmen, macht sie meiner Mutter, die meinen Onkel natürlich auch gern hatte, wieder wegen dem 10 'Minuten verspäteten Abendessen die Hölle heiß. Die arme hat deswegen gestern sogar geweint! Ich kann an einer Hand abzählen, wie oft ich meine Mutter in leben überhaupt hab weinen sehen und das macht mich so wütend. Meine Mutter erzählt mir davon keinen Ton, weil sie weiß, dass ich dieses Verhalten meiner Oma hasse! Ich erfahre alles nur durch meine Schwester die im selben Haus wohnt. Rücksichtnahme ist für meine Oma ein Fremdwort. Es gibt immer nur ich, ich, ich.

Meine Mutter ist seit der Brustkrebsbehandlung jetzt seit circa 2 Jahren in Remission. Ich glaube dieser ganze Stress tut ihr gar nicht gut und mache mir große Sorgen. Außerdem hab ich das Gefühl meine Eltern vergeuden kostbare Lebenszeit, jetzt wo mein Papa in Rente ist, indem sie sich selbst so geißeln und tagein tagaus neben meiner Oma auf der Couch sitzen, die das noch nicht mal zu schätzen weiß! Meine Mutter würde meine Oma wahrscheinlich nie in ein Altersheim oder betreutes wohnen geben, weil sie ihr dann die Hölle an den Hals wünschen würde, aber ich sehe das momentan als einzigen Ausweg. Allerdings wäre meine Mutter sicher sauer, wenn ich das ansprechen würde, denn keiner traut sich, einen kritischen Ton gegenüber meiner Oma zu verlieren.
Ach ja, die anderen Geschwister meiner Mutter interessiert das alles kein bisschen...

Sorry für den langen Text, aber vielleicht hat ja jemand einen Rat, auch wenn das nur bedingt was mit dem Thema des Forums zu tun hat... Danke im Voraus!

Lg Lily
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  #2  
Alt 02.08.2016, 16:13
gilda2007 gilda2007 ist offline
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Registriert seit: 04.09.2007
Beiträge: 1.909
Standard AW: Meine Oma tyrannisiert meine Eltern... Hilfe!

Es ist sicherlich wichtig, dass Du Dir das von der Seele schreibst und dass es aus Deiner Sicht geschrieben ist. Was nicht darin vorkommt ist, wie es Deine Mutter sieht.

Meine Mutter ist auch fast 80 und die letzten 10 Jahre ist mir bewusst, dass ich sie einfach nicht mehr lange haben werde. Daher bin ich auch bereit, über viele hinwegzusehen. Es ärgert mich auch nicht mehr so wie früher. Ich werde sie nicht mehr ändern.

Es hört sich so an, als hätte Deine Oma Angst. Angst, alleine zu sein, Angst, ihre Routine zu verlieren. Das sind oft die Vorboten einer beginnenden (Alters-)Demenz.

Ich denke, etwas mehr Toleranz von Deiner Seite würde auch helfen. Ja, es nervt, wenn gemeckert wird. Aber ist es wirklich schlimm, dass eine alte Frau so eingefahrene Gewohnheiten hat?

Du schreibst, Deine Eltern vergeuden Lebenszeit. Vielleicht ist für Deine Mutter genau diese Zeit mit ihrer Mutter kostbar, weil sie weiß, wie begrenzt sie ist?

Und grob gefragt: Was geht es Dich an? Es ist das Leben Deiner Eltern. Sie sind erwachsen und können, dürfen und müssen ihre eigenen Lebensentscheidungen treffen.
__________________
lg
gilda
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  #3  
Alt 02.08.2016, 16:40
vintage vintage ist offline
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Registriert seit: 29.05.2009
Beiträge: 746
Standard AW: Meine Oma tyrannisiert meine Eltern... Hilfe!

hallo lily,

vielleicht helfen dir diese info-seiten weiter:
www.narzissmus.org
www.borderline-muetter.de

auf alle fälle kostet es kraft und lebensfreude,
mit solchen menschen zusammen zu leben,
da hast du recht.
__________________
lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...
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  #4  
Alt 02.08.2016, 17:22
Lily77 Lily77 ist offline
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Registriert seit: 09.11.2015
Beiträge: 6
Standard AW: Meine Oma tyrannisiert meine Eltern... Hilfe!

Ihr lieben, vielen Dank für eure Nachrichten erst einmal!

Gilda,
Wie gesagt, meine Mama redet nicht viel darüber. Ganz, ganz selten, wenn mal wieder was "größeres" vorgefallen ist und sie sich aufregt, dann äußert sie sich mal dazu. Meine Mutter ist sehr genervt von der Art meiner Oma. Sie tut alles und trotzdem ist es nicht recht und nie genug. Sie ist mit 18 ausgezogen und jetzt, mit fast 60, kann sie nicht mal länger den Raum verlassen, ohne dass Oma ihr böse ist. Sie denkt aber, dass sie diese Aufgabe eben machen muss, weil ihre Geschwister sich eben nicht darum kümmern. Heute sagt sie auch, dass ihre Freundin, die damals sagte sie solle sich gut überlegen, ob sie sich das antun will mit ihrer Mutter, recht hatte und dass sie es vielleicht nicht hätte machen sollen (diese Freundin hat selbst ihren Vater gepflegt)

Ich kann verstehen, dass es schwer ist alt zu werden und ich kann verstehen, dass sie vielleicht Angst hat (obwohl sie schon mehrfach gesagt hat, sie möchte sterben und meine Mutter damit z.b. auch während Ihrer Krebstherapie immer wieder damit belastet hat), aber dieses rücksichtslose Verhalten und die Undankbarkeit, ohne auch nur ein einziges Mal ein Wort der Entschuldigung, das kann ich nicht ertragen.

Meine Oma väterlicherseits, die schwer zuckerkrank war und gleich zweimal Krebs hatte und die im letzten Jahr vor ihrem Tod auch dement wurde, war einfach ganz anders. Ihr wäre nie eingefallen sich so zu verhalten und sie wurde von einem Bruder meines Vaters und deren Frau, die im Haus gewohnt haben, nicht mal annähernd so gut versorgt wie die Oma mütterlicherseits jetzt.

Zu fragen was mich das angeht finde ich ehrlich gesagt ein bisschen hart, zumal es hier um meine Eltern geht, die ich über alles liebe! Wenn meine Oma sich anders verhalten würde, dann wäre das ein ganz anderes Thema! Du sagst ich soll toleranter sein, Tatsache ist aber, dass jeder ihre Launen widerspruchslos hinnimmt. Wie tolerant sollen wir denn noch sein?


Angelika,
Tatsächlich habe ich zu meiner Oma keinen besonderen Bezug. Den größten Teil meines Lebens habe ich sie ein paar mal im Jahr gesehen und eine Karte zum Geburtstag bekommen, weil sie die meiste Zeit des Jahres mit ihrem Mann in Spanien gelebt hat. Aber das war okay. Sie hat immer ihr Ding gemacht, aber jetzt verlangt sie, dass meine Mutter sich komplett nach ihr richtet. Mein Vater sagte sogar schon zu mir, dass er denkt es wäre ihr am liebsten, er wäre gar nicht da.

Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob es bei uns eine Sozialarbeiterin gibt... Ich werde mich mal schlau machen. Meine Mama war bei ihrer Erkrankung nicht in psychologischer Betreuung. Das hat sie abgelehnt, so war sie schon immer, sie macht die Dinge mit sich selbst aus.

Du hast recht, alleine schaffe ich es nicht. Ich weiß, dass meine Schwester und mein Vater auch sehen, dass es so nicht weitergehen kann, aber irgendwie kommt es mir vor, als hätten alle einen Maulkorb verpasst bekommen, keiner sagt mal was!


Vintage,
Vielen Dank für die Links, ich werde es mir mal durchlesen!

Geändert von Lily77 (02.08.2016 um 17:30 Uhr)
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  #5  
Alt 02.08.2016, 22:26
Safra Safra ist offline
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Registriert seit: 21.12.2012
Ort: Sachsen-Anhalt
Beiträge: 533
Standard AW: Meine Oma tyrannisiert meine Eltern... Hilfe!

Hallo Lily,

ich denke schon auch, dass es Dich sehr wohl etwas angeht. Zumal es Deiner Mutter wahrscheinlich nicht gut tut, wenn sie gestresst wird. ABER: in so einer - wie in anderen Beziehungen, z.B. einer Ehe - gehören eben immer zwei dazu: einer, der sich so schlecht benimmt, und einer, der es sich gefallen lässt. Es ist als Tochter sicher nicht leicht, seine Mutter in die Schranken zu weisen, aber ich sehe darin die einzige Chance, etwas zu ändern. Irgendwer muss mit der Oma mal Klartext reden. Vielleicht ist sie sich dessen gar nicht so bewusst, was sie da macht. Vielleicht hatte sie immer den Hut auf in ihrer Ehe und macht nun so weiter. Wenn sie noch nicht dement ist und man in Ruhe darüber redet, müsste doch was zu verbessern sein. Und der Ton macht die Musik.
Im Moment kommt es mir so vor, als würden alle still vor sich hin leiden. Das kann kein Dauerzustand sein, das macht Euch kaputt.
Liebe Grüße! Safra
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  #6  
Alt 02.08.2016, 23:58
Benutzerbild von Tinele
Tinele Tinele ist offline
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Registriert seit: 18.05.2015
Beiträge: 822
Standard AW: Meine Oma tyrannisiert meine Eltern... Hilfe!

Safra ich denke dieser Klartext bringt leider bei so alten starrsinnigen Menschen NULL. Entweder man schafft es sich zu diantanzieren und wenn es ein Heim wäre , oder man muss es hinnehmen . Ändern tun diese Menschen nichts mehr und weißt du warum ? Weil sie es nicht mal mehr merken , wie falsch ihr Verhalten ist .......
__________________
Mein Mohle - Diagnose von SPK Krebs am 3.6.2014

Seither ist nichts mehr , wie es vorher war .

Du weißt erst wie stark du bist , bis stark sein die einzige Option ist , die dir noch bleibt !
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  #7  
Alt 19.10.2016, 09:47
Benutzerbild von micha54
micha54 micha54 ist offline
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Registriert seit: 30.05.2009
Ort: Berlin
Beiträge: 532
Standard AW: Meine Oma tyrannisiert meine Eltern... Hilfe!

Hallo,

also ich habe das alles auch erlebt, den Altersstarrsinn bei meinen Vater, der knapp über 80 war. Am Anfang dachten wir, man könnte mit Vernunft was erreichen. Ich wollte ja nur eine Vollmacht, um mit den Ärzten meiner Mutter zu reden, da fing er an, wir würden sein Geld haben wollen und meine Frau hätte eine Mantel geklaut. Und seine Schuhe natürlich auch. Und seine Frau sollte ihm seine Wäsche waschen, er wäre schon völlig verdreckt - Meine Mutter lag todkrank mit multiplen Metastasen und mit Morphium zu gedröhnt im Bett und um den Haushalt kümmerte sich ein Pflegedienst.

Leider geht dieser Alterungsprozess seinen Weg und der Betroffene versinkt mehr und mehr in seiner eigenen Person bis er eines Tages keine Angehörigen mehr erkennt.

Heute würde ich frühzeitig versuchen, die Betreuungsfrage zu klären (wer auch immer die übernimmt) und dann einen Platz in einem Heim suchen. Die liebevolle Betreuung ist in solchen Fällen manchmal nur eine kurze Phase von einigen Monaten und dann bleibt der tägliche Psychoterror.

Gruß,
Michael
__________________
Malignes Melanom pT4bN0M0, Clark IV TD12mm, Stadium IIC, 20 Jahre verschleppt
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