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  #1  
Alt 31.10.2007, 13:19
Lasna Lasna ist offline
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Registriert seit: 10.07.2007
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Standard Reaktionen der Mitmenschen

Hallo an alle Leidensgenossinnen und Leidensgenossen,

Ich möchte mich zuerst kurz vorstellen: Ich heiße Ines, bin 33 Jahre alt und begleite meine Mutter nun schon seit 4,5 Jahren durch ihre Erkrankung (Eierstockkrebs). Obwohl sie es fast 4 Jahre mit einem unglaublichen Kämpfergeist geschafft hat, positiv zu denken, hat sie nun leider der Mut verlassen. Seit einigen Tagen spüre ich - und sie sagt das auch - dass sie einfach nicht mehr will. Ich verstehe das. Ich bin zwar unendlich traurig, aber ich verstehe das.

Nun zu den Gedanken, die mich beschäftigen: Ich betrachte mich selbst als relativ starken Menschen und weiß, dass ich und meine kleine Restfamilie auch das überstehen werden. Zur Zeit weine ich zwar sehr viel, aber das ist wohl normal. Ich habe nur wenige Freundinnen, aber die sind echt gute Freundinnen. Trotzdem scheint es, als ob sie plötzlich Angst haben, mit mir zu reden! Sie rufen nur mehr selten an, fragen kaum, wie es mir bzw. meiner Mama geht. Ich bin schon ziemlich enttäuscht. Auch mein Partner ist voll überfordert und weiß einfach nicht, was er sagen soll, wenn ich wieder einmal nur weinen kann.

Welche Erfahrungen habt ihr mit euren Mitmenschen? Ist es denn wirklich so schwer, einfach mal nachzufragen, wie es einem geht? Ich fühle mich ziemlich alleine gelassen...

Mir ist klar, dass das alles nur ein Problemchen ist angesichts dessen, was unsere Angehörigen durchmachen. Aber ich frage mich, ob sich jetzt die Spreu vom Weizen trennt und ich erkennen kann, wer echte Freundinnen sind, oder ob alle einfach total überfordert sind.

Ich wollte aber auch sagen, dass ich so froh bin, dass es dieses Forum gibt. Auch wenn der Anlass so traurig ist, hilft es mir, wenn ich die Geschichten und GEdanken von euch mitverfolgen kann. So weiß ich, dass ich nicht die einzige bin, die diese schwere Zeit durchmachen muss.

Viele Grüße
Ines
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  #2  
Alt 31.10.2007, 13:50
Vierm Vierm ist offline
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Standard AW: Reaktionen der Mitmenschen

Hallo Ines,

als erstes mal wünsche ich Dir/Euch und im besonderern Deiner Mutter alle Kraft die man braucht!

Was Dein Umfeld betrifft: Sie haben Angst! Sie haben Angst etwas falsches zu sagen, Angst Dich zu verletzen, und was sonst noch alles.

Niemand der gleiches nicht erlebt hat, kann das nachvollziehen was in Dir vorgeht. Selbst Dein Partner erlebt eine Situation und eine Person (Dich) die er so nie erleben konnte

Geh Du auf sie zu und ebne ihnen einen Weg zu Dir zu können.

Ich habe gleiches erlebt und erst im nachhinein Verstanden was passierte.

Euch allen alles erdenklich Gute,

Ciao Wolfgang
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wir freuen uns über Besuche und Gästebucheinträge:

Geändert von Vierm (31.10.2007 um 14:35 Uhr)
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  #3  
Alt 31.10.2007, 14:18
Benutzerbild von le_babe
le_babe le_babe ist offline
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Ort: Nähe Speyer
Beiträge: 66
Standard AW: Reaktionen der Mitmenschen

Liebe Ines,

Wolfgang hat die richtigen Worte gefunden.Du erlebst deinen Schmerz und die Krankheit deiner Mutter auf deine ganz persönliche Art.

Mitmenschen,Freunde,Partner stehen oft hilflos da und finden vielleicht auch keinen Zugang in diese Welt...vielleicht gehen sie auch davon aus,dass du/ihr Ruhe benötigt oder sie haben Angst ev.im falschen Moment anzurufen oder das Falsche zu sagen oder zu fragen.

Du könntest dir überlegen,wie du deine Freundinnen einbeziehen kannst,z.B.in Momenten,in denen dir die Decke auf den Kopf fällt,selbst anzurufen,um sich auf einen Kaffee zusammen zu verabreden.

Ich kenne diese Phasen auch aus eigener Erfahrung und zwar von beiden Seiten.Mir hat es geholfen,mich von übersteigerten Erwartungen meiner Umwelt gegenüber zu lösen,einfach weil mir klar wurde,dass die Impulse in so einer schwierigen Situation von mir selbst kommen müssen...

Aber so wie Wolfgang es schon formuliert hat,das Licht ist ihm auch erst hinterher aufgegangen,es fühlt sich anders an,wenn man,wie du,direkt in der Situation steckt.Versuch herauszufinden,was dir Kraft gibt,was dich freut und dann versuch es durchzusetzen.

Ich wünsch dir jedenfalls 100Kilo Kraft,den Weg mit deiner Mama weiterzugehen...

liebe Grüße,

K.
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  #4  
Alt 31.10.2007, 16:11
Benutzerbild von Rena24
Rena24 Rena24 ist offline
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Beiträge: 194
Standard AW: Reaktionen der Mitmenschen

Liebe Ines,

ich kann mich auch nur anschließen. Die "Angst" mit jemandem zu sprechen, der direkt oder indirekt von so einer schlimmen Krankheit betroffen ist, ist riesig. Wir haben in umserem Freundeskreis auch ein paar Wenige, die mit unsere Situation nicht umgehen können. (Mein Mann ist 38 J., Hautkrebs mit Metastasen im Gehirn und in der Lunge).

Trotz der Tatsache, dass mein Schatz immer offen mit seiner Krankheit umgegangen ist, konnten einige einfach nicht über ihren Schatten springen. Einer seiner besten Freunde hat sich nach der letzten Gehirn-OP 3 Wochen lang nur per SMS gemeldet. Irgendwann hat mein Mann ihn dann angerufen. Sein Freund hat dann gemerkt, dass man sich "total normal" unterhalten kann. Sicher spricht man über die Krankheit, aber genausoviel auch über andere Dinge! Das können sich aber viele nicht vorstellen.

Mir hilft dieses Forum auch sehr viel. Es gibt Kraft und ist einfach schön, mit Menschen zu sprechen, die einen verstehen können. Sei deinen Freunden aber bitte nicht böse! Sie meinen es bestimmt nicht so!

Ich wünsche deiner Mutter und dir alles Gute und ganz viel Kraft!

Rena.
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  #5  
Alt 31.10.2007, 19:16
Lasna Lasna ist offline
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Ort: Kärnten, Österreich
Beiträge: 26
Standard AW: Reaktionen der Mitmenschen

Lieber Wolfgang,

Danke für deine Gedanken zu meiner kleinen, sicherlich ein wenig egoistischen Sorge. Ich hätte ja auch Angst, wenn eine gute Freundin in so einer schweren Situation stecken würde. Ich habe deinen Vorschlag gleich umgesetzt und meine allerbeste Freundin einfach kurzerhand gefragt, ob wir morgen auf einen Spaziergang gehen und quatschen. Im selben Moment, als ich mein Mail abschicken wollte, traf ihres mit demselben Vorschlag ein!
Ich sehe, dass dein Sohn nun schon seit 1 Jahr nicht mehr bei euch ist. Ich wünsche euch von ganzem Herzen, dass ihr nach allem, was ihr durchmachen musstet, eure Kraftreserven vielleicht schon wieder ein wenig regenieren konntet!

Liebe babe bzw. K. (leider kenne ich deinen Namen nicht),

Aus deinen Erfahrungen lerne ich, dass ich zur Zeit wohl überempfindlich bin. Ich denke, wenn ich mich so "normal" verhalte wie immer, d.h. anrufe, wenn ich gerade Lust habe, werden sie sich auch in gewohnter Weise mir gegenüber verhalten. Und ich will ja gar keinen Trost (nicht in erster Linie), sondern ein wenig Normalität in diesem Wahnsinn.
Gerade jetzt habe ich meinem Partner auch gesagt, dass es ihm nicht unangenehm sein muss, wenn er auf meine Sorgen, Gedanken und Weinkrämpfe keine Antwort weiß. Ich habe ihm gesagt, dass es mir gut tut, wenn er einfach nur da ist - auch wenn er nichts sagen kann, denn es gibt eigentlich nichts zu sagen. Das war sehr wichtig und ich bin froh, dass ich das heute dank euren Anstoßes gemacht habe!

Liebe Rena,

Woher holst du dir die Kraft, um deinem Mann beizustehen? Wie hältst du dich emotional über Wasser? Manchmal fühle ich mich so ohnmächtig, dass ich wie gelähmt bin. Meistens geht es ja, nur manchmal eben übermannt es mich richtig schlimm. Ich hoffe, es geht deinem Mann und dir zur Zeit gut und schicke euch viel Kraft.

Das ist also meine Frage an alle: Welche Kraftquellen nutzt ihr?

Liebe Grüße,
Ines
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  #6  
Alt 31.10.2007, 20:29
Benutzerbild von Rubbelmaus
Rubbelmaus Rubbelmaus ist offline
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Standard AW: Reaktionen der Mitmenschen

Ich bin zwar nicht Angehörige, sonder BK-Betroffene mit Meta.. Kann euch aber nur zustimmen, es ist leider so.

Gute Freundinnen lassen nichts mehr von sich hören-sie können damit nicht umgehen (wer fragt mich, ob ich damit umgehen kann). Freunde kannst du plötzlich an einer Hand abzählen. Für Arbeitskollegen/innen mit denen du früher immer zusammen warst und die sich jahrelang über alle Problem bei dir ausgeheult haben, sind nicht zu sprechen. Angehörige wissen ausser den blöden Spruch " Du musst nur positiv denken, oder du schaffst das schon." auch nichts zu sagen. Bei mir sind Nachbarn sogar auf die andere Straßenseite gewechselt wenn sie mich sahen. Nur um mit mir kein Wort sprechen zu müssen. Ich fühlte mich oft, als wenn ich aussätzig wäre und meine Krankheit ansteckend ist. Mich hat sogar mal ein ehemaliger Arbeitskollege gefragt, der mich nach langer Zeit zufällig traf, wieso ich denn noch leben würde, ich hätte doch Krebs. Tja, das steht man da und weis nicht, soll ich heulen, schreien oder ihm eins auf die Kinnlade geben. Aber irgendwie ist man nur verstört.

Mit den Jahren habe ich gelernt, die meisten Menschen sind so, weil sie selber Angst haben, an Krebs zu erkranken. Sie wissen nicht die richtigen Worte und sagen lieber gar nichts, oder nur blödes Zeug, merken es aber selber wohl nicht.

Und bei Kindern mit Krebs, ist das ganz besonders schlimm. Da habe ich selber oft Probleme. Nicht mal mit den Kindern, sondern mit den Angehörigen. Mir zog sich jedesmal das Herz zusammen und ich könnte vor Mitgefühl laut weinen, wenn ich so einen kleinen kranken Fuzzi sehe. Aber auch die Eltern/Familie tut mir sehr leid. Doch durch meinen eigenen Krebs, kann ich ganz normal damit umgehen. Aber Andere können das eben nicht.


Früher war ich erst gekränkt, dann traurig und zu guter letzt, wütend darüber. Aber heute nicht mehr.


Verzeiht ihnen einfach und hakt es als Lebenserfahrung ab. So machen mein Mann und ich das jetzt und es hilft wirklich weiter, damit zu umzugehen.

Anders geht es einfacht nicht, weil man immer wieder damit konfrontiert wird und man muss einfach einen Schutzpanzer oder Schutzmauer anlegen.

Grüsse
Heidi
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