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Endlich durfte mein Vater sterben
Hallo liebe Mitglieder dieses Forums,
ich bin hier neu und kam aufgrund der Suche im Google auf dieses Forum. Was ich vor fast genau einem Jahr erlebt habe möche ich Euch miteilen, vielleicht hat der eine oder andere das gleiche erlebt? Begonnen hat die Krankengeschichte meines Vaters im März 2005. Mein Vater klagte zunehmend über Schwindel und führte dies zunächst darauf zurück, daß er beim Bücken das Gleichgewicht verloren hatte und leicht mit dem Kopf gegen die Wohnzimmerwand gefallen ist. Obwohl er regelmäßig den Hausarzt aufgesucht hatte, fand dieser keine (ernsthafte) Erkrankung und führte das allgemeine Unwohlsein auf sein Alter (78 Jahre) zurück. Am 4. April 2005 fühlte sich mein Vater sehr schlecht und suchte deshalb erneut den Hausarzt auf. Dieser konnte jedoch wiederum nichts feststellen und schickte meinen vater mit Ginko-Extrakt-Tabletten nach Hause. Am Donnerstag, den 7. April 2005 verschlimmerte sich der Gesundheitszustand meines Vaters drammatisch. Er fühlte sich sterbenselendig und konnte weder gehen noch verständlich sprechen. Als ich von der Arbeit nach Hause kam war ich sehr erschrocken, wie schlecht es ihm ging. Der telefonisch benachrichtigte Hausarzt bequemte sich dann nach mehrmaligen Anrufen dahingehnd zumindest einen Rettungswagen zu schicken. Nachdem ich ihm die Ernsthaftigkeit des Gesundheitszustandes meines Vaters mitteilt hatte, ließ er dann davon ab, mein Vater könne ja in die Sprechstunde kommen. (Denoch, soll aber tatsächlich noch Ärzte geben die Hausbesuche machen!) Nach 4-stündiger Wartezeit kam dann auch schon der Rettungswagen, der meinen Vater und mich in die Uni-Klinik fuhr. Dort angekommen (Fahrzeit ca. 4 Minuten) gings mit der Untersuchung in der HNO-Klinik los. Eine sehr freundliche junge Ärztin untersuchte meinen Vater danach ob es vielleicht am Gleichtgewichtsorgan liegen könnte. Anschließend durften wir die Notfallambulanz aufsuchen. Mein Vater am Handlauf stützend und jeden Augenblick zu stürzen drohend und ich wie der Tüten-Kaiser vom Bertholdsbrunnen mit 3 vollbepackten Reisetaschen irrten in den unendlich langen Gängen der Uni-Klinik herum. Nachdem wir dann in so ziemlich jeder Abteilung gelandet sind, fanden wir dann endlich auch die Notfallambulanz. Eine sehr nette Schwester hängte meinem Vater gleich eine Infusion an und ich ging dann Nachts um 2 Uhr im Bewußtsein, daß mein Vater endlich in guten Händen ist, nach Hause, weil ich am nächsten Tag wieder arbeiten mußte. Am nächsten Tag begab ich mich gleich nach Feierabend in das UNi-Klinikum und mußte erfahren, daß mein Vater in die Intensiv-Station der Neurologie verlegt worden sei. Dort traf ich meinen Vater der inzwischen an verschiedenen Infusionen hing in geistig klaren und stimmungsmäßig guten Zustand. Da mein Vater die Angewohnheit hatte sich Verschiedens auf kleinen Notizzettelchen zu notieren, wovon er unberechtigterweise glaubte, dies zu vergessen, übergab er mir einen kleinen Zettel auf dem stand "Kreislaufkollaps". Im Gang traf ich dann einen Arzt, der mir einen aufgewühlten um nicht zu sagen erschütterten Eindruck machte und mich ins Sprechzimmer bat. Hier wies mich ein anderer Mediziner auf ein auf dem Leuchtschirm angebrachtes CT-Bild des Gehirns mit den Worten hin: "Alles was hell leuchtet ist vom Blut zerstört." Meine einzigste Reaktion war dann nur noch "Mein Gott!" Das Gehirn meines Vaters war in der Größenordnung von 4,1 x 3,9 com vom Blut zerstört. Die Ursache hierfür war entweder ein Tumor oder eine Metastase, aber dies konnte der Arzt mir noch nicht sagen. Danach suchte ich erneut meinen Vater auf und verließ völlig geschockt die Klinik. In den darauffolgenden Tagen schein sich der Verdacht einer Kleinhirnmetastase zu erhärten, wobei der Herd noch völlig unbekannt blieb. Mein Vater war selten ansprechbar und sehr schläfrig. Nach dem äußeren Anschein hatte er weder Schmerzen, noch Übelkeit noch Angst. Es schien geradezu als ob er lediglich ein "Nickerchen" machte. Der behandelnde Arzt teilte mir am Donnerstag, den 14.04.2005 mit, daß eine OP nicht mehr möglich sei und die Diagnose meinem Vater am 15.04.2005 mitgeteilt werden würde. Am 15.04.2005 befand ich mich im Gang der Neurologischen Klinik auf dem Weg zu meinem Vater, als plötzlich vor mir die Türe aufging und eine junge Ärztin heraus und auf mich zu stürmte mit den Worten: "Die Lage ist lebensbedrohend geworden, wir müssen operieren, wir können den Mann ja nicht einfach sterben lassen". In diesem Moment wurde mein Vater im Klinikbett liegend und ohne Bewußtsein an mir vorbei geschoben und in den OP gebracht. |
#2
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AW: Endlich durfte mein Vater sterben
Hallo liebe Foni,
erzähle und schreib weiter, ich höre Dir zu...es hilft Dir bestimmt, mal alles von der Seele schreiben ( reden ) zu können. Liebe Grüße Jutta F.
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Ein Tropfen Liebe ist mehr als ein Ozean Verstand Blaise Pascal |
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AW: Endlich durfte mein Vater sterben
Liebe Foni
in diesem Forum bist Du gut auf gehoben, wir fühlen mit Dir. schreibe alles was Dich bedrückt, damit es Dir leichter ums Herz wird. Du bist hier nicht allein Ganz liebe Grüsse Sylvia |
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AW: Endlich durfte mein Vater sterben
Liebe Foni,
schön, dass Du zu uns gefunden hast. Sicher kann Dir hier niemand Sorgen und Leid abnehmen, aber es tut schon gut, sich mal alles von der Seele zu schreiben und zu wissen, dass da Menschen sind, die Dir zuhören, weil sie Deinen Schmerz verstehen können. Ich drück Dich ganz fest und bin in Gedanken bei Dir. Liebe Grüße, Anemone |
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AW: Endlich durfte mein Vater sterben
Liebe Jutta F!
Liebe Sylvia (Schnullerbacke)! Liebe Anemone! Für Euren lieben Worte möchte ich recht herzlich danken. Ich denke, Ihr habt gleiches oder ähnlich schreckliches erlebt und könnt im Gegensatz zu Außerstehenden dies auch nachempfinden. Was habt ihr erlebt, wo habt ihr Eure Erlebnisse geschildert? Ich werde an meinem Bericht weiterschreiben sobald ich kann. Jahrelang hatte ich furchtbare Angst mein Vater könnte plötzlich und unerwartet sterben. Deshalb blieb ich bspw. immer länger auf und mußte bevor ich zu Bett ging, jedesmal nach meinem Vater in seinem Schlafzimmer sehen um zu kontrollieren ob er ruhig schläft. Klingt villeicht blöd? Das was mein lieber und herzensguter Vater dann insgesamt 100 Tage erleiden mußte, war jenseits dessen was ich mir an Leid und Qual überhaupt vorstellen konnte! Im Nachhinein wäre es viel besser gewesen für ihn, er wäre plötzlich gestorben. |
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AW: Endlich durfte mein Vater sterben
eine sehr traurige Überschrift! schreib Dir alles von der Seele. wenn Du ein kommunikativer Mensch bist, hilft dies ungemein. Auch wenn mich Deine Ausführungen in meiner persönlichen Lage (Mutter in sehr fortgeschrittenem Stadium Magenkrebs) - oder besser gesagt das Ende - etwas ängstlich stimmen, fühle ich mit Dir.
sei tapfer! gruß andy
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