Mein Papa wird sterben

[Charly02]

Hallo,
ich lese hier schon seid längerem als stille Leserin mit. Mein Papa, 70 Jahre alt, erkrankte vor 1,5 Jahren an Kehlkopfkrebs und nach der OP ging es ihm verhältnismäßig gut. Er arrangierte sich mit der Situation, Chemo/Bestrahlung lehnte er ab, die Ärzte hielten dies auch nicht für notwendig.
Oberbauchschmerzen hatte er in den letzten Monaten und deswegen fand Anfang April eine größere Untersuchung statt. Ich kam aus dem Osterurlaub zurück und erfuhr die traurige Nachricht: Bauchspeicheldrüsenkrebs in einem Stadium, in dem nicht mehr operiert werden kann, mit Metastasen in Leber und Magen. Der Tumor im Magen ist sehr groß und blutet. Mein Vater verbrachte in den letzten Wochen einige Zeit auf der Palliativstation und ist vollkommen über seine Erkrankung informiert - er war immer ein starker Mann und wollte das so. Er weiß, dass der Tumor im Magen so stark bluten kann, dass er "verblutet". Blutkonserven hatte er schon erhalten. Er wollte aber nach Hause zu seiner Familie, wo er sich auch seid 10 Tagen befindet. Die erste Zeit zu Hause war er fast schmerzfrei und sehr guter Dinge. Wir feierten letzten Donnerstag noch alle zusammen den Vatertag im Garten, da ging es ihm noch verhältnismäßig gut. Freitagabend fingen dann die Schmerzen an, zum Glück ist er sehr gut mit Schmerzmitteln versorgt! Samstagvormittag war er schon sehr schwach und konnte nicht mehr auf die Toilette. Seitdem liegt er zu Hause in seinem Pflegebett und wird jeden Tag weniger. Es tut so weh, ihn da liegen zusehen, es ging jetzt alles so schrecklich schnell. Meine Geschwister und ich wechseln uns ab, dass unsere Mutter nie alleine sein muss. Die häusliche Pflege kommt täglich, ebenfalls jemand vom Hospiz. Ein Trost ist, dass er wenig Schmerzen hat und ich bete inständig, dass er die auch nicht noch bekommt!

Danke für's "zuhören"

Charly

[stellina]

liebe charly, ich heiße dich hier willkommen.
ich kann mir vorstellen, was für gefühle du gerade durchlebst. es fühlt sich so unwirklich an. der verstand weiß bescheid, das herz will nicht wissen.
ich glaube, das einzige, was jetzt von bedeutung ist, ist deine liebe zum papa und das er nicht leiden muß - nicht physisch und nicht psychisch.
ich wünsche dir von ganzem herzen die nötige kraft, deinen papa zu begleiten und ihm bei zu stehen. tina.

[Windlicht]

Liebe carly ..... ich kann gut nachempfinden wie es dir geht ....... war im august letzten
jahres an der gleichen stelle ..... ich wünsche euch ganz viel kraft ..... um durch diese
schwere zeit zu gehen ..... ich weiss es tut einfach nur weh dazustehen und nur zusehen
zu können .... nicht wirklich etwas tun zu können..... aber glaube mir .... jede minute die
du noch bei deinem vater sein kanst ist kostbar .... jede minute die du für ihn dasein kanst
ist wertvoll und haltet weiter so zusammen als familie .... nur so könnt ihr das alles bewältigen ....
daniela

[Ronnya]

Liebe Charly.........,
erstmal ein herzliches Willkommen in diesem Forum..........

Auch ich kann sehr gut nachempfinden,wie du dich fühlst......wie dir und deiner Familie der Boden unter den Füßen weggezogen wird.......
Auch ich habe gemeinsam mit meiner Familie und einem Pflegedienst meinen Papa zu Hause gepflegt...immer im Wechsel,nie war er alleine......
Das war uns wichtig....
"Genieße" die Zeit mit deinem Papa ,sprecht über Dinge ,die ihr zusammen erlebt habt............sei bei ihm............
Ich habe immer mit Papa Kaffee getrunken....ich aus der Tasse,er später aus der Schnabeltasse,die ich ihm immer gehalten habe......
Es war innig ,es war nah, und heute denke ich fast schon gerne an diese Momente zurück,keiner kann mir diese Augenblicke nehmen.....sie sind fest in meinem Herzen eingebrannt.
Ich wünsche Dir und Deiner Familie viel Kraft für die bevorstehende Zeit.......
Haltet als Familie zusammen...........
Einen lieben Gruß
REGINA

[Charly02]

Ich danke euch allen für die lieben und Kraft spendenden Wünsche,

Charly

[Charly02]

Mein Papa hat es geschafft und ist heute um 14.30 Uhr für immer eingeschlafen. Wenn die letzte Woche auch sehr schwer für uns war, so hatte er doch einen "schönen" Tod - wenn ich das mal so sagen darf. Er hatte keine Schmerzen, das gab er uns zu verstehen. Ich fuhr um 14.00 Uhr zu ihm hin und er lag da - mir war sofort klar, dass es nicht mehr lange dauert und als er einschlief, hielt ich ihm die eine Hand und meine Mama die andere, es war so friedlich, kein Kampf, oder was man sonst so darüber hört! Er ist nun erlöst und ich freue mich für ihn - auch wenn es so furchtbar weh tut

traurige Grüße
Charly