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  #1  
Alt 21.05.2009, 13:54
Michael83 Michael83 ist offline
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Registriert seit: 21.05.2009
Beiträge: 6
Standard Meine Mutter nun auch :(

Hallo erstmal, auch ich bin neu hier

Leider ist auch mein Anlass, mich hier anzumelden nicht der freudigste, wie man am Titel sieht. Am Montag musste meine Mutter (49) zu einer Magenspiegelung, da sie schon seit längerer Zeit Last mit Sodbrennen hatte und sich nun auch noch Schluckbeschwerden dazu gesellten. Da sie von Geburt an vergrößerte Mandeln hat und deswegen auch schon mal in Behandlung war und alle paar Jahre ähnliche Symptome auftraten, schob sie ihre Schluckbeschwerden auf die vergrößerten Mandeln.

Als sie dann nach Hause kam und mir mitteilte, dass zwar mit dem Magen soweit alles in Ordnung sei, aber man einen Tumor in der Speiseröhre gefunden hatte war der Schock natürlich riesig. "Meine Mutter soll Krebs haben? Das kann nicht sein. Das muss ein extrem schlechter Witz sein." So ungefähr war mein erster Gedanke. Wahrscheinlich wird das vielen hier so, oder so ähnlich ergangen sein.

Nachdem dann der erste Schockmoment überstanden war und rationales denken wieder Oberhand nahm, informierte ich mich natürlich erst einmal über diese Krebsart. Hier folgte dann der zweite Hammerschlag. Fast nur negatives, überall von schlechten Heilungschancen die Rede, geringe Hoffnung usw.

Kommenden Dienstag geht es für sie ins Krankenhaus und obwohl wir noch nichts genaues wissen steigert sich unsere Angst von Tag zu Tag. Nach dem Bericht des Arztes, der die Magenspiegelung vornahm, soll sich der Tumor im mittleren und diastalen Oesophagus befinden, eine größe von 10 cm aufweisen und an der Oberfläche nekrotisiert sein. 10 cm ist schon ein derbes Stück und ob da operativ was gemacht werden kann, fange ich langsam an zu bezweifeln. Vieleicht sehe ich dem ganzen ja momentan auch zu schwarz entgegen, aber da ich schon 3 meiner Verwandten an Krebs verloren habe, überwiegt die Angst derzeit einfach.

Liebe Grüße
Michael
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  #2  
Alt 21.05.2009, 19:12
ulla46 ulla46 ist offline
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Standard AW: Meine Mutter nun auch :(

Hallo Michael,
es tut mir leid, dass du nun auch hier posten musst. Es ist richtig, dass der SPK einer der Tumoren mit schlechter Prognose ist, aber man muss immer daran denken, dass die, die das alles gut überstanden haben, hier selten noch posten! Wichtig ist, die genaue Diagnose abzuwarten, sich den Therapievorschlag anhören und eine 2. Meinung einholen. Ganz wichtig ist auch die Wahl der Klinik, wenn operiert werden kann. Die sollten wirklich Erfahrung haben! Und lasst euch bei der Entscheidung nicht zeitlich unter Druck setzen, was manche Ärzte gerne machen. Angst ist kein guter Berater, deshalb wünsche ich dir einen klaren Kopf, auch wenn das in dieser Situation schwer ist!
Ulla
__________________
SPK 2005, ED T4, Nx, Mx, G2. Chemo und anschl. Chemoradiatio bis Ende 2005. Seitdem ohne Befund.
www.mein-krebs.de
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  #3  
Alt 21.05.2009, 21:35
Eberhard Sann Eberhard Sann ist offline
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Standard AW: Meine Mutter nun auch :(

Lieber Michael, das ist zugegeben eine der üblen Krebsarten, ich hatte (oder habe) sie auch.
Aber nunmehr seit 3 Jahren überlebt trotz Metastasen im Magen Fast-Totaloperation, die Leber musste auch noch zur Hälfte rausgenommen werden. Trotzdem fühle ich mich derzeit relativ wohl und bin (muss) glücklich sein überlebt zu haben.
Die richtige Klinik ist wichtig !!!! Die sollten Erfahrung und ein gutes team haben.
Gruss und alles Gute
Eberhard
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  #4  
Alt 09.07.2009, 23:24
Michael83 Michael83 ist offline
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Standard AW: Meine Mutter nun auch :(

So.. nun sind ein paar Wochen ins Land gezogen und ich finde mal ein wenig Zeit wieder zu schreiben.

Der Kampf gegen den Krebs ist nun in vollen Gange und meine Mutter hat auch schon einiges ertragen müssen. Was uns Anfangs noch etwas Hoffnung gemacht hat (Die Tatsache, das in ihrem Körper keine Metastasen gefunden wurden) schlägt sich dafür nun bei den Nebenwirkungen der Chemotherapie aus. Seit ungefähr einer Woche leidet meine Mutter nun unter starkem Durchfall, was laut Ärzte eine der Nebenwirkungen der Chemotherapie ist. Zwar bekommt sie zur Abhilfe Medikamente, doch wirklich Wirkung scheinen diese bisher nicht zu zeigen. So kann ich mit ansehen, wie meine Mutter immer mehr abmagert. Früher war sie immer recht kräftig gebaut, aber nun hängt ihr regelrecht die Haut von den Knochen runter. Sie kann sich kaum auf den Beinen halten und bricht zwischendurch immer mal wieder zusammen. Die Sache, dass ihr nun auch langsam die Haare ausfallen ist da noch das geringste Übel. Das es aber auch noch keine effizientere und dabei schonende Therapieform, als diese Holzhammermethode namens Chemotherapie gibt..

Morgen geht es für sie wieder ins Krankenhaus. Dort soll sie nun erst einmal aufgepeppelt werden. Hoffentlich bringen die Ärzte sie wieder soweit auf Vordermann, sodass man den Kampf gegen diesen verdammten Krebs fortführen kann.
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  #5  
Alt 10.07.2009, 11:41
ulla46 ulla46 ist offline
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Standard AW: Meine Mutter nun auch :(

Hallo Michael,
die Chemo-Zeit ist wirklich hart. Ich musste auch mehrfach notfallmäßig ins KH, aber nach kurzer Zeit war dann wieder alles ok bis zum nächsten Mal...
Das Aufpäppeln wird deiner Mutter helfen!
Ulla
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  #6  
Alt 12.07.2009, 10:06
alexa alexa ist offline
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Standard AW: Meine Mutter nun auch :(

Hallo Michael,

habe Deinen Bericht gelesen, und bin entsetzt.
Was für eine chemo bekommt Deine Mama?

Ich hatte auch Speiseröhrenkrebs, war in der Uni Freiburg,
habe 6 Wochen lang ( nach Patient unterschiedlich)
Cisplatin und 4FU über den Port, rund um die Uhr bekommen.

Mir sind keine Haare ausgegangen!!!
Auch die Nebenwirkungen hielten sich in Grenzen,
da man mir das Zeug ganz langsam in den Körper laufen ließ,
nachdem ich an Anfang Herzattacken und Schüttelfrost hatte,
danach gings.
Schau mal in der weißen Liste nach wo bei euch eine Klinik ist
die das behandelt. http://www.weisse-liste.de/
Es ist verdammt wichtig daß man sich auskennt, viele Krankenhäuser
meinen ja sie könnten es, zum Leidwesen der Betroffenen.

Wünsche deiner Mama viel Kraft, sie soll den Mut nicht verlieren,
und scheue dich nicht in ein anderes Krankenhaus zu gehn,
das Leben deiner mama ist wichtiger.
Es grüßt dich Alexa
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  #7  
Alt 17.09.2009, 14:19
Michael83 Michael83 ist offline
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Standard AW: Meine Mutter nun auch :(

Hallo zusammen,

Wieder sind ein paar Wochen ins Land gezogen und ich finde mal wieder Zeit dazu, davon zu berichten, was bisher alles so vorgefallen ist.

Nachdem man meine Mutter beim letzten mal erst einmal richtig aufgepäppelt hat, hat sie nun in der vergangenen Woche auch die Op hinter sich gebracht. Die Op ist soweit gut verlaufen, aber die Nachwirkungen schlauchen erst einmal noch sehr. Sie kann momentan nicht laufen, das sprechen fällt ihr schwer und mit dem schlucken klappt es auch noch nicht so recht, sodass sie erst einmal diese sog. Astronautennahrung über einen Schlauch bekommt. Hat jemand schon Erfahrung mit den Nachwirkungen der Op und weis, ob diese Nebenwirkungen standart sind? Ich weis, es ist albern schon eine Woche nach der Op danach zu fragen, aber irgendwie beruhigt es einen doch schon, wenn man hört oder liest, dass solcherlei Sachen nach einem solchen Eingriff der Normalfall sind.

Liebe Grüße,
Michael
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  #8  
Alt 19.09.2009, 00:01
elke64 elke64 ist offline
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Standard AW: Meine Mutter nun auch :(

Hallo Michael,
wenn Du magst schau Dir doch mal die Rubrik "Vor der OP, nach der OP" an. Dort beschreibt mein Mann seinen Krankheitsverlauf ( ist mittlerweile auf eine der nächsten Seiten gerutscht, weil er seit einiger Zeit nichts mehr geschrieben hat), der bis jetzt sehr gut verlaufen ist. Ihm geht es drei Jahre nach der OP wirklich gut. Ich drücke Deiner Mutter die Daumen und wünsche ihr viel Kraft, Geduld und das notwendige Glück diese entsetzliche Krankheit zu überstehen.
Viele Grüsse
Elke
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  #9  
Alt 08.10.2009, 17:39
katjana katjana ist offline
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Standard AW: Meine Mutter nun auch :(

Hallo Michael,

Mein Pa hatte dieses Jahr die OP im Februar. Er hatte alle möglichen Schläuch e und Amaturen an und in seinem Körper und klar konnte er nicht gehen und war total schlapp - und hat auch die "Schlauchnahrung" bekommen.

Mein Pa war aber dann nach drei Wochen soweit - dass er mit übern Flur im Krankenhaus gegangen ist... klar langsam - aber es kam.... und die Reha anschließend hat auch sehr viel bewirkt.... (er durfte dann alles essen - was im gut tat...)

Deshalt toi toi toi und viel Kraft für Euch.
Gruß Katjana
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  #10  
Alt 08.10.2009, 23:01
Judi Judi ist offline
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Standard AW: Meine Mutter nun auch :(

Hallo Michael, auch mein Mann wurde vor zwei Wochen operiert und auch er wird immer noch künstlich ernährt über die Darmsonde obwohl er inzwischen schon etwas essen kann. Er ist genauso schlapp. Aber es ist ja auch kein Wunder nach so einer großen Operation. Ich denke dass er langsam aber voran geht. Man darf nicht den Mut verlieren. Es geht langsam aber in kleinen Schritten bergauf.
Ich wünsche euch für die nächste Zeit viel Kraft und alles Gute.
Judi
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  #11  
Alt 12.01.2010, 11:10
Michael83 Michael83 ist offline
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Standard AW: Meine Mutter nun auch :(

Hallo, allerseits

Einiges hat sich in letzter Zeit getan, doch leider nichts positives, wie ich erfahren musste. Der vorzeitigen Gipfel des ganzen Elends kam dann heute morgen mit einem Anruf meiner Mutter. Am besten, ich hole mal etwas weiter aus, um zu erklären was in zwischenzeit alles vorgefallen ist.

Nachdem meine Mutter operiert wurde hatte ich wieder etwas Hoffnung, da ich nun dachte der Krebs sei zumindest vorerst aus ihrem Körper verschwunden. Wie ich jedoch mit Entsetzen feststellen musste war dem nicht so, denn das was ich für die notwendige OP hielt (so wurde es mir jedenfalls berichtet) war nichts anderes, als das einsetzen einer Magensonde zur künstlichen Ernährung. Ich erfuhr davon allerdings erst später, da mir meine Mutter erst keine Auskunft geben wollte. Ich denke sie machte sich da zu große Sorgen, da sie weiß, dass ich psychisch eh angeschlagen bin (Depressionen). Als ich später mit ihr darüber redete erfuhr ich jedoch, dass der Einsatz der Magensonde nicht - wie ich erst annahm - eine Entscheidung der Ärzte war, sondern ihre eigene. Weiß der Geier, weshalb sie sich nicht lieber für einen Stent entschied, so wie es der behandelnde Arzt vorgeschlagen hatte. Ich weiß nur, dass sie später diese Entscheidung bereuhte, da sie die Sonde als störend empfand.
Ab da ging es dann erst einmal weiter mit der Standartprozedur. Chemotherapie und Bestrahlung um den verdammten Tumor zu verkleinern. Meine Mutter war zu dem Zeitpunkt mit den Nerven völlig am Ende und griff eines Nachts zu einer Verzweiflungstat. Als ich schon schlief versuchte sie sich mit einem Küchenmesser die Pulsader aufzuschneiden, was jedoch gottlob nicht funktionierte. Ob sie sich einfach nur nicht geschickt genug anstellte, oder ob man hier von einem Wunder sprechen kann weiß ich nicht, denn mehr als oberflächliche Verletzungen sind dabei nicht zu stande gekommen. Nachdem ich die Wunde notdürftig versorgt hatte und den Hausarzt konsultierte kam sie auf dem schnellsten Wege in die nächstgelegene Psychatrie, damit sie erst einmal nervlich wieder aufgebaut werden und man sie rund um die Uhr im Auge behalten konnte. Für mich war dieses Erlebnis jedenfalls ein Schock, denn aus Erfahrung weiß ich, dass meine Mutter normalerweise nicht den Mut für so etwas gehabt hätte. Das Bild mit dem vom Blut verschmierten Arm hat sich jedenfalls in mein Gedächnis gebrannt. Das werde ich wohl mein Leben lang nicht vergessen.
Nach der Einlieferung in die Psychatrie vergingen erst einmal gut 5 Wochen, in der man die Chemotherapie pausierte. Ein kleiner Hoffnungsschimmer regte sich nach ihrer Entlassung aus der Psychatrie trotz in uns, da es meiner Mutter nach einer Weile wieder möglich war selbstständig zu essen, was vorher gar nicht klappen wollte. Auch die Haare kamen wieder und sie konnte wieder kleine Spaziergänge unternehmen. Eigentlich hatte ich gehofft, dass es nun einfach nur noch vorwärts gehen kann. Leider hatten wir uns da zu früh gefreut, denn der nächste Hammerschlag sollte kurz darauf folgen. Wieder einmal war es soweit, dass sie nach einer weiteren Chemotherapie nach Hause kam und es ging ihr nicht besonders gut. Kurzatmigkeit, ständiges Husten und Herzrasen waren Sympthome die sich einstellten, was das normale leben für meine Mutter sichtlich erschwerte. Die kurzen Spaziergänge waren gestrichen, denn nun schaffte sie es nicht einmal die Treppen von der Wohnung bis zur Haustür zu gehen, ohne völlig aus der Puste zu sein. Da wir annahmen es wären mal wieder die berühmten Nachwirkungen von der Chemo, die sich ja schon öfters zeigten warteten wir erst einmal ab. Die nächste Chemositzung folgte und man bekam endlich mal wieder den aktuellen Befund in die Hand. Nachdem ich das Fachchinesisch darin mit Hilfe des Internets erst einmal übersetzt hatte (Ich hatte aus beruflichen Gründen leider keine Gelegenheit gehabt mit den behandelnden Ärzten persönlich zu sprechen, denn am Telefon wollte man mir keine Auskunft geben) überkam mich der nächste Schock. Erhebliche verschlechterung des Befundes. Methastasen in der Leber und anscheinend ein Tochtergeschwür in der Lunge. Ich hielt es für besser, meiner Mutter davon nichts zu sagen. Schließlich hatte sie ja nun schon einen Selbstmordversuch hinter sich und ich wollte nicht riskieren, dass dies noch einmal passiert. Die Ärzte gaben meiner Mutter nach dem Aufenthalt in der psychatrischen Klinik übrigens auch keine Auskunft über die Befunde mehr, was ich teilweise auch nachvollziehen kann. Ich versuchte mich jedoch erst einmal nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, um nicht vollkommen durch zu drehen und meine Mutter noch weiter zu belasten. Weiter ging es mit Chemotherapie, die Bestrahlung wurde inzwischen schon abgesetzt, was man damit erklärte, dass das Gewebe von den Bestrahlungen schon zu sehr angegriffen worden ist.
Dann heute morgen der aktuellste Hammerschlag: Meine Mutter rief mich an, da die Ärzte mit ihr gesprochen hatten. Wie sie mir mitteilte hatten ihr die Ärzte nun gesagt, dass sie nichts mehr machen können und sie nun in ein Hospitz verlegt werden soll.

Ich bin am Boden zerstört und meine Nerven sind nun endgültig am Ende. Ich will das alles nicht mehr und hoffe nahezu minütlich, dass alles nur ein böser Traum ist und ich bald aufwachen werde. Das kann doch nicht alles so enden. Eigentlich bin ich ein recht gläubiger Mensch (nicht streng christlich, aber ich glaube schon an Gott) aber welch Ironie steckt bloß dahinter, dass ein Selbstmordversuch fehl schlägt und man das Gefühl vermittelt bekommt, die Zeit für meine Mutter sei einfach noch nicht gekommen, wenn man dann mit so einer Nachricht bestraft wird? Ich mag langsam nicht mehr und könnte nur noch heulen.

LG
Michael
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  #12  
Alt 13.01.2010, 09:22
Melli1972 Melli1972 ist offline
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Standard AW: Meine Mutter nun auch :(

Lieber Michael,
ich habe mir gerade deinen Bericht durchgelesen und bin sehr betroffen. Es tut mir sehr leid, das die Diagnose sich so erheblich verschlechtert hat. Es ist so schmerzlich, das alles mit anzusehen und nicht helfen zu können.
Man kann nur da sein, mit seiner Liebe und Fürsorge. Du brauchst sehr viel Kraft, ich hoffe du hast jemanden der dir zur Seite steht, das ihr das nicht alleine durchstehen müsst, es ist sehr sehr schwer.
Bei meinem Vater war es auch eine Berg und Talfahrt, am Ende hat er den Kampf verloren. Ich kann verstehen, das du an Gott zweifelst, dich nach dem Warum fragst und es dir wie ein böser Traum vorkommt. Ich habe daran festgehalten, das mein Daddy ein so guter Mensch war und für ihn eine bessere Welt bereit steht. Nur so kann ich den Schmerz irgentwie ertragen, ich glaube fest daran, das es ihm jetzt gut geht.
Sei einfach für deine Mama da und begleite sie, so gut du kannst, das war für mich das wichtigste, das mein Dad gespürt hat, das er den Weg nicht alleine gehen muss.
LG Melli
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  #13  
Alt 13.01.2010, 11:14
Benutzerbild von Inesfelix
Inesfelix Inesfelix ist offline
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Standard AW: Meine Mutter nun auch :(

Hallo Michael ,
ich kann mich den Worten von Melli nur anschliessen.Sei für Deine Mutter da und sie wird immer die Liebe und Nähe spüren.
Ich wünsche Euch viel Kraft für die nächste Zeit!!!

LG Ines
__________________
Meine Mama 24.11.1945-31.10.2009

Man sagt es gibt ein Land der Toten und ein Land der Lebenden. Man sagt auch die einzigste Verbindung zwischen ihnen ist die Brücke der Liebe und Erinnerung!!
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  #14  
Alt 16.01.2010, 17:24
Michael83 Michael83 ist offline
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Registriert seit: 21.05.2009
Beiträge: 6
Standard AW: Meine Mutter nun auch :(

Erst einmal danke an euch, alle. Es tut unwahrscheinlich gut, wenn man sich seinen ganzen Kummer von der Seele schreiben kann und ein offenes Ohr, bzw in dem Fall Auge findet.

Hier nun mal der aktuelle Stand:

2 Tage des blanken Horrors...

Wie ich bei meinem letzten Beitrag schon schrieb, erhielt ich am Dienstag von meiner Mutter den Anruf, dass die Ärzte ihr nicht mehr helfen können. Vorgestern dramatisierte sich das ganze nun noch ein wenig mehr. Es war Abends, so gegen 19 Uhr und das Telefon klingelte. Als dort die Nr. vom Krankenhaus auf dem Telefondisplay eingeblendet war, wusste ich schon das irgend etwas nicht stimmen konnte. Die Schwester am Telefon sagte mir, dass es meiner Mutter erheblich schlechter gehen würde und ob ich nicht zu ihr fahren könnte. Wäre ich selbst gefahren, wäre ich wohl keine 100 Meter weit gekommen, ohne einen Unfall zu verursachen, so gezittert habe ich vor Angst um meine Mutter. Gott lob bot sich meine Nachbarin an, mich und meine eine Tante (die ehemalige Schwägerin meiner Mutter) ins Krankenhaus zu fahren um zu sehen was los ist. Ich rechnete eigentlich fest damit, dass meine Mutter schon nicht mehr am leben sei, denn oft hatte ich schon gehört, dass Familienangehörige über eine Verschlechterung des Patienten informiert wurden und dieser inzwischen verstarb.
Wie sich heraus stellte war meine Mutter noch am leben, wenn man das was sich unserem Auge da bot noch Leben nennen konnte. Zugedröhnt mit Morphium sah sie aus, wie eine Drogensüchtige, nach dem aktuellen Schuss. Die Augen halb unter die Augenlider geschoben, der Mund offen und Kurzatmigkeit waren vorhanden. Sprechen konnte sie kaum noch und das was sie da von sich gab waren entweder mehr Gebrabbel als Worte, oder völlig sinnloses Zeug. Zwischendurch kamen dann auch mal so etwas wie lichte Momente und sie sprach - wenn auch leicht unverständlich - normal. Sie erkannte uns, sagte Dinge wie, dass sie bald sterben wird und das sie da hin will wo ihre Mama und ihr Papa (also meine verstorbenen Großeltern) sind. Für mich brach erneut eine Welt zusammen, als ich das sehen und hören musste.
Als ich mich wieder einigermaßen gefangen hatte bat ich die Krankenschwester darum die Geschwister meiner Mutter (bin Einzelkind, daher gibt es bis auf mich und ihre Geschwister keine weiteren näheren Blutsverwandte) über den aktuellen Zustand informieren zu können. Was ich jedoch am Telefon erleben musste war ganz und gar nicht schön. Ihre Brüder (die einzige Schwester starb vor ein paar Jahren an einem Gehirntumor) wirkten eher ungerührt, hatten sie, abgesehen vom jüngsten und seiner Frau auch schon alles versucht um der Konfrontation mit der Krankheit und Tod der älteren Schwester aus dem Weg zu gehen. So wunderte es mich auch nicht, dass - wieder abgesehen vom jüngsten Bruder und seiner Frau - sie auch dieses mal alles daran setzten meiner erkrankten Mutter aus dem Weg zu gehen, um bloß nicht den eigenen Seelenfrieden zu gefährden. Ihr ältester Bruder reichte sofort den Höhrer an seine Frau weiter, ohne überhaupt danach zu fragen wie es meiner Mutter geht. Vielleicht gab es ja wieder andere Dinge, wie die Krebserkrankung seines einen Arbeitskollegen. Meiner Mutter hatte er vor ein paar Wochen am Telefon jedenfalls erzählt gehabt, dass er zu eben jenem Arbeitskollegen möchte um ihn zu besuchen. Toll... zu anderen Leuten kann er hinrennen, aber bei der eigenen Schwester wird der Schw... eingekniffen. Den Groll, den ich gegen diesen Menschen derzeit habe lässt sich nur schwer in Worte fassen, ohne dabei zu diversen Worten zu greifen, die auch hier nicht gern gesehen sein dürften. Der Halbbruder meiner Mutter nahm die Sache übrigens auch eher gelassen hin. Und nein, auch er machte nie Anstalten sich mal über den aktuellen Zustand seiner Halbschwester zu informieren.

Wie dem auch sei.... Die Krankenschwester bot an, dass einer von uns bei meiner Mutter bleiben könne. Schließlich wäre es möglich, dass sie in der Nacht für immer die Augen schließt und da ist es doch ganz schön, wenn man als Patient den Weg nicht alleine gehen muss. Obwohl es mir nicht einfach fiel das ganze nun alleine durch zu stehen willigte ich schließlich ein. Die Nacht war grausam. Ich selbst habe keinen Schlaf gefunden und stets die hand meiner Mutter gehalten und mit ihr geredet. Besonders schlimm war es mit anzusehen, wie ab und zu mal die Atmung für ein paar Sekunden ausfiel und man glaubte sie habe es nun endlich geschafft, dann aber wieder reflexartig nach Luft gerungen wurde und die Atmung wieder "normal" einsetzte. (In "" wegen der Kurzatmigkeit)
Zwischendurch wurde sie dann auch mal wieder wach, versuchte etwas zu erzählen, doch das wenigste konnte man davon verstehen. Im Prinzip lief es darauf hinaus, dass ich ihr Fragen stellte, ob sie etwas gebrauchen könnte und die mir dann mit ja oder nein antwortete. Am nächsten Tag ging es dann einigermaßen. Meine Mutter schlief zwar immer noch die meiste Zeit, doch wenn sie wach wurde konnte man sich einigermaßen mit ihr unterhalten. Sie erzählte auch nicht irgendwelchen Unfug, oder redete ständig vom Sterben, sondern wollte wissen wie es unserem Hund geht, etc. Besuch gab es übrigens auch. Und zwar von meiner Tante väterlicherseits, die mich auch schon am Vortag begleitet hatte und sich auch sonst rührend um meine mutter sorgte. Von der Blutsverwandtschaft ließen sich (abgesehen von mir, da ich ja eh da war) ganze.... *Trommelwirbel* 0 Personen bei meiner Mutter blicken. Nein, auch angerufen wurde von deren Seite aus nicht. Die kommende Nacht, also die von gestern auf heute war dann wieder alles andere als angenehm. Um genau zu sein empfand ich sie schlimmer als die Nacht davor. Wieder dieses grauenhafte Wechselspiel zwischen Atemaussetztern und Kurzatmigkeit, dann zwischendurch wach. Wenn sie wach war waren ihre Worte ohne jeden Zusammenhang, oder sie sprach davon bald sterben zu müssen und bei ihren Eltern zu sein. Auch aufmunternde Worte (Ich wollte ihr einfach Mut machen, anstatt in das selbe Horn zu blasen wie sie) kamen bei ihr scheinbar nur teilweise an. Mal meinte sie, sie will kämpfen um weiter zu leben, dann wieder das ganze Gegenteil. Es war ein einziger riesiger Alptraum, den ich niemanden wünsche. Es ging soweit, dass ich selbst kurz vorm Nervenzusammenbruch stand und mir die Nachtschwester erst einmal ein starkes Beruhigungsmittel gab, sodass ich ein klein wenig zur Ruhe kam. Sie rief dann meine Tante an und man einigte sich darauf, dass diese mich am nächsten Tag (also heute) bei der "Wache" ablöst, damit ich nicht noch ganz abklappe und erstma etwas neue Energie tanken kann.

Das ganze geschah dann heute mittag so gegen 11 Uhr. Besuch gab es bis dahin von ihren Geschwistern keinen. Auch wurde wieder nicht angerufen. Ob sich das noch im Lauf des Tages ändert weiß ich nicht, glauben tu ich jedenfalls nicht daran. Meine Mutter lebt übrigens immer noch, doch wie lange noch, das weiß nur Gott. Laut Aussage der Krankenschwester kann es in wenigen Minuten vorbei sein, in ein paar Stunden, oder auch erst in ein paar Tagen. Mir selbst geht es auch eher schlecht. Mein Kreislauf spielt leicht verrückt und mir kommen allein beim tippen dieser Zeilen ständig die Tränen.
Warum kann das nicht alles nur ein böser Traum sein, aus dem ich bald aufwache?

LG:
Michael
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  #15  
Alt 16.01.2010, 18:54
silverlady silverlady ist offline
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Standard AW: Meine Mutter nun auch :(

lieber Michaeö

dise Zeit des Abschieds ist die schwerste die ein Angehöriger erleben muss.
das helfen wollen und das nicht helfen können.
Es tut so unendlich weh und irgendwie hofft man nach einer (Er)lösung.
Es ist gut, das du Unterstützung hast. Von den Geschwistern deiner Mutter wird keine Hilfe kommen.

Versuche jetzt etwas Kraft zu tanken, du wirst sie noch so nötig brauchen.

Ich nehme dich stumm in den Arm denn Worte die helfen und trösten können gibt es nicht.

silverlady
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