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Aus Rücksicht "lügen"?
Hallo,
mein Vater leidet an einer schweren Form von MDS und hat laut Arzt noch eine ungefähre Lebenserwartung von höchstens einem Jahr. Wenn wir uns gegen die lebensverlängernde Vidaza-Behandlung entscheiden, wahrscheinlich noch weniger... Mein Vater weiß zwar, dass er eine sehr schwere Erkrankung hat. Sowohl Familie als auch Arzt haben jedoch bisher das Wort "Krebs" vermieden und wir haben auch nichts über die traurig geringe Lebenserwartung gesagt. Grund war natürlich die Sorge, dass die "ganze Wahrheit" meinen Vater seelisch so fertig macht, dass er sich völlig aufgibt und der Schock auch negative Auswirkung auf seinen momentan den Umständen entsprechend ganz guten Gesundheitszustand haben könnte. Nun entsteht bei meinen Besuchen in mir aber der Eindruck, dass mein Vater die Hoffnung hegt, doch "eines Tages" wieder gesund zu werden, und bei uns zu Hause noch ein paar Jährchen leben zu können. Heute hat er zu mir gesagt, dass er sicher bald wieder mit mir Autofahren wird, natürlich nicht als Lenker des Wagens... Ich habe das Gefühl, dass dieses Schweigen, dieses Verbergen der ganzen, grausamen Tragweite seiner Krankheit, zwischen uns steht und mich zunehmend belastet. Heute, als ich vom Spital nach Hause fuhr, war ich in einem furchtbaren Zustand. Ich habe noch nie vor meinem Vater im Krankenhaus geweint, aber zu Hause weine ich sehr oft. Soll ich nun die Unheilbarkeit der Krankheit weiter verschweigen, um ihn vor ev. negativen Auswirkungen dieses Schocks zu bewahren, oder soll ich reden? Wie habt ihr anderen hier, die ihr vielleicht in einer ähnlichen Situation wart oder seid, das gehandhabt? Liebe Grüße, Linde |
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