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EU-Rente - Arbeitgeber will kündigen
Hallo, ich komme eigentlich aus dem Lymphdrüsenkrebs-Forum, habe aber mal eine rechtliche Frage.
Mein Mann hatte aufgrund eines agressiven Non Hodgkin Lymphoms (alle Chemos haben versagt) jetzt am Ende eine allogene Stammzellentransplantation. Insgesamt erholt er sich ganz gut und fährt bald zur Reha. Wenn alles gut läuft kann er evtl. Ende des Jahres schon wieder arbeiten - laut der Ärzte allerdings erstmal nur leichte Arbeit und möglichst nicht mit soviel Kunden-/Publikumsverkehr. Nun kommt das Problem: Mein Mann ist leider im öffentlichen Nahverkehr tätig. Transportiert also Fahrgäste was natürlich bei der starken Immunsupression nach der Transplantation blöd ist. Eigentlich hatten wir gehofft, er könnte für eine Übergangszeit etwas im Innendienst bekommen. Nun hat man ihm aber gesagt, das kommt nicht in Frage entweder Fahrbetrieb oder er soll gefälligst EU-Rente beantragen. Zum einen glauben wir nicht das die EU-Rente überhaupt gewährt wird, weil er eigentlich ganz gut drauf ist und zum anderen will der Arbeitgeber ihn - wenn er die EU-Rente (auch befristet) bekommt, dann kündigen. Er soll zwar eine Wiedereinstellungsgarantie bekommen für die Zeit nach der EU-Rente aber wir wissen genau worauf das hinausläuft. Mein Mann ist immerhin schon 17 Jahre dort beschäftigt. Wenn er nach der EU-Rente wieder eingestellt wird, dann sicherlich nur mit 2-Jahresvertrag und zu deutlich schlechten Konditionen (niedriges Gehalt, keine betriebliche Altersvorsorge etc.) Für Neueinstellungen haben die nämlich so Spezialverträge. Was kann man tun ? Welche Strategie am Besten verfolgen? Mein Mann will auf jeden Fall arbeiten - er ist ja erst 47. Hat jemand einen Tipp? Vielen Dank, silence |
#2
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AW: EU-Rente - Arbeitgeber will kündigen
Hallo, Silence!
Es ist immer wieder das gleiche Problem mit den Arbeitgebern. Sobald man erkrankt, wird man zu Aussenseiter in der Berufswelt und am liebsten sofort gefeuert. Aber - lasst Euch zunächst nicht verunsichern. Zu allererst sollte Dein Mann einen Antrag auf Schwerbehinderung beim Versorgungsamt stellen. Wenn ihm mind. 50 % SchwBG zugestanden werden, hat er schon mal einen besonderen Kündigungsschutz. Vom Arbeitgeber braucht er sich nicht in die Rente drängen zu lassen. Dein Mann bekommt doch im Moment noch Krankengeld. Leider schreibst Du nicht, seit wann er erkrankt ist. Wenn er nun in die Reha fährt, wird dort festgestellt, inwieweit er erwerbsfähig ist. Denn unter Umständen gilt die Reha als Rentenantrag. Das entscheidet sich aber vor Ort. In erster Linie heisst das für Euch - Ruhe bewahren. Lass Deinen Mann erstmal voll genesen - das ist das Wichtigste. Sollte der AG trotz Krankheit eine Kündigung aussprechen (was er natürlich kann), unbedingt einen Anwalt für Arbeitsrecht konsultieren und Einspruch einlegen. Ansonsten würde ich mich auf keine Spielchen des AG einlassen (Wiedereinstellung nach Rente etc.). Dazu besteht für Euch überhaupt keine Veranlassung. Also - erstmal Reha und abwarten, was die Ärzte meinen. Bekommt Dein Mann dort eine gute Prognose für seine Erwerbsfähigkeit bescheinigt (nach Ende der Reha) wird der Arbeitgeber ihm einen entsprechenden Arbeitsplatz -ohne Publikumsverkehr- zur Verfügung stellen m ü s s e n (das sollte im Entlassungsbericht der Reha stehen). Vor allem wenn er die Schwerbehinderung bescheinigen kann. Die solltet Ihr auf jeden Fall sofort in Angriff nehmen, schon wegen des besonderen Kündigungsschutzes. Alles Gute für Euch Regina Beate
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BK seit 1993 (Rezidive: 1997, 2003, 2004, 2007, 2013) Geändert von Regina_Beate (12.07.2009 um 13:23 Uhr) |
#3
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AW: EU-Rente - Arbeitgeber will kündigen
Hallo Regina,
vielen Dank für deine Antwort. Mein Mann hat 80 % Schwerbehinderung. Leider habe ich gehört, dass es mit dem besonderen Kündigungsschutz nicht so weit her ist. Zwar muss der Arbeitgeber wohl einen Antrag beim Integrationsamt stellen aber meistens stimmen die der Kündigung dann auch zu. Mein Mann ist seit September 2008 krankgeschrieben - das Krankengeld läuft also noch ca. bis Februar 2010. Wir warten jetzt erstmal die Reha ab und sehen dann weiter. Alles Gute, Gruß Iris |
#4
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AW: EU-Rente - Arbeitgeber will kündigen
Hallo, es gab in diesem Jahr ein Urteil vom Bundesarbeitsgericht, wo eine Postangestellte auf Grund von Krankheit gekündigt worden ist und dann wieder eingestellt werden musste, da der Arbeitgeber nicht alle Möglichkeiten der Umsetzung im eigenen Unternehmen in Betracht gezogen hatte. Wenn Dein Mann Mitglied der Gewerkschaft ist, kann er sich auch dort beraten lassen und Rechtsbeistand holen. Die Kündigungsschutzklage muss innerhalb von 3 Wochen nach Zugang des Schreibens beim Gericht eingereicht werden. Sollte Dein Mann während seiner Reha gekündigt werden, dann gilt diese Frist auch!
Liebe Grüße! Elisabethh. |
#5
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AW: EU-Rente - Arbeitgeber will kündigen
In solchen Fällen wäre ich vorsichtig, denn auch wenn man einen Prozess gegen den AG gewinnt, wird der jeweilige Arbeitnehmer dann im Unternehmen nicht mehr glücklich und Mobbing ist eigentlich vorprogrammiert. Also ich könnte mir nicht vorstellen, bei einem AG zu arbeiten, den ich verklagt habe. Habe da auch schon einige Erfahrungen in meinem Arbeitsumfeld diesbezüglich. Wenn dein Mann eine private Rechtschutzversicherung hat, kann er ja mal einen Anwalt kontaktieren, der mal unverbindlich mit dem AG über eine Lösung diskutiert.
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