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  #1  
Alt 15.10.2012, 15:32
Sadgirl1983 Sadgirl1983 ist offline
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Standard Mit 30 so gut wie Witwe, Ernsthaft Gott?!!?

Hallo zusammen,

lange lange bin ich schon ein stiller Leser in diesem Forum.
Nie hätte ich gedacht, dass ich mit 29 Jahren so einen innerlichen Fight führen müsste.

Kurz die Geschichte:
Mein Mann und ich sind deit 7 Jahren zusammen, haben im Mai 2011 super pompös geheiratet, uns für Kinder entschieden und wollten unsere Leben in vollen Zügen genießen.
Im Juli 2011 bekamen wir dann aber die Diagnose Plattenepithelkarzinom des rechten Zungenrandes. Eigentlich lief alles gut, der Tumor wurde entfernt, alles Zeichen waren wieder auf Go (T0, L0, N0,V0) ihm wurde sogar von einer Strahlentherapie abgeraten.
Im Januar 2012 dann der Schock, hühnerei großer Tumor im Mundboden, erneute OP, Bestrahlung (30Stck, 66Gy) und Chemo (6 Zyklen Cisplatin) und wieder hieß es jetzt ist alles gut.

Keine 6 Wochen (!!!!!!!) nach Beendigung Strahlen/Chemotherapie war das Rezidiv wieder da, so groß das es als inoperabel galt.Der Arzt schickte und zum Sterben nach Hause.

2 Tage später reif uns ein Studienarzt an, der meinte mein Schatz könnte in einer neuen Studie zur Erprobung eines Medikamentes mitmachen, Therapieansatz KURATIV. Er meinte ich will ihrem Mann retten, er ist doch erst 30.

Diese Studie liegt jetzt knapp 2,5 Monate zurück, seit dem ist wieder viel passiert.

Lt eine Probeentnahme von vor 6 Wochen, war nur noch ein kleiner Resttumor im rechten Zungengrund, wo sich die Ärzte nicht sicher sind, ob diese nicht Zellen nciht noch sterben (im Rahmen der Studie, andere Geschichte, gerne per PN), allerdings ist im der Mundboden gefault und die Zunge teilweise abgestoben, daher Schultermuskeltransplantation und Zungenrekonstruktion im Sep 2012.
Jede Woche müssen wir einmal ins KH um ihn und die Wunde checken zu lassen, und wissen trotzdem noch nicht ob er überhaupt überleben wird.

Ich suche Leute die ähnliche Erfahrungen haben. Den Menschen den sie lieben dabei zu sehen zu müssen, wie sie sich in einen Schatten ihrer Selbst verwandeln und am Ende zwischen Hoffen und Bangen zu Grunde gehen. So ist es leider bei ihm, er fängt an seinen Lebenswillen zu verlieren.

Ich will mit 30 keine Witwe sein ;(

Ach ja ich wohne übrigens in Heidelberg, würde mich auch über persönliche Treffen sehr freuen, denn auch wenn ich meine Familie liebe und sie immer für mich da ist, sie wissen nicht wie es mir geht

Liebe Grüße,
Susa
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  #2  
Alt 15.10.2012, 17:28
Mel_1 Mel_1 ist offline
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Standard AW: Mit 30 so gut wie Witwe, Ernsthaft Gott?!!?

Hallo Susa,

es tut mir leid, dass auch Ihr so eine schwere Last zu tragen habt :-(
Ich denke...es hängt nie vom Alter ab wenn jemand stirbt und wenn eine FRau Witwe oder ein Mann Witwer wird.
Es ist immer gleich schlimm, weil die geliebten Menschen zu früh aus unseren Leben gerissen werden.
Ich kenne Deine Situation...ich bin vor 5 Jahren fast auf den Tag genau mit 36 Witwe geworden.
Glaub mir, wir hatten auch die tollsten Pläne der ERde...konnten aber nicht mehr viele von umsätzen.
Ich drück Dir auf jeden Fall für die nächste Zeit feste die Daumen und wünsche Euch viel Kraft für die kommende Zeit.
LG
Mel
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  #3  
Alt 15.10.2012, 17:45
Sadgirl1983 Sadgirl1983 ist offline
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Beiträge: 89
Standard AW: Mit 30 so gut wie Witwe, Ernsthaft Gott?!!?

Hallo Mel_1,

ich freu mich ehrlich über deine Meldung, ich versuche zu verstehen, ob und wie man das Leben danach bestreiten soll. Es ist so real und gleichzeitig so unvorstellbar, aber am schlimmste finde ich das warten.

Warten auf den Tod, auf Heilung, darauf das einer von uns beiden wirklich durchdreht.

ich weiß da gibt es keine generelle Antwort, aber es hilft mir zu wissen, dass ich mit meiner Situation nicht alleine bin.

Danke schön.

Liebe Grüße,
Susa
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  #4  
Alt 15.10.2012, 18:26
Mel_1 Mel_1 ist offline
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Standard AW: Mit 30 so gut wie Witwe, Ernsthaft Gott?!!?

Hallo Susa,

wie das Leben danach weitergeht, hängt von der trauernden Person selbst ab.
Es gibt da keinen Weg der für alle gleich machbar ist.
Der eine geht offen mit seiner Trauer um, der andere frisst sie in sich hinein.
Viele gehen den Weg einer Trauertherapie, andere reicht es, wenn sie von Familie und Freunden aufgefangen werden.
Ich bin auf Wunsch meines Mannes alleine den Weg gegangen und hab für mich in diesen Irrgarten auch einen Ausgang gefunden.
Leicht war es nicht, da man oft gegen eine Wand rennt.
Als ich aber durch das Tal der Tränen durch bin, gab es auch für mich wieder Sonnenschein und ein erträgliches Leben.
Mein Mann wird immer tief in meinem Herzen sein und er ist auch immer gedanklich in meiner Nähe.
Heute bin ich stolz so nen langen Atem gehabt zu haben und das alles alleine gestemmt zu haben.
Geholfen hat mir mein Hund, den ich mir ein halbes Jahr nach dem Tod meines Mannes zugelegt habe...er hat mir auch einen anderen Freundeskreis ermöglicht, die nur mich kennen und nicht als Paar.
Sogeht man Schritt für Schritt den neuen Weg.
Auch heute bin ich hin und wieder sehr sehr traurig, aber ich weiss dass mein Mann nicht wollte, dass ich mich hängen lasse.
Todestag und GEburtstag von meinem Mann die nahe beieinander liegen sind heute noch ein komischer Tag.

Hab keine Angst vor dem was kommt...geniesse die Zeit mit Deinem Mann.
Du wirst in die Situation hineinwachsen...auch das Abschiednehmen wird Dir früher oder später leichter fallen...weil Du ihn gehen lässt, wenn es sein muss.

Durchdrehen wird keiner von Euch...Ihr stemmt das gemeinsam...dafür habt ihr Euch lieb.
Liebe GRüße
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  #5  
Alt 18.10.2012, 12:08
Oliver1976 Oliver1976 ist offline
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Beiträge: 6
Standard AW: Mit 30 so gut wie Witwe, Ernsthaft Gott?!!?

hallo Sadgirl1983,

ich kann deine empfindungen gut nachvollziehen, denn ich (36) stehe vor einer ähnlich hoffnungslosen situation mit ähnlichem verlauf mit meiner lebensgefährtin (brust metas). Der glaube an gott war bei mir noch nie vorhanden und wird sich nach jetztigem erlebnis wohl kaum noch bilden. du solltest unbedingt mit deiner famile über deinen gemütszustand reden, zumindest sofern diese aus erwachsenen & vernünftigen menschen besteht. mir hilft das immer sehr. deine angst vor dem alleinesein kann ich vollstens verstehen mir geht es sehr ähnlich... am schlimmsten ist die machtlosigkeit gegen diese krankheit etwas unternehmen zu können und die erkenntniss das weder wissenschafft noch medizin antworten haben bzw. einfach hilflos sind. wenn es dir hilft, darfst du mir gerne PM schreiben oder mich in FB adden. ich wünsche ich dir vom herzen alles gute für dich und deinen partner.

Geändert von Oliver1976 (21.10.2012 um 20:25 Uhr)
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  #6  
Alt 18.10.2012, 12:43
Benutzerbild von buffy197111
buffy197111 buffy197111 ist offline
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Standard AW: Mit 30 so gut wie Witwe, Ernsthaft Gott?!!?

Oh Gott... schrecklich, was ihr schon alles mitmachen musstet, und wenn ich in der Nähe wohnen würde, würde ich mich gerne mit Dir treffen und versuchen Dir Trost zu spenden. Mir fehlen jetzt aber auch die richtigen Worte. Bitte gebe die Hoffnung nicht auf! Bisher ist es trotz der Schicksalsschläge ja doch noch "gut" gegangen. Dein Mann hatte die Chance an der Studio teilzunehmen, es scheint ja geholfen zu haben. Die Angst vor dem Tod kann Dir und auch Deinem Mann leider keiner nehmen

Bei meinem Mann haben Sie im Dez. 2010 ein Karzinom bei einer OP (Darmverschluss) gefunden. Im Jan.2011 bekam er für ein halbes Jahr Chemo. Im Febr.2011 erneut OP (Darmverschluss) und wieder wurden Karzinome entfernt. Bis Aug. 2012 tumorfrei => Tumormarker hat bei Kontrolle angeschlagen => PET-CT und Ultraschalle zeigen wieder 2 verdächtige Stellen im Bauchraum am Darm => OP erfolgt am 06.11. auch wir haben letztes Jahr ganz gross, ich sogar in weiss und ganz romantsich geheiratet! Auch ich habe einfach nur Angst davor so früh Witwe zu werden! Mein Mann wird im Dez. 30 - ich bin allerdings schon 41 - natürlich viel zu jung zum Sterben!

Das Leben ist manchmal echt beschissen ... wir haben auch noch so viele Pläne, ich habe aber Angst diese umzusetzen, will sie nicht alleine durchziehen! Er ist wirklich mein Traummann, und auch ich kann mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen, aber immer wieder geistert dieses Gespenst durch meinen Kopf. Wie oft sitze ich zu Hause und betrachte irgendwelche Dinge, die meinem Mann gehören und fange mir an zu überlegen, was ich damit mache, wenn er sterben sollte. Verrückt, oder? Er lebt doch! Wir sollten die Zeit miteinander wie verrückt geniessen! Aber wie schaltet man auch diese bösen Gedanken ab? Ich habe keine Lösung, natürlich versuche ich mich mit allem möglichen abzulenken. Und klebe sehr an meinem Mann, manchmal stört es ihn, weil er brauch seine Freiheit.... schwierigschwierig.

Du bist leider nicht allein mit Deinen Ängsten

Fühl Dich gedrückt LG MEL
__________________
Tobias Müller 27.12.1982 - 29.09.2014
Engel leben ewig, Helden sterben jung!
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