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Alt 20.02.2012, 16:21
desert_rose desert_rose ist offline
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Registriert seit: 20.02.2012
Beiträge: 2
Standard Psychisch labil / Alzheimer...?

Hallo

Bei meiner Mama wurde vor ca. 5 Jahren ein Tumor in der Brust festgestellt, daß sie damals leider nicht schulmedizinisch behandeln ließ. Seit August letzten Jahres ist klar, daß der Kampf verloren ist: Die ganze Wirbelsäule voll mit Metastasen, eine kleine in der Leber. Meine Mama wurde operiert, damit die Nerven freigeschält werden konnten, war danach zwar immer noch auf dem Rollstuhl angewiesen aber war deutlich beweglicher als vorher.
Danach kam sie erstmal wieder heim - mit einer ganz guten Prognose: Pflegestufe 1 genehmigt, ambulante KG, Lymphdrainage, ambulante Chemo mit Herzeptin, Hormonen und Biphosdingsda (für die Knochen..?) da ihre Metastasen stark Her-positiv und hormonpositiv waren.
Leider hat sie sich daheim stark vernachlässigt, die KG schleifen lassen und langsam aber sicher den Lebenswillen verloren. Da fing es dann schon an: Rechnungen hat sie weggeworfen, aber hinterher behauptet daß sie sie nie bekommen hat, jeden Tag wurde etwas entschieden und wieder umgeworfen, sobald auch nur eine geringe Belastung war, ist das Nervenkostüm völlig durch gewesen (z.B. ein neuer Telefonanschluß, als das nicht gleich geklappt hat weinte meine Mama fast).
Im Dezember hat sich ihr Zustand leider nochmal rapide verschlechtert, sie hatte eine Lungenembolie und es war wochenlang nicht klar, ob sie es übersteht. Aber auch da hat sie gekämpft wie ein Löwe - und es überstanden. Danach Reha, Kurzzeitpflege und inzwischen in einem Pflegeheim, in dem sich meine Mama Gott sei Dank auch wohlfühlt. Ihre Infusionen werden fortgesetzt und die ärztliche Betreuung ist sehr gut. ABER: Sie baut mehr und mehr ab, das Kurzzeitgedächtnis lässt mehr und mehr nach - sie vergißt manchmal sogar sich aufzuschreiben, an was sie denken soll. Rückrufe kann man komplett vergessen, das vergißt sie auch, mit technischen Geräten kommt sie überhaupt nicht mehr klar (z.B. eine SMS lesen). Und was mich auch immer wieder erschreckt: Sie ist überhaupt nicht mehr belastbar, ein Besuch von 2 Stunden erschöpft sie so, daß sie danach den halben Tag schläft - und vorher und nachher ist sie in Tränen aufgelöst. Wenn wir ihr sagen, das sie bitte ihren Arzt um ein Rezept z.B. bitten soll, kommt garantiert "Kannst Du den nicht anrufen? Ich schaff das nicht!"
Sie ist auch sehr ungeduldig, wenn sie etwas möchte dann SOFORT - sie hat eine Verkäuferin mal ziemlich angeschnauzt, weil diese "zu langsam" eingepackt hat. Und was auch noch dazu kommt (das ist mir jetzt ziemlich peinlich, tut mir leid..): Sie vergißt sämtliche Manieren: Bitte und danke gibts fast nicht mehr, sie rülpst und lässt Winde fahren egal wer gerade da ist.

Uns Kindern macht das wirklich Angst und daher wollte ich mal nachfragen: Ist das eine Art verspäteter Schock? Wird meine Mutter noch zusätzlich dement? "Verwöhnen" wir sie zu sehr, machen wir zuviel für sie? Oder kommt das von dem Medikamenten (Morphium und Gott-weiß-was)?

Wir wissen langsam nicht mehr was wir machen sollen, vielleicht hat jemand von euch eine Idee.

Vielen Dank und einen schönen Abend
desert_rose
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  #2  
Alt 20.02.2012, 22:02
Sternenkreuzer Sternenkreuzer ist offline
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Registriert seit: 23.01.2012
Beiträge: 108
Standard AW: Psychisch labil / Alzheimer...?

Hallo desert_rose,

das ist ja wirklich eine schwierige Situation. Ich könnte mir vorstellen, dass da vieles zusammen kommt bei deiner Mama grad. Wahrscheinlich Verzweiflung, Angst, natürlich die immense Erschöpfung durch die schwere Erkrankung und dann die Metastasen, wer weiß was die schon ausgelöst haben. Wie du schreibst waren schon Nerven betroffen am Rücken, unser Körper ist so ein komplexes System und ich könnte mir schon vorstellen, dass das sicher auch das Gedächtnis und das Wesen eines Menschen beeinträchtigen kann.

Das es dir unangenehm ist wenn deine Mama jegliche Manieren vergisst, kann ich gut verstehen. Habt ihr versucht mit ihr drüber zu sprechen? Bekommt sie es vielleicht gar nicht mit?

Ich glaube mit der Diagnose Krebs als Betroffener umzugehen ist verdammt schwer und ich habe so das Gefühl (bei meiner Mama zumindest jetzt), der Kranke durchläuft mehrere Phasen. Zuerst ist da sicher etwas Verdrängung und auch inakzeptanz, das ist sicher wichtig für den Kampf gegen den Feind, aber irgendwann kommt sicher das Erwachen und wenn man in dem Moment nicht mit anderen Menschen spricht und sich seinen Lieben anvertraut, mit all seinen Ängsten und Sorgen, dann kann ich mir schon vorstellen, dass man verbittert ist und auch nur noch ganz wenig Interesse an dem hat, was die Mitmenschen denken.

Ich habe leider grad keinen wirklich Tipp wie ihr damit umgehen soll aber vielleicht solltet ihr einen Psychoonkologen hinzuziehen, falls deine Mama das zulässt.

Ich wünsch dir viel Kraft für die nächste Zeit und alles Gute!

Viele Grüße

Nadine
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