Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 13.03.2011, 22:44
Johnny Beton Johnny Beton ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 13.03.2011
Beiträge: 3
Standard Leberkrebs Endstadium

Guten Tag liebe Menschen,

ich weiß gar nicht wie ich anfangen soll, ich schreibe einfach mal drauf los.
Ich habe hier die Beiträge von so vielen tollen und starken Menschen gelesen dass ich mir nun den Mut genommen habe meine Erfahrung zu berichten und meine Fragen zu stellen. Vielleicht kann mir jemand meine Fragen beantworten oder findet den Mut sowie ich sich mitzuteilen.
Ich selbst bin 29 Jahre alt und habe bisher keine direkte Erfahrung mit dem Thema Krebstod bzw. Tod eines Familienmitglieds gemacht.

Mein Onkel ist 78 Jahre alt und ist an Leberkrebs erkrankt, er befindet sich im Endstadium, es gibt definitiv keinen Weg zu behandeln oder zu operieren, dafür wäre er auch viel zu schwach denke ich. Um es zu verdeutlichen warum ich so sehr an meinem Onkel hänge, ich bin selbst ohne Opa oder Oma aufgewachsen da alle sehr früh verstarben und meine Tante und mein Onkel konnten keine Kinder bekommen somit war ich der "Sohn" und ich liebe meine Tante und meinen Onkel über alles aus dem Grund geht es mir ganz schön an die Substanz.

Mein Onkel war vor ca. 4 Wochen 9 Tage im Krankenhaus weil er auf einmal knallgelb war am ganzen Körper, da er zusätzlich noch an Diabetis leidet gabs da relativ viele Untersuchungen. ich habe mir schon gedacht dass etwas mit der Leber oder der Niere sein muss aufgrund der Gelbfärbung, aber ich habe keinen Gedanken an Krebs verschwendet. Es wurde eine Leberpunktion gemacht jedoch ohne wirklichen Befund. Meinem Onkel ging es vor dem und auch im Krankenhaus ganz normal, er hatte in den letzten Jahren etwas Probleme mit Wasser am Herzen und kleinere Weh Wehchen aber so wirklich topfit bis zum 78 Lebensjahr ist ja eher die Außnahme.
Zurück zum Thema, nach der Punktion kam nicht wirklich ein Befund bei raus oder mein Onkel hat nichts gesagt, die Leber wurde nochmal punktiert und eingesandt ins Labor. Mein Onkel ist aus dem Krankenhaus entlassen worden und war auch soweit "fit" zu hause. Am letzten Sonntag war ich noch bei ihm und wir haben gescherzt und geredet wie immer. Am Mittwoch dann ist er nachts auf der Toilette gewesen und war dann auf einmal nicht mehr ansprechbar, meine Tante hat ihn auf den Boden gesetzt und sofort einen Notarzt gerufen.
Zwei Tage später war ich im Krankenhaus und mein Onkel lag im Bett und sah sehr schlecht aus. Er hatte einen Zugang mit Kochsalzlösung(?) und einen Schlauch zu Atmunsgunterstützung in der Nase.
Ich konnte noch ein wenig mit Ihm sprechen und danach habe ich mit meiner Tante gesprochen die an dem Donnerstag die Diagnose der 2. Punktion bekommen hat, Leberkrebs Endstadium, ein faustgroßer Tumor an/in der Leber. Es hat unfassbare 2 1/2 Wochen gedauert bis der Befund da war!!!
Meine Tante war anfangs sehr aufgelöst dass ihr Mann mit dem sie über 50 Jahre verheiratet war sterben wird hat sich jedoch sehr schnell gefangen und ist sehr stark.
Nur einen Tag später war ich wieder im Krankenhaus und habe meinen Onkel vorgefunden im Dimmerzustand mal Augen offen und mal geschlossen, nicht mehr ansprechbar und er hat die ganz Zeit sehr unverständliches Zeug geredet. Er hat sehr oft nach seiner Frau gerufen und auch nach "Muddi" was mir die Tränen in die Augen trieb weil "Muddi" seit 1988 Tod ist und er sie, obwohl es "nur" seine Schwiegermutter war unendlich geliebt und geschätzt hat.
Ich war dann Abends kurz zu Hause und war gegen 23 Uhr nochmal da, da hat er mich angeschaut mir das Gesicht gestreichelt und geweint und sich für seine tolle Familie bedankt. Er war wieder einigermaßen klar und man konnte mit ihm reden. Er selber weiß nicht dass er sterben wird oder dass er Krebs hat. Ich habe diesen Moment als meinen persönlichen Abschied gesehen und mich gefreut dass er mich erkannt und wahrgenommen hat. Er hat mir sogar zum Abschied ein bei uns immer übliches Küsschen auf die Wange gegeben.
Ich war vorhin nochmal da und er war total am Dimmern, die Augen zu oder halboffen und am reden was ich nicht verstehen kann, als wenn er Situationen durchlebt aus der Vergangenheit.
Ich habe nun einige Fragen welche ich einfach mal stellen möchte und vielleicht kann mir jemand eine Antwort geben oder seine Erfahrung mitgeben.

Wieso ist mein Onkel in den letzten Tagen mal fast weggetreten und am phantasieren und manchmal kann man mit ihm sprechen, Schmerzmittel oder Medikamente bekommt er keine ?

Ist es normal dass der Befund nach der 2. Punktion über 2 Wochen gedauert hat ?

Wieso phantasieren die Menschen in dem Moment bzw. reden und nuscheln ?

Mein Onkel zittert teilweise sehr stark und friert obwohl es locker 25 Grad sind in dem Zimmer, seine Körpertemperatur ist normal. Wieso ?

Hat jemand Erfahrung mit dem eigentlichen Tod bei Leberkrebs, wie geht es zu Ende, Schmerzen hat er keine momentan, kommt da noch was ?

Ich kann es nicht glauben wie schnell das ging, in 3 Tagen von "normal" zu weggedimmert und sehr schwach. Ist so etwas normal ?


Ich sitze manchmal einfach nur bei ihm am Bett und erzähl ein wenig was und ich bilde mir ein er versteht mich, zumindest teilweise. Hat da jemand von Euch Erfahrungen gemacht ?
Ich bin einfach nur unendlich tief traurig und denke an meinen sterbenden Onkel und meine Tante die so unfassbar leiden muß. Es tut mir so sehr leid.
Ich bitte grammatikalische Fehler zu entschudligen aber ich habe den Kopf einfach voll und kann es momentan nicht besser.

Ich bin dankbar über jede Info, jeden Beitrag oder Erfahrungsbericht von Euch.

Liebe Grüße aus dem hohen Norden

Christian

Geändert von Johnny Beton (13.03.2011 um 23:00 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 13.03.2011, 23:09
lyra lyra ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.09.2008
Ort: bei Köln
Beiträge: 375
Standard AW: Leberkrebs Endstadium

Hallo Christian, willkommen hier, wenn auch- wie immer- aus traurigem Anlass.
Alle Deine Fragen kann ich natürlich nicht beantworten, aber ich will mal versuchen, aus eigener Erfahrung zu erklären.

Mir scheint, Dein Onkel hat sich die ganze Zeit ganz gut gehalten und nun versagt die Leber ganz rapide. Er scheint schon ins Leberkoma zu fallen.
All Deine Fragen deuten darauf hin.
Wenn nichts Gravierendes passiert, wird er wohl friedlich hinweg dämmern.

So hart es sich jetzt für Dich anhört: dann ist ihm langes Leid mit Chemo und sonstigen Experimenten erspart geblieben. Gönne es ihm.

Und sitze weiter bei ihm, halte seine Hand, wenn er es mag und erzähle, sie verstehen es, sie bekommen es mit- auch wenn sie nicht mehr antworten können.

Liebe Grüße
Lyra
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 13.03.2011, 23:53
Johnny Beton Johnny Beton ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 13.03.2011
Beiträge: 3
Standard AW: Leberkrebs Endstadium

Hallo Lyra,

Ja leider verdrängt man Krankheit und den Tod und wenn es dann soweit ist schreibt man "hier" und hofft auf Antworten und Erfahrungen.

Ich habe auch schon einiges gelesen zum Thema Leberkrebs und versucht Informationen zu bekommen. Soweit ich dass mitbekommen habe leiden Leberkrebs Patienten angeblich so gut wie gar nicht, da die Leber selbst keine Schmerzrezeptoren hat sondern schlafen in den meisten Fällen einfach ein.
Ich hoffe so sehr dass er einfach wegnickert und "heim" geht. Er ist einfach so ein guter Mensch dass er alles andere nicht verdient hätte.
Ich meine mir auch einzubilden dass er vielleicht einfach innerlich nochmal schöne Momente erlebt bzw. nochmals erlebt und nicht leidet und vielleicht deshalb auch die ganze Zeit unverständlich redet und Bewegungen mit den Händen macht. Er schreit nicht oder jammert sondern scheint einfach Situationen und zu phantasieren.

Momentan bin ich auch wieder etwas zur Ruhe gekommen und wieder einigermaßen gefaßt.
Ich sehe immerwieder meinen Onkel in schönen Situationen vor mir und denke an dass was wir zusammen gemacht haben.


Vielleicht gibt es hier ja noch den einen oder anderen der mir Antworten oder Informationen geben kann oder mag.

Gruß Christian

Geändert von Johnny Beton (13.03.2011 um 23:59 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 14.03.2011, 08:27
Johnny Beton Johnny Beton ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 13.03.2011
Beiträge: 3
Standard AW: Leberkrebs Endstadium

Heute Nacht während ich noch hier im Forum einige Beiträge gelesen habe, da ich kein Auge zumachen konnte, hat mein Telefon geklingelt und mein Vater hat mir gesagt dass mein Onkel um 01:50 heute am 14.03.2011 für immer eingeschlafen ist.
Ich bin nach dem überwinden des ersten Schocks sofort ins Krankenhaus gefahren und habe mich nochmal kurz persönlich von meinem geliebten Onkel verabschiedet. Ich habe geschaut ob die Fenster auf sind in dem Zimmer damit seine Seele gehen kann und ihm noch ein paar letzte Worte mit auf den Weg gegeben.

Er lag ganz friedlich und mit einem entspannten Gesichtsausdruck dort. Er war so ein guter Mensch und dafür hat Gott ihn nicht lange leiden lassen sondern sehr schnell nach Hause geholt.
Ich bin unendlich traurig aber sehr dankbar dass er so friedlich eingeschlafen ist und alles so schnell ging.
Damit nehme ich nun Abschied von dem besten Onkel der Welt und versuche Kraft zu sammeln um meiner Tante in den Tagen zur Seite zu stehen.

Karl-Heinz 13.05.1933 - 14.03.2011
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 14.03.2011, 10:49
lyra lyra ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.09.2008
Ort: bei Köln
Beiträge: 375
Standard AW: Leberkrebs Endstadium

Hallo Christian,
mein Beileid zu Eurem Verlust.
Nun ist es ganz schnell gegangen und er durfte ohne Schmerzen hinüber gleiten. Das ist schön für ihn.

Liebe Grüße
Lyra
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 14.03.2011, 15:09
Nane71 Nane71 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 07.03.2011
Beiträge: 15
Standard AW: Leberkrebs Endstadium

Hallo Christian

auch von mir mein Beileid, aber dafür hat er es jetzt geschafft und mußte sich nicht so quälen.
Bei meiner Mum ist der Zustand fast genauso sie phantasiert viel sieht Dinge die nicht da sind und dämmert vor sich hin. Zwischenzeitlich ist sie aber nur kurz wieder da. Ich frag mich auch immer ist das der Anfang vom Leberkoma oder Nachwirkungen von 2 Wochen Nevavar, aber sie ist so gelb wir sind immer hin und her.
Seid dankbar für diese kurze Zeit der Krankheit meine Mum kämpft seit 12/09 damit und nun haben wir bald verloren.
Trotzdem genieß ich die letzten Tagen bin jeden Morgen da versuch es ihr schön zu machen und meinen Vater zu unterstützen und vieles für die Zeit danach vorzubereiten denn dann werde ich wohl in mein Loch fallen.
Und wenn sie so irgendwann einschläft dann wissen wir wir haben versucht alles so schön wie möglich zu machen.
Jetzt haben wir auch Hilfe, der Pallitativ kommt am Mittwoch zum Beratungsgespräch, eine Pflege kommt 3x tg, das Bett steht und den Rest schaffen wir auch.

Ich denk an Euch in den nächsten Tagen
Grüße auch aus dem hohen Norden
Christiane
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 14.03.2011, 16:02
BieneMaja BieneMaja ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 26.02.2011
Beiträge: 11
Standard AW: Leberkrebs Endstadium

Mein Beileid.

Es ist schrecklich einen lieben Menschen zu verlieren. Das positive daran ist, das er wohl ohne größere Schmerzen und Chemotherapien eingeschlafen ist.

Mein Vater hat auch Leberkrebs ist 71 Jahre und bekommt heute seine Erste Chemoembolisation. Er hat sich für diese Therapie entschieden um ggf. noch etwas länger bei uns zu sein. Ich hoffe, das er alles gut übersteht und das diese Therapie auch ein wenig Erfolg bringt. Ich weiß auch noch nicht was passiert wenn mein Vater sich für immer verabschieden wird. Ich hoffe nur, wenn es soweit ist, dass er nicht leiden muss und keine Schmerzen haben wird.

Liebe Grüsse
Angie
Mit Zitat antworten
  #8  
Alt 14.03.2011, 16:17
Sternchenhk Sternchenhk ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 05.07.2010
Ort: nähe Stuttgart
Beiträge: 136
Standard AW: Leberkrebs Endstadium

Hallo Christian,

auch ich will dir mein Mitgefühl ausdrücken.
Sei glücklich, das dein Onkel so gehen hat können, einschlafen und gehen.
Was kann es schöneres geben.

Mein Mann ist vor 3 Wochen auch so gegangen, für mich war es hart, aber ich bin dankbar dafür.

Liebs Grüßle
Sternchen
Mit Zitat antworten
  #9  
Alt 14.03.2011, 18:41
Benutzerbild von fraunachbarin
fraunachbarin fraunachbarin ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 04.11.2010
Ort: ulmer ecke
Beiträge: 1.150
Standard AW: Leberkrebs Endstadium

hallo christian..
auch von meiner seite aus mein tiefes beileid.
stille grüße
tine
__________________
MISS YOU MAMA
24.02.1944-15.10.2012
Mit Zitat antworten
  #10  
Alt 15.03.2011, 11:04
sissy sissy ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 26.04.2007
Ort: Österreich
Beiträge: 384
Standard AW: Leberkrebs Endstadium

Lieber Christian,

mein aufrichtiges Beileid und stille Grüße


Sissy
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 16:00 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55